Posts Tagged: ‘Manipulation’

Lesezeichen: Facebook, Twitter Instagram & Co reagieren noch nicht angemessen gegen Trolle und Bots

9. Dezember 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Die nächsten Wahlen kommen bestimmt, doch auch in der Zwischenzeit wird Meinung gemacht. Und wie das Strategic Communication Centre of Excellence (Stratcom) der Nato laut heise online herausgefunden hat, ist Manipulation weiter möglich, obwohl Facebook, Google und Twitter immer wieder betonen, dass sie massiv gegen Falschmeldungen sowie gegen Bots und Trolle vorgehen.

Stratcom hat für nur „300 Euro bei kommerziellen „Manipulation Service Providers“ (MSPs) 3530 Kommentare, 25.750 Likes, 20.000 Seitenabrufe und 5100 Follower auf Facebook, Instagram, Twitter und YouTube“ erwerben können. Twitter hat bei dem Test noch am besten abgeschnitten, da man 35 Prozent der Troll-Konten blockiert habe. Danach kam YouTube, dass Manipulationen immerhin richtig stellte. Facebook und Instagram landeten auf den beiden letzten Plätzen. Instagram hat laut Bericht kaum gekaufte der Likes oder Views korrigiert.

Die Selbstregulierung funktioniert offensichtlich trotz der Beteuerungen und freiwilligen Verpflichtung der Konzerne zur Hygiene vom September 2018 nicht. Der Manipulation wie bei den US-Wahlen 2017 steht weiterhin Tür und Tor offen. Stratcom sieht den Gesetzgeber gefordert. Laut heise online steht eh eine Überprüfung durch die EU-Kommission Anfang des kommenden Jahres an. Klar ist, dass hier ein dringender Handlungsbedarf herrscht, um Beeinflussungen und Manipulationsversuchen in den kommenden Monaten und insbesondere bei den anstehenden Wahlen möglichst effektiv zu begegnen.

 

#Hartaberfair: Rechter Kommunikationsspezialist führt Plasberg & Co vor – Über mehr oder weniger subtile Sprachmanipulationen und #HateSpeech

5. Juli 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Am Dienstag (2. Juli 2019) haben wir uns den Film Nacht über Berlin angesehen. Es geht um den gemäßigter, jüdischen SPD-Reichtstagsabgeordneten Albert Goldmann und die Sängerin und Nachtclubbesitzerin Henny Dallgow und deren Erlebnisse in der Weimarer Republik zur Machtübernahme durch die Nazis. Bedrückende Bilder von SA-Schlägertrupps,  verbale Entgleisungen und Beschimpfungen, einem schweigenden Bürgertum und erfolgreichen Aufstieg der Nazis. Dazu gehörte vor allem auch die sprachliche Vorbereitung und von Goebbels gesteuerte Propaganda, in den damaligen Medien. Über Vorurteile und Feindbilder wurde damals die Öffentlichkeit erfolgreich manipuliert.

afd_goebbels
„Nur wer die Probleme auf die einfachste Formel bringen kann und den Mut hat, sie auch gegen die Einsprüche der Intellektuellen ewig in dieser vereinfachten Form zu wiederholen, der wird auf die Dauer zu grundlegenden Erfolgen in der Beeinflussung der öffentlichen Meinung kommen.“ (Joseph Goebbels); Montage und Text: Ruhrbarone; Foto: Bundesarchiv, Bild 102-17049 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons

Tags zuvor (1. Juli 2019) habe ich per Zufall zu Hart aber fair geschaltet, wo AfD-Mitglied und ehemaliger Soldat Uwe Junge zu einer Diskussion unter Moderation von Frank Plassberg eingeladen war. Es war unsäglich, wie sich Junge dort produzieren durfte und die verbalen Ausfälle seiner Parteifreunde und daraus resultierende Hasstiraden bagatellisieren konnte. Durch subtile sprachliche Manipulationen, die Junge „gelernt“ hat, und Hassreden* gerade auch in den sozialen Netzwerken verroht das Diskussionsklima weiter und es wird Gewalttätigkeit enorm angeheizt. Dafür sind die entsprechenden Autoren verantwortlich und man kann das eben nicht einfach mal wegdiskutieren und -interpretieren, wie es Junge versucht hat.

Der Weg von solchen verbaler Gewalttätigkeit zu realer Gewalt und Schlägertrupps ist nicht weit. Genau das hatten wir in Weimar schon einmal. Ein weiterer „Höhepunkt“ war dann noch, wie er sich als als Freund von Polizei und Bundeswehr produzierte. Die seien nun einmal bürgerlich konservativ, so, wie er sich zu präsentieren suchte. Wahrlich ein Trauerspiel, dass die anwesenden anderen Diskutanten und auch der eher zu faire, denn harte Frank Plasberg dem Kommunikationsexperten Junge – siehe unten – wenig entgegen halten konnten. Zur Analyse seit der Spiegel-Artikel von Arno Frank empfohlen. Oder auch:

Frank Plasberg scheiterte an diesem Gast, er musste scheitern, weil sein Fokus auf fair, nicht auf hart lag.

über Es gibt keinen echten Dialog mit Rechtsextremen – SZ Magazin

Hier ein interessanter Twitter-Thread, in dem Daniel Lücking die Person Uwe Junge und seine „Kompetenzen“ darlegt. Unbedingt den Tweetverlauf lesen. Sehr erhellend. Danke an Simon Hurtz auf Piqd.

Daniel_Lücking_auf_Twitter___Nachklapp_zu__hartaberfair_im__DasErste__Es_ist_nicht_zu_rechtfertigen__was_Junge_unwidersprochen_äußern_durfte__Besonders__weil_die_Redaktion_nachlässig_recherchiert_hat___wesentliche_Ansatzpunkte_nicht_nutzte_.png

* Mit Hate Speech ist vor allem vorurteilsgeleitete abwertende Sprache gemeint, aus:

(Stefan Pfeiffer)

 

Soziale Medien: Wie oder kann man Desinformationskampagnen überhaupt früh(er) begegnen?

31. Oktober 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich bin ein Verfechter der positiven Effekte und Möglichkeiten von sozialen Medien. Trotzdem darf ich, dürfen wir nicht die Augen vor Manupulationen und den entsprechenden Methoden verschließen. Die zehn Millionen Tweets aus den Jahren 2013 bis 2018, die Twitter jetzt zur Verfügung stellt, sind ein erster Schritt, mit der Analyse der Methoden der „Manipulatoren“ zu beginnen, um Gegenmassnahmen zu ergreifen oder gar Prävention zu betreiben:

Desinformation ist ein Feature, kein Bug

Allerdings entwickeln die Täter ihre Methoden seit Jahren ständig weiter, während die Betreiber der sozialen Netzwerke erst jetzt damit beginnen, Desinformationskampagnen als das zu behandeln, was sind: kein unschöner Nebeneffekt, sondern ein zentrales Nutzungsszenario. Ein Feature, kein Bug.

über Twitter, Facebook und Co: Nachträgliche Transparenz ist zu wenig – SPIEGEL ONLINE

Und ohne wieder einmal Panik zu verbreiten und negative Stimmung gegen soziale Medien zu machen, müssen wir uns alle das Hirn einschalten, Inhalte bewerten und einordnen, wenn wir uns dort bewegen, lesen und schreiben:

Wer sich heute in sozialen Onlinenetzwerken bewegt, bekommt haufenweise professionell inszenierte und organisierte Inhalte vorgesetzt: Selbstdarstellungen von Influencern, von Social-Media-Redakteuren aufbereitete Medienberichte, auf individuelle Interessen abgestimmte Werbeanzeigen – und staatlich gesteuerte Desinformationskampagnen.

über Twitter, Facebook und Co: Nachträgliche Transparenz ist zu wenig – SPIEGEL ONLINE

Und schon wieder klingt das alles viel zu negativ. Alles Manipulation und Werbung in den sozialen Medien. Quatsch. Leider fallen die täglich stattfindenden positiven Diskussionen und „menschelnden“ Begegnungen in der Aufmerksamkeitsspirale hinten runter.

(Stefan Pfeiffer)