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Klima, Umwelt, Verkehr: Lokale Datenräume aufbauen und sicher nutzen – David da Torre von der Digitalstadt Darmstadt bei #9vor9

11. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Wieder ein besonderes Highlight bei #9vor9, den Digitalthemen der Wocher: Wir hatten José David da Torre Suárez, den Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt zu Gast, der von den Aktivitäten seiner Institution vor und in Corona-Zeiten berichtet hat. Für mich als Heiner (Einwohner von Darmstadt) natürlich besonders interessant. Die Stadt Darmstadt hatte 2017 hat den Bitkom-Wettbewerb „Digitale Stadt“ gewonnen und implementiert seitdem zusammen mit Partnern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft ein regionales digitales Ökosystem, das – so der Anspruch – greifbarem Nutzen für die Bürger bringen soll. Und da laufen eine Menge an Aktivitäten, wie in dem sehr offenen Gespräch klar wurde, das wir aus der „Sendeentrale“ in Ewerschtt gestreamt haben:

Wir haben auch über die Hindernisse gesprochen, die jemand empfindet, der wie David aus der Privatwirtschaft oder der von außen auf die Geschwindigkeit schaut, mit der Projekte umgesetzt werden. Doch auch David berichtet wie viele andere über Ausschreibungen und Vergaberecht, in dem Fristen und Regeln strikt eingehalten werden müssen, sicher kein Katalysator für die Digitalisierung einer Stadt oder eines Landes. Rafael Laguna, Chef von SPRIND, hat ja ähnlich auf Twitter geklagt und eine Reform angemahnt.

Aber wer traut sich an dieses bürokratische Monster nun wirklich heran? Ein dickes Brett …

Jenseits solcher Hindernissen wurden in der Digitalstadt Darmstadt eine große Zahl von Projekten auf den Weg gebracht. Die Voraussetzungen, das Ökosystem in Darmstadt ist mit vielen IT- und digital affinen Unternehmen sehr gut, wie man auch an der Liste der Unterstützer sehen kann, die von verschiedenen Fraunhofer-Instituten über Raumfahrtunternehmen über die heimischen Lilien (den SV Darmstadt 98) bis zur Software AG und vielen anderen Institutionen und Unternehmen reicht. Vielen ist nicht bekannt, welche Basis hier am Standort vorhanden ist.

Screenshot von der Webseite der Digitalstadt Darmstadt. Das Copyright liegt bei der Digitalstadt Darmstadt.

Die vielen Projekte, die in Umsetzung sind, kann man auf der Home Page der Digitalstadt finden. Es sind Projekte meist jenseits der notwendigen Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung – ich weise hier gerne auf mein Gespräch mit Peter Kuhn von fortiss und meiner Kollegin Felizitas Müller aus dem Watson Center in München hin -, zukunftsgerichtet und datenbasiert. Es reicht von der Verkehrssteuerung mit Hilfe eines IoT-Netzwerkes mit Sensoren und Kameras und unterstützenden Apps für die Verkehrsteilnehmer über Optimierung der Abfallentsorgung bis zur Auswertung der Umweltdaten. Daten sollen intelligent verknüpft und genutzt werden, um intelligente Lösungen zu schaffen. Und die Ideen der Bürger:innen sind gefragt. Fast bei jedem Projekt ist eine Onlinebeteiligung möglich, etwas was David auch sehr am Herzen liegt. Auch für die Datenplattform wurde Input gesammelt und man denkt darüber nach, einen allzeit offenen Briefkasten für Verbesserungsvorschläge oder neue Ideen einzurichten.

Das öffentlich zugängliche Datencockpit. Da geht sicher noch deutlich mehr, aber es ist ein Anfang.

In unserem Gespräch wurde schnell deutlich, wie wichtig lokalen Datenräume und deren Nutzung und Auswertung gerade auch bei den genannten Themen sind und warum man auf eine Open-Data-Plattform setzt, dabei aber die Sicherheit und Verschlüsselung der Daten wie auch deren Nutzung genau im Blick behält, auch mit Unterstützung eines Ethik- und Technologiebeirats (in dem mir persönlich etwas die Digitalexperten von der Basis fehlen, aber so ist das wohl in der lokalen Politik und Verwaltung). Auf jeden Fall ist dieser Darmstädter Datenraum ein interessantes Projekt, erscheint oft greifbarer und näher an der Praxis wie manche derzeit noch abstrakten Datenräume wie sie beispielsweise derzeit rund um Gaia-X diskutiert werden.

Natürlich wurde auch die Digitalstadt Darmstadt von der Pandemie eingeholt und hat eine auf Open Source basierende Web-Videokonferenzlösung mit BigBlueButton aufgebaut, auf der unterdessen – so die Webseite – bis zu 5000 Schüler:innen zeitgleich online arbeiten. Technische Infrastruktur und Services für den Schul-Fernunterricht wurden seit Frühjahr 2020 sukzessive auf- und ausgebaut. Die Lösung ist wohl einer der derzeit am meisten nachgefragten Services der Digitalstadt und richtet sich an die lokalen Schulen, Vereine und gemeinnützigen Organisationen, die BBB umsonst nutzen können. Ermutigend, dass so etwas auf lokaler Ebene funktioniert und es nicht immer die kommerziellen Lösungen der großen Player sein müssen, trotz mancher Unkenrufe der Monopolistengläubigen

Was ist nun an dem Projekt Digitalstadt Darmstadt aus meiner Sicht faszinierend? Sicherlich einerseits der zukunftsgerichtete Ansatz, der Anspruch, Daten sicher und geschützt zu verwenden, um wichtige Themen wie Klima, Umwelt und Verkehrsplanung lokal voran zu bringen. Dabei auf ein lokales Ökosystem von Partnern zu setzen, scheint mir ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Digitalstadt Darmstadt und ihre Mitarbeiter:innen als Organisation, entsprechend gefördert und promotet durch den Bitkom und andere, ist dabei sicherlich ein „Enabler“ oder (hoffentlich) Katalysator, mit deren Hilfe, Projekte schneller voran gebracht werden.

Könnte manches noch praxisnaher sein? Ja, Digitalisierung muss für die Bürger noch viel positiver und näher erlebbar sein. Auch würde ich mir sicher noch viel mehr digitale Dienste in der Stadt Darmstadt wünschen, aber das ist eine Baustelle, die von Anderen in der Stadtverwaltung beackert wird – und wo noch extrem viel Verbesserungsbedarf besteht. Doch können andere Kommunen das Konzept der Digitalstadt Darmstadt als Anregung nehmen oder Blaupause nutzen, auch wenn dort das Ökosystem vielleicht nicht ganz so ausgeprägt sein sollte. Ich glaube, dass es solche lokalen oder regionalen Initiativen jenseits der hypergalaktischen, oft sehr weit entfernt scheinenden Pläne auf Bundes- oder Landeseben unbedingt braucht, um gerade auch in den Regionen schneller voran zu kommen. Zeit ist auf keiner Ebene zu verlieren, um Digitalisierung in Deutschland voran zu bringen.

Nochmals herzlichen Dank, lieber David, für das Gespräch.

(Stefan Pfeiffer)


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Deutsche Verwaltung und Digitalisierung: Zwei Welten prallen aufeinander, jetzt in der Pandemie, schon seit Jahren und auch ganz banal vor Ort in Darmstadt

21. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Deutschland und die Digitalisierung. Zwei Welten prallen aufeinander? Ganz korrekt sind diese Sätze nicht, denn natürlich kann man nicht alles über ein Kamm scheren und zudem geht es mir in diesem Blog um die öffentliche Verwaltung, um Gesundheits- und Schul- bzw. Bildungswesen. Und dort treten nicht erst, aber gerade in Zeiten der Pandemie erhebliche Missstände an den Tag. Einige Beispiele:

Christian Reinitz kommentiert anlässlich eines Jahres Pandemie in der FAZ vom 20. Februar 2021* und prangert die Schwachstellen im medizinischen System an: den Föderalismus und die Digitalisierung. An zu vielen Stellen halt es, ob es um die Meldung der Inzidenzzahlen oder der Impfquoten an das RKI über E-Mail und Fax, über eine teilweise mittelalterliche Vergabe von Impfterminen, um digitale Gesundheits- und Patientenakte, digitale Test- oder Impfpässe oder sichere Vernetzung zwischen Kliniken und Ärzten und datenschutzkonforme Übermittlung, Speicherung und Austausch von Patientendaten geht. Natürlich, es gibt hier und da Ausnahmen und Leuchtturmprojekte, aber in der Regel knirscht es im System, um es noch vorsichtig auszudrücken. Und mir scheint, Föderalismus, zu verteilte Kompetenzen und natürlich auch bürokratische Prozesse, Schwerfälligkeit und wohl auch Verteidigung der eigenen Besitzstände sind verantwortlich für das Trauerbild.

Ähnlich sieht es in Bildung und an Schulen aus. Ich habe ja die Tage mit Lars Basche in #9vor9 darüber berichtet und hier entsprechende Artikel gesammelt. Auch dort wieder vereinzelte Leuchtturmprojekte, aber generell scheint auch dort der Föderalismus, die Bürokratie und besagtes Verharrungsvermögen die Ursache dafür zu sein, dass wir nicht in der Geschwindigkeit digitalisieren, wie es gerade in Zeiten der Pandemie notwendig wäre. Erschwerend kommen natürlich in Zeiten, in denen es auf Geschwindigkeit ankommt, das öffentliche Vergaberecht mit seinem oft Ausschreibungsprozess und seinen Fristen hinzu. Man kann doch eigentlich nur wütend werden, wenn man dann liest, dass aus dem Digitalpunkt Schule vom Frühjahr 2019 von zur Verfügung gestellten 5 Milliarden Euro erst 112 Millionen abgeflossen und 743 Millionen Euro bewilligt wurden. Das kann es doch einfach nicht sein, sagt sich der gesunde Menschenverstand.

Oben drauf kommt dann noch, dass Deutschland beziehungsweise die Länder nicht in der Lage scheinen, eine vernünftige deutsche oder europäische Schul-Cloud aufzubauen und stattdessen einmal mehr die Angebote amerikanischer Monopolisten nutzen und diese noch stärker machen. Auch hier scheint mir der Föderalismus, besser die Kleinstaaterei und das Machtgehabe der Länder einer der entscheidenden Hemmnisse zu sein. Auch in diesem Thema scheint klarer zentraler Kompetenz und Steuerung notwendig – mit scharfem Auge auf Projektfortschritte und Finanzierung.

Digitalprojekte scheitern schon seit Jahren

Dies sind zwei angesichts der Pandemie hervorstechende Bereiche, die nach Digitalisierung und weniger Föderalismus schreien. Die Liste lässt sich problemlos verlängern, z.B. in Richtung Vergabe der Hilfsmittel, was – so scheint es – auch durch Digitalisierung und weniger Bürokratie, Formular- und Vorschriftswesen deutlich beschleunigt werden könnte. Jenseits der Pandemie gibt es noch viele weitere Beispiele dafür, wie wenig effektiv Digitalisierung in der deutschen öffentlichen Verwaltung vorangetrieben wird.

Entgegen aller vollmundigen Verlautbarungen über digitale Souveränität scheint parallel dazu die Abhängigkeit besonders vom Giganten Microsoft zu steigen. Weil man es selbst nicht gebacken bekommt oder nicht gebacken bekommen will gab die Bundesregierung 2020 178,5 Millionen Euro für Software-, Cloud- und Serverdienste aus Redmond aus. 2015 waren es noch 43,5 Millionen. Auch Beratungsunternehmen, die der deutschen öffentlichen Verwaltung aufs Pferd heben sollen, freuen sich über entsprechende Honorare – und das schon zu Uschis Zeiten auf der Hardthöhe.

Und schauen wir zurück: 2015 gab es einen Beschluss des Bundeskabinett 2015, Bundesministerien und -behörden bis 2025 mit moderner IT auszustatten. Der Wildwuchs an Rechenzentren sollte beseitigt und die unterschiedlichen IT-Arbeitsplätze vereinheitlicht werden. Welche eine Chance auch, eine deutsche Bundesverwaltungs-Cloud aufzubauen und die eigene deutsche Softwareindustrie zu stärken. Es hätte ein Marshall-Plan für die digitale Souveränität werden können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Zielvorgaben und Kosten wurden verfehlt, der Bundesrechnungshof mahnte an, das Projekt wurde neu organisiert – und jetzt schauen wir mal. Unterdessen kassiert vor allem Microsoft weiter, und wahrscheinlich weiter und weiter und weiter …

Muss IT in und für die öffentliche Verwaltung ganz anders aufgesetzt werden? Von Softwarentwicklung bis Implementierung

Kann deutsche öffentliche Verwaltung einfach keine Digitalisierung und IT? Müssen hier andere Prozesse und Institutionen vom Digitalministerium bis hin zu unabhängigen, von deutschen Firmen betriebenen und durch öffentlich Aufträge finanzierte Software-Konsortien implementiert werden? Muss es eine deutsche oder europäische Mozilla-Foundation geben, mit dem Ziel Lösungen für die öffentlicher Verwaltung und darüber hinaus nach dem Open Source-Konzept zu bauen? Die traditonelle Verwaltung, die Ministerien scheinen das Thema jedenfalls bisher nicht in den Griff bekommen zu haben. Ja, es gibt einige mehr als zarte Pflänzchen und wir werden uns bald mit Peter Ganten, dem Vorsitzenden der Open Source, darüber unterhalten. aber generell scheint es sehr düster auszusehen.

Die Liste gescheiterter oder schwächelnder Projekte könnte sicher fortgesetzt werden, doch ich möchte einen anderen Aspekt der Digitalisierung und der öffentlichen Verwaltung beleuchten. Und vorab möchte ich es mit Herta aus den Känguru-Chroniken sagen: „Es jibt sone und solche, und dann jibt es noch janz andre, aba dit sind die Schlimmstn. Nochmals klar und deutlich: Viele Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verwaltung sind bürgerfreundlich und bemühen sich, aber …

Digitalisierung banal: Anfrage einfach mal per E-Mail beantworten

Vor geraumer Zeit habe ich Unterlagen per E-Mail an das Gesundheitsamt Darmstadt, die diese angefordert hatten. Die E-Mail war auf dem Schreiben, das ich vom Amt bekommen hatte, angegeben und als halbwegs digitaler Mensch habe ich die Unterlagen gescannt und geschickt. Danach kamen per Briefpost Mahnungen. Also habe ich den Hörer in die Hand genommen und dort angerufen. Eine nette Frau am Telefon, ich frage nach der Kollegin. Ja, die ist nicht da. E-Mail? Wie lange her? Kann sein, dass wir die schon gelöscht haben. Das tun wir in regelmäßigen Abständen. Ich schlucke, bleibe aber freundlich und schicke die Unterlagen nochmals per Fax (!!) und E-Mail an die Stadt. Am kommenden Tag rufe ich an. Ja, die Unterlagen seien angekommen. Wochen später bekomme ich dann die Unterlagen vom Amt natürlich per Post.

Ein anderer Fall: Wir mussten eine Beglaubigung wegen Änderungen im Grundbuch machen. Termin auf dem Ortsgericht ausgemacht, mit meiner Frau hin und die Dokumente beglaubigen lassen. Es war ein Schauspiel: Der nette Beamte beglaubigte die zwei Dokumente in einer Stempelorgie und nahm handschriftlich entsprechende Eintragungen in einem Buch vor. Hier alles ok. War eine Reminiszenz an Verwaltung, wie ich sie seit Jahrzehnten kenne.

So weit, so gut. Und dann schrieb ich in meiner Naivität per E-Mail – die Adresse steht auf der Homepage der Digitalstadt Darmstadt – an das Grundbuchamt, ob ich die beglaubigten Dokumente elektronisch zuschicken könne. Ok, war dumm und naiv. Hätte ich mir als logisch denkender verwalteter Bürger denken können. Nach einigen Tagen kam dann per Briefpost die Antwort, nein, das ginge nicht. Per Briefpost! Die Mitarbeiter:innen waren es nicht gewohnt, einfach die E-Mail zu beantworten.

Und noch eine Erfahrung meiner Mutter, diesmal nicht in Darmstadt. Meine Eltern müssen die Tage neue Ausweise von der Stadt (Leun) abholen. Also rief meine Mutter dort an, ob sie nicht einfach die Briefwahlunterlagen für die Kommunalwahl mitnehmen könnten. Nein das ginge nicht. Das müsse den vorgeschriebenen Weg gehen, per E-Mail – immerhin – oder per Post**. Trotzdem …

Es braucht auch Veränderung in den Köpfen der Beamten:innen

Nun bin ich von den großen Themen der Digitalisierung hinunter gestiegen in den täglichen menschlichen Bürger- und Verwaltungsalltag. Warum habe ich diesen „Abstieg“ vorgenommen? Jenseits der notwendigen IT-Ausstattung und besseren Projektmanagements brauchen wir auch eine Änderung des Verhaltens vor Ort bei den einzelnen Beamten:innen, den Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verwaltung und ihren Führungskräften. Wie kann es sein, dass man den Posteingang einfach löscht? Warum wird nicht unbürokratisch und schnell per E-Mail auf eine Frage geantwortet? Warum ist der Servicegedanke, Ich, Mitarbeiter:in der öffentlichen Verwaltung bin für meine Bürger:innen da und versuche ihn so gut es geht schnell und unbürokratisch zu helfen so selten ausgeprägt?

Ich denke, auch hier muss angesetzt werden. Es braucht ein anderes Bewusstsein, den Servicebeauftragten in der Verwaltung, der diese Missstände abstellt, die Beamten:innen schult und coacht, anders, moderner, digitaler, bürgerfreundlicher zu arbeiten. Es tut auch gar nicht weh – und kostet auch nicht den eigenen Job. Und an diesen Servicebeauftragten können auch Bürger:innen ihre Ideen, Verbesserungsvorschläge und Beschwerden richten.

Ich lebe in der Digitalstadt Darmstadt und die Verantwortlichen scheinen darauf sehr stolz zu sein. Hier wurden und werden auch einige interessante Projekte durchgeführt. Gerade werden Ideen für eine urbane Datenplattform gesammelt, um städtische Entscheidungs- und Planungsprozesse zu unterstützen und zu beschleunigen. Wir laden nochmals Verantwortliche der Digitalstadt Darmstadt GmbH herzlich in #9vor9 ein, um die Initiative vorzustellen.

Jedoch sollte ein Stadt, die diesen Anspruch hat, gerade am persönlichen Bürgererlebnis ansetzen und genau wie oben vorgeschlagen mit diesen oder anderen Angebot die öffentliche Verwaltung einfach bürgernäher gestalten – und das nicht nur in Corona-Zeiten. Falls ich hier bestehende Angebote übersehen habe, bin ich für Aufklärung natürlich sehr dankbar und entschuldige mich natürlich auch, wenn ich wo falsch gelegen habe. Ach ja, es ist ja auch bald Kommunalwahl und ich sehe auf manchem Plakat durchaus das Stichwort Digitalisierung …

Kann die deutsche Politik (und Verwaltung) nur Schönwetterreden, aber keine Digitalisierung

Wenn man sich all das anschaut und selbst als Bürger:in „erleidet“ – und die Liste kann leicht verlängert werden – und auf der anderen Seite ach so viele Schönwetterreden vieler Politiker hört, kommen immer größere Zweifel auf, ob wir es in Deutschland „noch können“. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass viel geredet und wenig gehandelt wird. Ist ja auch bequemer über Visionen schön zu fabulieren, als Projekte schnell, konsequent und zielorientiert durchzuziehen, einfach anzupacken.

(Stefan Pfeiffer)

* Nur eine Randbemerkung, nichts zur Sache Digitalisierung und öffentliche Verwaltung: Ich finde es immer sehr schade, wenn Artikel in der gedruckten Ausgabe der FAZ erschienen sind und erst später digital veröffentlicht werden.

** Sicher ist das keine Digitalisierungsfrage, aber es zeigt einmal mehr die Servicehaltung, die manchmal in der öffentlichen Verwaltung zu herrschen scheint.

Einfach mal nebeneinander gestellt

26. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Zwei Nachrichten der vergangenen Tage zum Thema Datenschutz und Microsoft:

Lesezeichen: Die Wutrede einer Frankfurter Lehrerin über Schulen und Corona oder das uneinige föderale Reich deutscher Unvernunft.

22. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

In. der FAZ vom 21. November wird die (anonymisierte einer Lehrerin veröffentlicht. Wie ich finde, ein lesenswerter Beitrag. Leider einmal wieder online Premium Content, also nur für Abonnenten verfügbar. Der Frust kommt deutlich raus:

Es fängt schon vor dem Unterricht an. Nichts deutet auf eine Pandemie: Die Schüler stehen dicht an dicht zusammen in Gruppen ohne Maske, ohne Abstand, wie immer eigentlich. Corona fängt für sie hinter dem Schultor mit dem Aufsetzen ihrer Masken an.

Lehrerin über Schulen und Corona: „Auch Lehrer haben das Recht, geschützt zu werden“

Das beobachte ich auch so. Zwei Schulen sind unmittelbarer Nähe. Ich gehe durch den Ort. Vor der Dönerbude stehen dicht gedrängt 10 Jugendliche. Die Maske wird nur aufgezogen, wenn jemand rein geht.

Es ist schwierig und nur zu leicht gleite auch ins Fingerpointing ab. Doch es scheint mir so zu sein, dass im Alter zwischen 14 und 29 Jahren die höchste Inzidenz zu bemerken ist, wie auch im NDR Podcast vom 17.11.2020 besprochen wird. Und laut einer Studie scheint es so zu sein, dass sich viele Jugendliche nicht in der Schule, sondern in der Freizeit, im privaten Umfeld anstecken. Das alles mit aller Vorsicht gesagt.

Doch zurück zu der Wutrede, der betroffen macht. Von der Lehrerin werden korrekte Fragen gestellt. Lesen. Manche Punkte kann man in Frage stellen, doch viele der angesprochenen Punkte kann man verstehen. Ich warne aber davor, von „der Regierung“ zu sprechen, die ein halbes Jahr Zeit hatte, sich Gedanken zu machen. Das müssen wir differenzieren. Wenn „die Regierung“ Angela Merz und ihr Team ist, würde ich sagen, dass die ja gerade wieder einmal von den Landesfürsten ausgebremst wurden. „Die Regierung“ sind Bund, Land, Kreise, Schulämter, Gesundheitsämter … So kompliziert ist es leider.

Wurde der Sommer von den verantwortlichen Behörden verpennt? War die zweite Welle etwa nicht voraus zu sehen? Die Frage wird korrekterweise gestellt. Was haben die verschiedenen Behörden und Verwaltungen getan? Welche Pläne wurden entwickelt, die man zum Zeitpunkt X aus der Schublade holt? Das vermisst nicht nur besagte Lehrerin.

Stattdessen wird ein Bild unklarer Zuständigkeiten, keiner klaren Vorgaben vermittelt. Der Föderalismus schießt sich ins Knie. Viele Schul- und Gesundheitsämter sind wohl überfordert, haben die Kontrolle verloren, die bürokratischen Prozesse scheinen zu langsam zu sein. Statt ein bundesweit gültiges, klares Ampelsystem mit klar definierten Regeln umzusetzen, üben sich wir Deutschen einmal wieder in Kleinstaaterei. Viele der Landesfürsten blockieren dringend notwendige Maßnahmen und Verschärfungen. Sie haben den Schuss wohl noch immer nicht gehört.

Da wundert es nicht, dass die Zustimmung der Deutschen nach neuen Umfragen scheinbar sinkt. Ich glaube nicht, dass es mangelnde Zustimmung zur Bekämpfung der Pandemie ist. Vielmehr scheint es eher Frust zu sein, weil man die Maßnahmen nicht versteht. Sie scheinen überall anders zu sein. Ebenso schlimm: Die Empfehlungen, was getan werden müsste, scheint es zu geben. Doch sie werden nicht bundesweit nach einer gemeinsam vereinbarten und durchgesetzten Vorgehensweise – Stichwort einheitliches Ampelsystem mit definierten Aktionen – durchgesetzt. Das uneinige föderale Reich deutscher Unvernunft mit dem Clopapier als Ersatz des Bundesadlers.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay

Der Weg zum eGovernment: Mehr Standardprozesse automatisieren und sich um die Bürger:innen kümmern – Talk mit Lena-Sophie Müller von der Initiative D21

28. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Das war gestern ein spannender Livestreaming-Vormittag. Mit Lars habe ich #9vor9 „gemacht“ und eines unserer Themen war die mangelhafte Digitalisierung in Gesundheitsämtern, die Johnny Haeusler exemplarisch aufgrund der Erfahrungen seiner Familie anlässlich einer Corona-Infektion beschrieben hat. Das war quasi eine Steilvorlage für den Talk mit Lena-Sophie Müller, der Geschäftsführerin der Initiative D21, die gerade zum zehnten Mal den eGovernment Monitor 2020 für Deutschland, Österreich und die Schweiz vorgestellt hat. Hier unser Gespräch:

Im IBM Livestudio Magazin sind wir auf die Ergebnisse eingegangen, die auch meine Kollegin Monika Ziegler auszugsweise auf dem IBM Think Digital Summit vom 20. Oktober 2020 vorgestellt hat. Es entwickelte sich ein munteres Gespräch – unterbrochen vom Paketboten, der mir unbedingt etwas ausliefern wollte und trotz Schild, nicht zu klingeln, das dann dreimal tun musste.

Mehr Nutzung eGovernment-Angebote werden genutzt, aber gerade in Deutschland noch viel Potential

Generell ist die Nutzung von eGovernment-Angebote gestiegen, am stärksten in Deutschland von 40 auf 54 Prozent. Allerdings liegen wir Deutschen weiterhin hinter der Schweiz 60 Prozent) und vor allem Österreich 72 Prozent). Und welchen Einfluss hat die Pandemie auf die Nutzung von Services? Ein Schelm, der dabei denkt, dass nun alle online gehen. Zwar sind die Bürger:innen aufgeschlossener, aber Covid-19 hatte so gut wie keine Auswirkungen auf Art und Umfang der aktuellen Nutzung.

Das Bild ist auch laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland zwiegespalten. Demnach haben etwa die Hälfte aller Städte und Gemeinden nach Meinung der Befragten neue digitale Services eingeführt, doch nur etwa jeder Fünfte hat solche Möglichkeiten genutzt. Ob das wirklich eine Umstellung von null auf digital ist?

Und welche Dienste und Services nutzen die Bürger:innen? Es sind wohl vor allem Informationsdienste. Man schaut nach, wann das Amt geöffnet hat, oder lädt sich ein Formular herunter. Es sind wohl nicht wirklich Verwaltungsprozesse, die derzeit über die Webseiten der Verwaltungen abgewickelt werden. Diese müssen erst einmal digital abgebildet, möglichst optimiert werden. Und das muss in einer benutzerfreundlichen Weise geschehen. Die angebotenen Verwaltungsservices müssen sich an der Bedienung eines iPhones oder eines Android-Telefons messen lassen.

Suchmaschinenoptimierung für die Webseiten der öffentlichen Verwaltung

Zusätzlich gilt es natürlich auch, die Angebote generell bekannt zu machen. Viele Dienste seien einfach nicht allgemein bekannt, meinte Lena im Talk. Und sicherlich ein interessanter Punkt: Die öffentliche Verwaltung muss beispielsweise auch Suchmaschinenoptimierung betreiben, damit Bürger:innen die Dienste finden. Meistens wird nämlich einfach danach im Web gesucht.

Doch scheint auch die Bereitschaft der Bürger:innen nicht durchgängig ausgeprägt zu sein. Viele wollen doch Behördengänge beibehalten. Gewohnheit siegt oder wie die Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, Professor Kristina Sinemus es formulierte: Viele Bürger:innen wollen den direkten Kontakt im Rathaus. Doch hier gibt es Unterschiede, so Lena – , fünf idealtypische verschiedene Nutzer:innen-Typen, die im eGovernment Monitor auch beschrieben werden.

Standardprozesse automatisieren – und dann mehr für die Bürger:innen da sein

Ein Umdenken ist auf jeden Fall angebracht. Mehr Prozesse digitalisieren und automatisieren, um dadurch mehr Zeit für die Bürger zu haben, denn es scheint zumindest nach Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom so zu sein, dass analoge Behördengänge viel Zeit kosten:

Zweieinhalb Stunden pro Behördenbesuch. Das kann sicher oft schneller und effizienter gehen und man nähert sich dem Bild, das Professor Sinemus in der Diskussion auf dem Think Summit skizziert hat: Statt Laufmappen abzuhaken sitzt im Rathaus ein:e Sachbearbeiter:in, der:die sich direkt Auge in Auge um die Fragen der Bürger:innen kümmert. Mit einem solchen Bild, digitale Prozesse auf der einen Seite, Bürgernähe auf der anderen Seite könnte ich mich durchaus anfreunden. Routineprozesse automatisieren und bei wichtigen Fragen wie Kinderbetreuung oder Pflege, wo persönliche Ansprache gefragt ist, direkt helfen. Einig waren sich Lena und ich dabei, dass es hier aber noch viel zu tun gibt, muss oft mehr Geschwindigkeit aufgenommen werden.

Professor Sinemus: Open Source und Kooperation als Prinzip von digitaler Verwaltung

Professor Sinemus plädierte auf dem Think Summit auch für einen breiteren Open Source-Gedanken. Man solle nicht nur an die technischen Schnittstellen denken, sondern generell ein System der Schnittstellen, der Kooperation miteinander entwickeln und pflegen, Methoden wie Design Thinking einsetzen. Mehr Anwendungen, mehr Wissen miteinander über die Grenzen der Bundesländer miteinander teilen, standardisieren, so wie es im auf Onlinezugangsgesetz (OZG) vorgesehen ist. Und das in Kooperation mit der Wirtschaft.

IBM Chef Gregor Pillen: Locked-In-Situationen vermeiden

Doch was kann die Wirtschaft, die Industrie leisten? IBM Chef Gregor Pillen betont die Notwendigkeit offener Plattformen, das Vermeiden von Locked-In-Situationen, damit kein Land, keine Gemeinde eine Lösung aufbaue, aus der sie nicht mehr heraus komme oder in der sie möglicherweise die Souveränität über ihre Daten nicht mehr im Griff habe. Schon lange unterstütze IBM Open Source und mit Kauf von Red Hat hat dies im Unternehmen noch größere Bedeutung bekommen. Insbesondere mit Red Hat Open Shift pusht man eine Containerplattform für hybride und Multicloud-Umgebungen, die dabei helfen soll, beschriebene Locked-In-Szenarien zu vermeiden.

Offene, kooperative Plattformen sind gerade auch für die öffentliche Verwaltung wichtig. Da waren sich alle Teilnehmer der Diskussion auf dem Think Summit einig und die Bundestagsabgeordnete Nadine Schön nannte das Beispiel Bildung, wo auch noch ein weiter Weg zu gehen sei. Hier macht es unser föderales System oftmals schwer, sich auf bundesländer-übergreifende Lösungen und Standards zu einigen und diese zu leben. Dies zeige sich gerade jetzt in der Pandemie. Lerninhalte und -angebote dürften nicht an Ländergrenzen enden.

Besonderer digitaler Handlungsbedarf in der Bildung

Doch ist das Thema Bildung und Digitalisierung sicher nicht nur eine Frage der Plattform, von möglichst interoperablen Schul-Clouds. Hier kommen sicher viele Aspekte hinzu, wie sie Lena dann auch ausgeführt hat. Das reicht von der Ausstattung von Schulen und Lehrer:innen über die digitalen Kenntnisse der Lehrer:innen bis hin zur Internet-Anbindung der Schüler:innen. Corona habe wie ein Brennglas die Defizite sichtbar gemacht, eigentlich für ein Industrieland wie Deutschland. Eine Professionalisierung sei gerade in diesem Bereich notwendig und hier könne man durchaus von der Wirtschaft lernen. Dieser Themenkomplex ist sicherlich eine eigenständige, tiefer gehende Diskussion wert.

Es sind noch einige Themen, die ich gerne mit Lena besprochen hätte, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir planen eine Fortsetzung des Gesprächs und werden das dann auch rechtzeitig bekannt geben. Herzlichen Dank an Lena-Sophie Müller. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich auf unsere nächste Runde, in hoffentlich naher Zukunft.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Andreas Lischka auf Pixabay

Bundeszentrale für digitale Aufklärung oder leistungsfähiges, digital kompetentes Bildungswesen? Neben Digitalmacht China Thema bei #9vor9

22. September 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Unsere Themen heute bei #9vor9: Staatsministerin Dorothee Bär will eine Bundeszentrale für digitale Aufklärung schaffen, so ihre Aussagen in einem Beitrag und einem Interview mit der Wirtschaftswoche. Diese Plattform solle über digitale Themen wie 5G oder wie man Fake News erkennt aufklären. Sie wünscht sich einen zentralen Zugangspunkt, von dem aus man alle Informationen findet. Lars und ich haben viele Fragezeichen in den Augen, ob eine neue Behörde der richtige Weg sein kann.

Und ich konnte den Papabär Lars dann endlich hinter dem Bildungsofen hervorholen, in dem er bessere Bildung, Weiterbildung und Aufklärung an den Schulen und durch die Lehrer gefordert hat. Und damit es nicht einseitig ausgelegt wird: Es sollte und muss natürlich auch Erwachsenenbildung geben.

In diesem Zusammenhang musste ich dann an den Handelsblatt Disrupt-Podcast mit der Bildungsexpertin und Unternehmerin Verena Pausder denken, die die Mängel in der digitalen Bildung in Deutschland anprangert und auch aufzeigt, wo uns der Föderalismus behindert, zum Beispiel im Aufbau einer bundesweiten Schul-Cloud, die dann inhaltlich von den Ländern und Schulen befüllt werden könnte. „Eigentlich konnte man mit dem Thema Bildung in Deutschland keinen Blumentopf gewinnen, geschweige denn mit digitaler Bildung“, sagt sie gegenüber der FAZ. und prangert an, dass nur ein Bruchteilchen der fünf Milliarden Euro, die der Bund im Rahmen des Digitalpakts Schule bereitgestellt hat, abgerufen worden sei. Kurz: Es besteht Handlungsbedarf jetzt, eigentlich vorgestern.

Ich bin am heutigen Morgen an dem Artikel von Lea Deuber, der China-Korrespondentin der Süddeutschen, über eben China hängen geblieben. Dort beschreibt sie, wie China einen einzigartigen Überwachungsstaat aufgebaut hat.

Früher schrieb man über China und meinte ein Entwicklungsland auf dem Weg der Modernisierung. Heute schreibt man über China und blickt auf einen Staat, der immensen Einfluss auf die Welt ausübt – auch auf Deutschland, wo die eigene Freiheit der Maßstab ist. Denn die chinesische Regierung hat längst begonnen, Einfluss auf die Verhältnisse jenseits ihrer Grenzen zu nehmen. Die Kommunistische Partei stellt ihr System aus Überwachung und Wachstum als Alternative zu Demokratie und Marktwirtschaft dar, schwächt die Menschenrechte, unterwandert internationale Organisationen, spaltet die EU.

SZ-Korrespondentin in China – Ihre SZ – SZ.de

Lesenswert. Und es zeigt sich einmal mehr, dass wir uns alle intensiv mit China auseinandersetzen müssen. Hier sei auch nochmals auf einen weiteren Handelsblatt Disrupt-Podcast verwiesen, der sich mit China befasst. Schon lange ist China nicht mehr die Werkbank und Kopieranstalt der Welt. Es ist der größte Markt für Onlinehandel der Welt. Und der chinesische Staat setzt auf digitale Werkzeuge und hat in Zeiten der Pandemie seine Kontrollmöglichkeiten massiv ausgebaut. Im Podcast werden Isabell Peters, Professorin für E-Government & Digitale Transformation am Niedersächsischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung, und die chinesische Journalistin Effy Zhang interviewt.

Und wir haben jetzt schon einmal auf kommende Woche hingewiesen, wo wir einen Gast in #9vor9 haben werden: Gerhard Schröder von K3 Kreative KommunikationsKonzepte kommt dazu und wir unterhalten uns über neue digitale Eventformate. Wir freuen uns drauf.

(Stefan Pfeiffer)

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

Digitalthemen heute bei #9vor9: Digitalpakt, Lehrer und Schulen – Von wegen E-Auto: Die Deutschen kaufen in der Mehrzahl dicke, schnelle Benziner und Diesel

18. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

#9vor9 ist aus der Sommerpause zurück, leider derzeit ohne Gunni Sohn, der sich auf seine anderen Sendungen konzentrieren muss. #9vor9 ist ja reines Spaß- und Hobbyprojekt und dafür muss man als Selbständiger natürlich auch Zeit haben. Wir hoffen natürlich auf sein Comeback. Ist ja wie beim Fußball …

Um im Bild zu bleiben: Angestoßen hat Lars Basche mit dem Thema Digitalisierung und Schule und wie es trotz Digitalpakt nicht so vorangeht, wie man es sich eigentlich erhofft hatte. Die Digitalpakt-Mittel fließen extrem langsam, die Tagesschau berichtet unter dem Titel Lange Leitung, schlechte Ausstattung über digitale Schule in Nordrhein-Westfalen. Und erschreckend ein weiterer Tagesschau-Bericht: Zwei Drittel der Lehrer können laut Report Mainz noch immer nicht auf digitalen Fernunterricht umschalten.

Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich jetzt von meinem Balkon aus die Schüler wieder Richtung Walldorf-Schule trippeln sehe, gerade auch wenn es schon in anderen Bundesländern zu Schulschließungen gekommen ist und im Nachbarkreis Groß-Gerau in einigen Schulen Maskenpflicht verordnet wird. Die generelle Kritik an Lehrern mag überzogen sein, aber für mich ist klar, das oft noch im Bereich digitale Kompetenz noch Nachholbedarf besteht.

Mein Thema war wie angekündigt Tesla, die deutsche Automobilindustrie und E-Autos. Das Thema beschäftigt mich beruflich im IBM Livestudio, aber auch privat, denn Mitte kommenden Jahres steht ein Fahrzeugwechsel an und ich liebäugele mit einem E-Auto. Generell als Hintergrundinformation passend ein Artikel mit vielen aktuellen Zahlen zu Beschäftigten, Umsätzen und vielem mehr in der FAZ:

An den bisherigen Verkäufen lässt sich der Aufbruch in die Zukunft ebenfalls nur in Ansätzen ablesen: Nach wie vor greifen die Kunden vor allem zu Autos mit Verbrennungsmotor. Ziemlich genau jedes zweite im Juli verkaufte Auto hatte einen Benzin-Motor, etwas mehr als jedes vierte einen Dieselantrieb. Der Anteil der rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge steigt wegen der üppigen staatlichen Zuschüsse zwar deutlich, liegt insgesamt aber immer noch bei mickrigen 5,3 Prozent.

Corona zwingt die Autoindustrie zur Vollbremsung

Ernüchternd. Und ich erinnere mich daran, dass mir mein VW-Händler eine Liueferzeit von 9 bis 12 Monaten für den e-UP! avisierte. Zwar werden also mehr E-Autos gekauft, aber der Weg ist noch sehr lange. Und auch die Ladeinfrastruktur muss noch geschaffen werden. Dazu der Tweet von Sascha:

Bedenklich und etwas frustrierend dann noch diese Aussage in der FAZ, die ein Schlaglicht auf das Bewusstsein der meisten Autokäufer wirft:

Das durchschnittliche, neu zugelassene Auto wird immer stärker, schneller und schwerer. Die Motorleistung stieg in den Jahren von 2005 bis 2018 um fast 30 auf 153 Pferdestärken, die Höchstgeschwindigkeit um 11 auf 200 Kilometer in der Stunde …

Corona zwingt die Autoindustrie zur Vollbremsung

Wir hätten noch eine Menge weiterer interessanter Themen gehabt – TikTok und Microsoft oder auch das unter der Schirmherrschaft von Frank-Walter Steinmeier stehende Projekt „Ethik der Digitalisierung“ – aber wollten nicht zu sehr über 9 Uhr hinaus senden. Vielleicht dann kommende Woche.

„Was ist das digitale Vermächtnis der Corona-Krise?“ fragt der Bitkom und fordert Digitalpakt

25. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Wie kommen wir wirtschaftlich aus der Corona-Krise heraus? Diese Frage tritt neben der Eindämmung der Pandemie immer mehr in den Vordergrund. Der Digitalverband Bitkom hat Anfang Mai einen Digitalpakt Deutschland vorgeschlagen, „der konjunkturelle Maßnahmen mit einer echten Transformationsagenda“ verknüpfen soll. „Was haben wir in der Krise gelernt, was ist das digitale Vermächtnis der Corona-Krise,“ fragt der Bitkom und schlägt einen (kurzfristig) 15 Milliarden schweren Maßnahmenkatalog vor.

So soll – das muss ich angesichts der aktuellen Diskussion vorn an stellen – einen einmaligen Homeoffice-Bonus vor:

In der Krise haben Homeoffice und mobiles Arbeiten vielen Organisationen sehr geholfen. Damit die Arbeitsbedingungen im Homeoffice wirklich zum Bedarf passen, sollten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für das Jahr 2020 einen einmaligen Steuerbonus für die Anschaffung von ITK-Infrastruktur erhalten.

Digitalpakt Deutschland | Bitkom e.V.

Daneben soll unter dem Motto Modernisierungsprämie statt Abwrackprämie ein Digitalgutschein Anreize für Unternehmen schaffen, „neue Technologien gezielt in der Praxis auszurollen oder alte, analoge Prozesse zu ersetzen“. Auch – und richtigerweise – werden auch eine Verwaltungsmodernisierung, Schultransformation und ein Ausbau der Infrastruktur gefordert. Doch Breitband an jeder Milchkanne?

Ziel der Konzertierten Aktion zur Verwaltungsmodernisierung ist deshalb, dass alle staatlichen Leistungen künftig schnell digital beantragt werden können – ohne jeglichen Medienbruch.

Digitalpakt Deutschland | Bitkom e.V.

Klar, der Bitkom ist der Interessenverband für 2.700 Unternehmen der digitalen Wirtschaft. Doch das muss ja nicht heißen, dass einige der vorgeschlagenen Maßnahmen nicht sinnvoll sein können.

Achim Berg, der Präsident des Bitkom, hat sich im The Pioneer Tech Briefing gegenüber Dr. Robin Tech, dem Gründer der Market Intelligence Software Delphai, auch zur Bedeutung von Covid-19 als möglichem Wendepunkt der Digitalisierung in Deutschland geäußert:

COVID-19 ist eine Tragödie, hat aber ein Brennglas auf den Stand der Digitalisierung gelegt. Wir werden in wenigen Jahr auf 2020 zurückschauen und sagen: Das Jahr war der digitale Wendepunkt. Wir haben uns wieder digitale Souveränität erarbeitet. Die deutsche Wirtschaft hat sich aus dem unteren Mittelfeld befreit und den Anschluss an andere Länder geholt.”

Tech Briefing: Achim Berg, ist COVID-19 wirklich ein Digitalisierungs-Katalysator für die Wirtschaft

Schauen wir mal, ob nach vorne gerichtet digitalisiert wird oder bestehende Strukturen mit Abwrackrpämien zementiert werden. Das Papier zum Digitalpakt kann hier heruntergeladen werden. Thema für #9vor9? Mal schauen.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay

Hörempfehlung FAZ Digitec: Mal wieder der Aufschrei, uns endlich unabhängig(er) (unter anderem) von Microsoft zu machen! Und endlich auf Open Source zu setzen.

1. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine Hörempfehlung: der FAZ Digitec-Podcast mit Peter Ganten, dem Vorstandsvorsitzenden von Univention GmbH und Vorsitzender der Open Source Business Alliance, mit Carsten Knop von der FAZ, den ich heute bei meinem täglichen Spaziergang gehört habe. Es geht nicht nur um unsere Schulen und wie dort Digitalisierung und Lernplattformen vorangetrieben wird beziehungsweise werden muss. Es geht auch um das größere Bild: Um den Einsatz von Open Source, um eine größere europäische Eigenständigkeit und Souveränität zu erreichen. Peter Ganten ist dafür ein großer, wortgewaltiger Fürsprecher. Anhören!

Einmal mehr ein Aufreger: Wie kann das Land Baden-Württemberg unter den angeblich so progressiven Grünen mit Herrn Kretschmann auf die Microsft Cliuzd und Office 365 in Schulen setzen, statt auf vorhandene Open Source-Alternativen zu bauen? Eigenes Versagen in einem vorhergehenden Projekt kann nicht die Entschuldigung sein. Ich kann nur immer wieder den Kopf schütteln, wie so etwas ständig passiert, statt konsequent den Willen zu zeigen und Open Source-basierte Lösungen konsequent umzusetzen. Da nutzen die tollen Parteiprogramme und Sonntagsreden nichts, wenn immer wieder vor der Lobbyarbeit von Microsoft eingeknickt wird.

Ich musste auch an das Gespräch mit Peter, Saskia Esken von der SPD, jetzt Parteivorsitzende, Michael Seemann und Stephan Dörner von t3n während der Think at IBM im vergangene Juni lange vor dem Corona-Virus denken. Es wird geredet, die Regierenden handeln nicht. Immer noch nicht. Meine Aussage damals: Ohne eine starke Lobby wird Open Source in der öffentlichen Verwaltung nicht vorankommen.

Zwei verlorene Jahre: „Es wird von der Politik einfach zu wenig gemacht.“ | Michael Heinz

8. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Michael Heinz, Vorstand bei der BASF und Vorsitzender der „Wissensfabrik“, einem Netzwerk aus 140 Unternehmen und Stiftungen, die angetreten sind, Naturwissenschaft und Technik in Schulen privat zu fördern. bringt das vorherrschende Gefühl auf den Punkt:

„Es wird von der Politik einfach zu wenig gemacht. Wir reden jetzt schon seit zwei Jahren über den Digitalpakt, und bis heute hat es noch nicht einmal die dafür nötige Grundgesetzänderung gegeben.“

über Blockade des Digitalpakts bringt Unternehmen auf die Palme – FAZ.NET

Nicht nur für Heinz zwei verlorene Jahre. Interessenpolitik blockiert sich gegenseitig statt notwendigerweise auf die Tube zu drücken.

(Stefan Pfeiffer)

Gesicht der Digitalisierung: Doro Bär und die verteilte digitale Zuständigkeit in Deutschland #Digitalgipfel2018

5. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich kann schon jetzt keine Flugtaxis mehr sehen, gebe ich zu. Aus meiner Sicht ist das leider nicht das strategische Zukunftsthema der Digitalisierung, aber was soll es. Begeisterung dafür sei akzeptiert, Fotos gemacht und publiziert, solange andere meiner Meinung nach wichtigere Themen nicht hinten runter fallen.

Die Rolle von Doro Bär, Staatsministerin im Kanzleramt und Digitalbeauftragte, ist zugegebenermaßen schwierig angesichts der verteilten Verantwortung für Digitalisierung in Deutschland. Man schaue sich nur da Gedränge auf dem Digitalgipfel-Foto an und verfolge die Diskussion um die Digitalisierung der Schulen und den förderalistischen Hindernissen. Und ich höre ihn, den Gunnar Sohn, wieder ein Digitalministerium fordern, wenn er den Beitrag der Süddeutschen zur Rolle von Doro Bär liest.

Sieben Ministerien reden bei der Digitalisierung mit

… Für die großen Pläne gibt es auch schon einen ganzen Strauß neuer Gremien. Es gibt ein Digitalkabinett und einen Digitalrat, die Minister waren auf Digitalklausur mit digitaler Agenda. … Allerdings hegen Fachleute und die Opposition ernste Zweifel, wie durchschlagend diese Politik der Regierung ist – und ob sie angesichts zersplitterter Zuständigkeiten überhaupt funktionieren kann. …

Eigentlich bräuchte es jemanden, der all die Pläne koordiniert. Jemanden wie Dorothee Bär.

Bär ist nur das Gesicht des digitalen Wandels

Doch für diesen Job fehlt der Digitalbeauftragten der Einfluss – trotz Büro im Kanzleramt. Die Kanzlerin hat ihr eine andere Aufgabe übertragen: Bär soll mehr als 500 Behördengänge überflüssig machen. … „Das bringt Ihnen gar nichts in der Öffentlichkeit und kostet wahnsinnig viel Zeit und Nerven“, fasst sie zusammen.

über Dorothee Bär wird Deutschland nicht digitalisieren – Digital – Süddeutsche.de

Na ja, es geht halt nicht nur um Öffentlichkeitswirksamkeit bei den Themen wie eGovernment oder Breitbandausbau, sondern es werden dicke Bretter mühsam gebohrt – man denke an unsere Diskussion um 115 -, es kostet (zu viel) Zeit, von den zitierten Nerven nicht zu reden. Aber diese Themen sind wichtig. Wie titelt heise online so treffend Erstmal Infrastruktur schaffen, dann bei KI aufholen und zitiert Nicole Huber, Stadtdirektorin der Stadt Heidelberg:

Ich brauche den Bürgern mit den verschiedenen Anwendungen und Apps gar nicht kommen, solange sie nicht wenigstens 20 MBit stabil haben.

über Nationaler IT-Gipfel: Erstmal Infrastruktur schaffen, dann bei KI aufholen | heise online

Die Süddeutsche zitiert Doro Bärs Rollenverständnis, den sie beim Tag der offenen Tür des Kanzleramts erläuterte. Sie sei das „Gesicht“ der Digitalpolitik, „Ansprechpartnerin“ und „Begeisterungsweckerin“ für die digitale Zukunft. Genau. Ein junges, frisches, weibliches Gesicht Deutschlands für die Digitalisierung würde Deutschland sehr gut stehen. Künstliche Intelligenz, 5G und Breitbandausbau, Digitalisierung der Schulen… Jetzt scheint ein extrem günstiger Moment zu sein, diese Rolle wirklich zu besetzen. Aber man muss sich aber eben auch der eher schweren, unsexy und kontroversen Themen jener Digitalisierung annehmen.

Sexy Themen und Chancen für öffentlichkeitswirksame Foto gibt es auch darüber hinaus. Beim Thema #ForTheWeb hat Doro Bär ja schnell und gut reagiert. Aber auch hier gilt: Ich hoffe, dass sie auch nach dem Fototermin an dem Thema dran bleibt, auch wenn es wieder Zeit und Nerven kostet. Wadenbeisser, Dickbrettbohrer und Gesicht der Digitalisierung sollten sich nicht ausschließen.

(Stefan Pfeiffer)