Es führt kein Weg daran vorbei. Deutschland, das Land der Ingenieure
und Erfinder, muss ein Social Business werden. Nur so werden wir uns im
globalen Wettbewerb behaupten könnrn. Wir leben von unserem Knowhow,
davon, dass wir hochkomplexe Lösungen und Produkte entwickeln. Und wir
müssen das schneller und besser tun als diejenigen, die dann unsere
Autos, Solartechnologie oder Maschinen kopieren.
Um vorne zu bleiben, müssen wir in die Innovationskraft unserer
Unternehmen durch offenen Ideenaustausch und transparente Diskussion
fördern. Dazu braucht es nicht nur die Technologien. Es braucht vor
allem auch die Erkenntnis und Geisteshaltung des Managements. Es ist
eine Frage der Unternehmens- und Führungskultur. Der Mitarbeiter ist
nicht nur als Kostenfaktor zu sehen. Er ist vielmehr und vor allem ein
Produktivitätsfaktor, ein Knowhow- und Innovationsträger. Und es ist
unsere Aufgabe, auf unsere Mitarbeiter zu setzen, sie mit den neuen
Arbeitsweisen und Technologien, deren Risiken, vor allem aber deren
Chancen vertraut zu machen.
Und nicht nur Grossunternehmen müssen ein Social Business werden.
Gerade auch der deutsche Mittelstand als unverzichtbarer
Innovationsmotor ist gefragt. Vor einiger Zeit war ich zu Besuch bei
einem Mittelständler in Baden Württemberg. Dieses Unternehmen lebt
davon, dass es auf seinem Fachgebiet, der Wassertechnologie, die besten
und innovativsten Produkte hat. Sie sind dem Wettbewerb immer einen
Schritt voraus und können deshalb auch höhere Preise für ihre Produkte
nehmen.
Die Unternehmensführung war durchaus gegenüber dem neuen "Social
Gedöns" skeptisch: "Die sollen nicht chatten, die sollen was schaffen",
so die Aussage eines Managers in voll schwäbischem Akzent. Aber die
Geschäftsführung hat dann doch sehr schnell erkannt, wie wichtig
Echtzeitkommunikation, die Diskussion und der Austausch über Social
Software ist, damit man Marktführer weltweit bleibt. Dieser deutsche
Mittelständler ist ein Beispiel par excellence für ein Social Business,
das auf seine Innovationskraft angewiesen ist, die Expertise und Ideen
seiner Mitarbeiter braucht, das geographisch verteilt arbeitet und das
schneller und besser als seine Wettbewerber sein muss, um überleben zu
können. Solche mittelständischen Unternehmen gibt es zu hauf in
Deutschland.
Die deutschen Unternehmen profitieren in hohem Maße von gut
qualifizierten Mitarbeitern und von der Innovationskraft. Es gilt solche
Mitarbeiter zu finden, für das Unternehmen zu gewinnen, sie aus- und
laufend weiterzubilden, den kreativen, offenen Austausch zwischen ihnen
zu fördern, ihr Wissen "einzufangen" und zu dokumentieren.
Es ist übrigens keine Frage des Alters: Gerade die älteren
Mitarbeiter sind oft die Knowhow-Träger und Experten. Sie werden in
einer älter werdenden Bevölkerung immer wichtiger. Gerade auch sie
müssen wir an das heranführen, was wir unter einem Social Business
verstehen. Das erfordert Zeit, Geduld, Aus- und Weiterbildung ebenso wie
Offenheit, Managementunterstützung und eine Vertrauenskultur im
Unternehmen. Letzteres mag etwas in Zeiten ständiger Kosteneinsparungen
und oft damit verbundenen Personalabbaus verloren gegangen zu sein. Es
erfordert auch, dass Gewerkschaften und Betriebsräte sich innovativ mit
dem Thema Social Business auseinandersetzen, sich nicht auf
E-Mail-Verbote fokussieren und so die Grabenkämpfe von gestern führen.
Es ist kein Meister vom Himmel gefallen. Auch das Auto fahren mussten
wir alle lernen, in Theorie und Praxis, vor allem aber durch das
praktische Fahren auf unseren Strassen. Genau so ist es auch im Social
Business. Wir müssen es lernen, mit Hilfe des Fahrlehrers -- oder nennen
wir sie in diesem Zusammenhang Social Business Champions -- und durch
eigene Erfahrung. Die Mitarbeiter müssen die Technik, das Schalten,
Bremsen und Steuern des "sozialen Fahrzeugs" lernen, aber auch die
Verkehrsregeln, die Social Business Guidelines, kennen.
Und Unternehmensführung und Betriebsräte müssen den Mitarbeitern vor
allem auch die Chance geben, sich auf die Strassen des Social Business
zu begeben. Sie darf nicht zu viele Stopschilder, Ampeln und Blitzer
aufstellen. Kontrolle mag gut sein, Vertrauen ist besser, wenn man
Innovation fördern und im Markt führen will. Wir erleben derzeit, dass
gerade in Deutschland das Thema Social Business angekommen ist, meiner
Beobachtung mehr als in den anderen europäischen Ländern. Dies ist eine
Riesenchance, erfordert aber auch, dass sich Unternehmen nicht nur auf
die Auswahl des richtigen Fahrzeugs -- sprich der richtigen Social
Software -- konzentrieren. Sie müssen vor allem auch erkennen, dass ihre
Mitarbeiter eine gute Ausbildung und Fahrpraxis brauchen. Nur dann
klappt das auch mit der Nachbarin ...
Hier meine 10 Social Business Thesen für "Schland 2013" (wobei ich
glaube, dass das auch für andere Länder gelten mag). Über Feedback,
kritische Kommentare und Ergänzungen freue ich mich sehr. Meine 10
Social Business Thesen für 2013
- Deutschland muss ein Social Business werden, um im globalen
Wettbewerb erfolgreich zu sein. Dies gilt gerade auch für den deutschen
Mittelstand.
- Die Mitarbeiter gehören in das Zentrum eines Social Business. Sie sind entscheidender Produktivitäts- und Innovationsfaktor.
- Die Unternehmensführung muss eine offene Vertrauenskultur fördern
und wollen. Sie muss Social Business vorleben. Ein Social Business
funktioniert nicht mit den Hierarchie- und Kontrollmustern von gestern.
- Das gilt auch für die Gewerkschaften und Betriebsräte. Es ist gilt
konstruktiv die Arbeitswelt zu gestalten und Chancen für die Mitarbeiter
zu erkennen. Darauf sollte der Fokus der Gewerkschaften liegen. Crowd
Sourcing, Home Office oder mobiles Arbeiten müssen sozial gestaltet
werden. Zu verbieten sind sie nicht.
- Es ist kein Meister vom Himmel gefallen. Die Mitarbeiter müssen
ihren Social Business-Führerschein machen dürfen, mit Fahrstunden und
Fahrlehrer in Theorie und Praxis.
- Social Business braucht Zeit und Geduld. Man muss die Mitarbeiter
sanft aus ihren E-Mail-Silos mit darin gebunkertem Sicherheits- oder
Herrschaftswissen herausholen und sie geduldig von den Vorteilen des
transparenten Teilens von Wissens und eines offenen Austauschs
überzeugen.
- Unternehmen sollen die Mitarbeiter fördern, die eine Affinität zu
Social Media haben und sie zu Social Business Champions machen, die ihre
Kolleginnen und Kollegen fördern.
- Es gilt, eine leistungsfähige, moderne Social Business-Plattform
auszuwählen, die sich mit ihren Funktionen in die tägliche Arbeit
integriert, die das Arbeiten im Büro und auf mobilen Endgeräten
unterstützt.
- Mindestens so wichtig wie die Social Business-Plattform ist, dass
der Lieferant auch tiefe Expertise in der Einführung von Social Software
besitzt und die Einführung begleiten kann. Der Lieferant sollte am
besten selbst ein Social Business sein, das vorleben, was er verkauft.
- Das intern gelebte Social Business ist die erste Stufe. In der
nächsten Stufe kann und sollte Social Business in der Beziehung zu
Kunden und Lieferanten praktiziert werden.