Posts Tagged: ‘Deutschland’

Lesezeichen: Deutscher Gen-Defekt? Technologischer Entwicklung hinterherzuhinken | bonnblog.eu

31. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Noch schnell ein Lesezeichen zum Jahresende: den Jahresendbeitrag von Heinz-Paul Bonn. Beim Thema Datenschutz und wie Daten verwendet werden, sind wir wahrscheinlich nicht einer Meinung. Ich glaube, dass KI-basierte Systeme auch mit anonymisierten und pseudonymisierten Daten funktionieren können und die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zwar ständig nachgebessert werden sollte, aber durchaus in die richtige Richtung zeigt. In punkto Einschätzung der Bundesregierung haben wir durchaus eine sehr ähnliche Einschätzung:

Es handelt sich tatsächlich um einen deutschen Gen-Defekt, ständig hinter der technologischen Entwicklung hinterherzuhinken. Und er ist in der Bundesregierung dominant durchgeschlagen. „KI made in Germany“ soll zu einem „internationalen Markenzeichen für moderne, sichere und gemeinwohlorientierte KI-Anwendungen auf Basis des europäischen Wertekanons“ werden. Das zurückliegende Jahr macht nicht besonders viel Hoffnung, dass daraus was wird. Wahrscheinlich wird wieder nur debattiert und dilettiert und im Zuständigkeitsgerangel duelliert.

über KI mal Daumen | bonnblog.eu

Meine 2 Cents zum Ende: Wir reden vollmundig von „KI made in Germany“, drücken uns aber vor grundlegenden Infrastrukturmassnahmen. Die sind ja auch langweilig und tragen nicht zur Profilierung bei, wie es Flugtaxis vielleicht tun. Ohne Strassen, ohne Datenautobahnen, ohne ein gutes Schienennetz, kein flüssiger Verkehr, in keinem Netz. Albanien hat ein besseres 4G-Netz als Deutschland. Wir sind weit abgeschlagen. Ein Hohn. Ein schlechter Treppenwitz. Leider nicht.

Es ist die Aufgabe der Regierung und der öffentlichen Hand, diese Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Wenn dies über eine private Auftragsvergabe nicht oder nicht schnell genug funktioniert, dann bedeutet es eben Investieren über öffentliche Mittel. Diese Investitionen kann man sich zurückholen. Das gegenwärtige Gerangel und Schneckentempo können wir uns bestimmt im internationalen Vergleich auf jeden Fall nicht leisten.

(Stefan Pfeiffer)

Kurz zitiert: 2019 – @WildDueck erwartet den Aufstand der zornigen Jungen

30. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Na, da zitiere ich doch mal zu Weihnachten den geschätzten Gunter Dueck – und habe so meine Zweifel bezüglich der zornigen Jungen …

Das Jahr 2019 könnte eine Zeit werden, in der die Fronten der Bedenkenträger aufweichen. … Wir fürchten Gefahren, Ungewissheit und vor allem das Fehlen von Regeln und Moral in den noch undefinierten Welten, die uns insbesondere das Digitale beschert.

Wir Deutschen sind so gerne einsame Spitze! Aber bitte auf sicherem Boden. Der Bau von wundervollen Spezialmaschinen – das ist etwas Reelles und macht uns zum Exportweltmeister! Aber bloß keine neuen Industrien oder Geschäftsmodelle! …

Seit einigen Monaten kippt etwas. 2019 wird spannend. … Der Aufstand der zornigen Jungen beginnt. Er liegt in der Luft. … Junge Leistungsträger wollen … vor allem: eine Perspektive haben.

über inpactmedia.com | Die Bedenkenträger bewegen sich

„Viele verstehen nicht, warum Einkaufen im Internet mit wenigen Klicks funktioniert, das Ummelden des Wohnsitzes aber nicht“

20. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Die große Mehrheit der Bürger in Deutschland ist in jedem Fall bereit für eine öffentliche Verwaltung, die ihren Weg ins Netz gefunden hat. Viele verstehen nicht, warum Einkaufen im Internet mit wenigen Klicks funktioniert, das Ummelden des Wohnsitzes aber nicht.

über European Digital Government Barometer 2018

Dies sind zwei Kernaussagen in der Pressemitteilung von Soptia Steria zum neuen „Digital Government Barometer 2018“ . Das internationale Marktforschungsunternehmen IPSOS hat im Auftrag Sopra Steria in verschiedenen europäischen Ländern eine Umfrage zur digitalen Verwaltung durchgeführt.

Die Bürger nicht nur in Deutschland wünschen sich ein einheitliches Portal mit einfacher und verständlicher Benutzerführung. So weit wir ja bisher in Deutschland trotz Auftrags der Bundeskanzlerin wohl noch lange nicht. Der Auftrag, 500 Behördengänge überflüssig zu machen, liegt bei der Staatsministerin im Kanzleramt und Digitalbeauftragte Doro Bär, die das allem Vernehmen nach nicht sehr öffentlichkeitswirksam und Nerven kostend empfindet.

Die Deutschen wollen vor allem mehr Digitalisierung in Schul- und Hochschulverwaltung, dem Gesundheitswesen sowie den Einwohnermeldebehörden, alles Verwaltungsbbereiche, mit denen sie überdurchschnittlich häufig in Berührung kommen. Interessant ist es diese europäischen und gesamtdeutschen Ergebnisse lokalen Befragungen wie der Darmstädter Bürgerumfrage 2018 gegenüber zu stellen. Klar, die Fragestellungen sind sicher etwas verschieden, jedoch gibt es durchaus Parallelen im Bereich Bildung.

Hier ein Infografik, dass einige der Ergebnisse für Deutschland visualisiert.

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Die komplette Studie kann bei Sopria Steria nach Hinterlassen der Kontaktdaten heruntergeladen werden*. Eine Management Summary ist frei verfügbar.

(Stefan Pfeiffer)

*Die entsprechende Registrierungsseite habe ich leider auf Anhieb nicht gefunden. Ich werde sie gegebenenfalls nachtragen

Kurz zitiert – Nachtrag zum Digitalgipfel: Altmaier fordert einen „Airbus-Konzern der KI“

16. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Gerade auf den Bericht der Computerwoche gestossen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat ein „Airbus 2.0 für KI“ gefordert, um international konkurrenzfähig zu werden.

 „Damals schien Europa in der Luftfahrt hoffnungslos abgehängt und keiner traute uns eine erfolgreiche eigene Luftfahrtindustrie zu … und mit Airbus wurden wir Weltmarktführer.“ Eine Erfolgsgeschichte, die Altmaier beim Thema KI gerne wiederholen würde. Nach eigenen Angaben führte der Minister bereits Gespräche mit potenziellen Partnern in Frankreich. Ferner hätten noch zwei weitere Länder Interesse gezeigt. Ebenso hätten einige große deutsche Unternehmen positiv auf die Idee reagiert. Weitere Details zu den Plänen eines europäischen KI-Players waren Altmaier in Nürnberg leider nicht zu entlocken.

über Der große Wurf in Sachen KI fehlte auf dem Digitalgipfel: Altmaier fordert einen „Airbus-Konzern der KI“ – computerwoche.de

Er hatte es schon im Juli 2018 gefordert (was auch damals an mir vorbeigegangen war) und in Zusammenhang mit selbstfahrenden Autos gestellt:

(Stefan Pfeiffer)

Standort Deutschland: SAP einziger Tech-Titan aus Deutschland – Lücken klaffen beim deutschen Risikokapital | via Kroker’s Look @ IT

14. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Nach dem Berater abwatschen von Gunnar Sohn dieser Tage traue ich mich eigentlich nicht, eine Studie beziehungsweise Infografik eines solchen Beratungsunternehmens zu bloggen. Aber auch dort gibt es solche Consulting-Unternehmen und solche und auf Personenebene solche Berater und die üblichen Dampfplauderer, die auch ich ja im Blog zum Beispiel hier angeprangert habe. Aber STOP: Zurück zum Thema. Die „Mackies“ haben – ganz ohne Messer –  eine Studie erarbeitet, deren Ergebnisse „Kroker’s Look @ IT“ die Tage exklusiv vorab vorgestellt hat. Hier einige Kernzitate zur McKinsey-Studie und die dazugehörige Infografik:

Tech-Titanen stellen mittlerweile 38 Prozent des Marktwerts der Top-50-Unternehmen weltweit. Vor 20 Jahren lag ihr Anteil dagegen erst bei 8 Prozent. Neben SAP als einzigem Titanen gibt es hierzulande drei technologische Decacorns (mehr als zehn Milliarden Dollar Börsenwert) und zehn Unicorns (mehr als eine Milliarde Dollar). Zum Vergleich: Die USA haben elf Titanen, 52 Decacorns und 184 Unicorns; China zwei Titanen, 23 Decacorns und 173 Unicorns. …

In Deutschland werden derzeit rund 3 Milliarden Dollar Wagniskapital jährlich investiert, in den USA dagegen ungefähr 85 Milliarden Dollar. Damit steht aufstrebenden Tech-Unternehmen hierzulande – pro Kopf gerechnet – nur ein Achtel des Risikokapitals im Vergleich zu US-Gründungen zur Verfügung.

über Nur ein Tech-Titan aus Deutschland – 20 Milliarden Dollar Risikokapital pro Jahr fehlen | Kroker’s Look @ IT

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(Stefan Pfeiffer)

Zwei verlorene Jahre: „Es wird von der Politik einfach zu wenig gemacht.“ | Michael Heinz

8. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Michael Heinz, Vorstand bei der BASF und Vorsitzender der „Wissensfabrik“, einem Netzwerk aus 140 Unternehmen und Stiftungen, die angetreten sind, Naturwissenschaft und Technik in Schulen privat zu fördern. bringt das vorherrschende Gefühl auf den Punkt:

„Es wird von der Politik einfach zu wenig gemacht. Wir reden jetzt schon seit zwei Jahren über den Digitalpakt, und bis heute hat es noch nicht einmal die dafür nötige Grundgesetzänderung gegeben.“

über Blockade des Digitalpakts bringt Unternehmen auf die Palme – FAZ.NET

Nicht nur für Heinz zwei verlorene Jahre. Interessenpolitik blockiert sich gegenseitig statt notwendigerweise auf die Tube zu drücken.

(Stefan Pfeiffer)

Kurz notiert: Jugendliche vertrauen tagesschau und tagesthemen, aber wie oft schauen sie Nachrichten? Netflix rules …

6. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Nur kurz notiert und passend zu den Ergebnissen der DIVSI-Studie, die ich schon hier behandelt habe. Plastisch ausgedrückt zu den Präferenzen von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren: Facebook kackt ab, YouTube, WhatsApp und Instagram sind die sozialen Medien der Wahl bei den Jugendlichen. Das das Fernsehverhalten ändert sich dramatisch. Zu diesen Ergebnissen kommt die JIM-Studie 2018 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs):

Bei Jugendlichen in Deutschland ist das lineare Fernsehen ziemlich out – viel lieber streamen sie Serien und Filme bei Netflix, Amazon und in diversen Mediatheken. Fast jeder zweite Jugendliche schaut regelmäßig Netflix, jeder Fünfte nutzt Amazon Prime. Der Anteil der regelmäßigen Netflix-Nutzer hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Auch beim Musikkonsum ist Streaming äußerst beliebt bei den Jugendlichen: Erstmals hören mehr junge Leute Musik bei Spotify als live im Radio.

über Jugendliche lieben Netflix und WhatsApp – keiner mag Facebook | heise online

Die Studie wird vom SWR gesponsort. Ich hoffe mal, dass dies keinen Einfluss auf dieses Ergebnis hat. Quasi zum Thema „Fake News“ oder „alternative Fakten“:

Die Tagesschau bzw. die Tagesthemen der ARD genießen bei Jugendlichen das höchste Vertrauen, 84 Prozent der Jugendlichen haben die Note 1 oder 2 vergeben. An zweiter Stelle folgt mit 77 Prozent das Angebot regionaler Print-Tageszeitungen bzw. öffentlich-rechtliche Radiosender (75 %). Der tagesaktuellen Berichterstattung des ZDF (Heute bzw. Heute Journal) schenken 71 Prozent der Befragten ihr Vertrauen.

über 2018  |  mpfs.de

Stellen wir einfach mal zwei Ergebnisse der Studie in diesen beiden Grafiken nebeneinander:

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Welche Medien nutzen die Jugendlichen in ihrer Freizeit?
JIM_2018_Gesamt_pdf.png
Welchen Nachrichtenangeboten vertrauen die Jugendlichen?

Aber wie oft schalten sie pro Woche die Tagesschau oder die Tagesthemen wirklich an statt Netflix zu schauen? Hoffentlich sehr oft. Allein es fehlt der Glaube, wenn ich so an meine Interessen als Jugendlicher denke.

(Stefan Pfeiffer)

Gesicht der Digitalisierung: Doro Bär und die verteilte digitale Zuständigkeit in Deutschland #Digitalgipfel2018

5. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich kann schon jetzt keine Flugtaxis mehr sehen, gebe ich zu. Aus meiner Sicht ist das leider nicht das strategische Zukunftsthema der Digitalisierung, aber was soll es. Begeisterung dafür sei akzeptiert, Fotos gemacht und publiziert, solange andere meiner Meinung nach wichtigere Themen nicht hinten runter fallen.

Die Rolle von Doro Bär, Staatsministerin im Kanzleramt und Digitalbeauftragte, ist zugegebenermaßen schwierig angesichts der verteilten Verantwortung für Digitalisierung in Deutschland. Man schaue sich nur da Gedränge auf dem Digitalgipfel-Foto an und verfolge die Diskussion um die Digitalisierung der Schulen und den förderalistischen Hindernissen. Und ich höre ihn, den Gunnar Sohn, wieder ein Digitalministerium fordern, wenn er den Beitrag der Süddeutschen zur Rolle von Doro Bär liest.

Sieben Ministerien reden bei der Digitalisierung mit

… Für die großen Pläne gibt es auch schon einen ganzen Strauß neuer Gremien. Es gibt ein Digitalkabinett und einen Digitalrat, die Minister waren auf Digitalklausur mit digitaler Agenda. … Allerdings hegen Fachleute und die Opposition ernste Zweifel, wie durchschlagend diese Politik der Regierung ist – und ob sie angesichts zersplitterter Zuständigkeiten überhaupt funktionieren kann. …

Eigentlich bräuchte es jemanden, der all die Pläne koordiniert. Jemanden wie Dorothee Bär.

Bär ist nur das Gesicht des digitalen Wandels

Doch für diesen Job fehlt der Digitalbeauftragten der Einfluss – trotz Büro im Kanzleramt. Die Kanzlerin hat ihr eine andere Aufgabe übertragen: Bär soll mehr als 500 Behördengänge überflüssig machen. … „Das bringt Ihnen gar nichts in der Öffentlichkeit und kostet wahnsinnig viel Zeit und Nerven“, fasst sie zusammen.

über Dorothee Bär wird Deutschland nicht digitalisieren – Digital – Süddeutsche.de

Na ja, es geht halt nicht nur um Öffentlichkeitswirksamkeit bei den Themen wie eGovernment oder Breitbandausbau, sondern es werden dicke Bretter mühsam gebohrt – man denke an unsere Diskussion um 115 -, es kostet (zu viel) Zeit, von den zitierten Nerven nicht zu reden. Aber diese Themen sind wichtig. Wie titelt heise online so treffend Erstmal Infrastruktur schaffen, dann bei KI aufholen und zitiert Nicole Huber, Stadtdirektorin der Stadt Heidelberg:

Ich brauche den Bürgern mit den verschiedenen Anwendungen und Apps gar nicht kommen, solange sie nicht wenigstens 20 MBit stabil haben.

über Nationaler IT-Gipfel: Erstmal Infrastruktur schaffen, dann bei KI aufholen | heise online

Die Süddeutsche zitiert Doro Bärs Rollenverständnis, den sie beim Tag der offenen Tür des Kanzleramts erläuterte. Sie sei das „Gesicht“ der Digitalpolitik, „Ansprechpartnerin“ und „Begeisterungsweckerin“ für die digitale Zukunft. Genau. Ein junges, frisches, weibliches Gesicht Deutschlands für die Digitalisierung würde Deutschland sehr gut stehen. Künstliche Intelligenz, 5G und Breitbandausbau, Digitalisierung der Schulen… Jetzt scheint ein extrem günstiger Moment zu sein, diese Rolle wirklich zu besetzen. Aber man muss sich aber eben auch der eher schweren, unsexy und kontroversen Themen jener Digitalisierung annehmen.

Sexy Themen und Chancen für öffentlichkeitswirksame Foto gibt es auch darüber hinaus. Beim Thema #ForTheWeb hat Doro Bär ja schnell und gut reagiert. Aber auch hier gilt: Ich hoffe, dass sie auch nach dem Fototermin an dem Thema dran bleibt, auch wenn es wieder Zeit und Nerven kostet. Wadenbeisser, Dickbrettbohrer und Gesicht der Digitalisierung sollten sich nicht ausschließen.

(Stefan Pfeiffer)

Wettbewerbsvorteil für den Standort Deutschland: Nutzung von Daten und KI intelligent mit Datenschutz und Datensicherheit kombinieren

5. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema Umgang mit Daten und Künstliche Intelligenz beschäftigt derzeit nicht nur mich in meinem Blog. Frank Riemensperger, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung Accenture konnte auf FAZ.NET einen Beitrag zum Thema veröffentlichen und betont drei Punkte, um Deutschland zu einem führenden Standort für KI zu machen:

Erstens müssen wir große Datenmengen zugänglich machen, indem wir firmenübergreifende Datenpools aufbauen. Zweitens müssen wir dafür einen rechtlichen Rahmen schaffen und klare Regeln für den kommerziellen Handel mit Daten aufstellen. Und drittens brauchen wir mehr Wissenstransfer zwischen den Unternehmen sowie einen Kulturwandel in den Köpfen.

über So hat Deutschland Erfolg in der Künstlichen Intelligenz – FAZ.NET

Zu allen Punkten nicke ich mal wohlwollend, ebenfalls wohl wissend, dass die Thematik(en) nicht einfach, aber meiner Ansicht schon lösbar ist. Riemensberger bringt in seinem Beitrag das Beispiel, Daten von Bremsscheiben von PKW zu sammeln, um so eine bessere Verkehrssteuerung zu gewährleisten. Logisch. Aber schon muss ich an den Bericht auf heise online zu einem entsprechenden System in China denken. Dort teilen demzufolge über 200 Autobauer – auch die bekannten deutschen Hersteller – umfangreiche Daten aus E-Fahrzeugen mit der Regierung. Man kann diese Daten zur Verkehrsplanung nutzen, aber auch um Bewegungsprofile der Fahrer zu erstellen.

Da sind wir genau beim Punkt 2 von Riemensberger: klare Regeln und rechtlicher Rahmen. Wie heise berichtet gibt es zu dem speziellen Fall Weitergabe von Daten aus vernetzten Autos ja auch eine Resolution der letztjährigen Datenschutzkonferenz, die fordert, dass Nutzer die Weitergabe ihrer Daten verhindern können. Vielleicht noch wichtiger: Daten sollten anonymisiert oder pseudonymisiert werden. Und das ist wohl in China nicht der Fall. Ein gutes Beispiel: Einerseits sind Daten notwendig, um eine intelligente Verkehrssteuerung und einen bessern Verkehrsfluss zu realisieren. Andererseits werden natürlich Bewegungsdaten erfasst, die – wenn eben nicht anonymisiert – anderweitig missbraucht werden könnten.

Genau rund um solche Anwendungsfälle herum muss diskutiert und Datenschutz sichergestellt werden. Das muss auch kein „Show Stopper“ sein. Das kann sogar zu einem Wettbewerbsvorteil für den Standort Deutschland werden, wenn es uns gelingt die Nutzung von Daten und KI eben intelligent mit Datenschutz und Datensicherheit zu kombinieren. Und ja, noch besser wäre es, wenn wir auf europäischer Ebene gemeinsame Regeln zum Datenschutz definieren könnten, aber deutsche Unternehmen und Verwaltung sollten nicht warten, sondern voran gehen.

Riemensperger fordert in seinem Beitrag dazu auf, branchenübergreifende Datenpools, z.B. für Gesundheit, Chemie- und Automobilindustrie, in Konsortien aufzubauen. Der Staat, die öffentliche Verwaltung solle damit voran gehen „somit die digitale Plattform schlechthin“ schaffen. Zu diesen Plattformen sollten kleine und große Unternehmen die gleichen Zugriffsrechte haben. Solch Datenpools als gerade auch als Chance für den Mittelstand. Ein interessanter Vorschlag, der sicher im Detail noch, nicht nur, aber gerade auch im Bereich Datenschutz ausdiskutiert und ausgestaltet werden müsste und sollte.

Und genau solche sachliche und fachliche Diskussionen brauchen wir, damit der auch von Riemensperger geforderte Wissenstransfer und Kulturwandel stattfindet. Das geht weder dadurch, einerseits rein neoliberal und positivistisch Datenpools zu fordern, noch geht es mit einer reinen Verweigerungs- und Verhinderungsstrategie der „Datenschutztaliban“. Und die Auseinandersetzung über die Nutzung unserer Daten durch die bekannten und unbekannteren Datenkraken ist übrigens keine „(diffuse) Angst, dass mit unseren Daten etwas passiert, das wir nicht wollen“, wie es Tijen Onaran geschrieben hat, sondern eine dringend Aufgabe zur Aufklärung und Regelsetzung im Netz.

Und auch bei Aussagen, wie sie Bitkom-Chef Achim Berg in den letzten Wochen absondert, kann ich nur den Kopf schütteln. Nicht verstanden oder reine Interessenpolitik?

Die angekündigte Förderung von Künstlicher Intelligenz, ja auch das Ende der Cebit, vielleicht gar der nahezu ohne Bürger stattfindende Digitalgipfel könnten als Aufbruchsignale genutzt werden. Aber es bräuchte schnelles und entschlossenes Handeln und eine intensive Auseinandersetzung und Aufklärung. Da bin ich ganz bei Riemensperger.

Bitkom-Umfrage zu Künstlicher Intelligenz: Öffentliche Einrichtungen sollen beim Einsatz Vorreiter sein

28. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich bin überrascht: Die Deutschen sehen vor allem Chancen im Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Natürlich nicht in allen Einsatzgebieten und das ist ja auch gut so. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 1.007 Bundesbürgern ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Einige Ergebnisse als Grafik:

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Und natürlich – nicht überraschend – dominieren die Sprachanwendungen auf dem Smartphone und zu Hause*.

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Na ja, automatische Übersetzung wäre ja wirklich auch ganz nett.

Und dann quasi im Nachgang der angekündigten Förderung von Künstlicher Intelligenz in Deutschland und als Vorlage für den Digitalgipfel der Bundesregierung: Die öffentlichen Einrichtungen sollen Vorreiter beim Einsatz von KI sein*!

Bitkom_Charts_Künstliche_Intelligenz_27_11_2018_final_pdf__Seite_11_von_13_.png

Kritisch sehe ich die Aussage von Bitkom-Präsident Achim Berg zur Nutzung von Daten:

„KI ohne Daten – das ist wie ein Schwimmbad ohne Wasser. Es nützt uns nichts, wenn wir auf der einen Seite eine KI-Strategie formulieren und auf der anderen Seite dann Regeln schaffen, die den darin formulierten Ansprüchen zuwiderlaufen“

über Künstliche Intelligenz: Bundesbürger sehen vor allem Chancen | bitkom

Hört sich irgendwie wie ein laxer Umgang mit Daten an. Na ja, Bitkom ist ja auch Interessenvertreter. Umgekehrt könnte man einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit Daten in KI-Anwendungen ja auch als Chance begreifen: Wie kann ich einerseits künstliche Intelligenz mit Daten trainieren, sie aber andererseits dabei anonymisieren und so die Datenhoheit der Bürgerinnen und Bürger schützen.

(Stefan Pfeiffer)

*Passt ja beides zu unserer Diskussion um die Servicenummer 115, die wir am 26. November in #9vor9 hatten: Intelligente Chatbots beantworten die Fragen der Bürger … Axel Oppermann hat es immer gewusst.

Kurz notiert: Unternehmen fehlen im Oktober 337.900 Arbeitskräfte in den Feldern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT)

27. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Dass ich so was als Geisteswissenschaftler notiere … Ich schüttele meinen Kopf:

„Die Lücke hat damit einen neuen Allzeit-Höchststand für den Monat Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2011 erreicht und liegt um 42.400 oder 14,3 Prozent höher als noch im Oktober des Vorjahres“, heißt es in dem am Montag vorgelegten MINT-Herbstreport des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Die Zahl der offenen Stellen im MINT-Bereich sei im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 6 Prozent gestiegen.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) forderte eine zügige Umsetzung des Digitalpaktes Schule: „Wir können die Chancen der Digitalisierung nur nutzen, wenn auch unser Bildungssystem die jungen Menschen auf eine Arbeitswelt 4.0 vorbereitet.“

über Fachkräfte-Lücke in technischen Berufen so groß wie noch nie | heise online

Kurz notiert: Grüne Wähler sind immun gegen die AfD – Profil als liberales Bollwerk gegen rechts | NZZ

23. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine lesenswerte Analyse zum gegenwärtigen Boom der Grünen von Andreas Ernst in der NZZ. Als „Revolutionäre von rechts“ würde ich die AfD bezeichnen, aber sonst …

Anders als SPD und CDU müssen sie keine Rücksicht nehmen auf Stammwähler, die sich von Migration und Globalisierung bedroht fühlen. Grüne Wähler sind immun gegen die AfD. So kann sich die Partei als liberales Bollwerk gegen die «Revolutionäre von rechts» profilieren: im Kampf für die offene Gesellschaft, gegen die nationale Volksgemeinschaft, für Kosmopolitismus und gegen Nationalismus (den Patriotismus allerdings reklamieren die Grünen jetzt auch für sich).

über Die grüne Bourgeoisie und ihr halbierter Liberalismus | NZZ

(Stefan Pfeiffer)

DIVSI-Studie zu Jugendliche im Netz: Messaging statt Networking – Selbst lernen, statt Schule und Eltern – Einstellung zu Datenschutz und Risken

23. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Die neue Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) unter 14- bis 24-Jährigen hat neben dem Ergebnissen zu Beteiligungs- und Beleidigungskultur – 64 Prozent der Befragten fürchten beleidigt zu werden, 38 Prozent äußern deshalb keine eigene Meinung im Netz – weitere Punkte herausgearbeitet. Hier einige Ergebnisse stichpunktartig (und als Infografik).

Heutzutage ist nahezu jeder Jugendliche im Netz (99 Prozent). Wie bereits vielerorts postuliert, nutzen sie dabei vor allem WhatsApp, YouTube und Instagram. Facebook hat im Vergleich zu 2014 15 Prozent weniger Nutzer. 67 Prozent der Jugendlichen bewegen sich noch im sozialen Netz.

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Der Grund dafür laut Studie: „Wesentlicher Grund dafür, Facebook nicht (mehr) zu nutzen, ist schlicht, dass das Angebot nicht mehr interessant für die 14- bis 24-Jährigen ist.“ Auch sind Datenschutzbedenken ein Grund, auf Facebook zu verzichten.

Die Sensibilität für die Risiken im Netz sind gestiegen. Die Angst vor Viren, das potentiell Ausspionieren von Zugangsdaten und möglicher Betrug beim Online-Banking oder -Shopping werden von je knapp über 60 Prozent der 14- bis 24-Jährigen zuerst genannt. Immerhin 42 Prozent befürchten eine Verfolgung – über Tracking habe ich hier kürzlich geschrieben – ihres Online-Verhaltens.

Die Einstellung zum Thema Datenschutz und Daten sammeln durch Anbieter ist –  wie ich finde – ambivalent. Knapp mehr als die Hälfte der Befragten verzichtet darauf, im Internet zu posten, etwas von sich preis zu geben. Immerhin 37 Prozent finden es fair, dass die Anbieter sozialer Medien ihre Daten nutzen und 5 Prozent der befragten Jugendlichen finden personalisierte Werbung nützlich.

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Aus: DIVSI U25-Studie: Euphorie war gestern, S. 82 (2018)

Und für mich noch ein ganz wichtiger Aspekt in der Studie: Wo nehmen die Jugendlichen ihre Kenntnisse über und im Netz her? Sie sind ja quasi in das digitale Zeitalter hinein geboren und wir gehen oft davon aus, dass sie dadurch quasi automatisch digital kompetent sind. Weit gefehlt, wie Matthias Kammer ist Direktor des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) schreibt:

Ebenso entschieden lehnen sie selbst es ab, als „Digital Natives“ bezeichnet zu werden – auch, weil ihnen sehr wohl bewusst ist, welcher Anstrengungen es bedarf, souverän durchs digitale Dickicht zu navigieren.

Einen solchen – mehr oder weniger souveränen – Umgang mit dem Internet erlernen sie derzeit hauptsächlich durch eigene Erfahrungen und indem sie vieles „einfach mal ausprobieren“. Im Ranking der vertrauenswürdigen Ratgeber in Sachen Internet steht das eigene Bauchgefühl weit vor Expertenmeinungen, Eltern oder Schule.

über DIVSI U25-Studie: Euphorie war gestern – DIVSI

Besonders die letzte Aussage ist bedenklich: Eltern und Schule werden nicht als Vermittler digitaler Kompetenz wahrgenommen, Experten ebensowenig. Es bleibt also gerade in der Bildung, dem „Enablement“ viel zu tun.

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(Stefan Pfeiffer)

#9vor9: Und er hat recht gehabt mit Automatisierung, der …

20. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute ein #9vor9 mit Axel Oppermann und Gunnar Sohn und die Themen waren SAP und generell Automatisierung im „White Collar“-Segment, bei den Verwaltungs- und Büroangestellten. Vor grob einem Jahr hat Axel schon (oder erst) beim IBM Club of Excellence auf Automatisierung abgehoben und er hatte den Eindruck, dass viele der CIOs am Gähnen waren (oder dringend auf das Steak warteten). Nun sei das Thema mehr als visibel durch Akquisition von RPA-Anbietern – beispielsweise von Contextor durch SAP – auf der Agenda.

Ich stimme teilweise zu: Viele standardisierbare Prozesse (oft im administrativen Bereich) werden ebenso wie Routinetätigkeiten (Protokoll schreiben usw.) mit Hilfe von RPA, Künstlicher Intelligenz und anderen Technologien automatisiert werden. Jenseits und im „White Collar“-Bereich wird meiner Ansicht dabei Blockchain ein wesentlicher Treiber der Automatisierung sein.

Was haben wir noch angesprochen? Flugtaxis angemessen nur sehr kurz (wegen Gunnar und Doro) und wahrscheinlich das Thema deutsche KI-Strategie anläßlich der gerade veröffentlichten Strategie der Bundesregierung. War mir wieder zu negativ. Die Chinesen investieren mehr. Das Personal fehlt. Jammer. Heul. Nutzt alles nichts. Wir müssen es positiv, nach vorne blickend anpacken und das beste aus der Situation machen, finde ich. Und ich gespannt, ob Axel nicht doch noch eine Professur für Künstliche Intelligenz übernimmt. Gunnar sitzt ja bei  Hochschule Fresenius eh in der Pole Position. In diesem Sinne eine schöne Woche.

(Stefan Pfeiffer)

Lesezeichen: Deutschland macht Faxen

10. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Überschrift mag jede/jeder interpretieren, wie sie/er es mag. Das Faxgerät lebt.

Deutschlands ­Unternehmen vertrauen auf das Faxgerät, mehr als die Wirtschaft im Ausland. Und so wirkt das Fax wie ein Symbol für den Zustand der Bundesrepublik: Man misstraut dem Neuen, liebt Bewährtes – und ist stets auf Sicherheit bedacht.

über. Kommunikation in Unternehmen: Warum das Fax nicht ausstirbt – Wirtschaftswoche

Gerade auch im medizinischen Umfeld wird Fax – wie ich erfahren musste – aus Datenschutzgründen noch immer intensiv genutzt.

Durch die Sendebestätigung wissen die Nutzer, dass ihre Nachricht angekommen ist. Faxe bleiben nicht im Spamfilter hängen, und auch Hacker haben keine Chance. Im Gegensatz zur E-Mail ist die Technik kaum manipulierbar.

über Kommunikation in deutschen Unternehmen: Faxrepublik Deutschland

Aber man weiss nie, wer gerade neben dem Faxgerät steht …

Danke, Frank Hamm, für Deinen Tweet:

(Stefan Pfeiffer)