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Bunter #CMOKurator diesmal mit kopflosen Inhalten, Daten und Lorbeeren und hausgemachten MarTech-Lösungen

16. Dezember 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Und wieder einige kuratierte Informationen aus der Welt des Marketings, der Werbung und der Digitalisierung. János Moldvay von Adtriba schaut auf LEAD in die Glaskugel und identifiziert die Trends für 2020. Mir ist (wie nicht anders zu erwarten) der Absatz zu den Werbeplattformen beziehungsweise zur Abhängigkeit von Google, Facebook und Amazon wichtig:

Kein Marketer kommt an Google und Facebook vorbei, wenn er online und mobil auf sein Unternehmen aufmerksam machen will. … Gleichzeitig wächst die Bedeutung des E-Commerce-Riesen Amazon als Werbeplattform.

Aber die Plattformen verlieren angesichts einer ganzen Reihe von Zwischenfällen im Bereich Datenschutz ihren Nimbus. …

Um die Abhängigkeit von den großen Werbeplattformen zu reduzieren, müssen Advertiser Wege finden, die Kundenbeziehungen in größerem Maße selbst zu kontrollieren – einschließlich der damit einhergehenden Daten.

über Ausblick auf 2020: Diese Trends erwarten uns im Marketing | LEAD

Dazu passt dann andererseits ja die laufende Auseinandersetzung um die ePrivacy-Verordnung, die auf EU-Ebene wieder in die Gremien geht. Die Branchenverbände (und Verlage) jubeln (gehässig) und schießen gegen oben genannte Konzerne, wie es Joachim Schütz, Geschäftsführer der Organisation der Werbungtreibenden im Markenverband (OWM) tut:

Mit diesem Abstimmungsergebnis konnte vorerst verhindert werden, dass die marktdominanten globalen Plattformen einseitig zulasten der europäischen Unternehmen gestärkt werden, ihr Datenreichtum weiter wächst und damit digitale Geschäftsmodelle europäischer Unternehmen gefährdet sind.

über Nach erneuter Verschiebung: Branchenverbände fordern Neujustierung der E-Privacy-Verordnung – Horizont

Es werden aber trotzdem in Deutschland – siehe oben – eher kleine Cookies gebacken …

Warum kopflos sein im Content Management Sinn macht

Vergangene Woche war ich ja auf dem Acoustic Launch Event und der Acoustic TechniCon in Stuttgart und habe dort mehr über Acoustic Content, den ehemaligen IBM Watson Content Hub, erfahren. Ein kopfloses Produkt, im Ernst eine Lösung aus der Kategorie Headless Content Management System (CMS). Passend dazu ist dieser Beitrag zu Omni-Channel Content Platforms erschienen. Worum geht es bei den Lösungen? In dem entsprechenden Content Management System (CMS) – wie es Acoustic Content eben ist – werden verschiedenste Inhaltstype, beispielsweise

  • Micro-content (z.B. Angebotsblöcke, E-Mail Absätze oder Textnachrichten)
  • HTML Snippets (z.B. Widgets)
  • Document Assets (z.B., Folien und Dokumente)
  • Digital Assets (z.B. Infografiken)
  • Video Assets (z.B. Video Snippets)
  • Audio Assets (zB. Podcasts)
  • Data Assets (z.B. Coupon Codes, Preise, Angebote)

verwaltet. Diese Assets können und sollen dann auf verschiedenen Kanälen und Plattformen wieder verwendet werden, von der Webseite über E-Mails und Portale bis zu Werbung und sozialen Medien: Ein sicherlich sinnvolles Unterfangen, wenn man sich das Content-Chaos in vielen Unternehmen anschaut. Mit Acoustic Content tritt hier ein Grund auf neu entwickeltes Produkt in den Markt, das Funktionen der künstlichen Intelligenz nutzt, um beispielsweise Inhalte automatisch zu taggen und so viel einfacher auffindbar und verwertbar zu machen. Jeder, der im Marketing arbeitet, weiss, wie schmerzvoll das Finden von Inhalten sein kann …

Das leidige Thema digitale Assets kaufen, finden und „richtig“ verwenden

Mit Gerd Fahrnberger, einem guten alten Bekannten, habe ich dann noch weiter philosophiert. Seine Firma Smint.io hat ein System zum Enterprise Content Buying entwickelt, mit dem digitale Assets – typischerweise Bilder oder Videos – auf einfache Weise gesucht, gefunden und gekauft werden können. Und der Clou ist, dass dies quellenübergreifend funktioniert und  man damit auch die Lizenz- und Compliancefragen abdecken kann. Wenn man ein solches System dann noch ein Headless CMS wie Acoustic Content anschließen würde, hätte man eine ganze Supply Chain-Kette abgedeckt und könnte Inhalte wesentlich effizienter nutzen.

Messenger: Dialogwerkzeug statt Newsletter-Spam

Michael Kroker hat wieder eine interessante Infografik veröffentlicht. Zwar ist das Versenden von Newslettern per WhatsApp jetzt wohl nicht mehr möglich – Facebook will das seit diesem Dezember untersagen -, doch die Bürger::innen wollen Messenger gerfne zum Dialog nutzen. Sie bevorzugen Messenger beispielsweise auch gegenüber Livechat. Bleibt nur aus meiner Sicht zu hoffen, dass man auch über Alternativen zu WhatsApp nachdenkt, aber da spricht nicht der Marketer, sondern der Datenschützer.

Rip-and-replace: 83 % der Marketers ersetzen jedes Jahr eine MarTech-Lösung

Und noch ein interessanter Beitrag von Scott Brinker unter der Überschrift „83% of marketers rip-and-replace a martech app each year„. Dabei wird bei 51 % eine bestehende Lösung eines MarTech-Anbieters durch einen anderen Anbieter ersetzt und 41 % lösen eine selbst entwickelte Lösung durch eine kommerzielle Lösung ab. Mich hat hier schon überrascht, dass es offensichtlich doch viele hausgemachte Lösungen gibt. Sie machen – wie auch Scott schreibt – nur Sinn, wenn sie beispielsweise so branchenspezifisch sind, dass keine kommerziellen Lösungen angeboten werden.

Was sind die Anwendungsgebiete, in denen man Lösungen ersetzt? Die Top 3 sind Marketing Automation (21%), CRM (18%) und Analytics/BI (18%). Selbst gebaute Lösungen werden ersetzt, weil man sich von kommerziellen Angeboten bessere Funktionalitä und geringere Kosten verspricht. Die Motive beim Austausch kommerzieller Lösungen sind dreigeteilt: Bessere Funktionaliät, einfachere und bessere Integration sowie geringere Kosten sind hier die Motive. Herauszuheben ist dabei das Thema Integration, dass angesichts einer vielfältigen MarTech-Landschaft immer wichtiger wird. Und gleich der Werbeblock: Das ist ein Grund, warum Acoustic Exchange zur Integration und zum Datenaustauch anbietet.

Für Daten aufräumen erntet man keine Lorbeeren …

Daran anschließend und als Schlusswort dieser Ausgabe des CMOKurators noch dieses Statement des Präsidenten des Deutschen Marketing Verbandes Ralf Strauß:

Wenn man anfängt, seine Daten zu konsolidieren, kann man die nächsten ein bis anderthalb Jahre wenig bis gar nichts zeigen, sondern man räumt praktisch nur das Backoffice auf. Damit erntet man kaum Lorbeeren.

über DMV-Präsident Ralf Strauß: „Data Management ist für viele Marketer ein sehr undankbares Thema“

Stimmt. Aber notwendig ist trotzdem.

(Stefan Pfeiffer)

 

 

 

 

Was kann #KI im Angesicht der #DSGVO in der Auswertung der Daten für das #Marketing wirklich leisten? #NE019X

27. November 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema Datenschutz getrieben durch DSGVO, die Auswirkung auf die tägliche Arbeit im Marketing und die Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz in und für das Marketing waren Themas eines Talks mit Lutz Becker und Gunnar Sohn anläßlich der Next Economy Open 2019. Hier die entsprechende Aufnahme auf YouTube:

Wir haben die verschiedenen Aspekte und Facetten andiskutiert: Vom Geheule und Gejammere der Marketingverantwortlichen angesichts der Datenschutzgrundverordnung, die das Ende der Welt, vor allem aber der Zahl von Interessenten, die sie erreichen, lautstark beklagten. Und die jetzt widerlegt zu sei. scheinen, denn weniger Kontakte, die man anschreiben darf, heißt nicht weniger Erfolg

Offensichtlich kann es sogar ganz anders kommen, wie der Marketing Benchmark Report 2019 von Acoustic zeigt. Demnach sind nach Einführung der DSGVO dass die Öffnungs- und Klickraten von E-Mails seit 2014 stetig gestiegen sind (um 19% bzw. 14%). Das deutet darauf hin, dass die Datenschutzbestimmungen die Unternehmen dazu bringen, sich verstärkt auf saubere, den Regularien entsprechende Listenhygiene und gleichzeitig stärker interessiere und engagierte Abonnenten konzentrieren. Und qualitativ bessere Kontakte kombiniert mit einer guten Zielgruppenansprache in Kampagnen erhöht offensichtlich die Erfolgsrate.

Doch nicht nur die DSGVO jagt Marketingfachleuten, Webseitenbetreibern, Werbetreibenden, besonders aber Agenturen, Verlagen, aber auch Facebook oder. Google den Schauer über den Rücken. Das Cookie-Gespenst geht um: Das explizite OptIn, Cookies zu akzeptieren, und Browser wie Firefox oder Safari sind zwei Dinge, die nicht gerne gesehen werden. Da kommt es schon zu knackigen Aussagen wie der von Stefan Mölling von der Axel Springer-Tochter Media Impact:“Die Mozillas dieser Welt bevormunden sowohl die Nutzer als auch die Gesetzgeber“.

Doch es gibt auch die überlegten Aussagen: „Weniger Daten für Marketing und Vertrieb? Weniger Treibstoff für die Digitalbranche?“, unkt Jochen Schlosser. Er plädiert dafür, nicht hysterisch zu werden und stattdessen den Weg weiter zu gehen, digitale Werbung mit der Einwilligung der User zu verknüpfen. Doch die Werbebranche ist natürlich findig und arbeitet an einer Verlagerung des Trackings auf ID Management-Lösungen, wie sie auch die European NetID Foundation treibt: eine Log-in-Allianz mit möglichst vielen Partnerunternehmen als europäische Alternative zu den GAFA(M)s, den Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft dieser Welt. Über solches ID Management registrieren sich mit ihren persönlicher Daten gleich für vielen Websites – und die geben dort rechtskonform an Nutzer an, ob und in welchem Umfang sie ihre Daten für Werbung zur Verfügung erhalten wollen.

Doch unterdessen kämpfen und lobbyieren Werbetreibenden und Verlage in seltsamer Allianz mit Google und Facebook – sie streiten sich sonst um die Werbeeinnahmen und sind erbitterte Gegener – in Brüssel gegen beziehungsweise für eine Aufweichung der geplanten und immer wieder verzögerten ePrivacy-Verordnung. Einige EU-Staaten scheinen Verlagen einen Blankoscheck für Online-Tracking gewähren zu wollen, andere blockieren genau das und so haben wir in Brüssel ein Pattsituation.

Unabhängig von explizitem OptIn für Cookies oder von ID Managementplattformen, auf denen die Anwender ihren „Consent“, ihre Zustimmung geben, bleibt eine für mich wesentlich Frage offen: Welcher normalen Anwender:innen versteht denn eigentlich die Privacy-Belehrungen, die dort unterbreitet werden? Welche Anwender:innen nehmen sich die Zeit, die entsprechenden Passagen zu lesen? Ehrlich: Ich tue es nicht, weil ich viel zu faul dafür bin und schnell zu den Inhalten kommen will, die mich interessieren. Meine Antwort, dass ich regelmäßig meine Cookies im Browser lösche.

Zurück zu unserem Thema personalisierte Werbung und Datenschutz für die Kunden: Es geht darum ein Gleichgewicht zu finden. so dass Kunden nicht das Gefühl haben, mit Anzeigen verfolgt zu werden die so präzise sind, dass sie eine Verletzung der Privatsphäre darzustellen scheinen. Eine durchaus komplexe und anspruchsvoll Aufgabe, die uns die kommenden Jahre begleiten wird.

Und in diesem Zusammenhang spielt auch künstliche Intelligenz künftig eine immer wichtiger werdende Rolle. Sie wird im Marketing an den verschiedensten Stellen eingesetzt und man muss sich die entsprechenden Einsatzgebiete sehr genau anschauen. Das reicht von der Erkennung von Mustern, wie sich Kunden auf Webseiten bewegen, über die Bewertung des Umfelds, wo Werbung geschaltet wird, und die automatisierte Ausspielung von Kampagnen (Stichwort Programmatic Advertising), die Vorhersage von Kunden- und Kaufverhalten bis zu Hypertargeting, die Personalisierung auf individueller Ebene. Das reicht eben von der Analyse großer Datenmengen bis zum individuellen Mikrokosmos. Hinzu kommen andere Einsatzgebiete wie Chatbots im Kundenservice oder Vertrieb oder auch der Einsatz im Content Marketing in der Erstellung und Bewertung von Inhalten.

Zum Abschluss dann doch noch einige Anmerkungen zu den mir doch zu plakativen Aussagen über „Datenschutz wie im 18. Jahrhunder“ (so geäußert von Doro Bär und Lutz Becker) oder Daten als Rohöl der digitalen Wirtschaft. Unbenommen ist, dass Daten und der intelligente Auswertung heute ein wichtiges wirtschaftliches (und in manchen Bereichen wie Medizin ein lebenswichtiges) Thema ist. Doch müssen Datenschutz und Nutzung der Daten nicht im Widerspruch stehen. Wie es schief gehen kann, zeigt das aktuelle Beispiel aus den USA, wo Patientendaten einerseits zwecks optimaler Berhandlung und Forschung analysiert werden, andererseits von Google potentiell vermarktet werden.

Daten können und sollten nur dort personalisiert zur Verfügung gestellt werden, wo Anwender explizit auf Basis einer verständlichen Belehrung zugestimmt haben. Daneben kann (und sollte) eine ertragsversprechende Analyse und Verwertung aufgrund anoymisierter Datenbestände eben gerade durch Analytics- und KI-Systeme erfolgen. Unbenommen ist auch, dass wir uns Stillstand nicht leisten können und sollten. Das kann aber andererseits nicht dazu führen, einfach mal den Datenschutz zu vergessen.

Hinweis: Die Themen künstliche Intelligenz, Kampagnenautomatisierung, Personalisierung und Content Marketing sind auch zentrale Themen des Acoustic Launch Events in Stuttgart am 4. Dezember 2019, zu dem ich Interessierte nochmals einlade.

(Stefan Pfeiffer)

 Bild von Gerd Altmann auf Pixabay