Posts Tagged: ‘Digitaler Arbeitsplatz, Kommunikation & Zusammenarbeit’

Reingehört in die #heiseshow: Macht Microsoft alles richtig?

24. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich bin ein großer Freund von heise online, denn ich habe den Eindruck, dass dort auch mal kritisch berichtet wird und nicht so sehr auf große Verlagskunden Rücksicht genommen wird. Bei anderen Verlagen, die die IT-Branche covern, habe ich da einen ganz anderen Eindruck. Und ich finde es sehr gut, dass immer wieder auch auf Probleme aufmerksam gemacht wird, die Microsoft durch seine De-Facto-Monopolstellung mit Office oder auch im Bereich Datenschutz hat. Eine solche Berichterstattung findet in anderen Publikationen einfach nicht statt.

Nun haben die geschätzten Journalisten und Journalistinnen von heise in ihrem Videocast Microsoft im Fokus gehabt:

Stattdessen unterstützt der Konzern öffentlichkeitswirksam Open Source, reißt Barrieren zu Linux ein und arbeitet an Windows 10. Nicht einmal in der aktuellen Debatte über die Übernahme eines Teils des extrem erfolgreichen sozialen Netzwerks TikTok regte sich Kritik an Microsoft.

#heiseshow: Open Source, TikTok und Windows 10: Macht Microsoft alles richtig? | heise online

Schon seit langer Zeit mahne ich an, dass wir bei aller Bewunderung der Leistungen von Microsoft – Nadella hat offensichtlich in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht – einen kritischen Blick auf das Unternehmen beibehalten sollten. Gerade wir Deutschen scheinen mir zu blauäugig. Nur zur oft wird nur von den GAFA-Konzernen statt von GAFAM zu schreiben und zu sprechen. Microsoft gehört neben Google (Alphabet), Apple, Facebook und Amazon zu den Konzernen, die kritisch beäugt gehören, weil sie enorme Macht haben, gerade auch von der Corona-Krise profitieren und in einigen Bereichen nahezu Monopolstellung einnehmen.

Auch in der heiseshow wird mir in großen Teilen zu unkritisch mit Microsoft umgegangen, die Kehrtwende zu Open Source und Linux ebenso betont wie die Unabhängigkeit, die der Konzern wohl Github oder LinkedIn lässt. Wie formuliert es Moderator Martin Holland: Microsoft wird nicht als böse wahrgenommen (ca. Minute 48:10) . Immerhin relativert Eva-Maria Weiß (ab bei Minute 48:52) das dann etwas.

Böse ist dabei eh nicht die Kategorie, mit der all diese Konzerne betrachtet werden müssen. Es geht darum dort genau hin zuschauen, wo Microsoft zu viel Macht, potentiell ein Monopol hat, Abhängigkeiten schafft und diese Macht auch entsprechend ausnutzt. Und das ist aus meiner Sicht im Bereich Office und auch teilweise Windows durchaus der Fall. Weder Microsoft noch die anderen GAFAM „Big Five“ sind Gut-Konzerne. Sie sind auf Profit ausgerichtete Wirtschaftsunternehmen – wie alle privatwirtschaftlichen Unternehmen. Nur sollte gerade diesen Konzernen an der ein anderen Stelle durchaus Einhalt geboten werden, da sie monopolartige Macht inne haben,

Zur angedachten Übernahme von Tiktok: Ich bin da eher bei Bill Gates, der sich skeptisch geäußert hat. Aber mein Interesse (und der Fokus meiner Kritik) liegt eher auf den Microsoft-Angeboten für Unternehmen. Aber Microsoft ist ja viel mehr, wie die heiseshow ausbreitet – von der Xbox über den Flugsimulator bis hin zu anderen Spielen. Sehe ich den großen Masterplan, der hinter einer potentiellen Übernahme steht? Nein, derzeit nicht.

Leadership, Führung in Zeiten von Covid19 und Homeoffice – Sondersendung von #9vor9

21. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Wie versprochen (oder angedroht) haben sich Peter M. Wald, Lars Basche und ich nochmals zu einer Sondersendung von #9vor9 unter dem Thema Führung in Zeiten von Covid-19 und Homeoffice getroffen. Was ist das Fazit (wenn es eines geben sollte)? Wir lernen alle dazu, ständig. Vor allem aber sollten wir Empathie und Vertrauen vermitteln. Unten unser Gespräch von schlappen 17 Minuten. Und wer Wünsche oder Ideen für einen weiteres Thema hat, das wir behandeln sollten, einfach melden.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Homeoffice Allerlei: Unaufhaltsam? Größter Management-Fehler 2020? Unabsehbarer Veränderer von Manhattan und anderen Bürozentren?

18. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Und wieder sind eine Reihe interessanter Studien und Artikel zum Thema Homeoffice und Remote Work erschienen. Salesforce hat 3.500 Personen weltweit befragt und ZDNet berichtet über die Studie unter der treffenden Überschrift „The future of work is hybrid: Work from home and the workplace„. Und diese Grafik unterstreicht die Überschrift:

Und hier noch die Ergebnisse, was Arbeitgeber tun können, damit sich Büroarbeiter, Angestellte im Handel und in der Fertigung sicherer bei ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz fühlen:

Die Ergebnisse kann man übrigens hier selber filtern, zum Beispiel nach Region.

Schließlich gibt es die Ergebnisse einer gemeinsam Befragung und Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) zu virtueller Arbeitsformen in der Corona-Pandemie. 500 Unternehmen haben teilgenommen. Hier kann die Studie heruntergeladen werden.

Tenor: „Corona treibt die Digitalisierung„, wie die FAZ zur Studie titelt. Nun ja, aus meiner Sicht sind Homeoffice und die verstärkte Nutzung von Tools zur digitalen Zusammenarbeit und Kommunikation nur ein kleiner Ausschnitt von Digitalisierung. Digitalisierung geht deutlich über den Themenkomplex Remote Work und Homeoffice hinaus und kann, muss vielleicht sogar Kernprozesse der Unternehmen betreffen. Also wäre wohl die korrektere Überschrift, dass Corona Homeoffice und virtuelles Arbeiten in Deutschland voran gebracht hat.

Wird mehr Homeoffice bleiben? Hoffentlich

Es gibt auch kritischer Stimmen zur Studie, die die FAZ zitiert. Sie habe zu großen Fokus auf Dienstleistungsunternehmen und zeichnet demnach ein zu rosiges Bild bezüglich der Unternehmen, die Homeoffice einsetzen. Aber auch das ifo Institut geht davon aus, dass mehr Homeoffice bleiben wird, Knapp über die Hälfte (54 Prozent) der Unternehmen in Deutschland wollen Homeoffice demnach dauerhaft stärker etablieren.

„Das ›New Normal‹ oder auch das ›New Different‹ wird in einem deutlich höheren Maß von einem Nebeneinander virtueller und im Büro stattfindenden Arbeits- und Kooperationsformen gekennzeichnet sein,“ so Studienleiterin Josephine Hofmann laut IAO Pressemitteilung. Da sind wir dann wieder bei der neuen hybriden Arbeitswelt. Lesenswert ist auf jeden Fall das Kapitel 5 der Studie, da dort einige Hinweise gegeben werden, was wichtigsten Schritte für Unternehmen sein sollten, um das »New Normal« zu gestalten.

Sind heutige Büros wirklich so toll, lieber Thomas?

Der geschätzte Thomas Knüwer kritisiert den Trend zum Homeoffice als den größten Management-Fehler 2020. Erwartungsgemäß kann ich seiner Argumentation und Perspektive nur bedingt folgen. „Sobald wir aber ohne Hygienepläne arbeiten können, sollten Arbeitgeber ihre Mitarbeiter nicht ins Home Office drängen – sondern sie dort herausreißen, zusammenführen und die Gemeinschaft feiern, statt ihre Büros in anonyme Operationssäle zu verwenden.“, schreibt er. Schöne alte oder neue Welt der Gemeinsamkeit, des sozialen Treffpunkts, der Integration und Sozialisierung neuer Mitarbeiter und einer intakten Unternehmenskultur. Na ja, die Realität vieler deutscher Bürolandschaften sieht anders aus und schon heute gibt es genug Großraumbüros mit freier Wahl des Arbeitsplatzes.

Und um es nochmals klar zu schreiben: Ich bin ein Freund davon, ins Büro zu fahren, wenn ich dort Kolleginnen und Kollegen treffe, mit denen ich an Projekten zusammenarbeite oder aber auch nur auf einen Kaffee oder zum Mittagessensplausch treffen will. Und wenn wirklich gemeinsam produktiv gedacht wird, machen auch Meetings und Workshops im Büro Sinn. Keinen Sinn macht es dagegen für mich, wenn die Kolleginnen und Kollegen eh den ganzen Tag mit Kopfhörer in Telefon- und Videokonferenzen vor dem Bildschirm hocken oder man sich um die wenigen Quiet Rooms kloppen muss. Denn, lieber Thomas, die von Dir so rosa gemalten verspielten, individualisierbaren Büros „mit ungewöhnlichen Konferenzräumen, hochwertigen Kantinen, schönen Kaffeeecken und Fitnesstudios im Haus“ gibt es meiner Wahrnehmung nach nur in den wenigsten Unternehmen. Vielleicht erleben wir ja nach der Krise einen Trend, Büros genau dahin zu entwickeln, zu Treffpunkten der Zusammenarbeit und Kommunikation. Da simmer dabei, das wäre prima …

Gunnar Sohn hat am 17. August ein Gespräch mit Thomas, Winfried Felser und Dr. Josephine Hoffmann vom Forscherteam des Fraunhofer IAO zum besagten größten Management-Fehler geführt. Hab ich leider wegen paralleler Termine verpasst. Hier kann man den Talk aber „nachgucken“.

Wie der Trend zum Homeoffice Manhattan und andere Bürozentren massiv umkrempeln wird

Und noch ein geschätzter Beobachter der digitalen Szene und Digitalisierung in Deutschland, Sascha Lobo, hat sich auch zum Thema Homeoffice geäußert und das im letzten Podcast der Zeit-Serie Wird das was, die jetzt eingestellt wird. Überraschend in Zeiten, wo Podcasts boomen, aber das ist ein anderes Thema. Im Podcast gibt es eine Tour d’Horizon der Digitalisierung in Deutschland mit den Chancen und Verfehlungen. Er nimmt auch das Thema Veränderung der Arbeitswelt, Homeoffice und die potentielle Veränderung der Innenstädte ab ca 1:04 aufs Korn. Hörenswert, wie er den Einfluss von Homeoffice beschreibt, wie beispielsweise Manhattan sich ändern könnte, weil viele Banker nun von daheim arbeiten werden. Das reicht von weniger Bankern in die Fitnessstudios bis zu vielleicht fallenden Immobilienpreisen in den Zentren. First we take Manhattan, than we take …

Ich bin auf jeden Fall auf sein Kapitel zum Thema Corona gespannt, das er der Paperback-Version seines Buches „Realitätsschock“ neu hinzufügen will. Und ich hoffe, dass das neue Kapitel dann auch in die Hörbuchversion einfließen wird.

Und noch ein bisschen was aus meiner Twitter-Timeline zum Thema Homeoffice

(Stefan Pfeiffer)

Von Digital Divide, Sinn und Unsinn eines Gesetzes und neuen Studien zu #Homeoffice – #9vor9 Sondersendung

10. Juli 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute gab es eine #9vor9 Sondersendung zum Thema Homeoffice und Remotework mit Professor Peter M. Wald, Lars Basche und mir. Fokusthemen waren ein möglicher Digital Divide, der Sinn oder Unsinn einer gesetzlichen Garantie von Homeoffice und das Appell für ein flexibles, hybrides Modell, dass gerade auch Arbeitgeber stärker aufgreifen und promoten sollten, um für Arbeitnehmer attraktiv zu sein. In einer kommenden Sendung werden wir uns dann speziell dem Thema Führung in Zeiten von Covid-19 und Homeoffice (wahrscheinlich in 3 Wochen).

Und hier noch die Links zu zwei der erwähnten Studien beziehungsweise Artikeln zu diesen Studien und dem Beitrag von Gregor Pillen, dem Geschäftsführer der IBM in DACH, mit Tipps, wie Privat- und Berufsleben in Einklang gebracht werden könnten..

Beide Studien werden wir auch nochmals separat behandeln, in unseren privaten Blogs und natürlich auf dem neuen Homeoffice-Kurator.

„The only #Signal user data we have, and the only data the US government obtained as a result, was the date of account creation and the date of last use“ #Messenger

6. Juli 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Es ist immer wieder frustrierend, die Benutzerzahlen von WhatsApp zu sehen – und das trotz der Zugehörigkeit zum Facebook-Konzern und zweifelhaften Datenschutzpraktiken. Aber aufgeben zählt nicht und selbst vorleben, dass es anders geht. Das tun auch Volker Weber oder Thomas Cloer, über die ich auf den folgenden Beitrag zum Messenger Signal aufmerksam geworden bin. Moxie Marlinspike schildert, wie ein Gericht Einsicht in einen Gesprächsverlauf haben wollte, aber das ist das, was das US Government an Daten erhielt:

The only Signal user data we have, and the only data the US government obtained as a result, was the date of account creation and the date of last use – not user messages, groups, contacts, profile information, or anything else.

Signal >> Blog >> Looking back at hoMoxie Marlinspikew Signal works, as the world moves forward

Eigentlich selbstredend. Signal hat keine Daten über Deine Nachrichten – und kann sie nicht weitergeben. Aber es gibt auch kritische Stimmen.

Trotzdem: Ich bin ein Signal-Fan, nicht nur weil es Open Source ist, sondern vor allem, weil der Messenger sicher zu sein scheint. Trotz der oben genannten Bedenken ist es wohl so, dass US Gerichte und Institutionen eben nicht auf nennenswerte Daten zugreifen können.

Allerdings habe ich auch Threema und Telegram installiert, da die Messengerwelt jenseits von WhatsApp offensichtlich zersplittert ist. Für jeden Messenger gibt es dabei Pros und Cons. Schön wäre es, wenn man untereinander Nachrichten austauschen könnte, egal, welch Alternative zu WhatsApp man nutzt, denn Facebook Messenger und WhatsApp gehen wegen der Datensammelwut gar nicht.

Deshalb:

Warum ist WhatsApp nicht loszuwerden? Weil es jeder hat. Wie kriegt man Signal unter die Leute? Indem man es installiert. Mehr muss man gar nicht tun.

vowe dot net :: Signal :: Einfach installieren

Installieren und mit allen Anwendern, wo es möglich ist, über Signal Nachrichten austauschen. Und – wie es auch Volker tut – im E-Mail-Footer darauf aufmerksam machen.

Homeoffice-Allerlei: Ziehen die Arbeitnehmer aus Land oder beschäftigen die Mittelständler nun die Städter? Und Detektive und Bürohunde im Einsatz

5. Juli 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Diskussion geht weiter und um Remote Work und Homoffice. Hier einige kuratierte Beiträge. Ole Wintermann hat auf Piqd aktuelle Forschungsergebnisse des Stanford-Forschers Nicholas Bloom zum Corona-bedingten Home Office vorgestellt.

Gegenwärtig arbeiten 42% der US-Beschäftigten – in Vollzeit – von zuhause aus während nur 26% tätigkeitsbedingt auf mobiles Arbeiten verzichten müssen. Diese 42% der Beschäftigten sind für ⅔ der Wirtschaftsleistung der USA verantwortlich. Ohne diese radikale und umfassende Hinwendung zum Home Office wäre die Wirtschaft zu Beginn der Corona-Krise von heute auf morgen zusammengebrochen …

piqd | Zukünftiger Mega-Trend „Home Office“? Substanzielle

Bloom geht davon aus, dass sich die Working-from-Home-Tage in den USA nach dem Ende der Pandemie vervierfachen werde. Viele würden zwischen 1 und 3 Tagen von zuhause aus zu arbeiten. Und Bloom erwartet, dass teure Bürotürmen in der Mitte teurer Städte überholt seien – und das Pendeln in diese Städte.

„Provinz als Standortvorteil“

Patrick Setzer postuliert im ManagerMagazin wiederum „die Provinz als Standortvorteil“.

Seit Jahren ist es ein Problem für Unternehmen außerhalb der großen Ballungszentren, genügend qualifizierte Mitarbeiter im Technologiesektor oder im Bereich digitales Marketing zu finden. Wer Heimarbeit als Normalfall akzeptiert und die notwendige Technik gut genug aufsetzt, wird künftig keine Schwierigkeiten mehr haben, Fachkräfte aus der Großstadt anzuwerben – weil sie nun nicht mehr umziehen müssen.

Mittelstand: Corona Krise eröffnet Chancen für Mittelständler – manager magazin

Der Mittelständler in der Provinz verpflichtet Experten, die „künftig virtuell für mittelständische Firmen arbeiten werden – egal wo diese ihren Sitz haben.die in den Großstädten wohnen“. Auch eine Perspektive. Andere argumentieren eher, dass Arbeitnehmer nun wegen hoher Mietkosten aufs Land ziehen könnten, da sie eben die Arbeit von daheim erledigen könnten.

Der Remote Worker ist weltweiter Konkurrenz ausgesetzt

Christian Erxleben macht aus einer Sicht auf einen Knackpunkt von Remote Work und Homeoffice aufmerksam, den Arbeitnehmer gerne übersähen. Werde ein Job von einem festen Ort entkoppelt ist, stünden Arbeitnehmer quasi weltweit im Wettbewerb, denn anderswo sei Arbeit billiger.

Selbstverständlich handelt es sich dabei nur um eine mögliche Prognose. Fest steht jedoch: Wenn du deinen Job problemlos mittels Internet-Zugang von Zuhause aus erledigen kannst, kann es passieren, dass du dich in Zukunft mit Dutzenden, günstigen Konkurrenten um deinen Job streiten musst.

Remote Work: Diesen großen Nachteil übersehen fast alle Arbeitnehmer

By the way: Das Thema ist sicherlich nicht neu. Wie viele Arbeitsplätze sind schon heute nach Rumänien, Indien oder sonst wo hin verlagert worden. Das ist schon jetzt Realität gerade in vielen Großunternehmen – auch ohne den Trend zum Homeoffice. Ob das immer so erfolgreich ist, ist durchaus zu hinterfragen. Nicht nur bei industrialisierten, standardisierten Jobs geht es. Auch Programmierer stehen heute weltweit im Wettbewerb. Wir Deutschen, wir Europäer müssen uns differenzieren und weiterbilden oder in manchen Jobs unsere lokale Expertise (Sprache, Kenntnisse der lokalen Kultur) ausspielen, um wettbewerbsfähig zu sein.

Wenn der Detektiv ausrückt …

Ein ganz anderer Aspekt: Die FAZ berichtet darüber, wie Detektive gute Geschäfte machen. Es scheint, dass einige Arbeitgeber ihre Mitarbeiter überprüfen lassen, auch wenn „Personenüberwachungen im Auftrag von Arbeitgebern enge Grenzen gesetzt“ seien. Man dürfe nur ermitteln, wenn der Arbeitgeber ein berechtigtes Interesse und glaubhafte Indizien vorweisen könne. Und dann …

Wenn man denn geduldig warten kann. Viel mehr dürfen die privaten Ermittler nicht, um an Informationen für ihre Auftraggeber zu kommen. Beobachten und fotografieren ist erlaubt, im Rahmen des Auftrags. Sollen die Detektive klären, ob jemand im Homeoffice wirklich arbeitet, dürfen keine Fotos entstehen, wenn zur Feierabendzeit der Geliebte vorbeikommt. Tonaufnahmen sind immer tabu, Videos nur in bestimmten Fällen erlaubt.

Betrug am Arbeitsplatz: Wenn der Chef den Detektiv anruft

Wenn der Bürohund zweimal bellt, verzichten wir auf Gehalt

Und noch ein Bericht jenseits der „normalen“ Homeoffice-Berichte – aber was ist schon normal? Es gibt einen eingetragenen Verein Bundesverband Bürohund, der auch entsprechende Umfragen durchführt. Claudia Toedtmann greift das Thema und die Umfragen in ihrem Management-Blog auf wiwo.de auf:

Fast jeder zweite würde auf eine Gehaltserhöhung verzichten, wenn er dafür seinen Hund mit ins Büro bringen darf – warum Unternehmen und Vorgesetzte diese Tatsache nicht berücksichtigen, ist ein Rätsel.

Internationaler Bürohundtag 2020: Darf der Hund mit ins Büro, ist das ein wertvoller Benefit – oft wichtiger als eine Gehaltserhöhung | Management-Blog

Wen die ausführlichen Statistiken interessieren: Einfach den Beitrag lesen.

Der stolze Dosenöffner, dem des öfteren die beiden Prachtkater in der Videokonferenz in die Kamera laufen, kann nur beschränkt mitreden. Katzen sind wahrscheinlich weniger im Büro gefragt, aber bei uns fester Bestandteil und Wohlfühlfaktor im Homeoffice.

„Überall dort, wo es sinnvoll ist, sollten wir Arbeit von Orten und Zeiten entkoppeln“

Hinweisen möchte ich auf den ausführlichen und lesenswerten Beitrag von Falk Hedemann, der sich damit auseinandersetzt, was sich nach der Krise bestehen bleibe und und was auf dem Weg zu Remote Work noch zu verbessern sei. Er behandelt Online Meetings, Alternativen zu Geschäftsreisen, agiles Arbeiten und macht besonders auf die weichen Faktoren aufmerksam:

Überall dort, wo es sinnvoll ist, sollten wir Arbeit von Orten und Zeiten entkoppeln. Wir sollten die Menschen zurück in den Mittelpunkt stellen und ihre Motivation und ihr Engagement fördern. Produktivität und Effizienz, die bisher im Mittelpunkt stehen, werden dann zu sehr lohnenden Nebenprodukten.

Smart Work: Das Home-Office ist nur ein Zwischenschritt | UPLOAD Magazin

Am 10. Juli #9vor9 EXTRA zum Thema Homeoffice: Braucht es ein Gesetz?

Übrigens wiederholen Professor Peter M. Wald, Lars Basche und ich am kommenden Freitag, den 10. Juli 2020, um 8:51 unser #9vor9 Special zum Thema Homeoffice beziehungsweise Remote Work. Ihr könnt uns – diesmal mit funktionierendem Ton – unter meinem Twitter-Konto @digitalnaiv live im Videostream folgen. Wir freuen uns auf Eure Fragen. Schwerpunkt soll die Frage sein, ob ein Gesetz notwendig ist, das Heimarbeit gesetzlich möglich macht,

(Stefan Pfeiffer)

Homeoffice-Allerei: Büros – gebaute Identität und Hort der Gemeinsamkeit. Und was machen die da nur at home? Und Dinosaurier …

14. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Zeit für ein neues Leipziger, nein Homeoffice-Allerlei, denn mir sind wieder einige Beiträge aufgefallen, ja oft auch aufgestoßen. Und ich schicke noch einmal meine Meinung vorweg. Die leider sehr oft schwarz-weiß geführte Diskussion mit den Parametern „nur Büro“ oder „nur Homeoffice“ ist nicht zielführend. Es geht um einen gesunden Mix von Remote Work und Arbeiten im Büro, basierend auf den zu erledigenden Aufgaben, den Lebensumständen und auch auf den Präferenzen des Arbeitnehmers.

Gerade letzten Satz schreibe ich sehr bewusst und bin deshalb auch dafür, ein Rechte auf Heimarbeit gesetzlich zu verankern. Wer daheim arbeiten will, die:der soll das dürfen, dem soll es nicht verboten werden können , solange sie:er es wollen. Und da ecke ich natürlich wieder bei denjenigen an, die auf der einen Seite scheinbar die Selbstausbeutung der Arbeitnehmer oder aber einen Eingriff in unternehmerische Freiheiten befürchten.

Gegen das Recht auf Homeoffice

Und hier widerspreche ich explizit Dietrich Creutzburg, der in der FAZ von politischer Überheblichkeit spricht und gegen ein „Recht auf Homeoffice“ kommentiert. „Ein Rechtsanspruch zöge hingegen nur dort, wo Arbeitgeber Wünsche nach Homeoffice mutwillig abblocken,“ schreibt Creutzburg, um das Recht abzubügeln. Aus meiner Beobachtung heraus, haben aber Arbeitgeber durchaus bewusst wieder Präsenz im Büro eingefordert, angeblich weil mein gemeinsam Schulter an Schulter produktiver sei.

Online-Umfrage in der FAZ, Stand 14.62020, ca. 11 Uhr – sicherlich keine repräsentative Umfrage, aber ein Schlaglicht

Solche Anordnungen treffen dann dabei meist die Teilzeitbeschäftigten, meist Frauen, deren Lebensrhythmus inklusive Kinderbetreung nicht mehr funktioniert kann – und die dann von sich gehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt? Ein noch größeres Schelm, wer angesichts solcher Ereignisse dann das Recht auf Heimarbeit ablehnt.

Und natürlich malt Creutzberg wieder den Teufel an die Wand: Entgrenzung, Isolation und Depression. Es geht um ein verbrieftes Recht auf Homeoffice, nicht darum Heimarbeit vorzuschreiben, Herr Creutzburg. Wer nicht will, der kann ja im Büro arbeiten. Und ich fange hier gar nicht von den Pendelzeiten oder dem Umweltschutz an.

Am Heimarbeitsplatz derzeit am produktivsten – Studie der TU Darmstadt

Auch in der FAZ – deren Onlineversion ich nun einmal abonniert habe – habe ich den Bericht über eine aktuelle Langzeitstudie der TU Darmstadt gefunden, nach der Heimarbeit gut ankommt. Mehr als jeder zweite deutsche Befragte gibt demzufolge an, im Homeoffice zufriedener und auch entspannter als im Büro zu sein. Und man arbeitet in der Pandemie daheim im Vergleich am produktivsten. Auch ein interessantes Ergebnis.

Entnommen der FAZ – alle Rechte bleiben dort

Der Vollständigkeit halber sei bemerkt, dass Ruth Stock-Homburg, Professorin für Marketing und Personalmanagement und Leiterin der Studie, vor einem Boreout, einer Sinnkrise und Langeweile durch Heimarbeit warnt. Da frage ich mich, ob ein solches Boreout denn nur auf Homeoffice beschränkt ist oder gar ein generelles Phänomen sein kann. Und mir stellt sich hier die Frage einer aktiven Führung, eines aktiven Coachings und Managements.

Büros: Hort der Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit, gebauten Identität

Und los zur nächsten Studie, eine internationale Umfrage der Kommunikationsberatung Kekst CNC, die die FAZ unter dem BILD-enden Titel Lasst uns wieder ins Büro vorstellt. Demzufolge wollen die Deutschen wieder an ihren geliebten Arbeitsplatz, haben Lust aufs Büro. Immerhin – und die reißerische Überschrift korrigierend – wünschen sich laut Bericht insgesamt mehr als 70 Prozent der Deutschen, dass Heimarbeit grundsätzlich öfter, und flexiblere Arbeitszeiten (mit 77 Prozent Zustimmung) häufiger werden.

Und keine Sorge, ich lese und kuratiere nicht nur die FAZ. Schon länger zum Kuratieren markiert ist ein Gastbeitrag von Sabine Hübner im WiWo Management-Blog der geschätzten Claudia Toedtmann: Büros sind Orte der Zugehörigkeit für Rückhalt und Zusammenarbeit – und damit unverzichtbar. Menschen brauchen ihre Höhlen und nicht den Chef am Küchentisch, so der Titel. Do hauts mi nieder. Immerhin gesteht Hübner dann doch Heimarbeit zu, wenn es passt. Der Überhöhung des Büros allerdings als „gebaute Identität“ kann ich nur sehr beschränkt folgen, wenn ich an die üblichen Großraumbüros und Kontrolle und Führung am Arbeitsplatz vor Augen denke. Nicht jedes Büro ist eine gestyltes Google-Headquarter oder ein Apple-Shop.

Im normalen Bürogebäude ist dann eher der Flurfunk noch der größte Hort der Identität. Und Kundenorientierung, liebe Frau Hübner, hat absolut nichts damit zu tun, ob man im Büro sitzt. Kundenorientierung und Servicegedanke sind eine Haltung, und zwar nicht eine per Order Mufti vom Marketing formulierte „Customer First“-Webseite, sondern eben eine innere Einstellung und Selbstverständlichkeit. Auch ob ein Büro zum seelischen Wohlbefinden beitragen muss, wage ich doch leicht zu bezweifeln. Die Realität in manchem Bürogebäude mag eher von anderen Aspekten geprägt sein.

Führungskräfte mit Gespür und Einfühlungsvermögen

An dieser Stelle sei dann Randstad-CEO Richard Jager zitiert – wieder ein Gastbeitrag bei Claudia Tödtmann:

Denn die Zeiten, in denen möglichst viele Menschen gleichzeitig und eng an eng in einem großen Raum arbeiten, sind vorerst vorbei – wenn sie es nicht schon längst waren. Es stellt sich also die Frage, wie beispielsweise die oft ungeliebten Großraumbüros so umgestaltet werden, dass Arbeitssicherheit unter Corona-Gesichtspunkten gewährleistet ist.

Schichtpläne und Trainings für Führungskräfte, die sich mehr um Bedürfnisse der Mitarbeiter kümmern müssen, gehören zum neuen Büroalltag, so Randstad-CEO Richard Jager (Gastbeitrag) | Management-Blog

Neben der Umgestaltung der Büros und Arbeitszeiten angesichts von Corona fordert er richtigerweise eine gute Führungskultur:

Und es braucht Führungskräfte mit sozialem Gespür und Einfühlungsvermögen, die gezielt den Austausch mit ihren Mitarbeitern suchen. Ihre Aufgabe ist es, sich um die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter stärker zu kümmern und ein Arbeitsklima zu schaffen, in dem sie sich sicher und wertgeschätzt fühlen. Das ist das Gebot der Stunde.

Management-Blog

Meiner Ansicht nicht nur ein Gebot dieser Stunde, denn vergessen wir nicht, dass schon vor Corona 40 Prozent der Mitarbeiter weltweit sagten, sie litten unter arbeitsbedingtem Stress (Randstad Studie Sustainability@Work 2020).

Niemand will für einen Dinosaurier arbeiten – gestaltet ein neues Arbeitsplatz- und Arbeitszeitmodell

Nochmals: Ich warne vor einer Überhöhung des Büros ebenso wie vor dem Homeoffice als Allzweckarbeitplatz für jede und jenen. Lasst uns endlich differenziert an das Thema herangehen und die Chancen gestalten, für ein anderes Büro, das für Kreativität, produktive Meetings und sozialen Austausch steht, und für einen Heimarbeitsplatz, der vernünftig organisatorisch und technisch gestaltet, beispielsweise Zeit für konzentriertes Arbeiten schafft, und auch Familien und besonders Frauen mindestens gleichberechtigte Karrierechancen bietet.

Marcus K. Reif hat einen absoluten lesenswerten Beitrag geschrieben, der Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Gewerkschaften, uns alle zum Nachdenken und Gestalten anregen sollte. Ein Kernsatz: Niemand will für einen Dinosaurier arbeiten! Und er formuliert es sehr plastisch:

Wie geht ein Unternehmen mit dem Bedürfnis eines Mitarbeiters um, der gerne und viel joggt und am Nachmittag um 14:00 Uhr seine beste Zeit läuft? Wie geht ein Unternehmen mit einem Mitarbeiter um, der gerne um 16:00 Uhr nach Hause fährt, um abends um 22:00 Uhr noch eine Stunde zu arbeiten? Wie ist die gängige Praxis der Präsenz im Büro? Wird die Arbeit von zum Beispiel zu Hause toleriert, akzeptiert und gewünscht? Akzeptieren die Unternehmen die gewünschte Flexibilität auf der einen Seite, deren Widerstreit mit z. B. dem Arbeitszeitschutzgesetz auf der anderen?

Work-Life-Balance ist ein Anachronismus. Welcome Flexibility | Marcus K. Reif

Was machen die at home?

Fast zum Abschluss und zur Erheiterung sei noch die Kolumne Business Class Trau keinem at home von Martin Suter empfohlen, denn welcher Chef weiß schon, was die lieber Mitarbeiter:innen so im Homeoffice treiben …

Was Decker am meisten beschäftigt am Homeoffice, ist die Frage: Was machen die at home? Sind die überhaupt at home? Kann man sich bei Leuten wie Klemm oder Hagemann, vor allem bei Hagemann, darauf verlassen, dass die at home sind?

Nein. Kann man definitiv nicht.

Martin Suters Business Class: Trau keinem at home

Ist da gar manchmal ein Stückchen Wahrheit … Nein, garantiert nicht.

Noch einige Tweets, die ich mir zum Re-Tweeten bzw. -Bloggen markiert hatte. Man möge mir die Auswahl verzeihen – oder auch nicht.


Hinweisen möchte ich noch auf unsere neue Webseite

https://homeofficekurator.wordpress.com,

auf der Prof. Peter M. Wald, Gunnar Sohn, Lars Basche und ich regelmäßig Beiträge und Referenzen zum Thema Homeoffice und Remote Work kuratieren. Rein schauen und kommentieren!

Und hier die Links zu meinen vorhergehenden Homeoffice-Allerleis (wobei ich ja schon lange Jahre vorher zum Thema geschrieben habe.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay

Homeoffice-Allerlei aus den USA: Kein Dogmen bitte, stattdessen scheint es Richtung hybride Arbeitsplatzmodelle zu gehen

8. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Diesmal einige kuratierte Links und Zitate aus der US-amerikanischen Szene zum Thema Homeoffice. So hat Dion Hinchcliffe, den ich schon lange Jahre als Experten für den Digital Workplace schätze, einen Beitrag zum Post-Pandemic Workplace geschrieben und wieder einmal einen seiner Grafiken veröffentlicht:

We won’t return to the physical workplace that existed pre-COVID. Nor will we be staying in our present digitally remote environment in its current state, given its apparent shortcomings, especially not when an entire organization now has to run mostly virtual. In this virtual state, the top challenge consistently reported across many surveys is adequate communication and collaboration …

It’s Time to Think About the Post-2020 Employee Experience | On Digital Strategy | Dion Hinchcliffe

Doch sieht Dion uns erstmals auf dem Weg zu einem holistischen Blick auf den Arbeitsplatz: IT, HR und alle anderen Abteilungen müssen zusammenarbeiten, modernste Technologien eingesetzt werden, um die best mögliche Arbeitsplatzerfahrung unabhängig von der Lokation zu erlauben.

Endlich ein holistischer Blick auf den Digital Workplace

Und er referenziert dabei in seinem Beitrag auf die aktuelle Umfrage State of Remote Work von Buffer und AngelList!. Weltweit wurden hier über 3.500 Personen befragt. Bezüglich der größten Vor- und Nachteile von Remote Work und Homeoffice kam es zu folgenden Antworten:

Vor allem werden flexible Zeiteinteilung und flexible Arbeitsplätze und -umgebungen geschätzt – und dass man nicht zur Arbeit fahren muss. Als problematisch sehen die Befragten Zusammenarbeit und Kommunikation an. Danach kommen gefühlte Einsamkeit, die Unfähigkeit von der Arbeit los zu lassen und Störungen in der heimischen Wohnung. Diese menschlichen, emotionalen und organisatorischen Schmerzen dominieren in der Summe im Vergleich zu technischen Aspekten oder Werkzeugen. Dies sollte man also bei der Gestaltung von Homeoffice und Remote Work im Blick behalten.

Vor allem soziale und organisatorische Aspekte in den Griff bekommen

Genau darauf hebt auch die Umfrage von Insead Knowledge ab: Technologie bekommt man in den Griff, aber die organsatorischen Aspekte sind die Herausforderung.

Bear in mind, your employees may not have access to effective work space and freedom from distractions at home.

Social isolation is a concern and should be combated: Push for some online socialising even if it feels unnatural initially. Occasional video calls with no specific agenda and online gaming are two options to consider. At the same time, it is important to respect boundaries: work without an office does not translate to unlimited working hours. There must be clear “off” times when employees should not feel obligated to respond to chat/mail/calls.

What Newly Remote Teams Need, Right Now | INSEAD Knowledge

Gerade im Homeoffice sei der Respekt davor wichtig, dass auch mal Schluss mit der Arbeit ist, auch wenn man technisch endlos weitermachen könnte. Pausen müssen sein, Offline muss sein und definierte, feste Büro- beziehungsweise Antwort- und Kommunikationszeiten sollten bei aller flexiblen Zeiteinteilung eingehalten werden, so die Autoren.

Die tägliche virtuelle, soziale Kaffeetasse

Sie empfehlen auch, bewusst auch soziale Aktivitäten online durchzuführen, das virtuelle Treffen in der Kaffeeküche, der Anruf, um einfach mal zu fragen, wie es geht, oder um ein Schwätzchen zu halten. Selbst ein gemeinsames Spielchen wird vorgeschlagen.

Microsoft-Chef Satya Nadella vermisst genau dieses Schwätzchen, den Small Talk nach einem Treffen und befürchtet, dass man bei einem totalen Wechsel zu Remote Work wertvolles soziales Kapital verbrenne. Er scheint nicht der einzige zu sein, der befürchtet, dass die Bindung im Team und zum Unternehmen abnehmen, eine negative Grundhaltung Einzug halten könnte:

A less-interconnected network of relationships among employees reduces the sense of commitment to one another and to the organization.

Sustaining Employee Networks in the Virtual Workplace

Daniel Z. Levin und Terri R. Kurtzberg fordern auf MIT Sloan gerade vom Management, Kommunikation, Netzwerke und positive Haltung aktiv zu unterstützen und zu fördern, um eine positive Stimmung und Haltung zu verbreiten.

Kein Dogma bitte – hybride Modelle sind wohl die Zukunft

Und wie ist die allgemeine Stimmung in den USA bezüglich Homeoffice? Wird Remote Work das „new Normal“? Laut Artikel von David Roe, der einige Manager befragte, wird es eher zu flexiblen Modellen kommen, also eher selten 100 Prozent Homeoffice realisiert werden. Microsoft-Chef Satya Nadella warnt davor das Dogma Präsenz im Büro mit dem anderen Dogma Homeoffice zu ersetzen. Microsoft will Mitarbeiter ab etwa Oktober wieder in die Büros schicken, so entsprechende Berichte.

Vieles deutet darauf hin, dass auch in den USA oder von US-amerikanischen Unternehmen künftig hybride Arbeitsplatzmodelle favorisiert werden, gerade um die viel ziterten Talente gewinnen zu können, wie auch die Analysten von Gartner betonen. Sie gehen auf jeden Fall von einem deutlich höheren Anteil von Remote Work nach der Pandemie aus. Laut Gartner steigt der Anteil der remote arbeitenden Angestellten von 30 auf 48 Prozent nach der Krise.

Zudem ist das Verhältnis von Mitarbeiterzufriedenheit und Remote Work wohl vielschichtig. So stellt Gallup – bekannt für die Studien zur Mitarbeiterzufriedenheit – fest, dass im Sinne eines hohen Engagements der Mitarbeiter zumindest die Option für Homeoffice gegeben sein sollte:

Those with some remote work options have the highest employee engagement, while those with no remote option and those who work remotely 100% of the time have somewhat lower employee engagement.

How Coronavirus Will Change the ‚Next Normal‘ Workplace

Interessant die von Gallup genannten unterschiedliche Haltungen zu Remote Work je nach Profession und Branche:

Gallup research finds the percentages that prefer continuing to work from home are highest in technology, insurance, arts, entertainment, media, finance and professional services. Those with lower preference to work from home in the future include education, retail, transportation and construction.

How Coronavirus Will Change the ‚Next Normal‘ Workplace

Diese Einteilung hätte ich so nicht erwartet.

Bild von Annalise Batista auf Pixabay

#9vor9 zu Cookie-Urteil, Journalismus ohne Journalisten, Moderation auf sozialen Kanälen dem neuen Projekt Homeoffice-Kurator

2. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

#9vor9 mit den Digitalthemen der Woche am heutigen 2. Juni: Unsere Themen waren das aktuelle Urteil zu Cookies, MSN, wo jetzt die Inhalte von einer KI ohne Journalisten ausgespielt werden sollen, die leidige Frage, wie Inhalte – insbesondere Falsch- oder Hassnachrichten – in den sozialen Medien vom wem „kontrolliert“ und moderiert werden sollten und natürlich auch unser neues Projekt, der Homeoffice-Kurator.

Homeoffice-Allerlei: Küchentisch und Betretungsrecht, E-Bike statt E-Klasse, das „branded Homeoffice“ und der neue Homeoffice-Kurator

2. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Mein erstes Homeoffice-Allerei hat zu vielen, kontroversen Kommentaren. Der Gewerkschafter, der für die Rechte Arbeitnehmer eintritt und vernünftige Regelungen zum Erhalt von Arbeitsplätzen sucht, fühlte sich wahrscheinlich zu Recht angegriffen, wenn ich von alten Grabenkämpfen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern schreibe, statt neue konstruktive Lösungen zu finden. Doch genau dazu gab es auch viel Zustimmung. Und natürlich geht die Diskussion weiter und ich werde sie weiter aufmerksam begleiten und auch aus meiner Sicht kommentieren.

Das Homeoffice-Kuratorium und seine neue Webseite https://homeofficekurator.wordpress.com

Ich hatte ja auch begonnen, neben meiner „Presseschau“ auch Leitfäden, Tipps & Tricks zu Homeoffice und Remote Work zu sammeln. Jetzt wollen wir das auf eine breitere Basis stellen. Peter M. Wald, seines Zeichens Professor für Personalmanagement an der Fakultät Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, und mein Weggefährte und Co-Moderator bei #9vor9 Gunnar Sohn haben uns entschlossen, aus unserer Sicht lesenswerte Beiträge zum Thema Homeoffice an einer zentralen Stelle zu sammeln und zu kuratieren. Deshalb haben wir einen entsprechenden Blog unter Homeofficekurator.wordpress.com aufgesetzt, den wir heute öffentlich machen.

Die Idee für eine solche geht auf Peter M. Wald zurück, der eben nach meinem Homeoffice-Allerlei auf mich zugekommen ist und Gunnar war natürlich auch sofort dabei. Und wenn Ihr entsprechende Beiträge, Hinweise auf Studien oder White Papers habt, werden wir diese gerne auch – nach einem redaktionellen Quercheck durch das Homeoffice-Kuratorium – dort publizieren. Wir freuen uns auf eine aktive Diskussion und Beteiligung!

Fluchtburg Küchentisch und das jederzeitige Betretungsrecht des Home Offices

Und hier einige Beiträge, die mir zum Thema in den vergangenen Tagen aufgefallen sind. Claudia Tödtmann hat in ihrem Management-Blog das Thema unter der knackigen Überschrift Home Office: Die Fluchtburg Küchentisch und die unbändige Sehnsucht nach dem Büro erneut aufgegriffen. Sie beschreibt eloquent, was man im Homeoffice alles so erleiden kann, vom fehlenden Arbeitsplatz über Störungen durch Paketboten, Familie und Haustiere bis zu einer unzureichenden Arbeitsplatzausstattung und Rückenschmerzen wegen des schlechten Bürostuhls. Also nichts, wie zurück ins Büro?

Und sie beleuchtet auch die Arbeitgeberseite: Die Angst vor dem Kontrollverlust sei hier und da der Freude über mehr Leistung und der Heimarbeitenden und der Vorstellung gewichen, teure Büromieten gerade auch in den Ballungszentren einsparen zu können. Doch was ist mit der Arbeitsplatzausstattung und einer Erstattung der Miete, die für den Homeoffice-Platz anfällt? Das kann ja durchaus auch teuer werden.

Und – ganz wichtig – der Heimarbeiter muss im Gegenzug seiner Firma vertraglich ein jederzeitiges Betretungsrecht seines Home Offices einräumen. Damit er und der Arbeitsschutz nach dem Rechten schauen kommen kann, ob die Arbeitssituation stimmt. Ganz so ergonomisch korrekt wie im Büro.

Home Office: Die Fluchtburg Küchentisch und die unbändige Sehnsucht nach dem Büro | Management-Blog

Da schließt sich wieder die Lücke zu meiner ersten Folge des #Homeoffice Allerleis: Wenn der Arbeitsstättenprüfer dreimal klingelt … Tödtmann beleuchtet noch weitere Aspekte von Arbeitszeitbetrug bis zur Arbeitszeitüberwachung und Recherche durch Detektive und wenn ich das lese, schwant mir Böses. Die Gefahr, dass die Controlettis und Bürokraten zuschlagen, ist einfach zu groß. Und es schließt sich die Lücke zu meiner Forderung, konstruktiv und pragmatisch an das Thema heran zu gehen und nicht wieder alles durch Vorurteile und Vorschriften zu Tode zu regulieren. Leute, lasst die Kirche im Dorf. Hoffentlich.

5 Trends nach Corona: E-Bike statt E-Klasse

Das Handelsblatt hat in einem Beitrag fünf durch die Corona-Krise transportierte oder beschleunigte Trends identifiziert, die die Unternehmenswelt langfristig prägen könnten. Darunter sind wichtige Punkte wie eine Benachteiligung der weiblichen Arbeitnehmer in und durch die Corona-Krise. Sie übernehmen dann doch wieder mehr Lasten in Erziehung und ähnlichen Aufgaben. Da wundert es dann auch nicht, wenn – siehe die Hessen-Umfrage im vorhergehenden Homeoffice-Allerlei – wenn sie eher ins Büro zurück wollen. Es besteht Handlungsbedarf.

Dann kommen natürlich Themen, die gerade en vogue sind: Mehr Vertrauen statt Kontrolle, agile Organisationsformen, eine möglicherweise geringere Bindung der Arbeitnehmer an Unternehmen, wenn sie remote arbeiten, oder die Gewinnung von Talenten durch attraktive Arbeitsplatz und -zeitmodelle. Und dann noch eine Formulierung, die ich als langjähriger Firmenwagenfahrer zitieren muss:

E-Bike statt E-Klasse, Videokonferenz statt Flugzeug, „Green Hero“ statt „General Manager“ – die Öko-Ideen der Firmen werden ein immer wichtigeres Marketingmittel bei der Personalsuche und helfen, gerade jüngere Beschäftigte zu gewinnen und zu motivieren.

Nach Corona: 5 Trends, die die Arbeitswelt verändern

Mal schauen und zu hoffen, dass es grüner wird und einige Einstellungen sich ändern. Und ich bekenne mich lange Zeit als Firmenwagen-haben-wollen-schuldig, aber auch bei mir hat sich diese Einstellung unterdessen geändert.

Smartoffice, Vertrauensarbeit und superflexible Arbeitsmodelle

Ausdrücklich empfehlen möchte ich den Beitrag von Markus K. Reif. Schon die Überschrift knallt rein: Arbeitswelt nach Corona: Schluss mit Openspace, willkommen Smartoffice, Vertrauensarbeit und superflexible Arbeitsmodelle. Er nimmt unter anderem die gängigen Großraumbüros auseinander und fordert den gesunden Mix ein:

Herausgekommen ist ein Element des Großraumbüros, wo die meisten mit Kopfhörern in den Ohren still vor sich hinarbeiten. Zur Kommunikation geht man woanders hin, um die anderen nicht zu stören. …

Eine Mischung aus punktueller Arbeit von zu Hause, denn konzentriertes Arbeiten ist wichtig und steigt in der Bedeutung. Für den kommunikativen Austausch und zur Interaktion mit den Kollegen wird punktuelles Arbeiten im Büro elementar sein.

Arbeitswelt nach Corona: Schluss mit Openspace, willkommen Smartoffice, Vertrauensarbeit und superflexible Arbeitsmodelle | Marcus K. Reif

Arbeitsplatz, Arbeitszeiten, Führung sollten sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Doch wir alle müssen es eben konstruktiv anpacken und gestalten.

Ende des Großraums und „branded Homeoffice“?

Dass sich die Büros ändern werden, das hatten wir schon hier erwähnt. In vielen Unternehmen werden derzeit wahrscheinlich die Abstände zwischen den Schreibtischen vergrößert, Gehwege „verpfeilt“ oder auch Plexiglasscheiben angebracht.

Von dort ist es, könnte man denken, nicht mehr weit zu den Office Cubicles der 60er Jahre – Massenangestelltenhaltung in hygienisch abgeschirmten Boxen.

Arbeitswelt nach Corona: Das Ende des Großraums – DER SPIEGEL

Insbesondere das Großraumbüro, wie wir es heute kennen, kann es so erst einmal in der nahen Zukunft nicht wieder geben. Der Spiegel titelt gar das Ende des Großraums herbei. Ich muss jetzt genau an die offenen Bürokonzepte, an Kreativflächen denken, an Coworking Spaces, wir ich sie ja auch auf Messen als Demo auf dem IBM Stand auf der Cebit 2017 oder beim IBM HR Festival auf der republica mit Design Offices umgesetzt habe, Arbeitsflächen und kreative Konzepte zur Zusammenarbeit, die auch mich wieder für das Büro begeistern konnten. Stattdessen werden wir wohl eher „abgeschlossenere Einheiten erleben“, so Stefan Rief vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation laut Spiegel.

Und Homeoffices, die Heimarbeitsplätze könnten, sollten nun Teil des Corporate Designs werden (sollten), so wird der Leiter einer Hamburger Designbüros zitiert.

Es könne … in Zukunft zum Employer Branding gehören, je nach Hierarchiestufe eine entsprechende Ausstattung für das Homeoffice anzubieten – ein Package, das der Arbeitnehmer sich selbst zusammenstellen kann und das seinen Arbeitgeber bei Videocalls angemessen repräsentiert.

Arbeitswelt nach Corona: Das Ende des Großraums – DER SPIEGEL

Bei notwendigen Investitionen von 2.000 bis 4.000 Euro entstehe ein „gigantischer Markt für das ‚branded Homeoffice'“. Ach ja, Ausstattung je nach Hierarchiestufe, der Bürostuhl mit und ohne Lehne, der größere und der kleinere Schreibtisch …

Zur Wahrheit gehört eben aber auch, dass eben nicht jede:r überhaupt die räumlichen Gegebenheiten für eine solche Gestaltung hat. Selbst der CEO der SAP, Christian Klein, bemerkt, dass sein Homeoffice zu klein sei (nur 10 Quadratmeter). Und bevor wir uns um Branding Gedanken machen. sollten wir zuerst über eine vernünftige Ausstattung (Stuhl, Tisch, Breitband, Rechner) nachdenken, finde ich. Danach können wir es dann schön machen (wobei nicht jeder Corporate Branding als schön empfinden muss).

Zurück zu den räumlichen Gegebenheiten, die eben manche:r Arbeitnehmer:in eben in den eigenen vier Wänden nicht hat. Ich denke schon, dass sich jetzt schon einige mehr Gedanken machen werden, wie denn die eigene Wohnung angesichts von möglicher Heimarbeit aussehen sollte. Und natürlich werden die Diskussionen über potentielle Zuschüsse für den Heimarbeitsplatz weiter geführt werden (müssen).

Fraunhofer-Umfrage zur Arbeit Zuhause

Wer übrigens seinen derzeitigen Stand und sein künftigen Wünsche dokumentieren will, der kann (und sollte) an der Umfrage »Wie gut funktioniert die Arbeit von Zuhause?« von Fraunhofer IAO teilnehmen. Am Ende sieht man dann auch, wie man im Vergleich zu den anderen Studienteilnehmern steht. Ich fühle mich im Homeoffice wohl, hab es ja aber auch schon vor Corona getan und habe vor allem auch hervorragende Arbeitsbedingungen, was eben nicht jeder so hat. Mir fehlen lediglich die gemeinsamen Kreativsessions und der Kaffee oder die Kantine zusammen mit Kollegen:innen.

An dieser Stelle sei auch auf den Beitrag des schon zitierten Stefan Rief von Fraunhofer IAO verwiesen, der eine neue Epoche für das Büro verkündet. Man werde – so die Thesen- beispielsweise jede Fahrt ins Büro überdenken, Geschäftsreisen würden abnehmen und viele Arbeitsplätze würden aufs Land umziehen. Natürlich – so die Ausführungen – ändert sich auch das Büro und hoffentlich kommt es wirklich so, dass „Inspirational Offices in Form von Coworking Spaces, Serviced Offices oder Corporate Office entstehen“, denn darin habe ich zumindest immer den Mehrwert eines Besuchs im Büro gesehen (siehe oben meine Bemerkung zu Design Offices).

So, genug Homeoffice-Allerlei für diesen Beitrag. Und es bleiben noch viele, viele Informationen aufzuarbeiten, hier im Blog und natürlich auf dem neuen https://homeofficekurator.wordpress.com.

(Stefan Pfeiffer)

Homeoffice-Allerlei: Küchentisch und Betretungsrecht, E-Bike statt E-Klasse, das „branded Homeoffice“ und der neue Homeoffice-Kurator

2. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Mein erstes Homeoffice-Allerei hat zu vielen, kontroversen Kommentaren. Der Gewerkschafter, der für die Rechte Arbeitnehmer eintritt und vernünftige Regelungen zum Erhalt von Arbeitsplätzen sucht, fühlte sich wahrscheinlich zu Recht angegriffen, wenn ich von alten Grabenkämpfen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern schreibe, statt neue konstruktive Lösungen zu finden. Doch genau dazu gab es auch viel Zustimmung. Und natürlich geht die Diskussion weiter und ich werde sie weiter aufmerksam begleiten und auch aus meiner Sicht kommentieren.

Das Homeoffice-Kuratorium und seine neue Webseite https://homeofficekurator.wordpress.com

Ich hatte ja auch begonnen, neben meiner „Presseschau“ auch Leitfäden, Tipps & Tricks zu Homeoffice und Remote Work zu sammeln. Jetzt wollen wir das auf eine breitere Basis stellen. Peter M. Wald, seines Zeichens Professor für Personalmanagement an der Fakultät Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, und mein Weggefährte und Co-Moderator bei #9vor9 Gunnar Sohn haben uns entschlossen, aus unserer Sicht lesenswerte Beiträge zum Thema Homeoffice an einer zentralen Stelle zu sammeln und zu kuratieren. Deshalb haben wir einen entsprechenden Blog unter Homeofficekurator.wordpress.com aufgesetzt, den wir heute öffentlich machen.

Die Idee für eine solche geht auf Peter M. Wald zurück, der eben nach meinem Homeoffice-Allerlei auf mich zugekommen ist und Gunnar war natürlich auch sofort dabei. Und wenn Ihr entsprechende Beiträge, Hinweise auf Studien oder White Papers habt, werden wir diese gerne auch – nach einem redaktionellen Quercheck durch das Homeoffice-Kuratorium – dort publizieren. Wir freuen uns auf eine aktive Diskussion und Beteiligung!

Fluchtburg Küchentisch und das jederzeitige Betretungsrecht des Home Offices

Und hier einige Beiträge, die mir zum Thema in den vergangenen Tagen aufgefallen sind. Claudia Tödtmann hat in ihrem Management-Blog das Thema unter der knackigen Überschrift Home Office: Die Fluchtburg Küchentisch und die unbändige Sehnsucht nach dem Büro erneut aufgegriffen. Sie beschreibt eloquent, was man im Homeoffice alles so erleiden kann, vom fehlenden Arbeitsplatz über Störungen durch Paketboten, Familie und Haustiere bis zu einer unzureichenden Arbeitsplatzausstattung und Rückenschmerzen wegen des schlechten Bürostuhls. Also nichts, wie zurück ins Büro?

Und sie beleuchtet auch die Arbeitgeberseite: Die Angst vor dem Kontrollverlust sei hier und da der Freude über mehr Leistung und der Heimarbeitenden und der Vorstellung gewichen, teure Büromieten gerade auch in den Ballungszentren einsparen zu können. Doch was ist mit der Arbeitsplatzausstattung und einer Erstattung der Miete, die für den Homeoffice-Platz anfällt? Das kann ja durchaus auch teuer werden.

Und – ganz wichtig – der Heimarbeiter muss im Gegenzug seiner Firma vertraglich ein jederzeitiges Betretungsrecht seines Home Offices einräumen. Damit er und der Arbeitsschutz nach dem Rechten schauen kommen kann, ob die Arbeitssituation stimmt. Ganz so ergonomisch korrekt wie im Büro.

Home Office: Die Fluchtburg Küchentisch und die unbändige Sehnsucht nach dem Büro | Management-Blog

Da schließt sich wieder die Lücke zu meiner ersten Folge des #Homeoffice Allerleis: Wenn der Arbeitsstättenprüfer dreimal klingelt … Tödtmann beleuchtet noch weitere Aspekte von Arbeitszeitbetrug bis zur Arbeitszeitüberwachung und Recherche durch Detektive und wenn ich das lese, schwant mir Böses. Die Gefahr, dass die Controlettis und Bürokraten zuschlagen, ist einfach zu groß. Und es schließt sich die Lücke zu meiner Forderung, konstruktiv und pragmatisch an das Thema heran zu gehen und nicht wieder alles durch Vorurteile und Vorschriften zu Tode zu regulieren. Leute, lasst die Kirche im Dorf. Hoffentlich.

5 Trends nach Corona: E-Bike statt E-Klasse

Das Handelsblatt hat in einem Beitrag fünf durch die Corona-Krise transportierte oder beschleunigte Trends identifiziert, die die Unternehmenswelt langfristig prägen könnten. Darunter sind wichtige Punkte wie eine Benachteiligung der weiblichen Arbeitnehmer in und durch die Corona-Krise. Sie übernehmen dann doch wieder mehr Lasten in Erziehung und ähnlichen Aufgaben. Da wundert es dann auch nicht, wenn – siehe die Hessen-Umfrage im vorhergehenden Homeoffice-Allerlei – wenn sie eher ins Büro zurück wollen. Es besteht Handlungsbedarf.

Dann kommen natürlich Themen, die gerade en vogue sind: Mehr Vertrauen statt Kontrolle, agile Organisationsformen, eine möglicherweise geringere Bindung der Arbeitnehmer an Unternehmen, wenn sie remote arbeiten, oder die Gewinnung von Talenten durch attraktive Arbeitsplatz und -zeitmodelle. Und dann noch eine Formulierung, die ich als langjähriger Firmenwagenfahrer zitieren muss:

E-Bike statt E-Klasse, Videokonferenz statt Flugzeug, „Green Hero“ statt „General Manager“ – die Öko-Ideen der Firmen werden ein immer wichtigeres Marketingmittel bei der Personalsuche und helfen, gerade jüngere Beschäftigte zu gewinnen und zu motivieren.

Nach Corona: 5 Trends, die die Arbeitswelt verändern

Mal schauen und zu hoffen, dass es grüner wird und einige Einstellungen sich ändern. Und ich bekenne mich lange Zeit als Firmenwagen-haben-wollen-schuldig, aber auch bei mir hat sich diese Einstellung unterdessen geändert.

Smartoffice, Vertrauensarbeit und superflexible Arbeitsmodelle

Ausdrücklich empfehlen möchte ich den Beitrag von Markus K. Reif. Schon die Überschrift knallt rein: Arbeitswelt nach Corona: Schluss mit Openspace, willkommen Smartoffice, Vertrauensarbeit und superflexible Arbeitsmodelle. Er nimmt unter anderem die gängigen Großraumbüros auseinander und fordert den gesunden Mix ein:

Herausgekommen ist ein Element des Großraumbüros, wo die meisten mit Kopfhörern in den Ohren still vor sich hinarbeiten. Zur Kommunikation geht man woanders hin, um die anderen nicht zu stören. …

Eine Mischung aus punktueller Arbeit von zu Hause, denn konzentriertes Arbeiten ist wichtig und steigt in der Bedeutung. Für den kommunikativen Austausch und zur Interaktion mit den Kollegen wird punktuelles Arbeiten im Büro elementar sein.

Arbeitswelt nach Corona: Schluss mit Openspace, willkommen Smartoffice, Vertrauensarbeit und superflexible Arbeitsmodelle | Marcus K. Reif

Arbeitsplatz, Arbeitszeiten, Führung sollten sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Doch wir alle müssen es eben konstruktiv anpacken und gestalten.

Ende des Großraums und „branded Homeoffice“?

Dass sich die Büros ändern werden, das hatten wir schon hier erwähnt. In vielen Unternehmen werden derzeit wahrscheinlich die Abstände zwischen den Schreibtischen vergrößert, Gehwege „verpfeilt“ oder auch Plexiglasscheiben angebracht.

Von dort ist es, könnte man denken, nicht mehr weit zu den Office Cubicles der 60er Jahre – Massenangestelltenhaltung in hygienisch abgeschirmten Boxen.

Arbeitswelt nach Corona: Das Ende des Großraums – DER SPIEGEL

Insbesondere das Großraumbüro, wie wir es heute kennen, kann es so erst einmal in der nahen Zukunft nicht wieder geben. Der Spiegel titelt gar das Ende des Großraums herbei. Ich muss jetzt genau an die offenen Bürokonzepte, an Kreativflächen denken, an Coworking Spaces, wir ich sie ja auch auf Messen als Demo auf dem IBM Stand auf der Cebit 2017 oder beim IBM HR Festival auf der republica mit Design Offices umgesetzt habe, Arbeitsflächen und kreative Konzepte zur Zusammenarbeit, die auch mich wieder für das Büro begeistern konnten. Stattdessen werden wir wohl eher „abgeschlossenere Einheiten erleben“, so Stefan Rief vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation laut Spiegel.

Und Homeoffices, die Heimarbeitsplätze könnten, sollten nun Teil des Corporate Designs werden (sollten), so wird der Leiter einer Hamburger Designbüros zitiert.

Es könne … in Zukunft zum Employer Branding gehören, je nach Hierarchiestufe eine entsprechende Ausstattung für das Homeoffice anzubieten – ein Package, das der Arbeitnehmer sich selbst zusammenstellen kann und das seinen Arbeitgeber bei Videocalls angemessen repräsentiert.

Arbeitswelt nach Corona: Das Ende des Großraums – DER SPIEGEL

Bei notwendigen Investitionen von 2.000 bis 4.000 Euro entstehe ein „gigantischer Markt für das ‚branded Homeoffice'“. Ach ja, Ausstattung je nach Hierarchiestufe, der Bürostuhl mit und ohne Lehne, der größere und der kleinere Schreibtisch …

Zur Wahrheit gehört eben aber auch, dass eben nicht jede:r überhaupt die räumlichen Gegebenheiten für eine solche Gestaltung hat. Selbst der CEO der SAP, Christian Klein, bemerkt, dass sein Homeoffice zu klein sei (nur 10 Quadratmeter). Und bevor wir uns um Branding Gedanken machen. sollten wir zuerst über eine vernünftige Ausstattung (Stuhl, Tisch, Breitband, Rechner) nachdenken, finde ich. Danach können wir es dann schön machen (wobei nicht jeder Corporate Branding als schön empfinden muss).

Zurück zu den räumlichen Gegebenheiten, die eben manche:r Arbeitnehmer:in eben in den eigenen vier Wänden nicht hat. Ich denke schon, dass sich jetzt schon einige mehr Gedanken machen werden, wie denn die eigene Wohnung angesichts von möglicher Heimarbeit aussehen sollte. Und natürlich werden die Diskussionen über potentielle Zuschüsse für den Heimarbeitsplatz weiter geführt werden (müssen).

Fraunhofer-Umfrage zur Arbeit Zuhause

Wer übrigens seinen derzeitigen Stand und sein künftigen Wünsche dokumentieren will, der kann (und sollte) an der Umfrage »Wie gut funktioniert die Arbeit von Zuhause?« von Fraunhofer IAO teilnehmen. Am Ende sieht man dann auch, wie man im Vergleich zu den anderen Studienteilnehmern steht. Ich fühle mich im Homeoffice wohl, hab es ja aber auch schon vor Corona getan und habe vor allem auch hervorragende Arbeitsbedingungen, was eben nicht jeder so hat. Mir fehlen lediglich die gemeinsamen Kreativsessions und der Kaffee oder die Kantine zusammen mit Kollegen:innen.

An dieser Stelle sei auch auf den Beitrag des schon zitierten Stefan Rief von Fraunhofer IAO verwiesen, der eine neue Epoche für das Büro verkündet. Man werde – so die Thesen- beispielsweise jede Fahrt ins Büro überdenken, Geschäftsreisen würden abnehmen und viele Arbeitsplätze würden aufs Land umziehen. Natürlich – so die Ausführungen – ändert sich auch das Büro und hoffentlich kommt es wirklich so, dass „Inspirational Offices in Form von Coworking Spaces, Serviced Offices oder Corporate Office entstehen“, denn darin habe ich zumindest immer den Mehrwert eines Besuchs im Büro gesehen (siehe oben meine Bemerkung zu Design Offices).

So, genug Homeoffice-Allerlei für diesen Beitrag. Und es bleiben noch viele, viele Informationen aufzuarbeiten, hier im Blog und natürlich auf dem neuen https://homeofficekurator.wordpress.com.

(Stefan Pfeiffer)

#9vor9 mit den Digitalthemen der Woche: Stellenanzeigen als Konjunkturbarometer, Homeoffice, SAP, neuen Jobs im Marketing … und „Alt werden mit Gunni und Larsilein“

26. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Und wir waren heute auch mit #9vor9, den Digitalthemen der Woche, erstmals live im Stream auf LinkedIn.

Unsere Themen heute in Stichpunkten:

Vor allem aber unsere Pläne zur inhaltlichen Weiterentwicklung von #9vor9 zu „Alt werden mit Gunnar, Lars und Stefan“:

Wichtig für jeden IT-Nutzer: Mit welchen Methoden Cyberkriminelle die Sorge um Covid-19 ausnutzen

25. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine Hör- und Sehempfehlung für alle, die am Computer oder auch Smartphone sitzen (und nicht nur die IT-ler): Die Angriffe durch Cyberkriminelle haben in den vergangenen Tagen und Wochen dramatisch zugenommen. Und das größte Einfallstor sind E-Mails, die immer „besser gemacht“ sind, sich immer besser tarnen. Hinter der E-Mail von Paketzulieferern kann sich ein Angriff verbergen. Auch die vermeintlich offizielle Mail vom Gesundheitsministerium mit Dateianhang ist wahrscheinlich ein Angriff.

Ich habe mich dieser Tage mit meinem Kollegen Carsten Dietrich über Cybersecurity-Bedrohungen in Zeiten von Covid-19 unterhalten. Carsten ist Security Experte und Program Director der IBM X-Force Threat Intelligence in Kassel. Und die Mädels und Jungs, die weltweit verteilt arbeiten, kenne sich wirklich aus und waren wohl die ersten, die bereits im Januar eine Kampagne entdeckt haben, die sich Covid-19 zunutze machen wollte. Und seitdem geht die Post ab. Im wahrsten Sinne des Wortes: Bei jeder neuen Information oder Nachrichtenlage rund um Covid-19 ist mit neuen getarnten E-Mails und darin enthaltenen Ransomware-Attacken und Phishing-Angriffen zu rechnen. Die Mails enthalten entweder dubiose Links zu Webseiten, wo man sensible Daten hinterlassen soll, und/oder es sind schädliche Anhänge enthalten.

Carsten schildert die Bedrohungen sehr plastisch. Deshalb rein hören und daran denken: Immer misstrauisch sein. Prüfen, ob eine Mail plausibel ist. Habe ich zum Beispiel wirklich etwas bestellt, wenn eine durchaus perfekt aussehende Nachricht vom Paketzulieferdienst kommt. Schauen, ob die E-Mail-Adresse, von der die Mail kommt, plausibel oder aber kryptisch ist. Nie Dateien öffnen, die angeblich von einer Behörde wie dem Gesundheitsministerium kommen. Die Behörden werden in aller Regel nie solche Dateien verschicken. Nicht blauäugig Webseiten öffnen und gar dort Daten hinterlassen. Und natürlich immer die eigene Sicherheitssoftware wie den Virenschutz auf dem neuesten Stand halten! Das rund zehnminütige Gespräch, das Teil des IBM Livestudio Magazins war, beginnt mit dem Gespräch mit Carsten:

Das X-Force Team informiert kostenlos aktuell auf dieser Webseite über Bedrohungen rund um Covid-19. Sicherlich von besonderem Interesse für Mitarbeiter von IT-Abteilungen. Wer sich nicht registrieren will, kann als Gast die Informationen einsehen:

Und ich blende hier bewusst den kompletten Link ein.

https://exchange.xforce.ibmcloud.com/search/coronavirus

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Elchinator auf Pixabay

Homeoffice-Allerlei: Leere Bürotürme, nur Weicheier bleiben daheim und wenn der Arbeitsstättenprüfer dreimal klingelt

24. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Homeoffice bleibt. Hoffe ich persönlich. Und die Diskussion rund um Homeoffice geht unter verschiedensten Aspekten kontrovers weiter. Deshalb einige ausgewählte, kuratierte Auszüge. Wahrscheinlich jetzt in losem Abstand öfters. Die Einen fordern finanzielle Unterstützung für das Homeoffice, die anderen warnen vor Großraumbüros und die anderen beschäftigen sich mit Grabenkämpfe von vorgestern.

Homeoffice-Zuschuss und Büromieten in Hochhäusern einsparen

Einen einmaligen Homeoffice-Bonus für 2020, damit sich Arbeitnehmer entsprechend daheim ausstatten können, fordert der Bitkom, der deutsche Digitalverband, als Bestandteil des Digitalpakts. Der Verband geht noch weiter. Ab 2021 der Werbungskostenabzug für die Homeoffice-Infrastruktur vereinfacht werden:

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die mindestens einen Tag pro Woche im Homeoffice arbeiten, sollten die Ausgaben für die ITK-Ausstattung eines häuslichen Arbeitsplatzes bis zu 1.250 Euro pro Jahr pauschal als Werbungskosten geltend machen können. Zudem tragen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die regelmäßig von zu Hause aus arbeiten, zur Entlastung des Pendelverkehrs bei und schonen so die Umwelt. Für Homeoffice-Tage und mobiles Arbeiten sollten sie daher 50 Prozent der Pendlerpauschale geltend machen können.

Bitkom – Digitalpakt Deutschland

Und die FAZ macht darauf aufmerksam, dass auch die Büros nicht mehr die gleichen sein werden, wenn man in diese zurückkehrt, denn auch hier gilt Abstand halten – und einiges mehr:

… das Wort vom Chef gilt: Rechtlich betrachtet bestimmt der Arbeitgeber, wo gearbeitet wird.

Vorausgesetzt, er kann einen sicheren Arbeitsplatz bieten – und das ist in Zeiten der Corona-Pandemie nirgendwo einfach. Die Pflicht zu Abstand und noch mehr Hygiene verändert gewohnte Sitzordnungen, Wege durch Bürotürme, die Verpflegung der Mitarbeiter, das Zutrittsrecht zur Kaffeeküche. … Nur wenn der Arbeitgeber nachweislich alle Auflagen erfüllt, um das Infektionsrisiko für seine Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten, müssen die Angestellten ins Büro.

Corona in Rhein-Main: Unternehmen vor Ende des Home Office – FAZ

Da fällt mir unwillkürlich der Artikel von Claudia Tödtmann ein, die zwei Lesehinweise gibt:

Eine Untersuchung in Seoul hat gezeigt, wie gefährlich Großraumbüros für die Gesundheit und das Leben der Mitarbeiter sind.

Juristen sagen, wenn in Deutschland erst eine Corona-App nachweist, dass Menschen sich am Arbeitsplatz infiziert haben, wird es eng für die Top-Manager.

Lesehinweise: Corona verbreitet sich in Großraumbüros am besten | WiWo Management-Blog

Es wird gar schon über die Zukunft der Bürotürme gemunkelt. Fängt die einzigartige Skyline von Frankfurt an zu bröckeln?

Sie galten als Symbole für den weltweiten Siegeszug von Kapitalismus und Globalisierung: die riesigen Bürotürme in den Geschäftsvierteln der Metropolen in aller Welt. Doch wegen der Corona-Pandemie haben Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Home Office geschickt. Es wurde still in den Hochhäusern – und das vielleicht auf Dauer.

Corona-Krise gefährdet Zukunft der Bürotürme, FAZ, 23. Mai 2020

Und da der Zustand zumindest partiell anhalten werde, könnten Unternehmen nun teure Büromieten sparen.

Die Hartgesottenen, die Karriere machen, gehen eben ins Büro

Doch die An- oder Abwesenheit im Büro scheint auch mancherorts unter anderer Perspektive gesehen zu werden:

Aber ist das nur eine Pseudofreiheit? Bleiben in der Wahrnehmung der Hartgesottenen und nur die Weicheier daheim?

Private Profis, Ursula Kals in Beruf und Chance der FAZ vom 23.Mai 2020

Und kann ich überhaupt Karriere machen, wenn ich im Homeoffice bin? Schließlich gab es ja auch vor Jahren Studien, die belegten, dass Heimarbeiter schlechtere Karrierechancen hätten, übrigens unabhängig davon, dass laut anderer Studien Heimarbeiter oft mehr leisten als die Kollegen im Büro. So ganz abwegig klingt das nicht, finde ich. Leistung ist schließlich nicht alles. Vom Chef im Büro gesehen werden, so von wegen Gesichtsmassage, kann ja vielleicht helfen … Die Weicheier und lahmen Karriereenten bleiben also daheim, die Aufsteiger sitzen und charmieren im Büro!?

Wenn der Arbeitsstättenprüfer dreimal klingelt, an meiner Haustür …

Und ich musste die Tage auch an die klassischen US-amerikanischen Büros denken, in denen die Mitarbeiter in Cubicals werkeln. Bei FileNet in Costa Mesa saßen die Kollegen in diesen Kästchen, meiner Erinnerung sogar kleiner, als die Cubes auf dem oben abgebildeten Foto. So von wegen schöne, heile Bürowelt.

Aber wir Deutschen sind ja auch geschützt, denn nicht umsonst haben wir ja Leitfäden für Bildschirm- und Büroarbeitsplätze oder eine Arbeitsstättenverordnung für das Büro, die Mindestgröße und Raumhöhe definiert. Und diese Verordnungen könnten auch bald ins heimische Büro überschwappen. Die FAZ zitiert die Darmstädter Rechtsanwältin Nadja Draxinger:

Aktuell haben wir vermutlich viele nicht arbeits- und datenschutzgerechte, improvisierte heimische Arbeitsplätze, die kein Dauerzustand sind, sondern nur eine improvisierte Arbeitsplatzverlagerung darstellen.

Corona in Rhein-Main: Unternehmen vor Ende des Home Office – FAZ

Ich sehe schon, wie die heimischen Arbeitsplätze geprüft werden müssen. Da ist dann vielleicht der vom Bitkom geforderte Zuschuss dringend notwendig. Doch es geht eben nicht nur um den ergonomisch korrekten Arbeitsplatz, den ich jeder:m wünsche. Im Homeoffice geht es auch um sehr ernste Themen wie Datenschutz und Cybersecurity. Sie sind sicher einmal einer näheren Betrachtung wert.

Hessen im Homeoffice: Die Jüngeren wollen eher, Frauen eher nicht

Doch noch einmal zurück zur generellen Einstellung der Arbeitnehmer zum Thema Heimarbeit. Laut einer Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag des Hessischen Rundfunks wollen 54 befragten Hessen lieber zurück ins Büro. 43 Prozent können sich Remote Work vorstellen.

Die Einstellung zum Homeoffice variiert nach Alter, Geschlecht und Bildung. Jüngere sind eher pro Heimarbeit. Frauen lehnen sie in höherem Maße ab und man kann ahnen warum. Die Last daheim wird wohl noch immer nicht gleichmäßig verteilt.

Nur nicht gängeln, meint Altmaier

Hubertus Heil fordert ein Recht auf Homeoffice. Der Arbeitgeberverband hat sich sofort gegen diesen Ladenhüter in Position dagegen gebracht, der Wachstum und Flexibilität beschränke, in Position gebracht hat und bekommt Beistand. Wirtschaftsminister Peter Altmaier legt jetzt auch in dieser Richtung nach:

Staatliche Gängelei wäre grundfalsch. …

Wir brauchen vor allem weniger Bürokratie, nicht immer neue staatliche Garantien. Ich bin überzeugt, dass viele Betriebe von sich aus mehr Homeoffice ermöglichen, aber es passt eben nicht überall, …

Altmaier gegen Recht auf Homeoffice — FAZ, 23.5.2020

Er habe volles Vertrauen in Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Betriebsräte, die vor Ort die richtigen Lösungen finden würden. Und Altmaier und die Arbeitgeber bekommen Unterstützung von anderer, unerwarteter (?) Seite. Auf hr.de wird der Landeschef der Gewerkschaft Verdi Hesse Jürgen Bothner zitiert:

Unter dem Strich ist das eine große Falle, weil man eine gehörige Portion Selbstdisziplin und Selbstkontrolle braucht, damit man eben nicht weit mehr arbeitet, als man dem Arbeitgeber schuldet.

hr-Umfrage: Mehrzahl der Hessen will nicht im Homeoffice arbeiten | hessenschau.de | Wirtschaft

Und natürlich fordert er eine Einhaltung der schon oben erwähnten Arbeitsplatz-, Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften ein. Logisch. Kein Wort von verlorener Zeit auf der Autobahn in Staus oder gar Umweltschutz.

Im Homeoffice produktiver, weil man freiwillig zu viele Überstunden macht?

Doch zurück zu Überstunden und … höherer Leistung. Die Aussagen der Deutschen Telekom, dass sich die Produktivität der Service-Abteilung im Homeoffice um acht Prozent gesteigert und die Gesundheitsquote verbessert habe, wird Bothner sicher in gewohnter Weise interpretieren.

Die Regeln für die konventionelle Präsenzarbeit entstammen aber einer völlig anderen Vorstellung und Zeit.

Birgit Wintermann & Britta Redmann: Leitfaden für rechtliche Umsetzung von New Work erschienen – Zukunft der Arbeit *

Liebe Leute, gebt fein acht, ich hab Euch etwas mitgebracht, Arbeitgeber und Gewerkschaften, Möchte-Gern-Kontrolleure und sonstige „Opinion Leader“: Kommt endlich aus Euren Schützengräben heraus und schlagt nicht die Schlachten von vorvorgestern.

Die Arbeitswelt von morgen sollte vielfältig, divers, offen und flexibel sein

Die Arbeitswelt wird sich nach der Corona-Krise ändern und es gilt diese konstruktiv zu gestalten:

Ich glaube zutiefst daran, dass es gut ist, hybride Strukturen zu haben.

Telekom-Chef Tim Höttges in einer Telefonkonferenz laut Auf Wiedersehen, Homeoffice? Die Tücken der Bürorückkehr | heise online

Es geht nicht um ein Entweder-Oder von Homeoffice und Arbeiten im Büro. Es geht um eine intelligente Kombination. Und es geht darum, denjenigen Homeoffice (gesetzlich garantiert) zu ermöglichen, die dies wollen. Und die Anderen gehen ins Büro, da sie sich oft auch aus verständlichen Gründen dort wohler fühlen, beispielsweise, weil sie daheim nicht die Rahmenbedingungen haben, oder aber sich dort nicht so organisieren können.

Die üblichen Schau- und Hahnenkämpfe bringen uns garantiert nicht weiter. Die Arbeitswelt von morgen sollte vielfältig, divers, offen und flexibel sein, im Sinne von Arbeitnehmern, Familien und Unternehmen. Drei Tage Remote Work, zwei Tage ins Büro. Die kommende Woche mehr Büro, weil es von der Arbeit her Sinn macht. Warum nicht? Ich bin fest davon überzeugt, dass intelligente Kombinationen und Lösungen möglich und nötig sind – solange diese nicht wieder von Betonköpfen boykottiert werden, die nur alte Machtverhältnisse zementieren wollen.

(Stefan Pfeiffer)

* Der von der Bertelsmann Stiftung herausgegebene und von Birgit Wintermann und Rechtsanwältin und Autorin Britta Redmann verfasste Leitfaden: New Work: Potentiale nutzen – Stolpersteine vermeiden – Ein Leitfaden zu regulatorischen Grenzen und Chancen, der hier heruntergeladen werden kann, sei hier ausdrücklich empfohlen.

Digitalthemen der Woche bei #9vor9: Internetwirtschaft, Sharing Economy und lokale Onlineplattformen in und nach COVID-19

12. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Dienstags wird jetzt immer ein Videotag: 8:51 Uhr #9vor9 mit Gunnar Sohn und Lars Basche und um 11 Uhr das IBM Livestudio Magazin, das wir seit vergangener Woche auf LinkedIn Live ausstrahlen. Zum Livestudio später oder morgen mehr.

Unsere Digitalthemen der Woche bei #9vor9: Die Corona-Krise trifft die digitale Ökonomie kaum, so zwitschert Holger Schmidt mit Bezug auf eine Umfrage von eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. und der Unternehmensberatung Arthur D. Little.

In diesem Jahre gehe es leicht nach unten, aber danach steige die Bedeutung der Internetwirtschaft um 9,5 Prozent, von von 4,2 Prozent auf 7 Prozent des deutschen Bruttosozialprodukts in 2025.

Andere Branchen werden sicher nicht so davon kommen. Lars brachte hier unter Bezug auf Beitrag der New York Times als Beispiel die sogenannte Sharing Economy, wo bei Unternehmen wie Airbnb, Uber oder Lyft die Umsätze dramatisch zurück gehen.

Lokale und regionale Plattformen: Es ginge mehr

Ich habe dann auf die lokalen Auswirkungen am Beispiel Darmstadt hingewiesen. Dort präsentieren sich seit Herbst 2019 mehr als 100 Geschäfte unter Digitales Schaufenster auf darmstadt-citymarketing.de. Die Präsenz war beziehungsweise ist in der jetzigen COVID-19-Krise eine Chance für diese Geschäfte online zu vermarkten. Doch scheitern viele der Versuche an oft nicht nachvollziehbaren Auflagen, wie die FAZ berichtet. Doch genau solche Ansätze, zu lokalen und regionalen Plattformen mit entsprechenden Angeboten ausgebaut, könnten durchaus eine valide Perspektive im Wettbewerb auch jenseits von COVID-19 sein, so die drei #9vor9-ler.

Die Solidarität und Bereitschaft der Kundschaft, auch in Krisenzeiten nicht bei Amazon und Co. zu kaufen, verdeutlicht außerdem, dass sich Einkauf und Beratung beim Fachhändler und digitale Bestellmöglichkeiten nicht ausschließen müssen.

Darmstadt: Ungereimtheiten im Einzelhandel der Digitalstadt

Doch mal wieder Homeoffice und Großraumbüro

Das Thema Homeoffice lässt uns natürlich nicht los. Dazu tragen nicht nur die Meldungen von PSA, Google oder Facebook bei:

Und ich möchte auch gleich nochmals betonen, dass niemand ins Homeoffice gezwungen werden sollte. Jeder sollte dort arbeiten, wo sie:er will und kann. Doch trotzdem musste ich diese Lesehinweise von Claudia Tödtmann aufnehmen und erwähnen:

Lesetipps „Süddeutsche Zeitung“ und „BR24“: Eine Untersuchung in Seoul hat gezeigt, wie gefährlich Großraumbüros für die Gesundheit und das Leben der Mitarbeiter sind. …

Lesehinweise: Corona verbreitet sich in Großraumbüros am besten | Management-Blog

Ich habe bewusst bei #9vor9 nicht auf die möglichen juristischen Konsequenzen verwiesen, die Claudia in ihrem Beitrag noch zitiert.

Und zum Abschluss noch ein Geständnis meiner Banausität:

(Stefan Pfeiffer)