Posts Tagged: ‘Deutschland’

Vor 10 Jahren: Wir Kinder der Generation Windows ODER warum gehen wir in Deutschland nicht kritisch mit Microsoft um?

26. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Am 23. Januar 2010 habe ich über meine persönliche Geschichte mit und Beziehung zu Microsoft geschrieben. Wie ich es im getitelt habe: Ich bin ein Kind der Generation Windows, war beispielsweise als Business Partner beim offiziellen Launch von Windows 3.0 in Deutschland dabei. Irgendwann haben sich die Wege dann getrennt oder besser, ich habe eine wesentlich kritischere Haltung zu Microsoft eingenommen.

All das ist Thema des Beitrags von damals. Und auch manche Fehleinschätzung, wie es denn weitergehen würde. Die Dominanz von Microsoft konnte weder im Office-Bereich, geschweige denn bei den Betriebssystemen wirklich gebrochen werden. Office ist in die Cloud gewandert und dominiert noch immer auf ungesunde, monopolistische Weise das Segment, DSGVO-Verstöße hin und Warnungen der EU vor Abhängigkeit her. Auch in der Cloud hat man sich gut positioniert und man kann hier nur den Hut ziehen, wie man sich nach dem Abschied von Steve Ballmer erfolgreich neu positioniert hat.

Das Image ist gerade in Deutschland ausnehmend gut, auch wenn regelmäßig Sicherheitslücken auftauchen, die Qualität bemängelt wird oder wie gerade 250 Millionen Einträge aus der Kundendatenbank offen im Netz zugreifbar waren. Das wird kaum wahrgenommen. Nicht umsonst sprechen Kritiker von GAFA, den großen Plattformkonzernen Google, Apple, Facebook und Amazon, und nicht von GAFAM, den genannten Konzernen inklusive Microsoft, das zweifelsohne ähnliche Macht in seinem Segment hat.

Die positiven Signale werden eher wahrgenommen und auch multipliziert: Wenn Microsoft bekannt gibt, dass man klimaneutral, ja klimapositiv werden will, wird das allenthalben bejubelt. Nicht falsch verstehen: Die Initiative ist absolut positiv zu bewerten und ich hoffe, dass mancher Konzern nachzieht. Doch wenn manch sonst so angeblich kritischer Geist dann plötzlich zwitschert, dass der einzige Plattformkonzern, für den er arbeiten würde, Microsoft sei, werde ich misstrauisch und kann nur angesichts vieler Fakten den Kopf schütteln.

Microsoft macht gerade sehr vieles richtig. Das muss man neidlos anerkennen. Doch sollte man gerade in Deutschland und Europa auch wahrnehmen und berücksichtigen, dass wir beispielsweise in der öffentlichen Verwaltung extrem von Microsoft abhängig sind. Abhängig! Offensichtlich wissen wir nicht einmal, wie viel Geld die deutsche Verwaltung für Microsoft-Produkte ausgibt. Die Gelddruckmaschine läuft fröhlich vor sich hin.

Europäische Unabhängigkeit, eine europäische Plattform und Alternative, bedeutet nicht nur aus finanziellen Gründen wesentlich mehr Unabhängigkeit von Windows, besonders Office und anderen Microsoft-Produkten und Hinwendung zu Open Source als Alternative. In diese Richtung will ja jetzt auch die Union gehen. Ich bin gespannt und verhalten optimistisch, eher pessimistisch. Die Lobbyisten werden es schon richten, die Union einknicken. Weil angeblich Excel, Powerpoint und Word so unverzichtbar sind. So ein Mumpitz.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Reinschauen und -hören: Ideen für Sprunginnovationen mit Rafael Laguna #StudioZ

14. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Gunnar Sohn und Klaus Burmeister haben sich am 13. Januar mit Rafael Laguna, Gründungsdirektor der neuen Agentur für Sprunginnovationen, unterhalten. Rein hören. Empfehlenswert! Und wenn Du, lieber Rafael, wirklich zwei Sprunginnovationen wie die Erfindung des Autos für Deutschland mit ans Fliegen bringst, ziehen alle den Hut

Ideen für Sprunginnovationen – Interview mit Rafael Laguna de la Vera #StudioZ: Wer es gestern nicht live anschauen konnte, bekommt hier die Aufzeichnung. Der Beitrag Noch mal live: Ideen für Sprunginnovationen #StudioZ erschien zuerst auf ichsagmal.com.

Noch mal live: Ideen für Sprunginnovationen #StudioZ — ichsagmal.com

Ein durchaus emotionales Bekenntnis zum Geist der (Bonner) Bundesrepublik | @gsohn

6. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Die nationalistischen Akteure agieren mit Untergangsformeln und inszenieren sich dabei als die Erlöser. Wer sich dem widersetzt, wird als undeutsches Element und Volksverräter denunziert.

Angriff auf Symbole

Es ist ein Angriff auf die Symbole und Institutionen der Bundesrepublik Deutschland — das ist vor allem ein Angriff auf den Geist der Bonner Republik, denn in Bonn sind die Wurzeln des Grundgesetzes, hier tagte der Parlamentarische Rat, hier sind in der Nachkriegszeit wichtige Weichen gestellt worden für politische Stabilität in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Bonn stand für das pragmatische Gebot politischer Nüchternheit, geschichtlicher Verantwortung und Weltoffenheit.

Bekenntnis zu den Wurzeln des politischen Systems der Bundesrepublik | Gunnar Sohn auf ichsagmal.com

Als nicht in der Nähe von Bonn wohnend würde ich eher den Geist der Bundesrepublik und des Grundgesetzes beschwören, denn die ehemalige Bundeshauptstadt. Doch täte uns sicher die nüchterne Vernunft der Bonner Republik statt der Berliner Großmannssucht derzeit manchmal sehr gut.

Bild von Instagram-FOTOGRAFIN auf Pixabay

Lesezeichen: Ob Funkmast oder Windrad – nur nicht vor meiner Haustür

22. November 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Tage habe ich über die Auseinandersetzung über die geplante Installation eines Funkmasts in der Darmstadt-Eberstädter Villenkolonie und den entsprechenden Protest berichtet und es kommentiert. In Deutschland gilt bei Funkmasten, Windrändern und anderen Vorhaben nur zu oft das Motto „nur nicht vor meiner Haustür“. Proteste sind oft verständlich, aber es stellt sich schon die Frage, ob Vorhaben nicht wesentlich schneller so oder so entschieden werden müssten. Der Entscheidungsstau ist auch Investitions- und Infrastrukturstau.

Dazu passend die Bemerkung von Sascha Lobo:

Ein von Politik und Unternehmen selbstgeschnitzter Teufelskreis unter Mitwirkung der deutschen Bevölkerung, die zum einen das Digitale prinzipiell weniger schätzt, als man das in anderen Ländern tut. Und andererseits Funkmasten besonders dann schlimm findet, wenn sie in der eigenen Sichtweite aufgestellt werden.

über Deutschland: Warum unsere Handynetze so schlecht sind – Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Wer sich dann noch die nackten Zahlen vor Augen führt …

Alle diese Faktoren führen schließlich dazu, dass Deutschland zu den datenteuersten Ländern der EU zählt. Für ein Gigabyte zahlt man hier durchschnittlich 6,14 Euro. In Schweden sind es 3,23 €, in Frankreich 2,64 €, in Finnland 1,02 Euro. In Polen verkaufte der billigste Anbieter das Gigabyte für weniger als 12 Cent, also weniger als ein Fünfzigstel des Durchschnittspreises in Deutschland.

über Deutschland: Warum unsere Handynetze so schlecht sind – Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Der gesamt  Beitrag sei zur Lektüre empfohlen.

 Bild von Andreas Glöckner auf Pixabay

Kein DSL unter dieser Verbindung oder der eingefrorene Bildschirm – Servicewüste Telekom(munikationsanbieter)

26. September 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich hatte es schon wieder hintenan gestellt: Meinen Ärger mit der DSL-Verbindung der Deutschen Telekom, der nun schon seit Monaten geht. Ich bin offensichtlich nicht alleine, wie heise aufgrund eines Artikels des Tagesspiegels berichtet, der auf eine repräsentative Umfrage des Marktwächter-Teams des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) Bezug nimmt:

Ärger mit dem Zugangsanbieter gehört hierzulande für viele zum Alltag. Jeder dritte Internetnutzer kämpfte in den vergangenen zwei Jahren mit Problemen mit seinem Anschluss. … Die Betroffenen beklagten demnach etwa, dass die Verbindung lahm gewesen sei oder gar nicht funktionierte. In über der Hälfte der Fälle hielten die Schwierigkeiten länger als vier Wochen an.

29 Prozent der Nutzer mit gestörten Leitungen gaben laut Tagesspiegel an, sie hätten ihren Anbieter drei- oder mehrmals deswegen kontaktiert.

über Bei jedem Dritten läuft das Internet nicht richtig | heise online

Da fühle ich mich dann doch wieder angesprochen, denn genau das ist passiert beziehungsweise ist eigentlich noch akut. Und ich habe jetzt nicht die fünfte oder sechste Störmeldung aufgegeben, weil ich es auch einfach müde bin und mein Netz gerade mal wieder läuft, so dass ich derzeit habe abends keine Unterbrechungen habe, wenn ich Magenta TV schaue. Passierte fast nach Stechuhr oft Freitag abends, Talkshow-Zeit gegen 22-23 Uhr. Doch wie lange wird es gut gehen?

FRITZ_Box_7590

Die Steuerzentrale meiner FritzBox zeigt noch immer tägliche nicht behebbare DSL-Fehler an. Derzeit kümmert sich niemand von der Telekom drum. Alle Tickets sind geschlossen, denn die kleinen Problemchen sind ja aus Technikersicht erst einmal gelöst. Da wurde einmal fälschlicherweise geschlossen, obwohl der Fehler nicht behoben war. Dann wurde ein Kabelbruch/-fehler in der allgemeinen Leitung festgestellt. Hat man halt mal 2-3 Tage kein DSL, keine Fernsehen und muss als Notlösung sein Handy mit LTE nehmen, dessen Datenvolumen irgendwann auch aufgebraucht ist.

Telekom_hilft___Twitter
Solche Informationen kann ich übrigens nicht online der Störungsmeldung hinzufügen. Vielleicht habe ich es nur nicht gefunden. Bin deshalb den Umweg über Twitter und @Telekom_hilft gegangen.

Und schließlich wird dann unser Anschluss in der DSL Vermittlung falsch gesteckt. Konnte ich online nicht melden. Ok, kann ja mal passieren, dass Anschluss 37 auf 73 gesteckt wird und Anrufe bei der Physiotherapeutin um die Ecke ankommen. Hat auch nur wieder 1,5 Tage gedauert, bis der Fehler behoben war. Geht halt nicht schneller. Man hat ja schließlich eine Liste der abzuarbeitenden Aufträge. Dann ist man halt mal paar Tage ohne Netz. Auch wenn man von daheim arbeitet, also potentiell Verdienstausfall hat. Muss auch gehen. So eine Netzabstinenz soll ja auch gesund sein, sozusagen entschleunigen. Auf eine angemessene Entschädigung warte ich noch.

Störungsstatus_einsehen___Telekom_Hilfe.pngAch ja: Ihr habt bestimmt schon die Freude gehabt, mit der Nummer zur Meldung von Störungen der Telekom und dem Sprachcomputer zu kommunizieren? Eine wahr Freude: „… klingeliling … wenn Sie das haben, drücken Sie die 1 … wenn Sie jenes haben … drücken Sie die 2 … der nächste freie Mitarbeiter …“ Ich kann die Melodie nicht mehr hören.

„Es kann nicht sein, dass die
Internetverbindung wochenlang
wiederholt ausfällt und Verbraucher
ständig auf die Anbieter zugehen
müssen, damit sie wieder
funktioniert“,
Dennis Romberg,Team „Marktwächter
Digitale Welt“ beim Tagesspiegel

Doch zurück zu meiner Störung: Da ich die vergangenen Wochen viel unterwegs war, habe ich nicht weiter nachgehakt. Ich war zu bequem. Geht ja scheinbar gerade alles. Und ich hatte dann auch einfach keine Lust. Doch das Damokles-Schwert schwebt nach Fritzbox-DSL-Statistik weiter über mir. Wie weiter ist jetzt die Frage. Nach den letzten Erfahrungen und Ausfällen ist meine Lust auf neue Technikerbesuche sehr eingeschränkt.

Unbedingt erwähnen will ich noch das Twitter-Team von @Telekom_hilft, die meine Hilferufe wahrgenommen und schnell reagiert haben. Sie haben auch immer wieder Hilfe angeboten, von der Erhöhung meines LTE-Datentarifs bis zur Bereitstellung eines LTE-Routers als Interimlösung. Sie haben auch nochmals nachgefragt und wollen nochmals mit mir sprechen.

Telekom_hilft___Twitter.png

Mitteilungen___Twitter.png

@Telekom_hilft: Ihr wart wirklich so, wie ich es mir von einem Kundendienst erwarte, auch wenn Ihr natürlich manche Prozesse auch nicht beschleunigen konntet.

Die generelle Unzufriedenheit bleibt aber und ich scheine ja nicht alleine zu sein, wie die zitierten Artikel belegen. Und ich lese den Artikel im Tagesspiegel: „Verbraucher sind in solchen Fällen bislang praktisch machtlos.“ … und bin frustriert.  Schadensersatz einfordern? Notfalls also kündigen? Ist das dann die Konsequenz. Ich zumindest bin viel zu bequem, nun schon seit mehr als zwei Jahrzehnten im Festnetz bei der Telekom. Genau auf diese Bequemlichkeit baut man wohl auch. Stammkunden sind nicht so wichtig. Neukunden bekommen ja auch die besseren Tarife.

Nachwort zur Technik

Zur technischen Situation aus meinem Verständnis noch eine Bemerkung zum Ende (falls es dann doch jemand von der Telekom interessiert):

  • Das Problem liegt nicht in unserer Wohnung. Das Netz dort funktioniert. Der Media Receiver, der vor einigen Monaten schon einmal als Schuldiger ausgemacht wurde, funktioniert.
  • Der Fehler sollte jetzt nicht mehr in der Kabelverbindung zur DSL-Vermittlungsstelle liegen. Dieses Kabel wurde ja jetzt laut Telekom repariert oder ausgetauscht.
  • Der Fehler – so einer der Techniker – könnte zwischen DSL-Vermittlungsstelle und dem Verteilerkasten in unserer Hausanlage liegen. Nur: Wie findet man das jetzt raus und beseitigt den Fehler? Und bitte ohne tagelange Ausfall- und Unterbrechungszeiten.

(Stefan Pfeiffer)

Lesezeichen: „Deutschland hat sich tatsächlich abgeschafft – digital“ – Sascha Lobo

15. August 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Lesen. Den Beitrag von Sascha Lobo zu Deutschland und unserem Versagen in der Digitalisierung. Für sich selbst spricht sein Vergleich zwischen dem führenden deutschen Digitalkonzern Deutsche Telekom und Amazon: Umsatz Telekom 2018 75 Milliarden Euro, Amazon hat 203 Milliarden Euro umgesetzt. In Forschung und Entwicklung investiert Amazon 24,4 Milliarden Euro, die Deutsche Telekom 57,7 Millionen Euro …

Und natürlich darf das Thema Infrastruktur und schnelles Netz an jeder Milchkanne nicht fehlen … Wer nur über Flugtaxis spricht und dabei die Basisinfrastruktur vergisst, schafft lediglich öffentlichkeitswirksame Inseln und wird nicht ernsthaft in der Breite digitalisieren. Man höre sich dazu beispielhaft die Aussagen von Gunnar Sohn in #9vor9 zum Thema Ladeinfrastruktur für E-Bikes an.

Wenn also die nächste digitale Rezession kommen sollte, werden wir den Umfang dieser Versäumnisse von Wirtschaft und Politik erst voll erkennen: Deutschland hat sich tatsächlich abgeschafft – digital.

über Rezession droht: Deutschland ohne digitale Innovation – Sascha-Lobo-Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Lesezeichen: Digitalisierung ist keine Party, dafür harte Arbeit, sollte aber auch kein Horrorszenario sein

22. Juli 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Wir können (und sollten) meiner Ansicht nach der Digitalisierung und den damit verbundenen Wandel, der digitalen Transformation, nicht entkommen. An uns liegt es, den unabwendbaren Wandel human zu gestalten, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Es ist und wird harte Arbeit sein und sicher nicht jedem gefallen. Das war immer so in solchen Phasen des Umbruchs. Wir sollten keine Panik schieben, aber auch nicht rosarote Traumschlösser bauen. Da kommt der Beitrag von Panos Meyer, Geschäftsführer der Digitalagentur Cellular, im Manager Magazin richtig. Ich hatte ihn schon gezwitschert und auf LinkedIn geteilt, möchte ihn aber Leseempfehlung auch hier im Blog hinterlegen.

Nein, Digitalisierung ist keine Party. Nein, Veränderung ist nicht immer nur Spaß. … Wer solche Erwartungen weckt, der agiert entweder maximal unwissend oder maximal unseriös. …

Erzählt den Menschen, wie mühsam Innovationen wirklich entstehen, wie weh Veränderungen tun können. Erzählt den Leuten, dass es Arbeit ist. Und hört auf, ihnen etwas vorzumachen. Denn Digitalisierung ist harte Arbeit – und das wird fürs Erste auch so bleiben.

über Digitalisierung: Macht den Leuten nichts vor! – manager magazin

Digitalisierung wird jeden zweiten Arbeitsplatz so grundlegend verändern, dass es viele als Vernichtung ihres bisherigen Status empfinden – @GaborSteingart

14. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Nicht Vernichtung der Arbeitsplätze – wenn dann eine gefühlte -ist die Herausforderung der kommenden Jahre. Es geht um Veränderung. Und die mag man nicht. Besonders wohl in Deutschland. Und es geht besonders ran an die Bürojobs, die bisher vor Automatisierung sicher zu sein glaubten. Und natürlich trifft es auch die Hilfsarbeitskräfte.

Deutschland steht vor einer historisch bedeutsamen Transformation. Digitalisierung und Elektrifizierung werden jeden zweiten Arbeitsplatz nicht vernichten, aber doch so grundlegend verändern, dass es viele als Vernichtung ihres bisherigen Status und Veränderung ihrer Routinen empfinden werden.

über Gabor Steingart. Das Morning Briefing.

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Lesezeichen für alle in Deutschland mit Digitalisierung befassten Behörden: Schweizer Verwaltung setzt auf Threema statt WhatsApp und Skype #GehtDoch

14. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Nicht nur eine Lesezeichen. Nein, eigentlich mal wieder eine Aufforderung und ein Signal nach Berlin und an alle in Deutschland mit Digitalisierung beschäftigten Behörden, Ministerien und was es noch immer geben mag. Man kann als öffentliche Verwaltung auch Zeichen setzen, gegen WhatsApp und auch gegen eine Übermacht von Microsoft! Nur, woran fehlt es bei uns?

Nach Frankreich will nun auch die Schweiz in Sachen Messenger die behördliche Kommunikation weg von WhatsApp bekommen. Dort entschied man sich nun für ein Unternehmen aus dem eigenen Land.
In der Schweiz wird die Bundesverwaltung künftig Threema Work für die Messengerkommunikation nutzen. Seit letztem Jahr war man dort auf der Suche nach Alternativen zu Skype for Business und WhatsApp, deren Gebrauch sich eingebürgert hatte.

über Schweizer Verwaltung setzt auf Threema statt WhatsApp – netzpolitik.org

[EN] German Regulators Order Facebook to Change Data Collection Practices

13. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

On Feb. 7, the German Federal Cartel Office (FCO), the Bundeskartellamt, imposed far-reaching restrictions on Facebook’s processing of user data. The action followed several years of investigations and an announcement earlier in the year that such a decision would be coming. The FCO is Germany’s independent anti-trust regulator.

So what does the FCO’s decision mean in more concrete terms?

Demanding Explicit Opt-In for Data Collection Processes

According to Facebook’s terms and conditions, people can only use the social network if they agree to Facebook tracking their behavior not only on Facebook but also on external websites and apps. Facebook collects this data and assigns it to the user’s account. Facebook maintains it uses this third-party data as well as activity from its own platform, as well as on WhatsApp and Instagram, to create a comprehensive picture of the individual users in order to serve relevant ads.

The FCO ruling is trying to make it mandatory for users to explicitly agree to having their data collected from any site other than Facebook. To be clear: The FCO is not prohibiting the collection of data, rather making it necessary to clearly inform users of the data collection policies and obtain their consent. Under the ruling, Facebook has 12 months to submit a proposal on how it can meet this demand and set it into practice.

In a press release accompanying the ruling, FCO president Andreas Mundt made the case for why these data collection policies make it relevant to anti-trust regulators, „The combination of data sources has played a decisive role in Facebook’s being able to create such a unique overall database about each individual user and achieve its market power.” Mundt argued Facebook should give users the choice whether or not to have their data collected and Facebook should not exclude users who disagree, as it currently does: „If the user does not give their consent, Facebook may not exclude them from its services and must refrain from collecting and merging data from different sources.”

Related Article: Privacy Scandals Don’t Harm Profit: The Case for Regulations

Facebook’s Monopoly in the German Market

According to the FCO press release, Facebook dominates the German market for social networks, with 23 million daily and 32 million monthly users. Facebook has a market share of over 95 percent among daily active users and over 80 percent among monthly active users in the country. Comparisons to other social networks don’t apply, as services such as Snapchat, YouTube, Twitter, as well as professional networks such as LinkedIn and Xing, each offer only a selection of the services Facebook provides. The statement goes on to state that even if other social networks were included in the assessment, the Facebook group, including its subsidiaries Instagram and WhatsApp, would achieve such high market shares as to suggest a monopoly.

The FCO’s decision is not yet final. Facebook has one month to file an appeal, which would then be decided by the Düsseldorf Higher Regional Court. And the company has already announced in a press release that it will do so, arguing that its data collection practices improves the individual services and makes them more secure. In addition, the company contended it does not hold a dominant market position, but rather is in fierce competition for user attention with apps such as YouTube, Snapchat, Twitter and others.

In a rare moment of harmony, the German media, analysts, commentators and the German government and opposition parties agreed that Facebook dominates the market. The only one who still doesn’t find Facebook dominant seems to be Facebook itself.

Related Article: Facebook: A Case Study in Ethics

The FCO Ruling Goes Beyond the GDPR

Facebook further argued in its statement that the FCO is not responsible for reviewing data protection, due to its compliance with the European data protection regulation (GDPR). However, under FCO guidelines, the authority must become active if a company holds a „dominant market position.“ Although at first glance it may be about data protection, the real motivation is whether Facebook exploits its database to achieve its dominant market position. Or as has been written before: Because there is no real alternative to Facebook in Germany, users have no choice. The FCO therefore is intervening because its task is to prevent monopolies and maintain competition in the market.

What will happen now? You don’t have to be a prophet to predict it could take years for the case to make its way through the courts. The investigations leading up to last week’s ruling took just under three years. Despite the possibility of a long legal dispute, the signal the antitrust authorities sent is extremely important, because it creates a clear link between data protection and the guarantee of competition.

The relevance of the ruling becomes even clearer in light of recent reports that Facebook was working on integrating WhatsApp, Instagram and Facebook in a common infrastructure. Once again, the official statement from the company was that it was acting in the interests of users, to help them communicate more easily between the three networks. Meanwhile, some in Germany are demanding that Facebook should guarantee communication with other services such as Signal, Telegram and Threema.

Related Article: Will Google’s $57M Fine Finally Push the US Toward Comprehensive Privacy Regulations?

Potential Fallout for Other Companies and the Public

Facebook isn’t alone in being called out for bad data practices or of being a monopoly. In Germany, for example, Google has a monopoly-like position, fielding 95 percent of all search queries made by German users. It also links profile data across multiple services, such as Gmail, Google Maps and YouTube. But if interviews with FCO president Mundt are any indication, it looks as if the FCO has Amazon in its sites next. A call is also being raised for a pan-European approach within the framework of the EU to take action against other providers who collect and share data.

The FCO’s decision has been reported on in all serious media outlets and even was a lead story on German television news outlets. It is not the potential fines that Facebook could face that are important — there is a threat of severe penalties in the form of fines of up to 10 million Euros — but rather the publicity of the ruling and the associated education of users.

Will Facebook users become more sensitive when they hear and see the corresponding reports? Let’s not kid ourselves. The mixture of convenience, sloppiness and lack of education make this unlikely. How many users were and are really aware that Instagram and especially WhatsApp are owned by Facebook? And convenience dominates, especially in light of the few alternatives, when everyone else is on WhatsApp or Facebook. I experience this myself when I want to communicate with friends and acquaintances using another messenger — in my case, Signal.

The Work Ahead

When cases like these come out, we always here the refrain: „I have nothing to hide.“ The work ahead is to educate people to the many ways they are handing over their data in every day life, and to share the alternatives readily available, such as DuckDuckGo, Qwant, Ecosia for search or Firefox as a browser.

Of course, the FCO, the government and public administration, schools, universities and educational institutions absolutely must act, educate and enlighten. But at the (bitter) end, however, it is the individual user who will decide on his or her own data.

Written for and published at CMSWire: German Regulators Order Facebook to Change Data Collection Practices

Deutsche Verbraucher trauen dem Datenschutz der Unternehmen nicht, geben aber trotzdem ihre Daten gegen „Sonderangebote“

10. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Dr. Hansjörg Leichsenring hat in seinem Bank-Blog eine Umfrage von Frost & Sullivan im Auftrag von CA Technologies aufgearbeitet. Hier die aus meiner Sicht für Deutschland relevanten und interessanten Ergebnisse:

Deutsche Verbraucher haben demnach nur geringes Vertrauen in die Fähigkeit oder den Wunsch der Unternehmen, die Nutzerdaten vollständig zu schützen. Dabei ist die Hälfte der Verbraucher bereit, Unternehmen persönliche Daten zur Verfügung zu stellen, wenn sie im Gegenzug etwas kostenlos oder billiger bekommt. Und rund 46 Prozent nutzen aktuell Dienste von Unternehmen, die öffentlich als Opfer eines Hackerangriffs bekannt wurden.

über Beim Thema Daten herrscht Misstrauen – Infografik

In meinen Worten: Die deutschen Konsumenten/-innen trauen dem Datenschutz der Unternehmen nicht (#Gut), geben ihnen trotzdem Daten, wenn sie was billiger bekommen (#Schlecht?), und knapp die Hälfte wissen, dass ihre Daten schon einmal verlustig gegangen sind.

Deutsche Verbraucher gehen aus dem sogenannten Digital Trust-Wert für 2018 mit dem niedrigsten Wert der Studie (54 Punkte) heraus. Die befragten deutschen Unternehmen verzeichnen dagegen einen Wert von 72 im Digital Trust Index. Eine Wahrnehmungslücke.

 

D21-Digital-Index 2018 / 2019: Noch viel in Aus- und Weiterbildung und beim Stadt-/Land-Gefälle zu tun

29. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Und erneut ist der „D21-Digital-Index 2018 / 2019“ der Initiative D21 veröffentlicht worden, der einen Überblick der digitalen Gesellschaft in Deutschland geben soll. Auf einer Hunderterskala hat Deutschland dabei einen Wert von 55 und damit eine Steigerung von 2 Punkten gegenüber dem vergangenen Jahr erreicht. Kein Grund zur Selbstzufriedenheit, denn in vielen Bereichen gibt es noch viel zu tun, um ein Auseinanderdriften zwischen Stadt und Land, höher und niedriger Gebildeten zu vermeiden.

In der Aus- und Weiterbildung gibt es noch viel zu tun, wie die von Kantar TNS durchgeführte Studie jährlich durchgeführte Studie zeigt. Selbst ausprobieren und Hilfe von Bekannten und Familie dominieren deutlich gegenüber methodischen Schulungs- und Ausbildungsangeboten. Nichts gegen selber probieren, aber es zeigt, dass noch ein enormer Nachholbedarf herrscht, dem Unternehmen sowie private und öffentliche Institutionen begegnen müssen.

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Zudem gibt es ein Stadt-/Landgefälle. Die Bevölkerung großer Städte hat einen um 5 Punkten höheren Digital-Index um Vergleich zu eher ländlichen Gebieten. Nicht der 45850234815_6b9dc60a8e_zZugang zum Netz, sondern Faktoren wie Bildung, Beschäftigung, Altersgefälle zwischen Stadt und Land sind hier die wesentlichen Aspekte. Auch nutzen die Städter/-innen eher die Möglichkeiten von Telearbeit, Homeoffice oder mobilem Arbeiten. Hier ist gerade auf dem Land noch viel Potential vorhanden, um auch ländliche Regionen wieder attraktiver zu machen. Generell könnte eine höhere Akzeptanz von mobilem Arbeiten in Stadt und Land dazu beitragen, dem Pendlerwahnsinn mit entsprechenden Fahrzeiten und potentiellen Fahrverboten zu begegnen. Ole Wintermann von der Bertelsmann Stiftung bringt es in der Studie auf den Punkt: „Bei etwas mehr als der Hälfte der befragten Berufstätigen ist (zumindest theoretisch) mobiles Arbeiten möglich. Nur jeder sechste Beschäftigte nutzt dies aber auch. Hier stehen die Arbeitgeber in der Pflicht.“  Das Potential ist – wie man den Studienergebnissen entnehmen kann – in Deutschland noch sehr groß. Doch sind nicht nur die Arbeitgeber gefragt. Auch beim Bewusstsein und der Aufklärung der Arbeitnehmer/-innen ist noch viel Raum. Hier noch einige interessante Statistiken zum Einfluss der Digitalisierung auf das Arbeitsleben und die Beschäftigung:

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Und was tun die Nutzerinnen und Nutzer eigentlich, wenn sie ihre Geräte daheim oder auch immer stärker mobil nutzen? Die Suche im Netz dominiert ganz klar vor allen anderen Anwendungen. Danach kommen in einer Bandbreite zwischen 35 und 44 Prozent die Nutzung von Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Präsentationsprogramm, Instant Messaging (immerhin 39 Prozent), Online-Shopping und die Nutzung von Navigationssystemen. Alexa, Siri und Co, also Systeme zur Sprachsteuerung liegen (erst) bei 10 Prozent ebenso wie Collaboration-Werkzeuge.

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Die Studie enthält noch viele andere Aspekte der digitalen Gesellschaft in Deutschland. Sie kann hier heruntergeladen werden.

(Stefan Pfeiffer)

[EN] GDPR: Challenge or Opportunity? Change Direction or stay on target?

17. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

I have started again writing on/for CMSwire in English language. This is the orignal draft of my summary on our German GDPR discussion. The CMSwire article can be found here.

Recently, a data glitch at Amazon caused other users‘ personal data to go „out of human error“ to a German user who had requested his personal data from Amazon in accordance with the General Data Protection Regulation (GDPR). Amazon’s apology is human error and this is an isolated case. But there are already some voices in German politics that question therefore the GDPR generally: How are then then small enterprises supposed to give a data information if already a giant like Amazon fails at it.

In such statements it sounds to me more or less clearly through that enterprises would be overtaxed with the General Data Protection Regulation. It is missing quasi unwritten out only the sentence that one must loosen or lift the regulations. Meanwhile, Dorothee Baer, the Federal Government Commissioner for Digitisation, is already openly calling for this in another context. At the end of the year, she once again publicly bombed the drum and demanded a relaxation of the data protection laws in the health care system in order to be able to implement the electronic patient file by the end of 2021 at the latest.

GDPR and beyond: Relaxation of the data protection laws needed?

In Germany, we would have one of the strictest data protection laws in the world and the highest requirements for the protection of privacy. … That would block many developments in the healthcare sector, so we would have to disarm one or the other, delete some rules and loosen others. Doro Baer doesn’t just see it that way in the healthcare sector. More and more stakeholders are calling for laws to be relaxed so that Germany can remain competitive.

Others compare the threat with the threat of hacker attacks and data leaks against the GDPR. A comparison that limps. Both aspects are extremely relevant: The protection and the control of the personal data of the customers and citizens on the one hand. The Americans correctly call it Data Privacy. In contrast, protection against hackers, hacker attacks or even errors in the company’s own IT department. The empire strikes back with all possible and impossible arguments to fight tougher data protection regulations.

Tim Cook: „I am a big fan of GDPR“

Data protectors logically see it differently. And they even get help from unexpected sources. Tim Cook, CEO of Apple, for example, who said on 22 October in Berlin: „I am a big fan of GDPR. However, it does not represent yet everything, which must be made“. Also the statements of the researchers of the University of Oxford in cooperation with the „Reuters Institute for the Study of Journalism“ in their study remarkably that the European Union with its new data protection basic regulation drives the „strictest and most farsighted“ approach in the area of data protection.

Data protection does not have to be a „show stopper“. This can even become a competitive advantage for the location Germany (and Europe), if the use of data and artificial intelligence is cleverly combined with data protection and data security. There are certainly things that can and must be improved in the implementation and design of the General Data Protection Regulation (GDPR). Even if the GDPR should have overshoot here and there over the goal, which I did not perceive by the way so far, the General Data Protection Regulation has fired the discussion and perhaps also increased the sensitivity. And that is good so. It offers also chances – what is noticed like already mentioned also in the Silicon Valley.

„Data Protction Taliban“ and dangerous „Data Krakens“

That wants also Ulrich Kelber, new German Data Protection Officer, who wants to help the GDPR to a more positive perception. The General Data Protection Regulation should be further improved. That goes neither by demanding on the one hand purely neoliberal and positivistic data pools, nor it goes with a pure refusal and prevention strategy of a „Data Protection Taliban“. And the argument about the use of our data by the known and more unknown data kraken is by the way no diffuse fear that with our data something happens that we do not want, but in view of Cambridge Analytica, the most recent reports of New York Times on Facebook dealing with data and many other occurrences an urgent task for the clarification and rule setting in the net.

There is room for manoeuvre: potential penalties should be imposed with a sense of proportion and deadlines could also be extended. However, there should be no question that basic data protection is a fundamental right of every citizen. There should be no question that I can find out what companies need to do with my data and be able to obtain this information promptly. And it is all too logical for citizens to be able to insist on my data being deleted.

Enterprises didn’t really take care of Data Privacy

The enterprises – just also the big companies – have neglected data protection over years because there were no correspondingly comparable laws, as it formulates the GDPR. Excel tables on the hard disk of every salesman, databases and data pots, uncontrolled and scattered in different IT systems. That is the reality. Now the outdated IT and data collection systems must be repaired, with measure and appropriate temporal period. But let’s not row back again, let’s not pull in the data protection tail too early and carelessly. Some companies would like that very much. The handling of data will shape the coming years. That is why stakes should now be hammered in where necessary! The GDPR is more chance and opportunity than risk. If necessar, slightly modify course, but keep the direction!

(Stefan Pfeiffer)

Nur kurz notiert für das Protokoll: Breitbandausbau bis 2018 – Ziel verfehlt – langweilig halt

3. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Nur für das Protokoll. Habe es ja auch in meinem Kommentar zum Blog-Beitrag von Heinz-Paul Bonn erwähnt: Wir haben nicht nur den Flughafen Berlin-Brandenburg. Nicht nur die Bundeswehr ist ein Sanierungsfall. Wir haben nicht nur eine marode Deutsche Bahn. Ebenso schlimm wie ein schlecht funktionierendes Schienennetz, haben wir ein lahmes „Internetz“. Die Züge fahren nicht oder verspätet. Und große Teile der Republik stehen auf der Leitung.

Bis zum Jahresende 2018 sollte überall eine „schnelle“ Internetverbindung mit einer Geschwindigkeit von 50 Megabit in der Sekunde verfügbar sein. „Schnell“ steht hier bewusst in Anführungszeichen im Zeitalter des digitalen Datenverkehrs und 5G. Das Ziel wird verfehlt. Wer sich informieren will, kann sich dazu im Breitbandatlas auf der Internetseite des Bundesverkehrsministeriums  informieren. Und natürlich gibt es ein Gefälle zwischen Stadt und Land, wie die FAZ berichtet: 94 Prozent der Haushalte in der Stadt, aber nur 51 Prozent auf dem Land haben „Breitband“.

Gründe und Entschuldigungen sind vielfältig: „Die Bagger buddeln in Deutschland so langsam, wie das Netz vielerorts ist.“  Es fehlt an Tiefbau-Fachkräften, um die Leitungen zu verlegen. Die Tiefbauunternehmen bevorzugen große Projekte. Die Genehmigungsprozesse der Behörden hinken oft zeitlich hinterher. Die Telekommunikationsunternehmen – besonders eines – verdienen lieber in Städten Geld, statt auf dem Land darauf zu warten, bis die Ausgaben wieder hereingeholt werden. Bereitgestellte Fördermittel werden von den Kommunen nicht abgerufen oder sehr zäh ausgegeben. Und so weiter …

Nun stellt man sich neue Ziele: Bis Ende 2025 will man ganz Deutschland über Gigabit-Netze versorgen. Und vergessen wir dabei nicht, dass mit 5G der Bedarf nach schnellem Glasfaser zunehmen wird. Doch Skepsis erscheint angebracht. Der „Münchhausen der Breitbandszene“ Alexander Dobrindt (CSU) ist nicht mehr in Amt und Würden. Nun könnte sich sein Nachfolger Andreas Scheuer (CSU) am Thema wund „scheuern“. Und Doro Bär (CSU) ist nicht zuständig, findet es eh langweilig und wenig öffentlichkeitswirksam. Um das Thema sollen sich andere kümmern. Vielleicht sogar clever von Doro, die Finger davon zu lassen. Kurz gefasst: Die CSU zeigte bisher fehlende Digitalkompetenz, vor allem aber Gestaltungsunfähigkeit, auch wenn sie wohl jetzt plötzlich staatliche Mobilfunkmasten fordern will.

Doch vermisse ich insgesamt in der Bundesregierung, vielleicht auch in Ländern und Kommunen den Willen, die treibende Kraft, die Aufbruchstimmung für dieses Thema. In dieses Horn stößt auch das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) und die FAZ zitiert den Geschäftsführer Stephan Albers: „Wir brauchen einen Schulterschluss von Politik und Industrie, damit es schneller vorangeht.“  Gar nicht so sicher bin ich mir, dass das Thema wirklich so dröge und wenig publikumswirksam ist. Bei allen Steinen, die im Weg liegen, und aller Komplexität denke ich, dass sich hier durchaus jemand als „Krisenmanager“ und „White Knight“/in  vor den Wählern profilieren könnte. Vor allem aber brauchen wir ein schnelles und funktionierendes Netz, um überhaupt von „KI made in Germany“ reden zu können.

(Stefan Pfeiffer)

 

 

Kurz zitiert: „Reine Optimierung führt ins Krematorium“ | Matthias Schrader

2. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ein Lesezeichen, weil Matthias Schrader, Gründer und CEO des Digitalunternehmens SinnerSchrader, jetzt Managing Director von Accenture Interactive in Deutschland, es so schön formuliert:

Viel Geld ist in die Digitalisierung bestehender Geschäftsprozesse und Produkte geflossen. Das ist in der traditionellen Logik nicht falsch, weil es die Effizienz erhöht und die Kosten senkt, ändert aber nichts am bestehenden Geschäftsmodell, an den Geschäftsprozessen und den Produkten selbst. Es ist die Optimierung des Bestehenden, seit Jahrzehnten eine der großen Stärken der deutschen Industrie. Das reicht heute nicht mehr aus. Schrittweise Optimierung allein führt in der digitalen Ökonomie ins Krematorium.

Quelle: Die digitale Transformation deutscher Unternehmen stockt – FAZ

Nur sparen, automatisieren und optimieren trägt auf Dauer nicht. Sieht man ja allenthalben. Die vielzitierte Digitale Transformation, das Überleben eines Unternehmens oder gar Führungspositionen weltweit einnehmen, braucht mehr. Auch reiche die Einführung agiler Methoden (alleine) nicht aus:

Ein starker Fokus vieler Transformationsprojekte liegt auf der Einführung und Einübung von agilen Methoden. Das ist verständlich, hilft jedoch leider nicht. Neue Prozesse und eine Auffrischung der Kultur sind notwendige, aber keine hinreichenden Bedingungen, um im digitalen Zeitalter erfolgreich zu sein.

Quelle: Die digitale Transformation deutscher Unternehmen stockt – FAZ

Gescheiterte Versuche gehören, so Schrader, zur Digitalen Transformation. Ich würde hinzufügen, auch die finanzielle und geistige Kraft, das durchzustehen, sind ebenso notwendig. Nicht jeder kann und will immer neu anfangen und nicht jeder hat eine Pipeline transformationaler Ideen und Innovationen.

Transformation und Wertschöpfung finde zuerst an der Nutzerschnittstelle statt. Dies sei entscheidend. Produkte oder Services müssten einfach auszuprobieren sein und das Aha-Erlebnis produzieren, dass dann dazu führt, dass sie weiterempfohlen werden:

Ein digitales Produkt rastet quasi im Leben der Menschen ein.

Quelle: Die digitale Transformation deutscher Unternehmen stockt – FAZ

Der ganzen Beitrag ist sehr stark aus der Sicht einer Digitalagentur geschrieben. Aspekte links und rechts werden weniger beleuchtet. Macht aber nichts, da viele Gedankenanstöße enthalten sind. Den Artikel kann man kostenpflichtig auf FAZ.NET kaufen. Auf jeden Fall lesenswert!

(Stefan Pfeiffer)