Posts Tagged: ‘Bundesregierung’

Kurz notiert: Warum scheitern alle öffentlichen IT-Projekte?

2. September 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Es war Thema beim vergangenen #9vor9 vom 27. September 2019, das von Peter Altmaier forcierte europäische Cloud-Projekt Gaia-X und Gunnar hat am gleichen Tag auf Piqd den FAZ-Artikel zum Thema kommentiert:

Alle Modellprojekte erhielten horrende Finanzspritzen und hochbezahlte Strategieberater, die sich in den Ministerien die Klinke in die Hand gaben (und wohl auch noch geben). Was ist denn aus dem Förderportal oder dem Liegenschaftsnachweis geworden? Diese und andere Projekte endeten als digitale Mumien. Auch aus Gaia-X wird wohl nix.

über Aus Gaia-X wird nix – warum wohl auch Bundeswirtschaftsminister Altmaier digital scheitern wird

Passend dazu berichtet jetzt der Spiegel am 30. August zur geplanten neuen Bundes-IT:

Das wichtigste und teuerste Digitalprojekt der Bundesregierung, die Modernisierung der IT der Bundesverwaltung, wird zum Fiasko.

über Bundesregierung: Neue Bundes-IT wird zum Milliardenfiasko – SPIEGEL ONLINE

Die Idee von einheitlichen IT-Arbeitsplätze in allen Bundesbehörden scheint weit entfernt. Stattdessen explodieren die Kosten und der Haushaltsausschuss des Bundestages fordert, so der Spiegel, eine „Neuordnung“.

Für den naiven Beobachter stellt sich immer wieder die Frage, warum es nicht gelingt, in der öffentlichen Verwaltung und durch die öffentliche Hand erfolgreiche IT-Projekte umzusetzen. Ist es die föderale Struktur, die uns oft in die Suppe spuckt? Ist es der Kompetenzstreit zwischen Behörden und Ministerien? Braucht es doch das Digitalministerium, aber dann bitte mit strikter Weisungsbefugnis? Ach nein, wir sind ja föderal und das ist ja gut so. Wirklich immer und für alle Themen?

Und ich fange gar nicht an damit, dass „der Staat“ Plattformbetreiber werden sollte, von der möglichen Bedeutung von Open Source in der öffentlichen Verwaltung,  sich vor allem am Arbeitsplatz von der Abhängigkeit von und den horrenden Kosten für Microsoft-Lizenzen lösen solle.

Nicht nur angesichts der gerade verkündeten Kandidatur um den Vorsitz der SPD, hier auch nochmals der Link zum Gespräch mit Saskia Esken, Bundestagsabgeordnete der SPD, Peter Ganten, Vorsitzender der Open Source Business Allianz, Michael Seemann, Blogger, und Moderator Stephan Dörner von t3n zu „Freier Code für freie Bürger: Ohne eine starke Lobby wird Open Source in der öffentlichen Verwaltung nicht vorankommen“.

(Stefan Pfeiffer)

Die Bundesregierung weiß nicht, wie viel Geld sie für Software-Lizenzen (besonders von Microsoft) ausgibt

25. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

oder nur Die Linke engagiert sich wohl wirklich für mehr Unabhängigkeit von Microsoft:

Die Bundesregierung hat auch im Jahr 2019 kein einheitliches Bild davon, wie viel Geld sie für Software-Lizenzen ausgibt.

über Regierung steckt im Microsoft-Dilemma – Der Tagesspiegel – Blendle

So beginnt ein Beitrag von Lina Rusch im Tagesspiegel vom 23. Februar 2019. Und natürlich steht die Frage im Vordergrund, wie viele Teuros die Steuerzahler an Microsoft abdrücken.

Wer hat nachgefragt? Die Linken haben eine entsprechende Anfrage gestellt. CDU/CSU, SPD, FDP und auch die derzeit so gehypten Grünen scheinen eher mehr denn weniger den Schwanz einzuziehen. Die Microsoft-Lobbyisten arbeiten gut. Und das Thema ist wohl vielen Politikern/innen nicht öffentlichkeitswirksam genug und zu mühsam, um sich zu engagieren.

Was macht der Bund eigentlich, wenn Microsoft die Lizenzgebühren verdoppelt? Dann gibt es keine Alternative und der Steuerzahler ist der Dumme.

So wird der linke Haushaltspolitiker Victor Perli vom Tagesspiegel zitiert. Schon jetzt drücken die Steuerzahler für den Zeitraum zwischen 2015 und 2019 mehr als € 250 Millionen an Microsoft ab. Und das ist nicht die ganze Summe, denn einige Behörden können oder wollen ihre Ausgaben in puncto Microsoft nicht beziffern. Der nächste Vertrag ab Juni 2019 wird verhandelt und in München sowie Redmond reibt man sich schon wieder die Hände. Die Ignoranz nicht nur der Regierungsparteien ist beispiellos.

  • Da kann der Bundesrechnungshof ein einheitliches Konzept für den Umgang mit Software-Lizenzen fordern.
  • Da kann man schönwetter-reden über „IT-Konsolidierung Bund“, die die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern fordert.
  • Da kann man auf im Einsatz befindliche Systeme verweisen, für die es keine Updates mehr verfügbar sind.
  • Da kann das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI auf eine für den Nutzer undurchsichtiger Weise verweisen, wie Daten in Windows 10 an Microsoft gesendet werden.
  • Da kann die Holländische Regierung auf DSGVO-Verstöße verweisen.
  • Da können die EU-Experten auf die Abhängigkeit von Microsoft verweisen.

Die Liste kann man fortsetzen. Wirklich anpacken scheint die Bundesregierung die Herausforderung nicht zu wollen.

Der Hohn sind dann Bemerkungen ehemaliger Microsoft-Mitarbeiter, dass Office 365 deutlich mehr als Libre Office biete. Darum geht es gar nicht. Es geht darum sich von Microsoft und anderen Monopolisten zu emanzipieren und eine unabhängige europäische Plattform, ein Gegengewicht zu schaffen. „Die Politik“ ignoriert das konsequent. Ist ja unsexy, bringt kaum Presse und keine Stimmen. Unfassbar.

Übrigens ignorieren auch große Teile der Presse diesen Skandal. Offensichtlich kein Thema oder man hat sich daran gewöhnt.

(Stefan Pfeiffer)

Eigentlich haben wir gegen Amazon, Google, Facebook & Co keine Chance! Oder vielleicht doch?

23. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Gegen Google und Facebook haben kleine Dienste wie Mozilla eigentlich keine Chance. Trotzdem könnten nun goldene Zeiten für sie anbrechen.

über Wie Mozilla und Co. gegen Google und Facebook bestehen – FAZ

So lautet der Anreißer des Beitrags von Jonas Jansen und Thiemo Heeg in der FAZ. Motto: Eigentlich haben sie keine Chance, die Mozillas dieser Welt, oder doch? Ich bin eher skeptisch, leider.

„Wir wollen bis 2020 zwei Millionen
erreichen mit Partnern wie der
Dienstleistungsgesellschaft Verdi und
IHKs, die die Bedürfnisse der
Arbeitnehmer und der Arbeitgeber
kennen“ – Philipp Justus,
Vizepräsident Google Zentraleuropa

Solange Google „mit neuem Berliner Büro zur Bildungsoffensive“ bläst, wie es sogar heise titelt, und nicht entsprechende Initiativen zur Weiter- und Ausbildung für Open Source-Tools gestartet werden, solange wird „gegooglet“, Chrome als Browser genutzt und der Datenkrake weiterhin schön unsere Daten übermittelt.

Und auch Facebook versucht, Bürgern und Politiker Sand die Augen zu streuen, indem ein KI Institut in München mit einigen Millionen gefördert wird. Microsoft versteht es ja seit Jahren geschickt, nicht in die Schusslinie zu kommen und dabei dreistellige Millionenbeträge für Software-Lizenzen vom Staat abzukassieren.

Solange sich die EU oder auch die deutsche Bundesregierung inklusive der Länder nicht hinter Open Source-Initiativen wie Mozilla stellen, nein, solange sie nicht Open Source als Standard für die öffentliche Verwaltung ausrufen und als Plattform setzen (wie es Michael Seemann schon gefordert hat), solange bleiben wir in der Abhängigkeit von Google, Facebook, Amazon und Microsoft. Ohne breitere Unterstützung haben Firefox, Posteo, Mailbox.org, DuckDuckGo, Qwant & Co keine wirkliche Chance, auch wenn einige (zu) wenige die Tools einsetzen und – wie die FAZ-Autoren es schreiben – mehr und mehr Bürgerinnen und Bürger sensibler werden. Es braucht die öffentliche Hand als Plattformbetreiber und Anwender von Open Source und es braucht Schulung und Ausbildung an Schulen, Universitäten und in der Erwachsenenbildung. Die Schönwetterreden nutzen nicht mehr viel – und dies ist auch eine explizite Aufforderung an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der sich im Thema Digitalisierung, KI und Europa ja immer wieder exponiert.

(Stefan Pfeiffer)

Und die Politik feiert mit Google. Da liegen wohl eher die Schwerpunkte?

 

Nur kurz notiert für das Protokoll: Breitbandausbau bis 2018 – Ziel verfehlt – langweilig halt

3. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Nur für das Protokoll. Habe es ja auch in meinem Kommentar zum Blog-Beitrag von Heinz-Paul Bonn erwähnt: Wir haben nicht nur den Flughafen Berlin-Brandenburg. Nicht nur die Bundeswehr ist ein Sanierungsfall. Wir haben nicht nur eine marode Deutsche Bahn. Ebenso schlimm wie ein schlecht funktionierendes Schienennetz, haben wir ein lahmes „Internetz“. Die Züge fahren nicht oder verspätet. Und große Teile der Republik stehen auf der Leitung.

Bis zum Jahresende 2018 sollte überall eine „schnelle“ Internetverbindung mit einer Geschwindigkeit von 50 Megabit in der Sekunde verfügbar sein. „Schnell“ steht hier bewusst in Anführungszeichen im Zeitalter des digitalen Datenverkehrs und 5G. Das Ziel wird verfehlt. Wer sich informieren will, kann sich dazu im Breitbandatlas auf der Internetseite des Bundesverkehrsministeriums  informieren. Und natürlich gibt es ein Gefälle zwischen Stadt und Land, wie die FAZ berichtet: 94 Prozent der Haushalte in der Stadt, aber nur 51 Prozent auf dem Land haben „Breitband“.

Gründe und Entschuldigungen sind vielfältig: „Die Bagger buddeln in Deutschland so langsam, wie das Netz vielerorts ist.“  Es fehlt an Tiefbau-Fachkräften, um die Leitungen zu verlegen. Die Tiefbauunternehmen bevorzugen große Projekte. Die Genehmigungsprozesse der Behörden hinken oft zeitlich hinterher. Die Telekommunikationsunternehmen – besonders eines – verdienen lieber in Städten Geld, statt auf dem Land darauf zu warten, bis die Ausgaben wieder hereingeholt werden. Bereitgestellte Fördermittel werden von den Kommunen nicht abgerufen oder sehr zäh ausgegeben. Und so weiter …

Nun stellt man sich neue Ziele: Bis Ende 2025 will man ganz Deutschland über Gigabit-Netze versorgen. Und vergessen wir dabei nicht, dass mit 5G der Bedarf nach schnellem Glasfaser zunehmen wird. Doch Skepsis erscheint angebracht. Der „Münchhausen der Breitbandszene“ Alexander Dobrindt (CSU) ist nicht mehr in Amt und Würden. Nun könnte sich sein Nachfolger Andreas Scheuer (CSU) am Thema wund „scheuern“. Und Doro Bär (CSU) ist nicht zuständig, findet es eh langweilig und wenig öffentlichkeitswirksam. Um das Thema sollen sich andere kümmern. Vielleicht sogar clever von Doro, die Finger davon zu lassen. Kurz gefasst: Die CSU zeigte bisher fehlende Digitalkompetenz, vor allem aber Gestaltungsunfähigkeit, auch wenn sie wohl jetzt plötzlich staatliche Mobilfunkmasten fordern will.

Doch vermisse ich insgesamt in der Bundesregierung, vielleicht auch in Ländern und Kommunen den Willen, die treibende Kraft, die Aufbruchstimmung für dieses Thema. In dieses Horn stößt auch das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) und die FAZ zitiert den Geschäftsführer Stephan Albers: „Wir brauchen einen Schulterschluss von Politik und Industrie, damit es schneller vorangeht.“  Gar nicht so sicher bin ich mir, dass das Thema wirklich so dröge und wenig publikumswirksam ist. Bei allen Steinen, die im Weg liegen, und aller Komplexität denke ich, dass sich hier durchaus jemand als „Krisenmanager“ und „White Knight“/in  vor den Wählern profilieren könnte. Vor allem aber brauchen wir ein schnelles und funktionierendes Netz, um überhaupt von „KI made in Germany“ reden zu können.

(Stefan Pfeiffer)

 

 

#9vor9: Und er hat recht gehabt mit Automatisierung, der …

20. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute ein #9vor9 mit Axel Oppermann und Gunnar Sohn und die Themen waren SAP und generell Automatisierung im „White Collar“-Segment, bei den Verwaltungs- und Büroangestellten. Vor grob einem Jahr hat Axel schon (oder erst) beim IBM Club of Excellence auf Automatisierung abgehoben und er hatte den Eindruck, dass viele der CIOs am Gähnen waren (oder dringend auf das Steak warteten). Nun sei das Thema mehr als visibel durch Akquisition von RPA-Anbietern – beispielsweise von Contextor durch SAP – auf der Agenda.

Ich stimme teilweise zu: Viele standardisierbare Prozesse (oft im administrativen Bereich) werden ebenso wie Routinetätigkeiten (Protokoll schreiben usw.) mit Hilfe von RPA, Künstlicher Intelligenz und anderen Technologien automatisiert werden. Jenseits und im „White Collar“-Bereich wird meiner Ansicht dabei Blockchain ein wesentlicher Treiber der Automatisierung sein.

Was haben wir noch angesprochen? Flugtaxis angemessen nur sehr kurz (wegen Gunnar und Doro) und wahrscheinlich das Thema deutsche KI-Strategie anläßlich der gerade veröffentlichten Strategie der Bundesregierung. War mir wieder zu negativ. Die Chinesen investieren mehr. Das Personal fehlt. Jammer. Heul. Nutzt alles nichts. Wir müssen es positiv, nach vorne blickend anpacken und das beste aus der Situation machen, finde ich. Und ich gespannt, ob Axel nicht doch noch eine Professur für Künstliche Intelligenz übernimmt. Gunnar sitzt ja bei  Hochschule Fresenius eh in der Pole Position. In diesem Sinne eine schöne Woche.

(Stefan Pfeiffer)