Posts Tagged: ‘Journalismus & Öffentlichkeit’

Kurz kuratiert nach Halle: Zu Killerspieldebatten und notwendiger digitaler Zivilcourage

16. Oktober 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Einige aus meiner Sicht bemerkenswerte Zitate nach dem Anschlag in Halle. Sonja Peteranderl schreibt auf Spiegel Online im Netzwelt-Newsletter:

Das Beispiel zeigt, wie schnell jede Plattform – ob Spieleportal, Livestream-Dienst, soziales Netzwerk oder eben eine Bewertungsseite – für Hetze und Hass missbraucht werden kann, wenn sie schlecht oder nicht moderiert wird. …

Je mehr Nutzer Beiträge bei den Plattformbetreibern melden und online gegen Hass angehen, desto höher ist die Chance, dass die Beiträge möglichst schnell entfernt werden. Auch digitale Zivilcourage entscheidet mit, wie viel Raum Hass im Netz erhält.

über Anschlag in Halle: Digitale Zivilcourage beginnt beim Dönerimbiss – SPIEGEL ONLINE

Und Lisa Hegemann kommentiert auf Zeit Online unter dem Titel Nicht schon wieder die Killerspieldebatte:

Und ja, man darf sich nicht gleich der Diskussion darüber verschließen, dass auch rechtsradikale Gruppen Games für ihre Zwecke nutzen. …

Doch deswegen gleich alle, die Computerspiele spielen, unter Generalverdacht stellen und sie mit mörderischen Terroristen gleichsetzen? Das ist Unsinn. … Man kann es nicht oft genug schreiben: Korrelation ist nicht Kausalität.

über Attentat in Halle: Nicht schon wieder die Killerspieldebatte | ZEIT ONLINE

Dazu der auch viel zitierte Tweet von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil:

Markus Reuter schreibt auf netzpolitik.org:

Und warum erweisen etablierte Medien, allen voran die Bild-Zeitung, dem Attentäter einen Dienst und verbreiten seine Bilder? Während der Livestream auf der Gaming-Plattform Twitch laut Aussage des Unternehmens fünf Menschen erreichte, die Aufzeichnung später von 2.200 gesehen wurde, spielt die Bild-Zeitung Millionen Menschen den vollen Namen, die Bilder und die Botschaften des Attentäters in die Newsfeeds und in die Zeitung.

über Antisemitischer Anschlag von Halle: Der Livestream ist nicht das Problem – netzpolitik.org

Er warnt vor einer Beschränkung des Livestreamings im Internet. Sie wäre eine reale Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit.

Laut heise online nimmt die CDU den Anschlag zum Anlass, ein umfangreiches Überwachungspaket fürs Internet zu schnüren. Der CDU-Bundesvorstand dränge auf eine Meldepflicht „strafrechtlich relevanter Fälle“ auf sozialen Netzen und Spieleplattformen sowie Vorratsdatenspeicherung.

Wir brauchen adäquate Möglichkeiten für Ermittlungen der Behörden im Darknet, bei der Überwachung von Messenger-Diensten, der Speicherung und Analyse relevanter Daten sowie bei Online-Durchsuchungen.

über Nach Halle-Attentat: CDU fordert umfangreiches Überwachungspaket fürs Internet | heise online

Der oben schon einmal zitierte Markus Reuter schreibt dazu unter der Überschrift Mehr Netzkompetenz für Ermittler statt Massenüberwachung:

Der Anschlag von Halle ist noch nicht einmal aufgeklärt, die Toten noch nicht unter der Erde, da werden die altbekannten Instrumente aus der Schublade geholt: Vorratsdatenspeicherung, Staatstrojaner, Verschlüsselung knacken, Messenger überwachen, politische Datenbanken anlegen und schärfere Gesetze sowieso. …

Egal was passiert, mehr Überwachung soll es richten. Jedes Mal.

über Mehr Netzkompetenz für Ermittler statt Massenüberwachung – netzpolitik.org

Sein Plädoyer:

Human Intelligence und die Wachsamkeit von familiären und freundschaftlichen Umfeldern können hier viel mehr leisten als irgendeine Massenüberwachung.

über Mehr Netzkompetenz für Ermittler statt Massenüberwachung – netzpolitik.org

(Stefan Pfeiffer)

 Bild von Maret Hosemann auf Pixabay

Populistisch und platt: „Schaltet Facebook ab!“ fordert @Schieritz auf ZEIT ONLINE

14. Oktober 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

„Schaltet Facebook ab“,  fordert in seiner Kolumne Fünf vor acht auf Zeit Online. Ok, natürlich eine bewusst provokante Überschrift und er kommt ja dann auch zu gemäßigteren Schlüssen, um an Ende doch nochmals drauf zu hauen:

Eine Minimalforderung wäre, dass Facebook für die Meldungen verantwortlich gemacht wird, die seine Nutzer posten und teilen. Wenn Facebook Unwahrheiten verbreitet, wären dann Strafen oder Gegendarstellungen fällig – wie es in den konventionellen Medien auch der Fall ist. Aber wenn Mark Zuckerberg wirklich die Welt zu einem besseren Ort machen wollte, dann sollte er sein Facebook einfach abschalten. Wir verbringen ohnehin zu viel Zeit im Internet.

über Soziale Medien: Schaltet Facebook ab! | ZEIT ONLINE

Unausgesprochen steht Facebook hier für alle sozialen Medien, das ganz Netz. Klingt natürlich populär, ist aber populistisch, Stammtischniveau und fördert eben nicht die kreative und konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema, die dringend notwendig ist.

Fakt ist, dass wir die Zeit nicht mehr in die Zeit vor den sozialen Medien zurückdrehen können, manche das auch gar nicht wollen. Es soll auch wenn auch sehr wenige Leute geben, die die Werkzeuge des Facebook-Konzerns nicht nutzen.. Doch generell ist die Aufgabe, praktikable Regeln zu finden, wie wir die sozialen Medien demokratisieren und Radikalen Einhalt gebieten. Und diese Regeln müssen wir ständig überprüfen und nachbessern. Mit Plattitüden wie in diesem Beitrag kommen wir nicht weiter.

Und zum oft diskutierten Thema Filterblasen und Echokammern: Die sind meiner Ansicht nach nicht eine Erfindung des Netzes. Die gab es – so erinnere ich mich zumindest mal an meine Studien zum Thema Strukturwandel der Öffentlichkeit und zu Medien und Medienmissbrauch vor und im Dritten Reich – auch bei Nationalsozialisten vor, in und nach der Machtergreifung. Medien jeglicher Art konnten immer ge- und missbraucht werden. Heute haben wir natürlich eine noch andere, potentiell weltweite Reichweite.

Und dem Verlust der Deutungshoheit der klassischen Medien hinterher zu weinen? Da sollten sich die klassischen Medienhäuser und auch Journalisten mal an die eigene Nase fassen. Sie haben in ihrem notwendigen Change Management versagt.

Dann noch die Aussage: „Wir verbringen ohnehin zu viel Zeit im Internet“. So etwas haben meine Eltern zu hören bekommen, als sie zu ihrer Zeit zu viel vor dem Radio saßen. Das hat meine Generation zu hören bekommen: „Bub, Du guckst zu viel fern“. Und jetzt wiederholt es sich wieder. Es geht doch nicht darum, im Internet zu sein. Es geht darum, was man dort tut. Man kann sich durchaus fundiert informieren, selbst wenn Verlage und Medienhäuser Bezahlschranken aufbauen und anhäufen, weil sie kein Geschäftsmodell für das Netz finden. Und ja, man kann dort auch Unsinn machen, sich desinformieren, leider radikalisieren.

Von einem Kolumnisten der ZEIT und einem sogenannten journalistischen Qualitätsprodukt erwarte ich jenseits des Stilmittels der Zuspitzung doch eine fundierte Auseinandersetzung, genau das, was Absätze zuvor gefordert wird. Wir brauchen die sachliche, ja auch mal pointierte Diskussion über politischen Diskurs im Netz und generell. Wir müssen nicht nur überlegen, sondern auch handeln, wenn das Netz zur Radikalisierung oder als Terrorhelfer missbraucht wird . Da kann man auch trefflich über die Notwendigkeit von mehr oder weniger Überwachung durch den Staat und die böse Gamer-Szene streiten. Ich bin da in punkto Überwachung eher bei Ulrich Kelber.

Nochmals: Das Thema Radikale im Netz, Missbrauch von Internet-Plattformen und Kommunikationskanälen sowie Radikalisierung durch das Netz sind sehr ernste Themen, oft national schwer anzugehen oder gar zu lösen. Trotzdem müssen wir mit Verstand und Engagement heran gehen, denn wir können die Zeit nicht mehr zurückdrehen. Ich bin weiterhin auch der Ansicht, dass die GAFAM-Konzerne stärker in die Pflicht genommen werden müssen, auch wenn es für die manchmal mühsam wird, aber sie verdienen ja auch schließlich genug. Gesetze müssen nachgebessert und durchgesetzt werden. Beleidigungen nicht noch von Gerichten bagatellisiert werden.

Und als alter Idealist glaube ich auch, dass wir die europäische Karte stärker spielen, Alternativen zu den Tools der GAFAM-Liga schaffen müssen. Die Schweizer Verwaltung kommuniziert mit Threema, unsere Verwaltungen und Schulen machen das meist über WhatsApp, weil ja alle da sind und es bequem ist (Immerhin ist WhatsApp ja End2End verschlüsselt, was dann auch wieder als gefährlich und als abhörenswert postuliert wird). Vor allem aber brauchen wir  Aus- und Weiterbildung, deutlich mehr Kompetenz der Nutzer im Netz. Nur von nix tun, kommt auch nix. Und abschalten kannste das Netz nimmer.

(Stefan Pfeiffer)

 Bild von Hermann Traub auf Pixabay

Gedanken nach dem #KK19 und Livestudio-Panel: Das Rollenverständnis von Unternehmenskommunikation und Marketing ändert sich

17. September 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Am 13. September – auch noch einem Freitag – durften Gunnar Sohn und ich morgens um vier Uhr, halb-fünf aufstehen, damit wir pünktlich zum Vortrag auf dem Kommunikationskongress 2019 in Berlin sein konnten. Das Panel sollte eigentlich unter dem Titel Basche bashing stehen, denn Lars Basche war Grund für das frühe Aufstehen.

Aber nun Spaß beiseite. Herzlichen Dank an Birgit Heinold und Lars Basche von Archetype hatten diesen Vortrag auf dem Kommunikationskongress eingereicht und wir sind natürlich gerne nach Berlin gekommen, wo uns auch ein super interaktives Publikum erwartete, das eigentlich sofort viele, viele Fragen stellte. Das hat dann auch richtig Spaß gemacht. Wir hoffen, dass wir mit vielen der Teilnehmer:innen auch anschließend im Dialog sein werden.

Begleitend zu dem Panel hat Archetype einen Blogbeitrag veröffentlicht, den ich hier kurz zitieren möchte:

Die Resonanz der Teilnehmer und des Publikums in den Sozialen Medien war extrem positiv. Das Ziel, die Anziehungskraft der Marke IBM bei ihrer wichtigsten Zielgruppe zu steigern, wurde mehr als erreicht. Über 80 Sessions mit über 150 Gästen wurden gestreamt. Während der sechswöchigen Think at IBM hat das Team mit dem Livestudio-Projekt mehr als 370.000 Menschen erreicht.

Der Erfolg zeigt, dass Live-Streaming eine innovatives Kommunikationsmittel ist, mit dem Unternehmen ihre Marke ins Rampenlicht stellen können. Vor allem kann sich die Live-Kommunikation als wahre Content-Maschine für die Kommunikation erweisen — mit vielen interessanten Verwertungsmöglichkeiten. Und das gilt auch für B2B-Unternehmen — für diesen Markt stellt das IBM Livestudio sicherlich einen neuen Archetypen der Marketingkommunikation dar.

über Kommunikation mit maximaler Anziehungskraft: Das IBM Livestudio

Mir wurde in dem Austausch noch einmal viel klarer, wie sehr sich die klassischen Rollen des PR- oder Kommunikationsmanagers auf der einen und des Marketingmanagers auf der anderen Seite auflösen, wie sie verschwimmen und konvergieren. Die Berufsbilder und Aufgabengebiete werden neu definiert, müssen neu definiert werden. Kommunikationskompetenz in und über soziale Kanäle, Dialogfähigkeit bei fundierter inhaltliche Kompetenz werden vom Marketingmanager wie auch von der Mitarbeitern der Unternehmenskommunikation viel stärker gefordert werden.

Die sozialen Kanäle tragen dazu sicherlich entscheidend bei. Es gibt nicht mehr nur offiziöse Kommunikation, die klassische Pressemitteilung an „die“ Journalisten, Publikationen und Verlage. Kommunikation und Öffentlichkeitswirksamkeit findet heute weit darüber hinaus statt und PR und Marketing täten gut daran, sich diesen neuen Rahmenbedingungen zu stellen, die neuen Szenarien kreativ zu gestalten, Experimente zu wagen (wie es das Livestudio eines war), auch Fehlschläge zu riskieren.

Meine Betonung liegt hierbei auf gestalten und experimentieren, also nicht auf mehr oder minder hilflos reagieren. Unternehmenskommunikation muss neu gedacht werden. Und um die Traditionalisten zu beruhigen: Das heißt nicht, dass es auch dort Regeln gibt, ja geben muss, die sich Unternehmen und Kommunikatoren in PR und Marketing auferlegen und an die sie sich halten.

Aber zurückdrehen wird man die Zeit nicht können. Der Geist ist aus der Flasche draußen, auch wenn es manche Chefs von PR- und Kommunikationsabteilungen in Unternehmen nicht mögen. Diejenigen, die die neue Situation nicht akzeptieren, diese ignorieren oder gar zu verhindern suchen, werden über kurz oder lang von der Realität eingeholt werden. Vor allem aber werden sie ihrem Unternehmen schaden.

(Stefan Pfeiffer)

 

Nur kurz mal wieder gek…: Kein Anschluss mit diesen Schnarchnasen-Verlagen

14. September 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich ärgere mich gerade mal wieder maßlos über die Plus-Abos der Verlage: Diesmal ein Beitrag auf Spiegel Online, den ich einzeln kaufen würde. Ich werde aber ganz sicher dafür kein Abonnement anschließen.

Auf Blendle konnte ich den Beitrag heute noch nicht einzeln erwerben. Eigentlich dürfte man Artikel solcher Verlage nicht zitieren, verbreiten, zwitschern. Man müsste die entsprechenden Verlage boykottieren. Eigentlich.

Kommt endlich im 21. Jahrhundert an und legt die alten Abokonzepte ad acta. Ihr müsst neue Mischfinanzierungskonzepte entwickeln! Thomas Knüwer, Gunnar Sohn, Richard Gutjahr und andere haben sich ja ausführlich dazu geäußert.

Leseempfehlung: Noch 5 Jahre Galgenfrist, damit Verlage sich endlich reformieren, transformieren, ändern …

2. September 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Das deutsche Verlagsweisen zeichnet sich nicht gerade durch Innovationskraft und Kreativität aus. Der Überlebenswille manifestiert sich darin, bestehende Verhältnisse möglichst einzementieren zu wollen. Das Leistungssschutzrecht und der Zwang, auch online „die Zeitung“ zu abonnieren,  sind zwei eindeutige Zeichen, dass die Verlage das Internet-Zeitalter noch immer nicht verstanden und die Herausforderungen wirklich angenommen haben. Des Themas, das auch mich immer wieder erregt, hat sich jetzt mit großer Leidenschaft Thomas Knüwer angenommen und er spricht mir in vielerlei Beziehung aus dem Herzen.

Kein Mut zu Experimenten sind ebenso kennzeichnend wie der Unwille, vielleicht die Unfähigkeit sich mit neuen Modellen einer Mischfinanzierung auseinanderzusetzen. Immer wieder rege ich mich darüber auf, dass die Verlage mich in Abonnements zwingen wollen. Wie kennzeichnend für das Internet möchte ich aber gezielt nur die Infos, die mich interessieren, und nicht überteuerte Preise zahlen oder unzählige „Zeitungen“ abonnieren. Auch Blendle, die ein solches Modell versuchten, scheinen aufzugeben. Thomas bringt es auf den Punkt:

Der Kauf eines Abos oder eines Einzelartikels oder eines E-Papers muss so simpel sein wie der Einkauf eines Artikels beim größten aller Onlinehändler – dies ist der Maßstab, an dem sie sich messen lassen müssen.

über Weil der Verlag sich ändern muss – Version 2019

Thomas sagt das Ende der gedruckten BILD und anderer WELT-en voraus. In fünf Jahren werde es keine Printausgaben mehr geben. Und dies sei die Frist, die den traditionellen Verlagen noch verbleibe, um sich zu reformieren.

Eine klare Leseempfehlung meinerseits!

Und als Nachtrag zwei persönliche Erfahrungen der vergangenen Tage:

  • Gerade versuche ich, den Spiegel-Artikel Geplante Modernisierung Neue Bundes-IT wird zum Milliardenfiasko einzeln zu erwerben, gebe es aber gleich auf, Mag ja meine Dummheit sein, aber wenn ich als einigermaßen netzaffiner Anwender schon scheitere …
  • Die Rheinische Post berichtet regelmäßig über meine Borussia, die galoppierenden Fohlen, die leider gerade an den Bullen gescheitert sind. Ja, ich weiß, lieber Gunnar. Also mein Preußen Münster, lieber Thomas. Aber auch hier kommt immer öfter die Bezahlschranke, wenn ich über Fohlen Hautnah die Presseberichte zu den Fohlen aufrufe.

(Stefan Pfeiffer)

Die Gretchenfrage: Was ist „die“ Plattform für B2B-Videos, für hohe Zugriffszahlen und Interakion?

27. August 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Videos sind in den sozialen Medien weiter auf dem Vormarsch. Täglich werden auf Facebook über 100 Millionen Stunden Video gesehen. Auf YouTube werden jeden Tag 5 Milliarden Videos angeschaut. Da wundert es nicht, dass 80 Prozent des Internetverkehrs in diesem Jahr von Anwendern kommen wird, die Videos streamen.

Und natürlich kämpfen die Unternehmen und Produzenten um die Aufmerksamkeit der Seher. Falcon.io gibt einige lesenswerte Tipps zu Videoformaten, die man ausprobieren könnte. Das reicht von Videos, die im Vertikalformat optimiert für das Smartphone gedreht werden, über Stories, die nach 24 Stunden verschwinden, bis zu animierten Texten im Videoformat, personalisierten, Augmented Reality- und 360 Grad-Videos.

Live Streaming als interessantes Format

Mich interessiert natürlich insbesondere das auch im Beitrag diskutierte und empfohlene Live Streaming-Format, mit dem ich ja mit #9vor9,  dem IBM Livestudio oder dem in Kürze auf der DMEXCO 2019 stattfindenden Acoustic Studio experimentiere. Jenseits der verwendeten Plattform – im Beitrag werden Facebook Live, Instagram und Twitter/Periscope behandelt – wird empfohlen, Live-Videos vorher anzukündigen, dabei detailliert zu beschreiben und und in den sozialen Kanälen zu promoten.

[Meine 2 Cents: Mir fehlt der kritische Kommentar zu Endlos-Live Streams, wie sie oft von Konferenzen en vogue sind. Sie mögen hier und da ihre Berechtigung haben, ich finde sie aber meist schwer erträglich.]

Videos; Kurz und am liebsten morgens zwischen Dienstag und Donnerstag

Vidyard, Anbieter einer Business-to-Business-Video Plattform, hat in seinem 2019er  Video in Business Benchmark Report interessante Daten zu den mich besonders interessierten B2B-Bereich herausgefunden:

  • Im B2B-Umfeld werden die Videos immer kürzer. 2017 waren sie durchschnittlich 6:07 lang, 2018 waren es nur noch 4:07.
    [Meine 2 Cents: Damit wären wir in all unseren Formaten zu lang, denn #9vor9 dauert idealerweise maximal 9 Minuten, meist etwas länger und das IBM Livestudio sollte so pro Sendung 15 Minuten brauchen. Aber diese Formate sind ja auch eher Videocasts oder be-video-te Podcasts, nicht wahr, Falk? Twitter empfiehlt übrigens für Periscope-Videos eine Länge von 10 Minuten.]
  • Laut Benchmark ist ein Sendetermin zur Mitte der Woche für B2B-Videoformate mit dem Donnerstag als bestem Tag empfehlenswert. Und man sollte vormittags oder mittags senden.
    [Meine 2 Cents: Für #9vor9 haben wir nicht den idealen Tag, den Dienstag (17 Prozent) ausgesucht. Donnerstag (22 Prozent) und Mittwoch (18 Prozent) sind besser. Und wir scheinen etwas früh zu sein.]
  • Und im B2B-Bereich werden Videos wohl – im Gegensatz zum Consumer-Bereich – noch immer auf dem Desktop (87 Prozent), auf dem Computer und nicht auf einem mobilen Gerät (13 Prozent) angesehen.

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Und was sind die verbreitesten Formate im B2B-Videosegment? Natürlich fehlen Webinare nicht, aber auch Demos, Social Media-, Erklär-, Produktvideos und natürlich Videos über und mit Kunden nicht. Video wird unterdessen als Format in der ganzen „Customer Journey“, der Kundenreise, eingesetzt.

[Meine 2 Cents: Wo fallen denn dann unsere Formate rein? Die Magazine, die wir beispielsweise auf der Think at IBM produziert haben, die #9vor9-Talks oder die Interviews, die wir mit Though Leadern oder Kunden führen. Passt alles nicht so ganz rein bis auf die Kundenvideos. Die untere Grafik zeigt, welches Format auf welchem Kanal empfohlen wird.]

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Laut Benchmark nimmt der Einsatz von Analytics auch im Videosegment zu: Demnach nutzen bereits 85 Prozent der Unternehmen irgendeine Form von Video-Analytics … Meist ist damit die Zahl der Shares und Likes gemeint. 43 Prozent setzen auf fortschrittliche Analysefunktionen: Wie lange wird geschaut? Wann wird „abgesprungen“? Wo wird geschaut? Und gar: Trägt das Video zur berühmten Pipeline bei und generiert einen Return on Investment. Oder: In welcher Phase des Verkaufszyklus bewähren sich welche Arten von Videos.

Detaillierte Ergebnisse des Benchmarks gibt es übrigens hier in der Studie (gegen Registrierung) oder in diesem Beitrag.

Was ist „die“ Plattform für B2B-Videos, für hohe Zugriffszahlen und Interakion?

Eine der drängenden Fragen, die uns bewegen, wird in den zitierten Berichten nicht erwähnt: Wie ist welche Plattform zu bewerten? Während der CEBIT 2018 haben wir vor allem die Facebook-Seite der IBM Deutschland bespielt und dort gute Viewer-Zahlen erzielt. Auch war Facebook in 2018 die Plattform, auf der die höchste Interaktion, die meiste Diskussion stattfand. Das hat sich dann 2019 – wohl durch eine Änderung im Facebook-Algorithmus – gedreht. In 2019 ist plötzlich Twitter mit Periscope die Plattform, wo interagiert wird.

YouTube ist konstant eher ein Repository, wo man sich später mal Videos anschaut, denn eine Plattform zur Live-Interaktion. YouTube nutzen wir auch meist, wenn wir die Videos in unseren Blogs einbetten und nochmals publizieren. Mit Instagram haben wir bisher nicht experimentiert, auch weil wir uns im B2B-Umfeld bewegen. Mit Spannung warten wir auf die Videofunktion von LinkedIn, die derzeit in Beta ist. Von der Zielgruppenlogik – wir adressieren wie erwähnt B2B – müsste dies die potentiell interessanteste Plattform sein. Ob das dann auch für deutschsprachige Videoformate gelten wird, muss sich zeigen, wenn die Funktion verfügbar wird.

(Stefan Pfeiffer)

Lehre aus Linnemann-Shitstorm: Erhöhte Obacht angesagt

11. August 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich bin auch drauf reingefallen, auf die Überschrift, auf die kolportierte Schlagzeile, dass Kinder ohne Deutschkenntnisse nicht auf eine Grundschule gehörten. Doch hätte ich mich aufgeregt, wenn dort gestanden hätte, dass Kinder, die kein Deutsch können, erst einmal einen Deutschkurs machen sollten, um entsprechende grundlegende Sprachkenntnisse zu haben. Sicher nicht.

Die von Journalisten der Rheinischen Post zugespitzte Überschrift war zugespitzt, irreführend, ist so nicht gefallen und hat zu einem Shitstorm geführt. Thomas Knüwer nimmt das in seinem lesenswerten Blogbeitrag auseinander: „Ein Interview wird hinter einer Bezahlwand versteckt, eine zugespitzte Meldung soll das Interesse fördern. Doch es ist die Zuspitzung, die sich verbreitet, nicht das Urstück.“ Und Sascha Lobo seziert auf Spiegel Online, wie ein Shitstorm am Beispiel Linnemann entsteht: „Weder die Kritiker noch die Verteidiger des Politikers haben das Ursprungsinterview gelesen, beide schwören trotzdem, dass allein ihre Deutung der Situation richtig ist.“

Was lerne ich (wieder einmal) selbst daraus? Immer nochmals nachrecherchieren und nachlesen, die Quellen prüfen, bevor man sich aufregt … Wenn man es kann und die Information nicht wie in diesem Fall hinter einer Bezahlschranke steht und man nicht jedes Medium abonnieren will.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Weiter in der Abofalle: Keine einzelnen Beiträge mehr kaufen auf Blendle

28. Juni 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema, wie honoriere ich gute Artikel guten Journalismus, ist nicht neu im Blog und die Diskussion bleibt, wie man Journalisten fair entlohnt und wie wir aus der Abofalle der Verlage rauskommt. Ein Angebot, auf das ich per E-Mail als Antwort zu diesem Beitrag aufmerksam gemacht wurde, ist Blendle. Der Service bietet an, einzelne Artikel zum Preis zwischen 0,50 und 1,50 Euro zu kaufen. Allerdings fehlen die Beiträge vieler Verlage, die nicht mitmachen. Ich gebe zu, dass ich dann doch eher selten dort Beiträge erworben habe.

Nun berichtet Marcel Weiß, dass Blendle die Möglichkeit, einzelne Artikel zu kaufen, wohl aufgibt, da sich das Micropayment-Modell wohl nicht rechnet. Er habe schon 2015 geschrieben, dass Micropayments zu hohe Transaktionskosten verursache und deshalb genau für das oben genannte Modell Zahlung pro Artikel ungeeignet seien. Ein iTunes für Zeitungsartikel mache keinen Sinn.

Vor Jahren habe ich über Flattr und Kachingle geschrieben, Micropayment-Services, über die man freiwillig dem Schreiber oder auch Künstler einen Betrag überweisen konnte und sollte. Tex Drieschner, Sänger und Moderator hat 2010 noch drauf gehofft, wie er auch in diesem Video sagt. Abgehoben haben auch diese Dienste leider nicht. Auf welchen Seiten findet man heute noch einen Flattr-Button? Und welcher Bloganbieter oder gar Verlag baut das als Standard in seine Seiten ein?

So bleiben wir wohl in den Abonnement-Fallen der Verlage gefangen. Leider. Die Umsonst-Kultur, im Netz der Be- und Verharrungswille der Verlage, die fehlende Verbreitung eines gängigen Micropayment-Dienstes, all das führt derzeit dazu, das Autoren oft nicht oder schlecht honoriert werden und Leser/Hörer/Seher nur sehr schwer, einzelne Beiträge erwerben können.

Musst erst wieder einer der Netzriesen kommen, die so etwas aufgrund ihrer Masse vermarkten, siehe die Pläne zu Apple News, was ja dann doch wieder an iTunes für Verlage erinnert? Oder hat gar eine Kryptowährung wie Libra das Potential, als durch den Facebook-Konzern im Netz weit verbreitetes und wahrscheinlich, ja leider akzeptiertes Zahlungsmittel das Potential, einen solchen Markt aufzumischen?

(Stefan Pfeiffer)

Foto by Picspree