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#9vor9 mit Andreas Stiehler zum Digital Workplace: Arbeiten oberhalb des Algorithmus oder die Notwendigkeit, Routineaufgaben zu automatisieren

3. März 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Gestaltung des DigitalWorkplace und von #NewWork krankt daran, dass die Gestalter selbst oft noch in ihren Silos verhaftet sind. Das war und ist eine der Thesen von Andreas Stiehler, mit dem sich Lars und ich am 2. März in #9vor9 unterhalten haben. Andreas ist als Analyst schon viele Jahre im Thema verhaftet und hat auch aufgrund seiner Studienarbeit u.a., für Hays, Computacenter oder Damovo Einblicke in die Thematik gewonnen. Hier nun unser Gespräch:

Einig waren wir uns, dass Technologie allein oder bestimmte Produkte alleine nicht den Digital Workplace und Produktivität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz ausmachen. Da mag sich Microsoft Teams im Fahrwasser von Office365 noch so eine starke Position geschaffen haben, da mag Microsoft sogar Teams als das „Betriebssysteme der Zukunft“* postulieren und mit Viva eine angebliche Employee Experience-Lösung auf den Markt bringen, das wird nicht genügen den Arbeitsplatz der Gegenwart und Zukunft zu definieren.

Mehr Produktivität auf Kosten der Mitarbeiter:innen im Homeoffice? Weil die eben noch mehr „schaffen“. Das war ein weiterer Diskussionspunkt in unserem Gespräch und da sind wir ganz schnell beim Thema Automatisierung gelandet. Wie unser gemeinsamer Freund Axel Oppermann postuliert Andreas auch die Notwendigkeit, Routineaufgaben zu adressieren und zu automatisieren. Meine Anmerkung, dass ich für meine ganz persönliche Arbeit kaum Potential zur Automatisierung sehe, kommentierte Axel dann auch gleich per Tweet:

Hier sind wir wieder bei der Diskussion, was automatisierbar ist und wo Kreativität des Menschen entscheidend. Auf letztere sollten wir uns jedoch nicht zu viel einbilden, denn manche KI liefert heute schon Ergebnisse in vermeintlich kreativen Bereichen, wo wir uns das nicht vorstellen konnten oder wollten. Denken wir beispielsweise an das Verfassen von journalistischen Beiträgen und Artikeln. Trotzdem glaube ich weiter, dass wir keine Angst haben, uns aber neuen Möglichkeiten der Co-Creation mit KI und auch möglicher Automatisierung öffnen müssen.

Andreas sieht die Notwendigkeit, mit passenden Servicekonzepten den Digital Workplace zu gestalten. Hierbei könne die Personalabteilung, könne HR eine Rolle als Regisseur spielen. meine 2 Cents: So man das wirklich will und sich nicht auf die administrativen Aufgaben und Prozesse in der HR Abteilung fokussiert. Servicekonzepte trifft es aus meiner Sicht auch nicht ganz. Ich sehe durchaus die Notwendigkeit darüber nachzudenken, wie man seinen Arbeitstag sinnvoller strukturieren und gestalten kann und dass muss aus meiner Sicht über den morgentlichen Standup als Motivation, die und die Aufgabe doch ruck-zuck bis zum nächsten Mal gefälligst abzuarbeiten, hinausgehen.

Lars hat dann noch das Loblied auf das soziale Miteinander in den Büros und die ach so heile Office-Welt gesungen. Da musste ich natürlich widersprechen. Auch im Büro war nicht alles rosarot, auch dort gab und gibt es Routineaufgaben und verschwendete Arbeitszeit und das nicht zu knapp, wenn ich an manche Meetingorgien denke. Von Flurfunk, Latrinenparolen, „Unternehmenspolitk“ und karriereorientiertem Lobbying bei Vorgesetzten will ich gar nicht anfangen. Und ja, auch mir fehlt natürlich der Kaffee oder Kantinenbesuch mit Kollegen:innen. Ich möchte nur den Kaffee eben in der Kaffeeküche lassen, das Kind nicht mit dem Bade ausschütten und die Vorteile von Homeoffice und Treffen im Büro realistisch im Blick behalten … Noch immer glaube ich ganz naiv daran, dass hybriden Lösungen die Zukunft, die aber eben sinnvoll – ich betone das enthaltene Wort Sinn – gestaltet werden müssen.

Nur einen Nebenstrang* der Diskussion: Schon vor Jahren haben wir über das Leben außerhalb des E-Mail-Posteingangs philosophiert, Luis Suarez – hier ein Video von 2011 – und andere haben das postuliert. Dem Activity Stream im sozialen Unternehmensnetzwerk sollte einmal die Zukunft gehören. Ich habe mich über das Zerfledderphänomen, die vielen verschiedenen Post- und Informationseingänge aufgeregt und auf die Universal Inbox gehofft. Nun soll nach dem Willen von Microsoft eben Teams wohl diese universelle Arbeitsumgebung werden. Hier sei ausdrücklich auf die:den Artikel von Axel Oppermann verwiesen.

Ich selbst bin nun seit geraumer Zeit ein Slack-Anwender, bewege mich zwischen E-Mail, Slack, Webex, Trello und Box, ab und an Mural. Und ich muss feststellen, dass Slack für mich als Informationseingang und als Plattform zur Zusammenarbeit mit dem „persistent Chat“ eine hohe Bedeutung gewonnen hat bis zum Punkt, dass ich mich unterdessen frage, wo denn die entsprechende Nachricht angekommen ist. Slack ist unterdessen gefühlt auf Augenhöhe mit dem traditionellen E-Mail-Posteingang. Ist es meine ständige Arbeitsumgebung? Nein, so weit bin ich nicht. Noch immer springe ich in die oben genannten Programme, um dort bestimmte Aufgaben zu erledigen. Das kann ich noch nicht so direkt in der Slack-Umgebung tun, aber die verschiedenen Tools sind natürlich bereits eng miteinander integriert, Box, Webex und Trello mit Slack. Mal schauen, wie sich das so weiter entwickelt.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Alexandra ❤A life without animals is not worth living❤ auf Pixabay

#9vor9 zu digitalen Aktenknechten und dem beschwerlichen Weg zum Digital Workplace

11. Februar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Im Zentrum der heutigen #9vor9-Sendung (mit Gunnar, Lars und mir): der digitale Arbeitsplatz oder neudeutsch Digital Workplace. Wir haben nochmals durchgekaut, dass nicht die Tools entscheidend sind, sondern vielmehr die Kultur der Zusammenarbeit und Kommunikation in Unternehmen oder Institutionen viel wichtiger ist. Wenn diese Kultur stimmt, man sich einig ist, wirklich offen und transparent zu arbeiten, dann kann und muss man sich darauf einigen, welche Werkzeuge man wie wofür einsetzt. Sicherlich dabei zu beachten sind die heutigen Compliance-Anforderungen. Als ein Stichwort sei hier nur die Datenschutzgrundverordnung genannt.

New Work und der Digital Workplace definieren sich also in einem Dreieck von digitaler Arbeitskultur, von entsprechenden Werkzeugen, die dann möglichst compliant eingesetzt werden sollen, ohne dass die Mitarbeiter zu digitalen Aktenknechten (O-Ton Gunnar) gemacht werden. Es ist noch ein langer Weg, den wir gehen müssen, und die vor Jahren getroffenen Heilsversprechen, dass künstliche Intelligenz auch am Arbeitsplatz alles besser und einfacher machen werden, sind noch nicht eingetroffen. Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage.

Dass Tools nerven können, wenn sie nicht benutzerfreundlich sind und Medienbrüche beinhalten, hat der liebe Gunnar wortgewaltig postuliert. Dass er deshalb an der Uni mit seinen Studierenden Facebook nutzt, um sich auszutauschen, hat bei mir zu weiteren weißen Haaren geführt. Vielleicht sind sie mir auch ausgefallen. Die Haare. Nicht der Gunnar. Ein klassischer Fall von Schatten–IT. Und ein klassischer Fall, wie man es nicht machen sollte, nicht nur aus Compliance-Gründen. Nochmals: Über Werkzeuge wie WhatsApp oder Facebook*, die für die private Nutzung gemacht worden sind und Daten auch entsprechend behandeln, sollten und dürfen nicht genutzt werden, um Informationen aus Unternehmen oder Institutionen zu teilen oder zu kommunizieren.

* Ich beziehe mich hier natürlich nicht auf Workplace von Facebook, sondern auf das „normale“ Facebook.

** Und zwei wichtige Dinge haben wir bei #9vor9 vergessen: Petra Bernhardt (und auch Alexander Kluge) zum Geburtstag zu gratulieren sowie die Ausstellung Fantastische Frauen in der Schirn in Frankfurt anzukündigen, die ab 13. Februar 2020 geöffnet ist.

Arbeit, Leben, Arbeit

24. April 2018 Posted by Alexander Kluge

Im vergangenen Jahrhundert war alles darauf ausgerichtet, das Leben um die Arbeit herum zu organisieren. Arbeitszeiten, Arbeitsorte, Arbeitsmittel. Alles sauber getrennt. Jetzt haben wir erstmals die Möglichkeit, Arbeit um unser Leben herum zu organisieren.

10 Jahre nach “Sie nennen es Arbeit” redet Sascha Lobo tolles Zeug über New Work im Podcast mit Christoph Magnussen und Michael Trautmann. Anhören!