Posts Tagged: ‘Der Goldene Blogger’

Digitale Eventformate bei #9vor9: Wie fessele ich meine Zuschauer an den Bildschirm? Ab ins #HomeOffice und Bambi bei #GoldeneBlogger

10. März 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Eigentlich hatte ich ja ganz andere Themen, aber die Diskussionen der vergangenen Tage haben uns überholt: Die Digitalisierung und Virtualisierung von Präsenzveranstaltungen standen heute im Fokus von #9vor9 mit Gunnar Sohn und Lars Basche. Nun sind wir drei ja nun wirklich Protagonisten virtueller Formate, uns muss man also keine Eulen vorbei bringen, doch graut es dem ein oder anderen von uns, was denn da kommen könnte. Statt rauer, wilder, authentischer, engagierender Live-Formate ein Tag Progamm mit 8 Vorträgen à 45 Minuten, die live „ge-stream-t“ werden. Null Diskussion und Interaktion und die Leute pennen nach 20 Minuten weg oder machen etwas anderes. Kennt man ja aus dem Alltag. Die Versuchung, während einer Webex-Konferenz, parallel andere Dinge zu tun, ist wesentlich größer als das entsprechende Risiko bei einer Präsenzveranstaltung.

Virtuelle Formate: Aufmerksamkeit binden, Dialog fördern

Ich glaube, dass man durchaus interessante Vortragsformate finden kann, die Referenten auf TED Talk-alike Formate trainieren kann. Allerdings braucht es noch etwas Phantasie, wie man die „sozialen Kontakte“ virtuell abbilden kann. Was ersetzt das Gespräch bei einer Kaffeetasse zwischen Verkäufer und Interessent? Wie kriege ich die kleine Diskussionsrunde hin, die in Vortragspause zusammen steht und sich austauscht? Die digitalen Möglichkeiten, die Software, das zu tun ist da, aber es ist halt emotional etwas anderes. Hier wird man noch gehörig „gehirnschmalzen“ und experimentieren müssen, was funktioniert und was nicht funktioniert.

Sicherlich ist derzeit auch Mut gefragt, Dinge auszuprobieren. Macht die virtuelle Messe, die einen Messestand abbildet, Avatare verwendet und quasi eins zu eines optisch ein Event virtuell darstellt Sinn? Ich weiß es nicht, aber es ist sicher auch der Mut gefragt, Formate zu testen. Auch mit dem Risiko, dass Dinge schief gehen. Ich gehe auch davon aus, dass sich das Verhalten der virtuellen Besucher und Teilnehmer ändern wird. Wie nachhaltig, das ist die Frage.

Nun doch ins heimische Büro

Gunnar hat dann auch auf das Thema Homeoffice verwiesen, das jetzt allenthalben diskutiert wird. Viele Unternehmen nicht nur in den USA schicken ihre Mitarbeiter:innen jetzt in die heimischen vier Wände. Sinnigerweise sind es Unternehmen, die oft sonst gegen Heimarbeit sind. Lesenswert hier die satirsche Kolumne von Maren Hoffmann auf Manager-Magazin.de. Ich schreibe mal lieber dazu: Achtung, Satire.

Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an die #9vor9-Sendung vom 3. März 2020 zurück: Laut D21-Digital-Index 2019 / 2020, dem jährlichen Lagebild zur Digitalen Gesellschaft, sagen 60 Prozent der Befragten, bei Ihnen gehe keine Heimnarbeit, der Job lasse das nicht zu, 30 Prozent sagten, das Unternehmen lasse das nicht zu und 15 Prozent bekundeten keine Interesse.

Das Bambi der Netzszene #GoldeneBlogger

Und natürlich mussten wir angesichts des Twitter-Scharmützels des gestrigen Abends auch auf das Bambi der Netzszene, die #GoldeneBlogger-Auszeichnung eingehen. Manche Preisvergabe war und ist mir bei aller Sympathie etwas sehr aufmerksamkeitsheischend und populistisch. Einige, viele Preise sind durchaus verdient. Und schön, dass man sich in solchen Seiten auch über diese kleinen Nebensächlichkeiten echauffieren kann. So weit, so gut. Meine eigentlichen Themen für die Sendung lege ich mal auf Eis, hole sie kommende Woche raus oder verwurschtele sie anderswo.

#9vo9 als Podcast bei Apple, Spotify, Deezer … zum später hören

Zum Abschluss dann auch hier der Hinweis, dass es #9vor9 seit vergangener Woche auch als Podcast auf den wichtigsten Plattformen gibt.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Jill Wellington auf Pixabay

Zum Zustand der Blogosphäre: Goldene Zeiten oder lebt sie gerade noch so?

22. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Da bin ich per Zufall über zwei Beiträge zum Thema Bloggen und Blogs gestoßen. Thomas Knuewer schreibt auf Indiskretion Ehrensache über die anstehende Verleihung der Goldenen Blogger. Demnach gab es über die Home Page 2.000 Einreichungen und nun wurden Shortlists veröffentlicht, wer die Preise bekommen könnte. Da taucht dann Rezo als möglichen Blogger des Jahres Rezo auf oder Ruprecht Polenz wird als Neuentdeckung nominiert. Doro Bär ist übrigens auch dabei, lieber Gunnar.

Was ist ein Blog? Er muss anregen, informieren, binden, sich lohnen …

Das sieht nach einer bunten Liste und lebendigen Welt aus. Ja, die Definition, wer ein:e Blogger:in ist, welche Formate und was man als Blog bezeichnen kann, ist sicher extrem breit. Das reicht vom YouTube-Blogger bis zum professionellen Blog auf einer Verlagsseite, wie dem von Michael Kroker, der gerade 10 Jahre Bestehen feiern durfte. Da gehört auch der Unternehmensblog dazu, auch wenn der hier und da in ein Magazin transformiert wird. Und beim Goldenen Blogger sind sicher auch Kategorien dabei, die keine Blogs darstellen. Doch die Vielfalt – und ich habe gerade eher traditionelle Blogs genannt- macht aber aus meiner Sicht nichts, denn auch ich bin da für einen sehr pragmatischen Ansatz. Da mag auch ein guter Bekannter auf seiner Webseite schreiben Ceci n’est pas un blog, mir wurscht, Hauptsache es lohnt sich, die Beiträge zu lesen. Es kommt auf den Mehrwert an.

Freie Wahl der Form: Jeder soll, wie sie:er will

Ich habe auch kein Problem mit Fließband-Bloggern, wie sie Henning Uhle genannt hat, die nicht immer oder keine ellenlange Beiträge verfassen: „Fließband-Blogger machen das anders. Das sind alles so Kurzmitteilungen. Geschätzte 100 Worte lang.“ Natürlich Selbstschutz, denn solche Artikel habe ich mir auch partiell angewöhnt. Manche Zitate und Artikel sind einfach zu gut, als dass sie in der ach so flüchtigen Twitter-Timeline auch mir selbst und meinem Gedächtnis verloren gehen sollten. Im „Notizblock“ sind sie gut aufgehoben und wieder auffindbar. Und es passt auch zu meiner Idee und meinem Konzept, Informationen und Beiträge für verschiedene Ziel- und Interessengruppen zu kuratieren.

Eingeschlafene Blogosphäre?

Doch zurück zu Henning Uhle und seinem Beitrag und seiner Frage, ob die Welt der Blogs denn noch existiert. Er sieht auf der einen Seite die Profiblogger, die sich „durchgesetzt“ haben, auf der anderen Seite Leute – die wie auch ich – so vor sich hin wurschteln. Manche sind – wie es auch Henning schreibt – sehr umtriebig, andere Blogs sind eingeschlafen. Einige von mir geschätzte Blogger schreiben nur noch sehr selten, was ich extrem schade finde. Und oft – ich schaue in den Spiegel – mangelt es auch an der Lust und der Zeit, sich mit Themen wie SEO, in Google News eintragen, Promotion über Facebook, Twitter, LinkedIn, Xing, Pinterest, Instagram usw. zu befassen, was vielleicht … vielleicht mehr Reichweite schaffen würde. Ein eigenes Thema, ein eigener Blogbeitrag für sich. Vielleicht bald einmal. Doch jenseits von Reichweite: Es muss die Leidenschaft von innen kommen und in die Tastatur, das Mikrofon oder die Kamera wollen. Mir macht es den Kopf frei und hilft mir (hoffentlich) denken. Oder es muss sich halt monetär lohnen.

Blogger:innen: Mehr Bäume miteinander pflanzen

„Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass Blogs nie als Nachrichten-Portale oder als Goldesel gedacht waren,“ schreibt Henning Uhle und fordert dazu auf, dass Blogger wieder mehr Bäume miteinander ausreißen sollten. Nun kann ich es mir nicht verkneifen und zu verschlimmbessern: Lasst uns lieber mehr Bäume zusammen pflanzen. Bin ich dafür. „Da simmer dabei, dat ist prima …“

Eine vielfältige Blogosphäre finde ich anregend, auch wenn man sich natürlich in seinen Filterblasen bewegt. Es gilt die Ohren und Augen aufhalten und auch mal Ping-Pong spielen, wie es der Gunnar und ich bewusst tun. Sich gegenseitig verlinken und zitieren. Aber, wie gesagt, oft sind wir in unserer Filterblase und in „Special Interest Groups“, auch wenn die manchmal gar nicht so „special“ sind, die Interessen. Und wenn eine wenn auch sehr kleine, regelmäßige, aktive Hörer- und Leserschaft wie bei #9vor9 dabei ist und mitzwitschtert, gehören die für mich auch zum Netz und sind ein Grund, warum wir das machen.

Alles, was hilft, ist willkommen. Das können Bloggerverzeichnisse und Plattfiormen sein. Und wenn Initiativen wie die Goldene Blogger:in unabhängig und möglichst Aufmerksamkeit erzeugen, „be my guest“ … Auch wenn es ein bisschen Boulevard ist. Oder ist denn die re:publica immer noch das Treffen der Blogosphäre, so wie sie mal vor mehr als 10 Jahren gestartet hat? Ideen, Blogs wieder Sauerstoff einzuführen, sind immer willkommen.

Lassen wir uns Blogs und soziale Kanäle nicht kaputt machen

Was mir wichtig ist, dass es noch immer Leute gibt, die sich engagiert äußern und Blogs wie auch andere soziale Kanäle mit Kopf, Versand, Emotion, Diskussion, Respekt und Toleranz leben. Das brauchen wir, um all dem Hass und er Intoleranz entgegen zu treten. Es ist für mich unverständlich und nicht akzeptabel, wenn Trolle eine Crowdfunding-Sendung wie die, die Gunnar am Sonntag für eine Betroffene in Australien organisiert hat, kapern und zu-spam-en. Das macht mich betroffen (ich weiß, Unwort) und wütend. Aber wir sollten uns von solchen Leuten und Exzessen nicht die Laune verderben lassen. Wir sollten uns und vor allem auch anderen Nutzern Blogs und soziale Kanäle nicht kaputt machen und schlecht reden lassen. Alles, was dabei hilft, ist mehr als willkommen.

Gestern war ein sonniger Tag und ich habe mich, obwohl ich erkältet war, auf 15 Minuten Diskussion und anschließendes Gezwitschere mit Lars, Gunnar, Peter, Sven und anderen gefreut. Und das lassen wir uns bitte nicht kaputt machen. Das hätten die Deppen vielleicht gerne.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Tanja-Denise Schantz auf Pixabay