Posts Tagged: ‘Microsoft’

Lese- und Hörzeichen #failoftheweek: Amigos oder vom Scheitern des Linux-Projekts bei der Stadt München

11. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Auf br.de hat Christian Schiffer einen #failoftheweek-Beitrag geschrieben, den jeder lesen sollte, ja muss, der sich mit Informationstechnologie in der öffentlichen Verwaltung und der Abhängigkeit von amerikanischen IT-Konzernen auseinandersetzt. Schiffer schildert den Weg der Stadt München hin zu Linux- und damit Open Source-basierten Lösungen – und leider wieder weg davon. Darin wird auch ein Treffen zwischen Bill Gates und dem damaligen Münchener Oberbürgermeister Christian Ude geschildert:

„Und dann fragte er: Warum tun Sie das, das ist doch ein irrer Schritt, warum machen Sie das? – Und ich sagte: Um unabhängig zu werden. – Ja, von wem denn unabhängig? – Und dann sagte ich: Von Ihnen.“

über #failoftheweek: München und Microsoft – ein schwerer Ausnahmefehler | Zündfunk | Bayern 2 | Radio | BR.de

Es klingt wie eine Folge aus dem Bullen von Tölz, wie Geschachtl-Huber und bayrische Amigo-Politik. Ude-Nachfolger, SPD-Parteigenosse und Microsoft-Fan Oberbürgermeister Dieter Reiter, der rein zufällig mitmischte, als Microsoft 2013 entscheidet, seine Zentrale von Unterschleißheim nach München verlegte, dreht das Rad zurück. Zu einem Wechsel zurück zu Microsoft-Technologie rät ausgerechnet auch noch die Unternehmensberatung Accenture, einer der größten Beratungspartner von Microsoft, die auch wieder rein zufällig mit Microsoft eine gemeinsame Service-Sparte gründen möchte.

Christian Schiffer schließt seinen Beitrag mit der korrekten Analyse. Die Politik versagt oder kniet devot gerade vor Microsoft nieder:

Und genau deswegen wäre es so wichtig, dass Städte und Gemeinden auf Open Source setzen. Einerseits wird dauernd der Einfluss von großen Software-Konzernen beklagt, man beschwert sich, dass Microsoft, Google, Facebook und alle die anderen Unternehmen im Plattform-Kapitalismus so mächtig geworden sind. Andererseits weigert man sich, die beachtliche staatliche Power dafür einzusetzen, Alternativ-Plattformen zu fördern, die günstiger sind und sicherer.

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Es scheint leider so zu sein, dass der politische Wille nicht da ist, eine eigene, auf Open Source basierende Plattform für die öffentliche Verwaltung zu schaffen, die von den verschiedenen Verwaltungsinstitutionen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene in der Breite genutzt werden könnte, nein müsste. 20.000 Arbeitsplätze in München sind einfach nicht genug. Die breite Verpflichtung zu einer solchen Plattform würde jedoch eine notwendige kritische Masse an Anwendern, Lösungen und damit auch breitere Akzeptanz fördern. Denkt man dann gar europäisch …

Eine solche Plattform und die entsprechenden Lösungen müssten selbstverständlich professionell betrieben werden. Einen Auswahl des E-Mail-Systems wegen einer zu langen Betreff-Zeile kann und darf es natürlich nicht geben. Benutzerkomfort, einfache Bedienung und Funktionalität müssen auch bei Open Souce-Software an die Clients im Mittelpunkt stehen, ein Image, das Linux allgemein nicht gerade hat. Sicher müsste gerade hier ein besonderer Fokus gelegt werden.

Doch halten wir uns andererseits auch die Microsoft-Realität vor Augen, eines Anbieters, der gerade in den vergangenen Monaten mit vielen Cloud-Ausfällen zu kämpfen hatte und Bananen-Patches zur Verfügung stellte, wie es heise schreibt: „Bananen werden grün geerntet und reifen erst beim Verbraucher. Ähnlich macht es Microsoft derzeit mit Windows-Updates.„.

Aber in der Politik scheint quer über die Parteien niemand angesichts des Status Quo und der geschickten Lobbyarbeit von Microsoft willens zu sein oder den Mut zu haben, ein solches potentiell heißes Eisen anzufassen. Dabei wäre vielleicht gerade jetzt der richtige Moment gekommen. Die Konsequenz ist eine Abhängigkeit von Microsoft, Deutschland und Europa als digitale Kolonie der Amerikaner, was aber keine Politiker wirklich zu stören scheint. Sonntagsreden über einen europäischen KI-Zusammenschluss und ähnliche Schönwetter-Statements sind schnell hinaus posaunt. Handeln ist schwieriger.

(Stefan Pfeiffer)

Die „Big Five“ Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft: Ganz los werden wir sie wohl nimmer – Zerschlagung unrealistisch

6. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Kashmir Hill hat für Gizmodo einen interessanten Selbstversuch gemacht und versucht, die „Big Five“ Google, Amazon, Facebook, Microsoft und Apple aus ihrem täglichen Leben auszusperren. [Kleine Randbemerkung: Der Begriff „Big Five“ mag ja erst einmal griffig und einschlägig sein. Allein tut man den armen Tieren unrecht, denn die sind schützenswert, im Gegensatz zu den Daten- und Netzgiganten.] Sie hat die entsprechenden Internet-Adressen der Anbieter über ein VPN für je eine Woche blockiert. Éine empfehlenswerte, interessante und teilweise frustrierende Lektüre.

In ihrem Beitrag zu Microsoft erinnert Kashmir an den missglückten Versuch der 90er Jahre, den Konzern wegen seiner Dominanz aufzuspalten. Damals war die Dominanz von Windows nicht zu übersehen und auch der Streit Internet Explorer versus Netscape als Browser ging durch alle Gazetten. Kashmir bemerkt zu Microsoft: „The big difference between Microsoft and the others in the Big Five is that it’s been forced into the shadows while the others are freely operating their respective empires right in our faces all the time.“ Oder um es frei mit Bert Brecht zu sagen: Und der eine steht im Dunkeln und die anderen stehen im Licht …

Selbst wenn man Microsoft Office und Windows mehr oder weniger aussperrt, wird man Microsoft meist nicht los. Skype oder LinkedIn sind zwei offensichtliche Beispiele, doch auch viele Server und Dienste agieren eher unauffällig im Hintergrund, vom Navigationssystem manchen Autos bis zu Active Sync und vielen anderen Diensten. Sehr amüsant das Beispiel Ford, das Microsoft nun aus seinen Wagen verbannt hat („too buggy“) und nun Dienste von Google und Amazon anbietet: “Ford and Alexa, a match made in tech heaven,” so zitiert Kashmir die Webseite von Ford. Und vergessen wir nicht, dass Microsoft die öffentliche Verwaltung im wahrsten Sinne des Wortes auf deutscher und europäischer Ebene in der Hand hat. Dagegen getan wird scheinbar nichts.

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Wie oft haben Kashmir’s Geräte versucht, Dienste der von ihr blockierten Anbieter zu verbinden. Illustration: Jim Cooke (Gizmodo Media Group) ©Gizmodo Meda Group – All rights reserved

Das Ergebnis beim Versuch, Amazon zu ignorieren, ist Kashmir gescheitert. Ihr Haushalt ist Echo- und Kindle-verseucht. Hinzu kommt – natürlich – der Onlinehandel, der nicht nur den USA heute zum Alltag vieler Konsumenten gehört. Nicht direkt im Blick haben „normale Anwender“ Amazon Web Services. Oder doch. Kashmir schreibt: „Spotify is the last entertainment provider standing (for now), because its music lives in the Google cloud.“ Und sie stellt fest, dass auch Alltags- und Arbeitswerkzeuge, bei denen man nicht an Amazon denkt, auf der Cloud-Technologie laufen: Slack und auch Signal. Gottseidank gibt es ja End-2-End-Verschlüsselung.

Dann hat Kashmir Facebook für eine Woche aufgegeben – und sie fühlte sich einsam, hat Freunde und Bekannte vermisst, sogar die Nachrichtenflut mit durchaus fragwürdigen Inhalten. Kein Facebook, kein Facebook Messenger, kein WhatsApp und kein Instagram. Viele Konsumenten scheinen sich gar nicht vor Augen zu halten, wie viele Kanäle Zuckerberg und Facebook beherrscht – und potentiell auf einer Plattform vereinen wollen. Selbst meine Frau, die auf Facebook keine privaten Bilder will, nutzt weiter WhatsApp und teilt Informationen und Links beispielsweise zu begrüßenswerten Umweltinitiativen. Und ich konnte meine Tennisgruppe auch nicht überzeugen, von WhatsApp weg auf Signal zu gehen. Die normalen Anwender/innen sind leider meist bequem oder nicht informiert. „Ich habe ja nichts zu verbergen.“

Schließlich kam auch Google an die Reihe, das 2018 ja auch mit dem Google+-Datenskandal zu tun hatte (Datenleck von 500.000 Nutzern) oder mit aufmüpfigen Mitarbeitern zu kämpfen hatte, die keine Künstliche Intelligenz für das Pentagon entwickeln wollte. Kashmirs Fazit: Ein Leben ohne Gmail, Kalender, Chrome, Docs, Suche, Maps (kontrolliert, so der Beitrag, 77 Prozent der Navigation), YouTube anderen gewohnten Services und Apps von Google ist … schwierig. Auch tritt der gleiche Effekt wie bei Amazon auf: Einige Services funktionieren nicht, wie im Falle Google Uber oder Spotify. Kashmir hatte auch eine interessante Erfahrung mit Dropbox. Dort konnte sie sich auch nicht mehr einloggen, weil Dropbox auf Google in der Identifizierung, ob es sich bei der/dem Anmeldenden um eine wirkliche Person handelt. Und denken wir noch an Android, das beherrschende Betriebssystem für Smartphones, das für viele Nutzer/innen logischerweise unverzichtbar ist.

[Der Bericht über Apple fehlt noch und ich werde entsprechend hier ergänzen.]

Die Diskussion um eine Zerschlagung von Facebook, aber auch der anderen Konzerne wird an vielen Stellen – auch hier im Blog oder bei #9vor9 – geführt. Auch dazu finden sich interessante Stellen in den Artikeln von Kashmir. Sie zitiert beispielsweise Antonio Garcia-Martinez bezüglich der Erfahrungen, die man mit dem Microsoft-Fall gemacht hat: “U.S. antitrust laws, written in the industrial age, don’t capture many of the new realities and potential dangers of these vast data empires.” Die Gesetze genügen einfach nicht mehr, um die Daten- und Plattformgiganten zu zerschlagen. Entsprechende Hoffnung dürfte vergebens sein, auch wenn Aktivisten wie Sarah Miller, Deputy Director des Open Markets Institute, laut das Eingreifen der FTC fordern, da das Facebook-Imperium für “77 percent of mobile social networking traffic in America” stehe.

Meine persönlichen Erfahrungen

Ich bin da eher bei Sean O’Brien, Gründer des Yale Privacy Lab, der dazu auffordert, so wenig Dienste von Google (und den anderen Giganten) wie nur eben möglich zu nutzen: „Even me as an activist on these issues, a privacy maximalist, I can’t completely cut myself off.” Auch ich versuche seit geraumer Zeit, die Services von Amazon, Facebook, Google und Microsoft so wenig wie möglich zu nutzen. Hier nun meine persönlichen Erfahrungen:

Microsoft: Ich nutze wie Kashmir auch keine Windows-Rechner, sondern bin mit allen Vor- und Nachteilen auf Mac und Apple-Geräten. Die Nutzung von Microsoft Office ist deutlich zurück gegangen, ich komme aber nicht ganz um Excel oder Powerpoint herum. Tja, und auch LinkedIn nutze ich weiter, mehr sogar nach meinem Abschied von Facebook. Skype brauche ich nur für unsere #9vor9 Gespräche jeden Dienstag.

Amazon: Eine Leben ohne Shopping bei Amazon geht, ist aber manchmal aufwendiger. Alexa, Echo und Co gibt es bei uns eh nicht. Aber ich bin Slack- und Signal-Anwender, habe aber bei Signal eigentlich schlechtes „Sicherheitsgewissen“, obwohl ich mir wünschen würde, dass Signal einen andere Cloud-Plattform nutzen würde.

Facebook: Von Facebook bin ich nun einige Wochen weg  und ja, ich vermisse vor allem die leichten Flachsereien, zum Beispiel mit Thomas Wedel zum Bundesliga-Geschehen. Auch hat meine Abstinenz sicher auch Einfluss auf die Klickzahlen in meinem Blog. Zu WhatsApp habe ich mich ja schon geäußert: Viele sind sich wohl nicht gegenwärtig, dass WhatsApp zu Facebook gehört und ziehen keine Konsequenze.

Google: Meine Suchmaschinen sind Qwant oder DuckDuckGo. Nur selten rufe ich die Google-Suche noch auf. Von Gmail verabschiede ich mich gerade sukzessive und bin auf Mailbox.org umgestiegen. Scheint zu funktionieren. Aber auch bei Google ist klar: Irgendwo im Hintergrund nutze ich Google Services. Denken wir nur an Google Analytics im Zusammenspiel mit meinem WordPress-Blog.

(Stefan Pfeiffer)

Microsoft Cortana als Sprachassistent :: Wanted Dead or alive

24. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Immer schön, wenn man einen Beitrag mit einer Referenz auf einen Rocksong starten kann. Diesmal ein Song von Bon Jovi: Wanted Dead or Alive. Produkte werden eingestellt, wenn sie nicht reüssieren. Hatten wir ja auch gerade bei meinem Arbeitgeber. Nun berichtet ZDNet, dass Microsoft seine Strategie bezüglich Cortana ändere. Man werde nicht mehr mit Alexa, Google und Siri konkurrieren, habe Microsoft CEO Satya Nadella entschieden. Man habe den Fehler gemacht zu glauben, in jede adressierbare Kategorie eintreten zu müssen. Bei einem kürzlich durchgeführten Vergleichstest zwischen Siri, Google, Alexa und Cortana schnitt der Sprachassistent von Microsoft ja auch nicht gut ab.

Also ganz tot ist Cortana nicht, aber eben kein Wettbewerber mehr zu besagten Sprachassistenten, also quasi halbtot. Dieses Ende begrüsst auch Ross Rubin. Er stellt Sprachassistenten auf dem Desktop generell in Frage. Cortana werde aber eine Rolle bei den vertikalen Lösungen von Microsoft spielen und horizontal an der ein oder anderen Stelle eine Rolle spielen. Cortana wird – so Nadella – künftig eine App oder ein Skill sein, aber eben kein Sprachassistent mehr. Man geht auf Schmusekurs mit Alexa & Co. Eine Integration zwischen Alexa und Cortana wird schon getestet.

Microsoft scheint mit Cortana in gewisser Beziehung den Weg zu gehen, den IBM mit Watson eingeschlagen hat: spezifische Geschäftslösungen mit KI und Sprachassistenz zu entwickeln. Der Unterschied dürfte darin liegen, dass Microsoft Cortana in Kommunikations- und Office-Tools wie Outlook, generell Office 365 integriert. Ob es irgendwann ein abonnierbarer und kostenpflichtiger Teil von Office 365 oder Microsoft 365 werden wird? Man wird sehen.

(Stefan Pfeiffer)

Lesezeichen zu Microsoft: Mit der Qualität auf Kriegsfuß, aber solange die Geldscheindruckmaschine läuft

22. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute im Drogeriemarkt DroNova in Eberstadt gegen Mittag. Ich will meine Waren per EC-Karte bezahlen. Ich schiebe die Karte ins Lesegerät und … der Kassenrechner stürzt ab. Beim Hochfahren sehe ich Windows Update, 30 % installiert. Der Chef in der Filiale sagt, dauert nur 2 Minuten. Na ja, nach zwei weiteren Reboots konnte ich dann doch bezahlen. Auf dem Startbildschirm habe ich Windows 7 Professional gesehen. Zum eingegebenen vierstelligen Passwort sage ich auch besser nichts. Und ja, es ist eine alte Windows-Version. Und ja, ich habe schlechtes Karma. Stimmt alles, aber natürlich hat es mich in meinen sicher nur Vorurteilen bestätigt.

Viel mehr Wasser auf meine Mühlen war jedoch der Beitrag von Michael Spehr in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung unter der Überschrift „Mit der Qualität auf Kriegsfuß“. Michael Spehr rechnet darin massiv mit Microsoft ab. Der gerade allerorts wieder so cool dastehende Konzern spreche viel über Künstliche Intelligenz, fordere mehr Tempo in der Digitalisierung, lobe sich fortwährend selbst, aber:

Über was Microsoft so gut wie nicht mehr spricht: seine beiden Gelddruckmaschinen Windows und Office, das Kerngeschäft des Konzerns. Wie bei Onedrive häufen sich hier die Klagen. Qualitätsprobleme nehmen überhand, jeder Microsoft-Nutzer kann sie Tag für Tag erleben.

Michael Spehr kennt in seinem Beitrag auf die letztjährigen Probleme mit Windows 10 ein, moniert Fehler in Office 365 und kritisiert den neuen Browser Edge. Man spreche zwar über Künstliche Intelligenz, die Anwender sähen davon in Windows 10 und Office aber nichts. Im Bereich Sprachassistenten sei man in Tests als Letztplatzierter herausgegangen. Michael schließt den Beitrag mit folgender Aufforderung:

Bitte weniger von KI reden und erst mal einfachste Hausaufgaben erledigen, möchte man dem Unternehmen entgegenrufen.

Auch Wettbewerbsprobleme oder Verstöße gegen die DSGVO werden gerade in Deutschland wohl nicht wahrgenommen und schaden Microsoft offensichtlich kaum

Meine 2 Cents: Aus eigener Erfahrung kann ich bezüglich der Qualität der Microsoft-Produkte nur am Rande mitreden. Seit Jahren läuft mein Ökosystem stabil auf Apple. Nur mit Microsoft Office habe ich noch zu tun, aber das auch nicht mehr so exzessiv wie früher. Und fairerweise muss ich auch sagen, dass ich damit kaum Probleme habe oder gehabt habe. Jetzt gerade mal mit dem Schlüsselbund nach einem Update.

Viel Schein und noch mehr Scheine

Auch scheint es mir, dass Satya Nadella nach Steve Ballmer – gerade wurde das endgültige Ende von Windows 10 Mobile verkündet – durchaus einen positiven Richtungswechsel bei Microsoft in die Wege geleitet hat. Zumindest macht es nicht nur bei mir diesen Anschein. Und Schein scheint auch das richtige Wort zu sein, wenn man Michaels Artikel liest. Und solange die Geldscheindruckmaschine Windows und Office weiter läuft … Und da scheint sich nichts zu ändern.

Besonders nicht „teutsches Schland“. Microsoft ist in Unternehmen und meist auch privat gesetzt. Auch wird Microsoft in der öffentlichen Wahrnehmung nicht in einer Kategorie mit Datenkraken und Monopolisten wie Facebook, Amazon oder Google genannt, obwohl die Dominanz von Windows und Office durchaus ungesund ist. Also kein Ende der Dominanz in Sicht, auch weil die EU oder die deutsche Regierung und Verwaltung nicht willens zu sein scheinen, sich auf Basis Open Source stärker gegenüber den US-Konzeren zu emanzipieren. Wir nehmen weiter in Kauf eine digitale Kolonie der USA zu bleiben.

(Stefan Pfeiffer)

„Meine“ IT angesichts von Amazon, Google, Facebook und Microsoft: Was ich benutze und was man im Sinn von Datenschutz einstellen könnte …

6. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema Datenschutz und die „Verfehlungen“ der GAFAM-Konzerne* ist latent Thema hier im Blog, aktuell in einem längeren Beitrag. Dort referenziere ich auf den Beitrag von Michael Kroker, den er gerade in der WiWo veröffentlicht hat. Dort enthalten ist auch eine Infografik – hier am Ende dieses Beitrags – mit Hinweisen, wie man ohne die verschiedenen Plattformen zu verlassen, zumindest die Datenschutz-Einstellungen schärfen kann, um möglichst wenig Datenspuren zu hinterlassen.

Hier einmal meine Alternativen und Einstellungen, die sicher noch optimierbar sind. Das gilt übrigens immer. Augen immer offen halten und nachbessern. Facebook, Instagram und WhatsApp habe ich ja verlassen oder ersetzt. Mein Ersatz für WhatsApp ist Signal, eine Open Source-Lösung, die sichere End-2-End-Verschlüsselung bietet. Ich folge hier der Empfehlung von Volker Weber, Thomas Cloer und dem Bericht von Michael Spehr  in der FAZ:

Es ist der Messenger, den Edward Snowden wiederholt empfohlen hat, es ist der Favorit der Netzelite. Die Software ist Open Source und auf Github verfügbar, also einsehbar, im Unterschied etwa zu Telegram (100 Millionen Nutzer) oder Threema, deren Sicherheitsversprechen man glauben muss, weil man sie nicht prüfen kann. Threema mit fünf Millionen Nutzern hat zudem ein weiteres Problem: Die geplante Schweizer Vorratsdatenspeicherung würde das Unternehmen zwingen, nahezu sämtliche Kommunikationsdaten den staatlichen Behörden herauszugeben.

über Whatsapp-Alternativen wie Signal Messenger im Überblick – FAZ

Klar, man muss seine Kommunikationspartner erst einmal überzeugen, Signal zu installieren und man bekommt natürlich immer wieder auch die Nachricht, dass man ja schon Telegram oder Threema habe und nicht noch einen Messenger installieren wolle. Unter iPhone-Jüngern gibt es zudem noch die Alternative iMessage, mit der man Nachrichten austauschen kann, aber eben leider nur zwischen Apple-Jüngern.

Instagram habe ich quasi durch Pinterest ersetzt. Ehrlicherweise war ich eh nicht der Instagram-mer und bin jetzt mal gespannt, was so auf Pinterest geht. Thomas Knüwer schaut in die Glaskugel und schreibt:

2019 wird Instagram deshalb in der Bedeutung Facebook als Nummer-1-Plattform in der westlichen/industrialisierten Welt ablösen. Noch nicht in der Nutzungsintensität, da ist es noch ein weiter Weg, aber eben in der Mühe, die Menschen in Postings stecken und der gefühlten Bindung.

Doch es gibt noch so einen Happy Place und er wird 2019 nicht mehr so ignorant behandelt werden, wie bisher: Pinterest.

über Glaskugelige Kaffeesatzlesereien für 2019: Pinterest, Newsletter und ein düsteres Jahr für den Journalismus – Indiskretion Ehrensache

Tja, dann sind wir mal bei Facebook und man muss feststellen, dass es keine Alternative zu Facebook gibt. Alle Versuche, ein entsprechendes soziales Netzwerk mit privatem Touch zu etablieren, sind mehr oder weniger krachend gescheitert.

Echte Alternativen zu Facebook gibt es nicht: Konkurrenzprodukten fehlt schlicht die Nutzerzahl, um als soziales Netzwerk attraktiv zu sein. Wer sich der Datenkrake ganz entziehen will, dem bleibt nur, zu verzichten.

über Es gibt wohl keine echte Alternative zu Facebook | BR.de

Ich gebe auch jetzt schon zu, dass mit die Flachserei mit Freunden und Bekannten fehlt, aber das ist der Preis des Ausstiegs. Statt in Facebook werde ich wieder verstärkt auf XING und LinkedIn aktiv werden, auch wenn ich mit beiden Netzwerken nicht ganz glücklich bin. Beides sind eher berufliche Netzwerke an der Intersektion des Persönlichen und des Beruflichen. Und wie schreibt Hootsuite-CEO Ryan Holmes so schön zu LinkedIn: Es ist eine Plattform der Besserverdienenden und Wohlhabenden, um potentielle Kunden zu erreichen.

Mein Eindruck nach wenigen Tagen intensiver Nutzung: Mir gehen die werblichen Promotions und Veranstaltungshinweise doch sehr auf die Nerven. Ich habe den Eindruck, dass im Vergleich zu Facebook sogar noch mehr geworben wird. Vom Vorteil des „Content Powerhouses“ LinkedIn habe ich noch nicht so viel gespürt, aber vielleicht muss ich mehr darauf einlassen. Gestört hat mich bei LinkedIn Pulse schon einmal, dass Werkzeuge wie Hootsuite beziehungsweise mit dem Hootlet in Firefox, mit denen man Inhalte teilen kann, dort nicht zu funktionieren scheinen**. Es sieht so aus, als ob man nur die LinkedIn-internen Funktionen nutzen kann.

Und nun im Schweinsgalopp, kurz und knackig meine weiteren Werkzeuge:

Dazu gehört, dass zumindest jeder … wissen muss, wie Zwei-Faktor-Authentifizierung funktioniert, um das Kapern seiner Facebook- und E-Mail-Konten zu erschweren. Wie ein schwer zu knackendes Passwort aussehen muss, sollte in der digitalen Demokratie Grundwissen sein.sswort aussehen muss, sollte in der digitalen Demokratie Grundwissen sein.

Quelle: Die deutsche Politik braucht ein Sicherheitsupdate – Digital – Süddeutsche.de

  • Ich habe einen Passwort-Manager installiert (1Password). Anders ist die Flut der benötigten Passwörter gar nicht mehr zu managen und man wiederholt seine Passwörter dann automatisch.
  • Meine Hardware-Welt von Notebook über Tablet bis zu Smartphone (und Heimkomponenten) ist Apple only. Demzufolge nutze ich logischerweise kein Windows und brauche es auch nicht für die Arbeit oder privat. Und ja, man kann auch zu Apple eine kritische Meinung haben und ich bin da nicht blauäugig.
  • Leider nicht weg gekommen bin ich von Microsoft Office, vor allem aus Kompatibilitätsgründen zu den lieben Kolleginnen und Kollegen. Viele Anwendungen oder gar Unternehmen laufen auf Excel und Powerpoint
  • Und zum Abschluss: Meine Einkäufe bei Amazon habe ich 2018 drastisch reduziert und werde das auch in 2019 tun. Alexa und Echo sind für mich vor allem wegen fehlenden Vertrauens in Amazon eh kein Thema.

Aspekte wie die Router-Einstellungen meiner FritzBox und andere nette Details lasse ich an dieser Stelle mal weg. Auch gehören Dinge wie immer aktuell patchen und updaten, sichere Passworte und Authentifizierung und so weiter natürlich auch zum Thema Datenschutz. Hier hat der Spiegel einige Tipps zusammengestellt! Ich kann nur raten, sie zu befolgen.

Anregungen und Empfehlungen sind sehr willkommen.

Und hier die versprochene Infografik, die Michael Kroker veröffentlicht hat:

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* Für was steht GAFAM:

GAFA steht für Google, Apple, Facebook und Amazon. Vielleicht, weil sich GAFAM blöd anhört, ist Microsoft die zweifelhafte Ehre nicht vergönnt geblieben, Teil der GAFA-Liga zu sein. Die GAFA-Unternehmen sind durch die beschriebenen Phänomene so dominant geworden, dass inzwischen selbst marktliberale Stimmen wie der britische Economist eine Reform der Regulierung von Kartellen fordern, um die Macht der Tech-Konzerne zu bändigen.

über GAFA-Ökonomie: Warum Apple anders tickt als Facebook, Google und Amazon | t3n – digital pioneers

** Bin gerne vom Gegenteil zu überzeugen und würde natürlich dann den Beitrag korrigieren.

Datenschutz oder „Ich habe ja nichts zu verbergen“ oder was 2018 so passierte bei Amazon, Google, Facebook und Microsoft

3. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Traurig, wie wenige sich Gedanken dabei um die Datenspur, die sie hinterlassen, machen: „Ich hab ja nichts zu verbergen.“ So haben auch viele Bekannte meinen Austritt aus Facebook, Instagram und WhatsApp kommentiert. Dabei gibt es gerade in 2018 genug Berichte über den Datenhunger und die Datenverwertung vor allem durch die GAFAM-Konzerne.

Amazon speichert mit jedem Klick nicht nur ein Datum und eine Uhrzeit, sondern auch den genauen Standort, den Internetanbieter und die entsprechende Ladezeit, berichtet Katharina Nocun auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs in Leipzig. Außerdem wird protokolliert, auf welchen Webseiten man vorher unterwegs war. Weitere Pannen wie die versehentliche Weitergabe privater Daten an einen Kunden, der nach Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) seine Daten angefordert hatte, sind durch die Medien gegangen. Lapidare Entschuldigung an vielen Stellen: War doch nur menschliches Versagen. Kann ja jedem passieren.

Reto Stauffacher hat Mitte 2018 einen Test gemacht und eine Woche lang sämtliche Daten ausgewertet, die Google über ihn gesammelt hat. Er hat seinen von Google dokumentierten Tagesablauf durchgesehen. Sein Fazit ist, andere Werkzeuge zu nutzen oder inkognito im. Netz unterwegs zu sein, damit die Daten eben nicht bei Google landen. Ich kann nur jedem raten, sein eigenes Datenprofil bei Google zu lesen (Aktivitätenprotokoll: myactivity.google.com/myactivity; Zeitstrahl: google.com/maps/timeline) und dann zu entscheiden, ob warum man besser Firefox als Browser und Qwant, Ecosia oder DuckDuckGo als Suchmaschine nutzen sollte.

Zwischenfazit: Die Berichte von Katharina Nocun und Reto Stauffacher ähneln sich in verblüffender Weise. Oder besser: Die Praktiken von Google und Amazon …

Der Fokus in 2018 im Thema Datenmissbrauch lag sicher auf Facebook. Besonders prominent war sicher der Fall Cambridge Analytica – das Datenanalyse-Unternehmen  soll an die Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern gekommen sein – , aber auch die erst kürzlich veröffentlichten Reportagen der New York Times zeigen, wie „ernst“ Mark Z. Datenschutz nimmt.

heise hat eine Übersicht der „Irrtümer“ und Verfehlungen des Facebook-Konzerns inklusive WhatsApp in 2018 dokumentiert. Mein skuriller „Favorit“ jenseits all der ernsteren Vorfälle: Facebook blockierte die Unabhängigkeitserklärung der USA, da diese als „Hate Speech“ eingestuft wurde.

Fast unbemerkt unter dem Radar fliegt Microsoft dahin und geniesst gerade auch in Deutschland vergleichsweise großes Vertrauen und das obwohl auch das Redmonder Unternehmen Dreck am Stecken zu haben scheint. Ein Grund dafür ist sicher, dass ein großer Teil der Presse – Ausnahme der heise-Verlag – einfach nicht oder nur wenig darüber berichten: Microsoft bekam für die Datenübermittlung im Betriebssystem Windows 10 an Microsoft-Server den Big Brother-Award wurde. Seit Jahren gibt es immer wieder Sicherheitslücken in den Produkten. Windows mit der Version 10 war erneut in 2018 kein Ruhmesblatt. Office 365 verletzt EU-Recht und sammelt massiv Daten, was in Deutschland kaum registriert und verbreitet wurde. LinkedIn, bei dem es auch in 2018 mindestens einen Vorfall gegeben hat, lasse ich hier einmal außen vor.

Nur ein Konzern scheint beim Thema Datenschutz etwas außen vor: Apple. Doch mit den Apfelianern kann man in vielerlei anderer Beziehung durchaus ein Hühnchen rupfen. Trotz einer nicht astreinen Politik in China scheint Apple um Klassen „sauberer“ als die werten Marktbegleiter.

Aussteigen oder möglichst anonym blieben – und von innen aushöhlen

Ich habe einmal bewusst, alle Konzernen aufgeführt und versucht, deren „Verfehlungen“ zusammen zu fassen, wohl wissentlich, dass viele Details und weitere Punkte nicht aufgeführt sind. In einem Disput auf Twitter haben Gunnar Sohn und ich die Klingen gekreuzt. Er hält meinen Ausstieg bei Facebook für falsch und scheint eher dafür zu sein, solche Anwendungen von innen auszuhöhlen – „parasitäre Stinkbomben zünden“ – und dabei auch Empfehlungen, wie sie Michael Kroker gerade in der WiWo veröffentlicht hat, zu folgen. Die von Michael publizierte Infografik und eine kurze Beschreibung meiner persönlichen Konsequenzen habe ich in einem separaten Beitrag im Blog zusammengefasst.

Generell muss einmal jeder die Entscheidung treffen, ob man gezielt aussteigt und einige Lösungen nicht mehr nutzt. Oder aber man folgt beschriebener Taktik und hinterlässt so wenig Datenspuren wie möglich. Michael Kroker argumentiert auch gegen den Ausstieg, dass der eher für Menschen geeignet sei, die keine berufsbedingt keine größeren Netzwerke hätten oder in wenig digitalisierten Berufen tätig seien. Seine Kernaussage: „Die große Mehrheit ist aus Facebook, Instagram & Co. jedoch angewiesen, sei es aus beruflichen wie privaten Gründen.

Mein persönlicher Weg in 2019: Ein Leben ohne Mops, äh Facebook ist …

Ich habe mich für den Ausstieg aus Instagram und WhatsApp entschieden und mein Facebook-Konto deaktiviert (mir dort also ein Hintertürchen offen gelassen). Mal schauen, wie meine Erfahrungen in den kommenden Wochen und Monaten sein werden. Google als Suchmaschine benutze ich eh möglichst wenig, fast nur auf dem Smartphone und auch das werde ich ändern. Meine Bestellungen bei Amazon habe ich in 2018 deutlich reduziert, bewusst lokal eingekauft oder andere Online Händler gewählt. Mein Arbeitsplatzrechner ist ein Mac, wodurch ich auch weniger abhängig von Microsoft bin – dafür dort von Apple …

Doch zurück zum Beginn meines Beitrags: „Ich habe doch nichts zu verbergen“, sagten viele meiner Bekannten und Freunde zu meinem Ausstieg und ihrem Verbleib auf Facebook, Instagram und WhatsApp. Das Bild von Gunnar, Stinkbomben auf Facebook zu zünden, ist auf jeden Fall einmal ein schönes und durchaus eine valide Taktik – auch wenn ich mir gerade eine Klammer in die digitale Nase stecke.

Mit der Aussage, dass man nichts zu verbergen hat, habe ich eher meine Probleme. Ich bilde mir ein, dass auch ich nichts (oder wenig) zu verbergen habe, aber trotzdem geht es weder eine Amazon noch eine Google oder eine Facebook etwas an, wie und wo ich meinen Tag verbringe. Gerne verzichte ich in diesem Zusammenhang auf Personalisierung, auf mich zugeschnittene Empfehlungen, vor allem auf mich zugeschnittene Werbung, die mich auf fast allen sozialen Netzwerken nur noch nervt, meistens, weil sie gerade auf Facebook nie personalisiert, sondern eher grobrastrig war.

Du bezahlst mit Deinen Daten – nichts ist kostenlos

Ich weiß, es kommt das Argument mit der Kostenlos-Kultur und man bezahlt halt mit seinen Daten. Wie hat es Michael Kroker treffen formuliert: „Wenn ein Produkt oder Dienst Dich nichts kostet, bist Du das Produkt – weil Du mit Deinen persönlichen Daten bezahlst“. Und nein: Ich bin generell nicht einverstanden, dass meine Daten – so harmlos sie sein mögen – an andere Firmen – oder gar Regierungssstellen – weitergegeben werden.

Wenn die Datensammelei dann gar dazu führen sollte, einen Wechsel der Krankenversicherung wegen meines vermeintlich exakt berechneten Gesundheitszustandes zu verhindern, oder aber Algorithmen und Daten andere Entscheidungen herbeiführen, werde ich misstrauisch. Ob die „Netzgesellschaft“, wie sie Gunnar Sohn nennt, dann wirklich so sauer reagiert? Momentan beobachte ich eher in der Breite eine Lethargie beim Thema Datenschutz und -missbrauch. Möge meine Einschätzung falsch sein.

Wer nichts zu verbergen hat, braucht auch keine Angst haben – oder doch?

Sicherlich basierend auf sorgfältiger Analyse dieser und anderer Diskussionen hat Volker Boehme-Neßler, Professor für Öffentliches Recht an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, einen Beitrag zum Thema „Nichts verbergen haben“ auf Zeit Online veröffentlicht. Auch er greift natürlich auf, dass diejenigen, die nichts zu verbergen hätten, auch keine Angst haben müssten. Wer also für Datenschutz sei, habe dann wohl etwas zu verbergen.

Boehme-Neßler argumentiert, dass jeder etwas zu verbergen habe, private, unüberwachte Rückzugsräume brauche. Eine geschützte Privatsphäre schütze vor dem seelischen Burnout. Vor allem aber sei sie unverzichtbar für die Demokratie: „Ohne Privatsphäre und Datenschutz gibt es keine Demokratie.“ Seine Argumentationslinie: Eine garantierte Privatsphäre sei nötig, um kontroverse Diskussionen und Debatten ohne Angst vor Benachteiligungen fürchten zu müssen. Genau diesen Disput brauche man, es sei das Lebenselexier der Demokratie. Nicht umsonst forcierten gerade totalitäre Staaten die Überwachung.

Nicht konform gehe ich mit der doch sehr plakativ-platten Aussage: “ Big Data ist eben das Gegenteil von Datenschutz.“ Da werden doch Dinge einfach in einen Topf geworfen. Anonymisierung und Pseudonymisierung können dafür sorgen, dass Big Data durchaus Rücksicht auf die Privatsphäre und den Datenschutz nimmt. Es hängt also vom konkreten Anwendungsfall ab und kann nicht so einfach als Behauptung aufgestellt werden.

Privatsphäre und Datenschutz – Persönlich handeln und gesetzlichen Rahmen schaffen und durchsetzen

Ulrich Kelber, der neue Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, hat den Beitrag auf Zeit Online retweetet. Und da sind wir genau an wichtigen Schnittstellen angekommen. Was kann die/der Einzelnen tun, um seine Daten zu schützen und für Privatsphäre einzutreten? Aussteigen oder von innen aushöhlen – oder ist es vielen, gar der Mehrheit vollkommen egal. Und wo kann und will der Staat mit entsprechenden Gesetzen Rahmenbedingungen schaffen. Er sieht seine neue Rolle als Datenschützer nicht nur Aufsichts- und Durchsetzungsbehörde, sondern auch beratend für Parlament und Regierung und sensibilisierend für die Öffentlichkeit. Genau diese Diskussion in und Sensibilisierung der Öffentlichkeit werden wir verstärkt brauchen, wenn wir uns die Geschehnisse des vergangenen Jahres vor Augen halten.

(Stefan Pfeiffer)

Nachtrag – BigBrotherAwards 2018: Nicht abstellbare Datenübermittlung in Windows 10

29. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Beim Lesen über die kürzliche Datenpanne bei Amazon, wo private Daten anderer Anwender „aus menschlichem Versagen“ , an einen Unbeteiligten übermittelt wurden, bin ich über einen Link auf die 2018er Big Brother Awards in der ZEIT gestossen. Einen Award bekommt  das neugierige, vorlautes, neunmalkluge und geschwätzige Lauschangriffdöschen Alex, was nicht wirklich wundert. Auch Google Home oder Apples  HomePod müssten sich der gleichen Kritik stellen.

Übersehen oder überlesen habe ich damals, dass auch Microsoft für die Datenübermittlung im Betriebssystem Windows 10 an Microsoft-Server „prämiert“ wurde. Die Übertragung komplett auszustellen, sei selbst für versierte Nutzerinnen und Nutzer unmöglich. Hier einige Zitate aus dem Beitrag der ZEIT vom Laudator Frank Rosengart vom Chaos Computer Club:

„Was geht es Microsoft an, ob Sie Ihren Computer eher als Schreibmaschine, als Spielzeug, als Fernseher oder für Bildbearbeitung benutzen? Und was macht die Firma mit dieser Information? Wir wissen es nicht“,

„Aus Nutzerinnensicht ist es eine Sauerei, dass sich die Übermittlung praktisch nicht deaktivieren lässt – zumal es für viele Menschen zu Windows als Betriebssystem aus Kompatibilitätsgründen keine Alternative gibt.“

über BigBrotherAwards: Alexa, hier ist dein Preis, du Lauschangriffdöschen | ZEIT ONLINE

Falls diese Funktion unterdessen abstellbar ist, so bitte ich um Nachricht, damit ich diesen Beitrag korrigieren bzw. ergänzen kann.

Ich bin auf die Award-Vergabe in 2019 gespannt.

Meine 2 Cents: Tja, warum habe ich den Beitrag wieder hervorgeholt. Erst einmal. Ich ziehe den Hut vor Satya Nadella. Der hat Microsoft wieder voll auf Kurs gebracht. Was mir aber auf den Zeiger geht, ist die aus meiner Sicht fehlende kritische Haltung zu Microsoft. Seit Jahren gibt es immer wieder Sicherheitslücken. Windows war auch in diesem Jahr kein Ruhmesblatt, wie durch die Presse gingen. Office 365 verletzt EU-Recht und sammelt massiv Daten, was in Deutschland außer von heise kaum registriert und verbreitet wurde. Da schreibt selbst ein Heinz-Paul Bonn einfach mal so, ohne auf die Datenschutz- und Sicherheitsprobleme hinzuweisen:

Und nicht zuletzt bestehen sie aus dem Vertrauen in das Microsoft-Geschäftsmodell, das nicht auf den Daten der Kunden basiert, sondern auf der Produktivität der Anwender.

über Meister in beinahe so gut wie fast Allem | bonnblog.eu

Die öffentliche Hand zahlt Millionen ab Microsoft und ist vom Konzern abhängig, statt sich über Open Source zu emanzipieren. Trotzdem oder gerade wegen mangelnder Aufklärung vertrauen die Deutschen Microsoft. Man fragt sich, was alles passieren muss, damit hier ein gesundes Misstrauen gegen einen Konzern, der durchaus zu recht das M im GAFAM-Konglomerat ist? Nochmals, Chapeau, aber ein bisschen mehr kritische Distanz wäre angesagt.

(Stefan Pfeiffer)

Trotz Slack, Trello & Co.: Microsoft Excel regiert noch immer die meisten Unternehmen

11. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Über einen Tweet von Thomas Cloer bin ich auf diesen Beitrag gestoßen, der unter dem Titel „The new wordprocessor wars …“ läuft.

Demzufolge ändert sich die App-Landschaft in den Unternehmen. Nicht mehr nur Microsoft Office (88 Prozent Marktantile laut Gartner) und ein wenig G-Suite (laut Beitrag 9,7 Prozent) dominieren, auch wenn Microsoft systematisch Daten in großem Umfang über Word, Excel, PowerPoint und Outlook erfasst, ohne die Nutzer darüber zu informieren – und damit laut Holländischer Regierung gegen die DSGVO verstößt.

. Nein, auch neue Slack-ähnliche Werkzeuge halten demnach Einzug. Ein neuer „Krieg der Textverarbeitungen“ und Collaboration ganz oben auf der Liste?

There’s a new war on over the way we work, and the old “office suite” is being reinvented around rapid-fire discussion threads, quick sharing and light, simple interfaces where all the work happens inside a single window. In recent years, the buzzwords in tech have been “AI” and “mobile.” Today, you can add “collaboration” to that list — these days, everybody wants to build Slack-like communication into their apps.

über The new word processor wars: A fresh crop of productivity apps are trying to reinvent our workday – GeekWire

Na ja, schön wäre es und ich bin ein absoluter Verfechter einer offen, transparenten Zusammenarbeit, Collaboration jenseits einer rein automatisierungsgetriebenen IT. Automatisierung muss sein, aber Zusammenarbeit ist ebenfalls wertstiftend.

Aber all das erinnert stark an die Diskussion rund um die Schatten-IT beim erfolgreichen Einzug der Smartphones in Unternehmen. Meine Wahrnehmung ist zu großen Teilen eine andere:

  1. Ja, Messenger sind in Unternehmen angekommen. Jedoch versucht Microsoft Slack und ähnlichen Apps mit Microsoft Teams das Wasser abzugraben, laut eigener Aussagen die sich erfolgreichsten ausbreitende Anwendung, die Microsoft je hatte.
  2. Viele der Prozesse und Zahlen in Unternehmen laufen – so schlimm das ist – auf Microsoft Excel und Powerpoint (zur Darstellung). Offene Lösungen wie LIbre Office oder andere Apps werden von den Anwendern abgelehnt, wenn und weil ein Makro, eine Verknüpfung in Excel es nicht mehr tut. Traurig, aber wahr.
  3. Ja, in Fachabteilungen oder in speziellen Einsatzgebieten feiern Lösungen wie Trello und andere Erfolge. Ich selbst nutze ganz offizielle einige neue Apps und Tools im Marketing-Job ein, aber … an der Verkrustung durch die Microsoft Office-Anwendungen hat das aus meiner Sicht im Kern nichts oder sehr wenig geändert. Die Excel-Tabellen regieren das Unternehmen.

Vielleicht und leider bin ich hier negativ und leider pessimistisch. Und ich würde die Diskussion unbedingt über die Frage, welche App eingesetzt wird, hinaus ausdehnen wollen. Es ist oft vielmehr eine Frage der Einstellung. Peter Schütt hat dazu einen lesenswerten Beitrag geschrieben und auf das Beispiel der Robert Bosch GmbH verwiesen, wo von ganz oben vom Cheffe eine Teilen-Mentalität gefordert und gefördert wird. Marc Frey fordert, die Folterinstrumente der alten Unternehmenswelt abzuschaffen. Sie hätten in modernen, agilen Umgebungen nichts mehr verloren.

In diesem Kontext sollte man auch die Working-out-loud-Bewegung und agile Konzepte sehen. Nur wenn sich die Art, wie ein Unternehmen funktioniert und geführt wird, grundlegend ändert, nur dann kommen wir auch weg von den Verkrustungen. Es ist noch ein langer, langer Weg zu gehen, aber aufgeben gilt nicht.

Ich zitiere Peter:

Ein Tool ist eben doch nicht nur ein Tool. Und Teilen muss man wollen.

über Was heißt eigentlich „teilen“? ‹ schudigital15 ‹ Reader — WordPress.com

Ersetze Teilen durch Veränderung oder digitale Transformation oder oder oder …

(Stefan Pfeiffer)

Gefährliche Schadsoftware – Microsoft Outlook

6. Dezember 2018 Posted by Alexander Kühn

Gefährliche Schadsoftware – BSI warnt vor Emotet und empfiehlt Schutzmaßnahmen

Gefälschte E-Mails im Namen von Kollegen, Geschäftspartnern oder Bekannten – Schadsoftware, die ganze Unternehmensnetzwerke lahm legt: Emotet gilt als eine der gefährlichsten Bedrohungen durch Schadsoftware weltweit und verursacht auch durch das Nachladen weiterer Schadprogramme aktuell hohe Schäden auch in Deutschland. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat in den vergangenen Tagen eine auffällige Häufung an Meldungen zu schwerwiegenden IT-Sicherheitsvorfällen erhalten, die im Zusammenhang mit Emotet stehen. In Einzelfällen ist es bei den Betroffenen durch Ausfälle der kompletten IT-Infrastruktur zu Einschränkungen kritischer Geschäftsprozesse gekommen, die Schäden in Millionenhöhe nach sich ziehen. Daneben sind dem BSIweitere Fälle mit weniger schwerem Verlauf gemeldet worden, bei denen Malware-Analysten des BSIEmotet-Infektionen nachweisen konnten. Emotet wird derzeit weiterhin über groß angelegte Spam-Kampagnen verteilt und stellt daher eine akute Bedrohung für Unternehmen, Behörden und Privatanwender dar. Das BSI hat im Rahmen seines gesetzlichen Auftrags KRITIS-Betreiber, staatliche Einrichtungen in Bund und Ländern sowie Teilnehmer der Allianz für Cyber-Sicherheit heute erneut vor Emotet gewarnt und effektive umfassende Schutzmaßnahmen empfohlen….

… Durch das sogenannte „Outlook-Harvesting“ ist Emotet in der Lage, authentisch aussehende Spam-Mails zu verschicken. Dazu liest die Schadsoftware Kontaktbeziehungen und seit einigen Wochen auch E-Mail-Inhalte aus den Postfächern bereits infizierter Systeme aus. Diese Informationen nutzen die Täter zur weiteren Verbreitung des Schadprogramms in nachfolgenden Spam-Kampagnen, so dass die Empfänger fingierte Mails von Absendern erhalten, mit denen sie erst kürzlich in Kontakt standen. Das BSI rechnet daher künftig mit einer weiteren Zunahme an gut gemachten, automatisierten Social-Engineering-Angriffen dieser Art, die für die Empfänger kaum noch als solche zu identifizieren sind. Diese Methode eignet sich ebenfalls zum Einsatz von hochspezialisierten Spear-Phishing-Angriffen auf besonders hochwertige Ziele.

Weiterlesen…

Der Beitrag Gefährliche Schadsoftware – Microsoft Outlook erschien zuerst auf E-Akte, DMS, ECM & Collaboration - IT Systemhaus n-komm Karlsruhe.

„Wenn ein Produkt oder Dienst Dich nichts kostet, bist Du das Produkt – weil Du mit Deinen persönlichen Daten bezahlst“ – Michael Kroker

26. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Danke Michael Kroker für das Veröffentlichen der Infografk. Vielleicht hätten die Ersteller bei Microsoft noch LinkedIn mit einbeziehen sollen oder haben sie das?

Und bitte die Tipps lesen: Seine Netzaktivitäten auf Dienste verschiedener Anbieter verteilen. Und vielleicht an der ein oder anderen Stelle drüber nachdenken, Alternativen einzusetzen, zu Beispiel

  • Firefox statt Edge, Internet Explorer oder Chrome [Gerade hier sind viele Anwender bequem und naiv, wie die aktuellen Marktanteile zeigen. Leider.]
  • Qwant, DuckDuckGo, Ecosia statt Google oder Bing

Wenn ein Produkt oder Dienst Dich nichts kostet, bist Du das Produkt – weil Du mit Deinen persönlichen Daten bezahlst.

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über Big Brother Big Tech: Spickzettel aller Daten, die GAFA, Microsoft & Twitter sammeln | Kroker’s Look @ IT

Holländische Regierung: „Microsoft erfasst systematisch Daten in großem Umfang über Word, Excel, PowerPoint und Outlook, ohne die Nutzer darüber zu informieren“ – Nachbesserung gelobt

20. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Zuerst bin ich durch Wolfgang Miedl auf Sharepoint360.de drüber gestolpert:

Die Holländische Regierung hat ein Gutachten über die Erfassung von Telemetriedaten in Microsoft Office erstellen lassen. Dabei kam heraus, dass Microsoft in sehr umfangreichem Maße nicht nur Metadaten, sondern auch Anwenderdaten erfasst, und diese datenschutzwidrig außerhalb Europas speichert. Insgesamt geht es um acht Verstöße, die Office 2016, Office ProPlus und Office 365 sowie die Office Web-Apps betreffen.

über Holländische Regierung: „Microsoft verstößt beim Sammeln von Office-Telemetriedaten massiv gegen EU-Datenschutz“ – https://sharepoint360.de/

Zur Ergänzung ein Zitat von heise online:

„Microsoft erfasst systematisch Daten in großem Umfang über Word, Excel, PowerPoint und Outlook, ohne die Nutzer darüber zu informieren“, schreibt Sjoera Nas von Privacy Company. Die Datenschutz-Beratungsfirma führte die Untersuchung im Auftrag des niederländischen Ministeriums für Justiz und Sicherheit durch. …

Microsoft zeigt sich kooperativ und arbeitet mit dem niederländischen Justizministerium zusammen, um eine Lösung zu finden. …

„Wir verpflichten uns, die Privatsphäre unserer Kunden zu schützen, indem wir ihnen die Kontrolle über ihre Daten geben“, erklärte ein Microsoft-Sprecher gegenüber The Register. Das Unternehmen will sicherstellen, „dass Office ProPlus und andere Microsoft-Produkte und -Dienstleistungen mit der DSGVO und anderen geltenden Gesetzen übereinstimmen“.

über Untersuchung: Microsoft Office sammelt Daten und verstößt gegen die DSGVO | heise online

Das Thema ist ja nicht wirklich neu und kann im größeren Zusammenhang mit der schon angemahnten Dominanz von Microsoft in der öffentlichen Verwaltung, den Themen Datenschutz und DSGVO und auch Microsoft und Open Source gesehen werden. Bezeichnend, dass wieder die Holländer – siehe Niederländischer Datenschützer prangern Datenschutz in Microsoft Windows 10 an es bemängeln. Die schiessen ja auch den Deutschen in 5 Minuten zwei Tore … Die deutsche öffentliche Verwaltung scheint eher zu schlafen, klaglos die € 250 Millionen Lizenzgebühren zu zahlen oder gerade beim Mittagessen mit den Microsoft-Lobbyisten zu sitzen.

Aber alles wird gut …

P.S. Selbst entlarvend auch dieser Beitrag auf Computerwoche.de, den ich per mit Qwant Suche zuerst gefunden habe. Einen Bericht zu oben benanntem Datenschutzskandal wurde von Qwant bis 20.11.2018, 10:05 Uhr nicht auf computerwoche.de gefunden. Auch eine Suche direkt auf Computerwoche.de hat bei mir nichts ergeben. Kann natürlich aber auch an mir liegen 😉 So viel zum Thema objektive und umfassende Berichterstattung:

Compliance_in_der_praktischen_Umsetzung__Datenschutz_in_Microsoft_Office_365_und_Microsoft_Azure_-_computerwoche_de

Lesetipps auf CIOKurator zum Thema:

(Stefan Pfeiffer)

Red Hat und IBM: Also bestimmt nicht phantasielos, lieber @HPBonn (finde ich)

16. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich lege doch nochmals nach zur geplanten Übernahme von Red Hat durch meinen Arbeitgeber IBM, denn der geschätzte Heinz-Paul Bonn haut – am 5. November – unter dem Titel Nicht ganz dicht schon einige provokant-interessante Aussagen in seinem Blogbeitrag raus:

Das ist so phantasielos, dass eigentlich nur IBM auf eine solche Idee kommen konnte.

über Nicht ganz dicht? | bonnblog.eu

Na ja, überteuert, falsch, irrweglich, whatever … aber no way: Phantasielos ist die Akquisition bestimmt nicht. Da hat man schon viel Phantasie gehabt, finde nicht nur ich.  Also sorry, Euer Ehren …

Und wenig später adelt er dann die Open Source-Bewegung;

Denn ohne Open Source ist die Cloud nicht denkbar. Beide leben von der Community, die Ressourcen gemeinsam nutzt und durch Teilen mehr erhält. So wie Cloud-Infrastrukturen mehr Sicherheit und mehr Flexibilität für alle bedeuten, so bedeuten Open-Source-Umgebungen kürzere Entwicklungszeiten. Die Dynamik, die sich aus der gemeinschaftlichen Pflege einer Infrastruktur ergibt, hat bislang noch jede proprietäre Umgebung hinter sich gelassen. Das musste IBM in vielen negativ verlaufenen Quartalen erst mühsam lernen.

über Nicht ganz dicht? | bonnblog.eu

Na ja, ob Open Source die größte Herausforderung von IBM ist oder war? Schließlich kommentiert er:

Die Übernahme von Red Hat hat aber durchaus etwas von einer Verzweiflungstat. Es wird sich jetzt zeigen müssen, was IBM daraus macht. Kaputtintegrieren wäre das schlechteste, was passieren könnte.

über Nicht ganz dicht? | bonnblog.eu

… aber auch:

Freilich ist Red Hat längst nicht nur ein Open-Source-Anbieter, sondern durchaus eine dominierende Kraft im Markt für Hybrid-Clouds. IBM katapultiert sich damit wieder an die Spitze in einem rasch wachsenden Markt.

über Nicht ganz dicht? | bonnblog.eu

Und nicht d’accord bin ich mit der Gleichstellung von Microsoft und IBM zum Thema Open Source in den vergangenen Jahren. Da lagen – man zitiere nur Steve Ballmer und die Politik von Microsoft – schon Welten dazwischen. Hier würde ich mir deutlich mehr Fairness wünschen:

Die Open-Source-Bewegung ist eine Macht, aber sie ist so verletzlich wie die Demokratie. Immerhin waren es IBM und auch Microsoft, die lange Zeit nach dem Motto vorgingen: Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein. Jetzt wandeln sich beide zum Open-Source-Paulus. Ob das geht?

über Nicht ganz dicht? | bonnblog.eu

Und ja, Open Source ist ein sensibles Thema, eine sensible Community. Schauen wir, was IBM für seinen Teil draus macht.

Akquisitionen sind ja wieder in, wie ich gestern anläßlich der geplanten Übernahme von Qualtrics durch SAP geschrieben habe. Auch dort gibt es skeptische Kommentare, ob eine solche Übernahme etwas bringt. Nur Microsoft und GitHub scheinen in der Beziehung überraschenderweise vergleichsweise gut weg zu kommen.

(Stefan Pfeiffer)

Open Source: Der König ist tot, lange lebe der König

5. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Etwas martialisch, wie Mitch Wagner auf Light Reading formuliert, aber weil es schön klingt und was dran ist. Open Source setzt sich durch oder hat sich durchgesetzt?

What happens when the revolutionaries win? After they’ve stormed the castle, tried on the king’s clothes, slept in his bed and drunk the royal wine, then what?

They have to figure out how to actually run things.

The open source revolutionaries stormed the castle recently with two monumental business deals: Microsoft Corp. (Nasdaq: MSFT)’s closing its $7.5 billion GitHub acquisition, and the announcement that IBM Corp. (NYSE: IBM) plans to acquire Red Hat Inc. (NYSE: RHT) for a staggering $34 billion. …

But truly the revolution ended before then. Open source is now a mainstream way of working, for both communications service providers and enterprises.

über The Open Source Revolution Is Over – the Revolutionaries Won | Light Reading

Es wird spannend, wie sich alles zusammen rüttelt. Wenn ein Trend Mainstream ist, wenn sich Etablierte, die auch Wettbewerber sind, engagieren, wird es spannend …

(Stefan Pfeiffer)

Ist Microsoft nun wirklich [praktisch] eine Open Source-Company?

5. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Anläßlich der geplanten Übernahme von Red Hat durch IBM habe ich natürlich die einschlägige Presse studiert und aus meiner Sicht relevante Kommentare laufend in einen Ticker auf CIOKurator eingearbeitet. Unter anderem zitiere ich dort auch Jason Perlow, der auf ZDNet einen Cloud-Krieg voraussagt.

Ich bin bei der Lektüre über einen weiteren Absatz seines Beitrags gestolpert, in dem er Microsoft als Open Source-Company klassifiziert:

Microsoft has transformed itself from a clear aggressor in the Open Source space to practically an Open Source company itself. In fact, Redmond made Windows itself Linux-compatible and Azure a major cloud player where more than half the workloads on it are in fact, Linux and Open Source based. SQL Server now runs on Linux. Azure Sphere, their IoT platform, uses a Microsoft-tuned Linux kernel.

And it has joined OIN and its entire patent portfolio is now Open Source.

über Armed with Red Hat, IBM launches a cloud war against Amazon, Microsoft and Google | ZDNet

Und Microsoft hat GitHub vor einiger Zeit übernommen, was man als einen weiteren Schritt Richtung Open Source interpretieren könnte. Business Insider spricht von Microsoft’s $7.5 billion bet on open source und zitiert Microsoft CEO Satya Nadella wird Business Insider wie folgt:

„For many years, Microsoft has been on a journey with open source and that community and today, we’re all in on open source. We believe in the power of communities to achieve more together than what their members can do on their own, and that collaborative development through the open source process can accelerate innovation. … In fact, today, Microsoft is one of the largest contributors to open source in the world. And when it comes to our commitment to open source, I want the world to judge us by the actions we’ve taken in the recent past, our actions today, and in the future.“

über Incoming GitHub CEO Nat Friedman talks about the company’s history with open source – Business Insider

Lange Jahre hat Redmond Open Source bekämpft. Man denke an die Zeiten von Steve Ballmer, der Linux einmal als Krebs bezeichnet hat. Ist nun mit Satya Nadella, der sicherlich verändert hat (und wird??) alles anders? Microsoft hat sich zweifelsohne gewandelt, aber wird man in so kurzer Zeit vom Saulus zum Paulus?

Teilen sich gar Microsoft und Google den Markt auf nach dem Motto, der ein kriegt Desktops und Notebooks, der andere im Browser und auf SmartPhones, wie es hier in einem Beitrag zu Progressive Web Applications heisst: Microsoft wants everything to run on Windows. Google wants everything to run on the web. (And what does Apple want?)

Was ist nicht nur in Deutschland mit der Dominanz in der öffentlichen Verwaltung? Noch 2017 haben EU-Experten gewarnt, die Abhängigkeit von Microsoft gefährdetdie digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung in Europa.

Was ist mit den mehr als 250 Millionen Euro für Microsoft-Lizenzen, die die deutsche öffentliche Hand bis Mai 2019 ausgibt, um damit die 2015 geschlossenen Verträge mit Microsoft zu „bedienen“? Passt das zum Open Source-Bekenntnis oder ist das einfach „Business as usual“?

Zugespitzt formuliert: Ist meine Frage Open Source als Alternative zu Microsoft unterdessen einfach falsch? Hat Open Source jetzt eben durch das Microsoft-Engagement die von mir eingeforderte Lobby? Und nur noch die ewig Gestrigen streiten einen Kampf gegen Windmühlen?

Das sind alles wirklich komplizierte Fragen, schwierig zu beurteilen. Ich bin auf Eure Kommentare und Eure Stimmen gespannt. Einfach hier mit abstimmen!

(Stefan Pfeiffer)

Ignite 2018 – Die Highlights

24. Oktober 2018 Posted by Gerda Marx