Der Wochenrückblick vom 21.5.2021: Das Ende von Nuzzel, Innovation in Deutschland, re:publica und mehr

21. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Nuzzel ist tot. Es lebe Revue – oder ein anderer Newsletter-Dienst. Ich vermisse zugegebenermaßen die News von Klaus Eck oder Siggi Lautenbacher. Daraus konnte ich immer interessante Informationen ziehen. Dann schauen wir doch mal, wo der Zug hingeht. Hier auf jeden Fall einmal ein erster Test mit Revue. Der erste Wochenrückblick zu einer unmöglichen Zeit …

Und hier geht es zum Wochenrückblick auf Revue.

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Morgen beginnt die digitale re:publica 2021 – Einige Gedanken um Thought Leadership, Netzwerken und digitale Events

19. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Am morgigen 20. Mai beginnt die digitale re:publica. Ich bin seit vielen, vielen Jahren ein Fan des Klassentreffens. In meinen Funktionen bei IBM habe ich verschiedene Formate mit und auf der re:publica organisiert, von der Collaboration-Konferenz in der Kalkscheune mit seitdem guten Bekannten wie Jan Westerbarkey oder Uwe Hauck über den Bus mit Bloggern, der 2010 und 2011 durch Deutschland durch Deutschland gefahren ist, die erneute Aufführung des Anhalters durch das Enterprise 2.0 im Friedrichstadtpalast , den Design Thinking Workshop mit meinem Kollegen Gerhard Pfau und den Auftritt bei der Media Convention mit meiner Kollegin Maike Havemann im Cognitive Dress bis zu den verschiedenen HR Konferenzen mit viel Interaktion, beispielsweise mit Orchester und Tangotänzer:innen.

Die Sicht als Marketer

Für mich war die re:publica immer ein Thought-Leader-Event, auf der sich mein Arbeitgeber positionieren sollte, um viel stärker auf den Radar der sogenannten digitalen Avantgarde zu kommen. Natürlich gab es immer Redebedarf, ob man teilnehmen sollte, denn eine re:publica war und ist keine klassische Veranstaltung mit IT-Schwerpunkt und entsprechend massenweise anwesenden IT-Entscheidungsträgern. Aber ich bin weiterhin überzeugt, dass viele Teilnehmer:innen aus Unternehmen und Influencer:innen anwesend sind, die man als IT-Unternehmen erreichen sollte. Und so bin und war ich froh, dass wir doch vergleichsweise oft dort waren, hoffentlich innovative Formate durchführen und entsprechend Aufmerksamkeit und mehr generieren konnten.

Freundschaften

Mit Freunden wie Gunnar Sohn und Lars Basche haben wir sehr oft gestreamt und Interviews geführt, leider auch schmerzhafte Stunden erlebt. Gerne denke ich an die Zusammenarbeit mit Andreas Gebhard, Julia Gemählich, Clemens Lerche oder Elisa Schulze zurück. Es hat immer unheimlich viel Spaß gemacht und gemeinsam sind wir oft die Extrameile gegangen. Und es wären und sind noch viele andere Namen zu nennen, die ich mit der re:publica verbinde. Ich vermisse Euch, Beate, Sarah, Bianca …

Das persönliche Netzwerken

Damit sind wir bei der „anderen Seite“ meiner Teilnahme und beim Kommentar von Stefan Krempl zur Morgen beginnenden digitalen re:publica, der aus meiner Sicht den mindestens ebenso wichtigen „sozialen Aspekt“ auf den Punkt bringt. Vielen Teilnehmer:innen geht es nicht primär um die Teilnahme an den Vorträgen und Panels. Die waren zu oft eh Minuten vorher voll und überlaufen. Ihnen geht es um das Netzwerken. Mit Schmunzeln habe ich beispielsweise immer beobachtet, wie Klaus Eck im Hof der Station Hof gehalten hat:

Viele Gäste kommen aber nur am Rande wegen des umfangreichen Programms zu der Tagung. Für sie zählt der hohe Netzwerkfaktor. Sehen und gesehen werden ist normalerweise auch hier der heimliche Slogan. Manchen geht es nur darum, mehr oder weniger spontan Bekannten und Kolleginnen und Kollegen über den Weg zu laufen, die man sonst das ganze Jahr über kaum oder gar nicht sieht. Das Internet kann da beim persönlichen Austausch noch nicht ganz mithalten.

Zwischen den Zeiten: Wie die re:publica die Pandemie zu überleben sucht | heise online

Und das kann ich nur unterschreiben. Ich habe mir jenseits meiner „Subevents“ immer auch die Zeit für Netzwerken auf dem Familientreffen genommen. Und diese Treffen vermisse ich in diesen Zeiten natürlich besonders und hoffe, dass sie vielleicht im kommenden Jahr zurück kommen. Werde ich morgen an der digitalen re:publica teilnehmen? Ich versuche es, aber auch hier kommt ein Nachteil des digitalen Formats zum Tragen. War ich traditionell vor Ort auf der re:publica, so war ich auch geistig und mit meinen Terminen dort. Jetzt aber habe ich in der Pandemie einen vollen Terminkalender mit Videokonferenzen und muss schauen, ob ich aus dem Alltagsgeschäft doch mal „rüber springen“ kann. I will do my very best …

Wie kann aus dem 800 Seiten starken Papier der Enquetekommission schnell gelebte KI-Praxis werden? Andrea Martin bei #9vor9

19. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Und endlich war sie zu Gast: Meine hoch geschätzte Kollegin Andrea Martin hat uns bei #9vor9 mit dem Digitalthema Was kommt nach der KI Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages besucht und aus der Arbeit berichtet. Große Einigkeit herrschte bei Andrea, Lars und mir mit der Aufforderung jetzt auch machen. Projekte umsetzen, nicht endlos diskutieren, sondern endlich machen entlang der definierten ethischen Leitplanken, ob es nun der Corona- oder Bürger-Chatbot ist oder andere Aspekte und Nuancen der Nutzung von künstlicher Intelligenz.

Über 800 Seiten Papier können eben geduldig sein, im Archiv (ver)enden, gerade wenn andere Themen wie die Pandemie nach Abgabe des Berichts in den Vordergrund getreten sind oder der aufziehende Wahlkampf bei Politiker:innen zur Verschiebung von Prioritäten führt. Der Fortschritt, die Digitalisierung in Deutschland und unsere Wettbewerbsfähigkeit wird aber nur dann zügig voran schreiten, wenn der Schritt vom dicken Grundlagenpapier in die reale Umsetzung gelingt. Da ist – wie bei vielen Themen der Digitalisierung – wohl noch deutliches Beschleunigungspotential.

Und dann war da noch das Thema Digitalministerium, um das wir uns gedrückt haben

Und da kommt auch das zweite Thema ins Spiel, das Andrea und wir ins Auge gefasst hatten: das Thema Digitalministerium, das auch ich immer wieder auf dem Kieker habe. Würde ein Digitalministerium dazu beitragen, dass digitale Themen wie Künstliche Intelligenz schneller eingesetzt werden? Hätte ein solches Ministerium die Macht, die Richtlinienkompetenz, um auch Entscheidungen in unseren Strukturen durchzusetzen, die von ministeriellem Besitzdenken und föderaler Verhinderungsstruktur geprägt zu sein scheint? Praktiker beklagen auch in #9vor9 immer wieder, wie zäh und innovationsverhindernd die derzeitigen Strukturen und das jetzige Vergabe- und Ausschreibungsrecht sind.

Und in diesem Zusammenhang muss ich natürlich auch wieder eines meiner „Schmerzthemen“ bringen: Wie erfolgreich Lobbyisten die Umsätze und Machtstellung ihrer Auftraggeber verteidigen und wie die deutschen Regierungsstellen versagen. Statt auf Open Source und lokale deutsche und europäische Anbieter zu setzen und diese konsequent zu stärken, werden dreistellige Millionenbeträge an Microsoft und an andere Unternehmen gezahlt. Bund und Länder als willkommene Gelddruckmaschine. So etwas kann man sich als Anbieter, der sein Monopol erfolgreich verteidigt, nur wünschen. Und natürlich könnte man sich an dieser Stelle auch ein Digitalministerium wünschen, das Industriepolitik mit eben besagter Richtlinienkompetenz durchsetzt. Aber wie singt Supertramp so schön: Dreamer, I am just a little dreamer.

Liebe Andrea, dann überlegen wir uns nochmal, ob wir uns doch an das Thema heran trauen, trotz Wahlkampfzeiten. Diskutiert werden muss das Thema weiter dringend. Vor allem aber müssten sich Strukturen und Tempo in der Digitalisierung in Deutschland verändern.

(Stefan Pfeiffer)


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Mein Gladbach- und Fußball-Fazit 2020/21: Zu wenig Biss, zu wenig Charakter, zu viel Big Business und ein Abschied

13. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Bundesliga-Saison neigt sich dem Ende zu. Für einen Gladbach-Fan und bekennenden Fußballnostalgiker war es eine seltsame, frustrierende Idee. Und daran war nicht einmal die Pandemie schuld. Es kommt einiges zusammen. Die Saison ist für die Fohlen nach der gefühlt herausragenden Runde 2019/2020 mit der Champions League-Teilnahme enttäuschend. Vielleicht hat die Mannschaft „damals“ über ihren Verhältnissen am Leistungslimit gespielt. Vielleicht hatte man auch das Quäntchen Glück und auch der neue Trainer-Besen fegte in der ersten Euphorie besonders gut.

Eine schwierigere Saison war auch zu erwarten. Viele Mannschaften schwächelten in der Vergangenheit nach einer erfolgreichen Runde und dann folgender Belastung auf Europa-Ebene. Dabei waren die Champions League-Auftritte der Fohlenelf gegen Real Madrid oder Inter Mailand noch die fußballerischen Highlights des Jahres – vor leeren Rängen. Wie wäre es vor Publikum in einem ausverkauften Borussia-Park gewesen. Schade für die Fans.

Die Bundesliga-Saison dagegen lief von Beginn an gefühlt schleppend. Die Fohlen haben oft geführt, aber 26 Punkte nach Führung abgegeben – mit Abstand Höchstwert in der Bundesliga. Und da waren einige wirkliche bittere Momente darunter. Insgesamt konnte ich mich des Eindrucks nicht verwehren, dass der Biss, der Ehrgeiz, das Pressing, die Emotion der vergangenen Runde gefehlt und man sich nur zu oft auf den Meriten der alten Saison ausgeruht hat. Man war zu passiv und dachte wohl, die Spiele nach Führung nach Hause schaukeln zu können. Das hat sich gerächt. Und das Trainerteam hat daran nichts geändert.

Die in der Vorrunde vermeintlich so starke und hoch gelobte Defensive mit Lainer, Ginter, Elvedi und Bensebaini und dem defensiven Mittelfeld, die generelle Verteidigungsarbeit und das Zweikampfverhalten haben mich in diesem Jahr überhaupt nicht überzeugt. Ich glaube, das war einer der Gründe, warum es in 2020/21 nicht geklappt hat. Zu viele Gegentore, zu wenig Willen, zu viel Lethargie.

Ein trauriger Höhepunkt war nicht nur für mich, wie man sich in München präsentiert hat. Dort kann man verlieren, aber nicht so:

„Für Borussia Mönchengladbach ging es ja noch um etwas. Sie haben sich abschlachten lassen in München. Das war unwürdig. Das war nicht Gladbach-like.

Lothar Matthäus kritisiert Gladbach nach Bayern-Auftritt heftig | GladbachLIVE

Hätte die Saison denn noch gut werden können? Hätten die Fohlen im Pokal gewonnen und wären gar ins Pokalfinale gekommen, so hätte man als Fan wohl über viele Dinge hinweg gesehen. Selten schien die Chance nach dem Ausscheiden der übermächtigen Bayern so groß, doch mal was Blechernes in der Hand zu halten. Hätte, hätte … Jetzt stehen die Pappgetränke aus Leipzig und meine besonderen Freunde im Finale.

Damit sind wir natürlich beim Thema Marco Rose. Vielleicht haben auch wir Anhänger zu viel in Rose „hineinsterilisiert“, den smarten Pseudo-Kloppo, der Emotionen und entfachte und nicht nur Thuram um die Eckfahne tanzen ließ. Dann die Unsicherheit um seine Zukunft und die Verkündung des Weggangs nach Dortmund. Ausgerechnet Dortmund, gegen die man dann auch noch im Pokalviertelfinale stand. Meine Meinung, was er – der Herr Rose – hätte tun müssen und was ich von Max Eberl erwartet hätte, habe ich ja geäußert. Fußball-Nostalgiker halt. Und ich fange jetzt nicht an, über das Coaching oder Vercoachen in verschiedenen Spielen zu schreiben. Die Sache ist eh – schief – gelaufen.

Nun kommt also Adi Hütter und der wird es schwer haben, denn natürlich haftet ihm jenseits seiner unbestrittenen Erfolge nun ein Gerüchle an – besonders jetzt, wo die Eintracht wahrscheinlich doch nicht die Champions League schaffen wird und er sich gerade nicht sehr geschickt äußert. Ich drücke ihm, der Mannschaft und dem Verein natürlich alle Daumen.

Es wird interessant sein, wie der Kader für die Saison 2021/22 aussehen wird. Mit einigen Abgängen ist zu rechnen. Klar werden Max Eberl und Steffen Korell wieder gute Arbeit leisten, aber ehrlich gesagt fehlt mir ein bisschen was im Kader. Die Leuchttürme Lars Stindl, Patrick Herrmann, Toni Jantschke, Yann Sommer oder Christoph Kramer haben die 30+ in ihren Pässen stehen. Sie sind und bleiben wichtig, aber ich würde mir einige junge Fohlen wünschen, die eine wichtigere Rolle im Kader spielen. Ein Beyer, ein Reitz … Ich weiß, wieder Fußballnostalgie.

Und die Zeit für Nostalgie ist im Fußballgeschäft vorbei. Schon lange. Doch das wurde in den vergangenen Wochen nochmals deutlich(er). Die leidige Diskussion um die Super League ist ein Beispiel, die zeigt, wie weit weg einige Vereine und vor allem deren Besitzer von den Wurzeln des Fußballs sind. Doch wenn sich dann die UEFA (und in der Linie sehe ich auch die FIFA) als Verteidiger des Fußballs aufspielt, bekomme ich einen Lachanfall. Das sind Organisationen, die die europäischen Wettbewerbe (und die WM) im Sinne von Big Business immer weiter aufblasen. Wer einmal die Marmorpaläste dieser Organisationen in der Schweiz sehen durfte, dem wurde zu schnell klar, um was es geht. Und auch DFB und DFL sind nicht besser, nicht erst seit dem Präsidenten- und Vorstandswirrwarr. Der Zug ist für Fußballfreunde alter Schule abgefahren. Sie sind halt – und ich zähle mich dazu – alt …

(Stefan Pfeiffer)

Klima, Umwelt, Verkehr: Lokale Datenräume aufbauen und sicher nutzen – David da Torre von der Digitalstadt Darmstadt bei #9vor9

11. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Wieder ein besonderes Highlight bei #9vor9, den Digitalthemen der Wocher: Wir hatten José David da Torre Suárez, den Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt zu Gast, der von den Aktivitäten seiner Institution vor und in Corona-Zeiten berichtet hat. Für mich als Heiner (Einwohner von Darmstadt) natürlich besonders interessant. Die Stadt Darmstadt hatte 2017 hat den Bitkom-Wettbewerb „Digitale Stadt“ gewonnen und implementiert seitdem zusammen mit Partnern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft ein regionales digitales Ökosystem, das – so der Anspruch – greifbarem Nutzen für die Bürger bringen soll. Und da laufen eine Menge an Aktivitäten, wie in dem sehr offenen Gespräch klar wurde, das wir aus der „Sendeentrale“ in Ewerschtt gestreamt haben:

Wir haben auch über die Hindernisse gesprochen, die jemand empfindet, der wie David aus der Privatwirtschaft oder der von außen auf die Geschwindigkeit schaut, mit der Projekte umgesetzt werden. Doch auch David berichtet wie viele andere über Ausschreibungen und Vergaberecht, in dem Fristen und Regeln strikt eingehalten werden müssen, sicher kein Katalysator für die Digitalisierung einer Stadt oder eines Landes. Rafael Laguna, Chef von SPRIND, hat ja ähnlich auf Twitter geklagt und eine Reform angemahnt.

Aber wer traut sich an dieses bürokratische Monster nun wirklich heran? Ein dickes Brett …

Jenseits solcher Hindernissen wurden in der Digitalstadt Darmstadt eine große Zahl von Projekten auf den Weg gebracht. Die Voraussetzungen, das Ökosystem in Darmstadt ist mit vielen IT- und digital affinen Unternehmen sehr gut, wie man auch an der Liste der Unterstützer sehen kann, die von verschiedenen Fraunhofer-Instituten über Raumfahrtunternehmen über die heimischen Lilien (den SV Darmstadt 98) bis zur Software AG und vielen anderen Institutionen und Unternehmen reicht. Vielen ist nicht bekannt, welche Basis hier am Standort vorhanden ist.

Screenshot von der Webseite der Digitalstadt Darmstadt. Das Copyright liegt bei der Digitalstadt Darmstadt.

Die vielen Projekte, die in Umsetzung sind, kann man auf der Home Page der Digitalstadt finden. Es sind Projekte meist jenseits der notwendigen Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung – ich weise hier gerne auf mein Gespräch mit Peter Kuhn von fortiss und meiner Kollegin Felizitas Müller aus dem Watson Center in München hin -, zukunftsgerichtet und datenbasiert. Es reicht von der Verkehrssteuerung mit Hilfe eines IoT-Netzwerkes mit Sensoren und Kameras und unterstützenden Apps für die Verkehrsteilnehmer über Optimierung der Abfallentsorgung bis zur Auswertung der Umweltdaten. Daten sollen intelligent verknüpft und genutzt werden, um intelligente Lösungen zu schaffen. Und die Ideen der Bürger:innen sind gefragt. Fast bei jedem Projekt ist eine Onlinebeteiligung möglich, etwas was David auch sehr am Herzen liegt. Auch für die Datenplattform wurde Input gesammelt und man denkt darüber nach, einen allzeit offenen Briefkasten für Verbesserungsvorschläge oder neue Ideen einzurichten.

Das öffentlich zugängliche Datencockpit. Da geht sicher noch deutlich mehr, aber es ist ein Anfang.

In unserem Gespräch wurde schnell deutlich, wie wichtig lokalen Datenräume und deren Nutzung und Auswertung gerade auch bei den genannten Themen sind und warum man auf eine Open-Data-Plattform setzt, dabei aber die Sicherheit und Verschlüsselung der Daten wie auch deren Nutzung genau im Blick behält, auch mit Unterstützung eines Ethik- und Technologiebeirats (in dem mir persönlich etwas die Digitalexperten von der Basis fehlen, aber so ist das wohl in der lokalen Politik und Verwaltung). Auf jeden Fall ist dieser Darmstädter Datenraum ein interessantes Projekt, erscheint oft greifbarer und näher an der Praxis wie manche derzeit noch abstrakten Datenräume wie sie beispielsweise derzeit rund um Gaia-X diskutiert werden.

Natürlich wurde auch die Digitalstadt Darmstadt von der Pandemie eingeholt und hat eine auf Open Source basierende Web-Videokonferenzlösung mit BigBlueButton aufgebaut, auf der unterdessen – so die Webseite – bis zu 5000 Schüler:innen zeitgleich online arbeiten. Technische Infrastruktur und Services für den Schul-Fernunterricht wurden seit Frühjahr 2020 sukzessive auf- und ausgebaut. Die Lösung ist wohl einer der derzeit am meisten nachgefragten Services der Digitalstadt und richtet sich an die lokalen Schulen, Vereine und gemeinnützigen Organisationen, die BBB umsonst nutzen können. Ermutigend, dass so etwas auf lokaler Ebene funktioniert und es nicht immer die kommerziellen Lösungen der großen Player sein müssen, trotz mancher Unkenrufe der Monopolistengläubigen

Was ist nun an dem Projekt Digitalstadt Darmstadt aus meiner Sicht faszinierend? Sicherlich einerseits der zukunftsgerichtete Ansatz, der Anspruch, Daten sicher und geschützt zu verwenden, um wichtige Themen wie Klima, Umwelt und Verkehrsplanung lokal voran zu bringen. Dabei auf ein lokales Ökosystem von Partnern zu setzen, scheint mir ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Digitalstadt Darmstadt und ihre Mitarbeiter:innen als Organisation, entsprechend gefördert und promotet durch den Bitkom und andere, ist dabei sicherlich ein „Enabler“ oder (hoffentlich) Katalysator, mit deren Hilfe, Projekte schneller voran gebracht werden.

Könnte manches noch praxisnaher sein? Ja, Digitalisierung muss für die Bürger noch viel positiver und näher erlebbar sein. Auch würde ich mir sicher noch viel mehr digitale Dienste in der Stadt Darmstadt wünschen, aber das ist eine Baustelle, die von Anderen in der Stadtverwaltung beackert wird – und wo noch extrem viel Verbesserungsbedarf besteht. Doch können andere Kommunen das Konzept der Digitalstadt Darmstadt als Anregung nehmen oder Blaupause nutzen, auch wenn dort das Ökosystem vielleicht nicht ganz so ausgeprägt sein sollte. Ich glaube, dass es solche lokalen oder regionalen Initiativen jenseits der hypergalaktischen, oft sehr weit entfernt scheinenden Pläne auf Bundes- oder Landeseben unbedingt braucht, um gerade auch in den Regionen schneller voran zu kommen. Zeit ist auf keiner Ebene zu verlieren, um Digitalisierung in Deutschland voran zu bringen.

Nochmals herzlichen Dank, lieber David, für das Gespräch.

(Stefan Pfeiffer)


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Hörempfehlung: Die KI, die mit einem über Themen debattieren kann – Ein Gespräch mit Dr. Wolfgang Hildesheim von IBM

10. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Die künstliche Intelligenz Watson hat die TV-Zuschauer schon vor 10 Jahren überrascht, jetzt haben „Zeit“ und FAZ ihr anläßlich eines gerade erschienenen Beitrags auf Nature erneut Artikel gewidmet: Im „Project Debater“ debattierte Watson mit dem Debattier-Weltmeister Harish Natarajan, der zwar letztendlich gewann, aber im Nachhinein sagte, dass es nicht viel anders war als mit einem Menschen zu diskutieren. Die KI ist in der Lage, auf hohem Niveau mit Menschen zu debattieren, Argumente zu entwickeln und auszutauschen mit dem Ziel, das Gegenüber zu überzeugen.

„Mr.KI“ der IBM in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Dr. Wolfgang Hildesheim, Director Watson, Data Science & Artificial Intelligence DACH, berichtet über die im Rahmen von Project Debater entwickelten Fähigkeiten, die nun beispielsweise in den Chatbots eingesetzt werden, die IBM für eine Vielzahl von Kunden entwickelt, entwickelt hat und entwickeln wird. Das Thema Spracherkennung und „Kommunikationsfähigkeiten“ von KI, sichtbar in Chatbots, geht immer weiter voran. Spannend. Hier mehr im Podcast:

https://in-die-tiefe-experten-talk.podigee.io/26-in-die-tiefe-project-debater

„Wer sich zum Marketing hingezogen fühlt, um nicht verkaufen zu müssen, ist falsch gewickelt.“

6. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich zitiere mich selten selbst, aber fast genau so hat Dr. Andreas Stiehler seinen LinkedIn-Beitrag zu dem Interview „aufgemacht“, dass er vor einigen Wochen mit mir zum Thema „Transformation des B2B-Marketings im Mittelstand“ geführt hat. Ok, das Originalzitat war „Wer sich zum Marketing hingezogen fühlt, um nicht verkaufen zu müssen, unterliegt einem Trugschluss.“ Wen das Thema B2B Marketing und meine 2 Cents dazu interessieren, der kann es hier nachlesen. Dort sind beziehungsweise werden weitere Gespräche zum Thema erschienen beziehungsweise erscheinen, die Frank Schnabel und er geführt haben.

Laut Andreas habe ich noch u.a. folgendes gesagt:

⚠ „Ein #B2B-Marketing, bei dem die Mitarbeiter nie direkt mit den Kunden sprechen, kann nicht funktionieren.“

⚠ „Anstatt mit immer neuen Taktiken zu versuchen, die Absätze kurzfristig zu erhöhen, sollten wir besser hinterfragen, welche Mittelfriststrategien wir fahren, um die Situation nachhaltig zu verbessern.“

⚠ „Einen Lead einer einzigen Marketingmaßnahme, oft einer Veranstaltung, zuzuweisen, ist mit Verlaub Unsinn.“

⚠ „Pipeline, Funnel oder Cost per Lead sind wichtige Indikatoren, mit denen das #Marketing arbeiten muss. Aber es sind letztlich nur Hilfsgrößen.“

Posten | Feed | LinkedIn

Was man alles so unvorsichtigerweise absondert 😉 … Und noch weitere meiner Fettnäpfchen zu Markenbotschaftern, denen man aber dann doch nicht die notwendige Zeit dafür zugesteht, zur unsinnigen Trennung von Marketing- und Sales-generierten Leads oder warum man als Marketer meiner Ansicht nach – zusammen mit dem Vertrieb – oft beim Kunden sein sollte, findet Ihr unter besagtem Link.

(Stefan Pfeiffer)

Mobiles Arbeiten, mehr Vertrauen und Zusammenarbeit und die neue Dorfmitte – Alexandra Schmied und Birgit Wintermann bei #9vor9

4. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Dr. Alexandra Schmied und Birgit Wintermann von der Bertelsmann Stiftung und dem Projekt Zukunft der Arbeit waren zu Gast bei #9vor9, den Digitalthemen der Woche. Und natürlich haben Lars und ich mit den beiden über Homeoffice, besser mobiles Arbeiten und ihre Studienergebnisse gesprochen. Ein Thema waren dabei, die Gesetze und Bestimmungen, die in Deutschland für Arbeitsplätze gelten oder auch: Wann steht der Betriebsstättenprüfer vor der Wohnungstür, um die Gegebenheiten des Homeoffice zu prüfen?

Wieder einmal gibt es kein schwarz-weiß. Einerseits sind Bestimmungen für die Gestaltung des Arbeitsplatzes und die Arbeit sinnvoll und notwendig, um Arbeitnehmer:innen und auch Unternehmen zu schützen. Andererseits kann eine Überregulierung mit zu detailverliebten Vorschriften dazu führen, dass schnelle und flexible Lösungen be- oder gar verhindert werden. Einen pragmatischen, regulatorischen Rahmen zu geben, scheint ja keine besondere deutsche Stärke zu sein, wenn man sich gerade umschaut.

Dabei wäre es das, was eigentlich gefragt ist. Und so die Beobachtungen von Birgit und Alexandra ist es auch das, was gerade viele kleinere und mittlere Unternehmen umgesetzt haben. Sie sind angesichts der Krisensituation einfach voran gegangen, was in diesem Moment ja auch absolut notwendig war und ist. Aber über solchem Vorgehen scheint immer die Gesetzeskeule zu schweben und dementsprechend herrscht natürlich in den KMUs Unsicherheit. Wie kann man sich absichern? Wie kann man die Unsicherheit senken, fragt @itbeobachter nicht zu Unrecht.

Da tut Birgits Anregung gut, besser über mobiles Arbeiten, über die Möglichkeit im Prinzip von überall zu arbeiten zu sprechen und dafür ein Rahmenwerk zu schaffen mit dem gearbeitet werden kann. Doch ist neben den regulatorischen Rahmenbedingungen – so unsere Diskussion – vor allem eine Vertrauenskultur und ein Miteinander gefragt. Nur so kann mobiles, dezentrales Arbeiten gelingen. Daneben braucht es ein Übereinkommen, einen Kodex: Nach 18 Uhr keine E-Mails mehr schicken, darauf achten, dass die Pausen und Freizeiten gibt, kein zu großes „Overblending“ von Arbeits- und Freizeit und vieles mehr sind Aspekte, die zusammen im Blick behalten werden müssen.

Dem stehen oft verhärtete Fronten gegenüber. Statt über sinnvolle hybride Arbeitsmodelle zu sprechen und diese zu ermöglichen, wird zu oft über ein Entweder-Oder gesprochen. Dabei zeigt sich, dass ein intelligentes, gemischtes Modell nicht nur von den Arbeitnehmer:innen gewünscht wird, sondern auch für Unternehmen die besten Ergebnisse bringen kann. Das erfordert natürlich ein Umdenken und damit den Willen zu gemeinschaftlicher Veränderung von allen Seiten – und ein Abschneiden alter Zöpfe, Kontroll- und „Machtverhältnisse“.

Dabei geht es eben nicht nur um Homeoffice und Arbeiten im Büro. Mobiles Arbeiten kann und sollte auch andere Arbeitsorte und -weisen beinhalten Das können beispielsweise auch Coworking Spaces sein, die ich bisher meist aus den großen Städten und Zentren kenne. Alexandra Schmied hat aber Coworking Spaces im ländlichen Raum gearbeitet, wo noch ganz andere Wirkungsweisen zum Tragen kommen könnten. Coworking Spaces auf dem Land als neue dörfliche Mitte, in der man nebeneinander und zusammen arbeitet und vielleicht auch neue Chancen gemeinsam entdecken kann?

Liest man allenthalben, hört man sich bei Unternehmen und Experten:innen, bei Arbeitnehmer:innen um, so will die große Mehrheit ein hybrides Arbeitsplatzmodell in der Zeit von und vor allem nach der Pandemie. Genau dies gilt es jetzt kreativ jenseits alter Grabenkämpfe gemeinsam zu gestalten, sozial verträglich, wirtschaftlich sinnvoll und bitte nicht mit der typisch deutschen Überregulierung.


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von moonkee na auf Pixabay

Hörempfehlung: Von Pressemeldungen per Fax bis zu Hate Speech heute – Gladbach-Mediendirektor Markus Aretz im Mitgeredet-Podcast

28. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Und mal wieder einer Podcast-Empfehlung in meinem Blog: Mit viel Spaß habe ich den MitGeredet.-Podcast der Mitgedacht-Macher David und Christoph mit dem Mediendirektor meines Lieblingsvereins Borussia Mönchengladbach, Markus Aretz, gehört – auch wenn ich an einer Stelle schon brutal enttäuscht wurde: Den lustigsten Schwank aus einer 22 Jahre langen Laufbahn als Pressesprecher bei den Fohlen erzählte Markus Aretz nicht, da die Geschichte mit dem Original Hans Meyer nicht jugendfrei sei. So ein Mist aber auch …

Doch dieser Podcast ist für mich nicht nur für Fußball- und Gladbach-Fan interessant. Markus schildert auch, wie sich die Pressearbeit und Kommunikation vom Versenden von Pressemitteilungen als Fax an eine Liste von Redaktionen und Journalisten in unser Zeitalter der sozialen Medien mit Auswüchsen wie Hate Speech verändert hat. Mich besonders berührt hat die Schilderung, wie es Morddrohungen gegen Jupp Heynckes gegeben hat. Es ist halt nicht alles Sonnenschein, gerade auch nicht im Fußball. Der Podcast ist also auch für den ehemaligen Journalisten und auch heute noch Kommunikator und Blogger interessant. Wer also Lust und Interesse hat, unbedingt mal einhören, bei der Hunderunde und auch sonst.

P.S. Der Markus Aretz wäre auch mal ein toller Gast bei #9vor9, aber ich fürchte, da sind wir (noch) nicht wichtig genug, lieber Lars Basche.

Digitalthema bei #9vor9: Mehr Frauen in die IT und in KI, meint nicht nur Kim Dressendörfer

27. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Eigentlich sollte man es gar nicht betonen müssen: Zu Gast bei #9vor9 war heute wieder eine Frau. Und allein dieser Satz ist selbst entlarvend. Es ist noch immer nicht selbstverständlich, auch nicht oder gerade nicht in der IT und auf dem Fachgebiete Künstliche Intelligenz. Genau dieses Themas nimmt sich die Fachfrau Kim Dressendörfer aus dem IBM Watson Center in München an. Zusammen mit ihren Kollegen:innen baut sie KI-Lösungen und -Prototypen für Kunden, sogenannte Minimal Viable Products (MVPs). Und sie hat sich nicht nur die Technik auf die Fahne geschrieben: Sie tritt aktiv dafür ein, dass mehr Frauen in der IT und der KI ihren Platz finden:

In unserem Gespräch geht Kim auf verschiedene Beispiele, wo Diversity in Lösungen einfach noch nicht funktioniert, wo Vorurteile unbewusst (oder bewusst) einfließen und die Nutzer:innen prägen. Das kann die Google-Suche sein, die die klassische männliche Scheitelfrisur positiv annotiert und ein krauses Haar eben nicht. Wer darauf achtet, findet eine Vielzahl solcher Beispiel – und das nicht nur auf Facebook und bei Google.

Bekannt wurde Diskriminierung auch im Bereich Gesichtserkennung, wo sich Firmen wie die IBM genau aus diesen Gründen zurückgezogen hat. Kim plädiert für ethische Prinzipien in der künstlichen Intelligenz, fordert ein Aufsichtsgremium der genau darauf ein Auge hat und insbesondere auf Diskriminierungen achtet. Ob das durch gesetzliche Regularien, an denen beispielsweise die EU arbeitet, geschieht oder ob andere Mechanismen greifen, wird zu beobachten und zu entscheiden sein.

Kim erwähnte auch noch ein tragisches Beispiel, wo bei Technologie nicht an Frauen gedacht wurde und wird: der Anschnallgurt in Autos ist nicht für Frauen, insbesondere nicht für schwangere Frauen konzipiert und einstellbar. Die verwendeten Dummies sind – so Kim – zu größten Teilen Männer, was zu tragischen Konsequenzen führen kann, weil Frauen oft kleiner sind (und somit weiter vorne sitzen) oder eben die besondere Situation schwangerer Frauen nicht bedacht wird. Ich gebe zu, da hat mir etwas der Atem gestockt.

Nochmals herzlichen Dank an Kim, die wir gerne wieder bei #9vor9 begrüßen und auf deren Tipps für weitere Gesprächspartnerinnen wir sehr gespannt sind. Und versprochen: Wir werden mehr als bemüht sein, auch in #9vor9 diverser zu werden. Wer Frauen in AI kennenlernen will, dem sei Kims Webseite A Woman in IT mit Videointerviews oder das Pendant auf Spotify und Apple ans Herz gelegt. Gerne verlinken wir auch ihre Buchempfehlung Unsichtbare Frauen von Caroline Cirado-Perez.


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

(Stefan Pfeiffer)

Auto-Mobil: Tesla-Fahrerlebnis mit dem ganz anderen Cockpit im Model 3

25. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Am Freitag war es dann so weit: Ich habe einen Tesla Model 3 mit Dualmotor Probe gefahren. Nach anfänglichen Problemen mit der Online-Registrierung haben die Tesla-Mitarbeiter danach einen reibungslosen und sehr freundlichen Service geboten. Um 11:30 Uhr konnte ich den Tesla in der Hanauer Landstraße kontaktlos abholen und für eine Stunde „bewegen“. Beeindruckend ist auf jeden Fall – typisch Beurteilung eines Mannes – die Beschleunigung, selbst für den Fahrer eines durchaus flotten Diesel-Fahrzeugs ein echtes Erlebnis. Und ja, natürlich kommt es heutzutage nicht auf Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit an.

Was fällt dem Fahrer traditioneller Autos noch auf? Das geräuschlose Dahingleiten, gefühlt noch stiller als im ID.3, den ich vor geraumer Zeit testen durfte. Und besonders ins Auge fällt im wahrsten Sinne des Wortes natürlich der riesige Touchscreen, der das gewohnte Cockpit im Tesla ersetzt. Nahezu alle Funktionen und Informationen werden über dieses Touchscreen eingeblendet oder ausgewählt. Im linken Bereich waren Geschwindigkeit, Geschwindigkeitsbegrenzungen (nicht immer korrekt angezeigt) und optisch durch Symbole dargestellt der fließende Verkehr oder auch Ampeln eingeblendet. Den rechten Bereich des Screens nehmen dann andere Funktionen und Informationen wie die allseits eingebauten Kameras mit ihren Bildern oder die Navigationskarte ein.

Alles ist quasi wie beim iPhone zu bedienen, zu vergrößern oder verkleinern. Wer das gewohnt ist, hat keine Probleme in der technischen Bedienung des Tesla. Natürlich muss man sich daran gewöhnen, das alles, fast alles über diesen Touchscreen konfiguriert wird, die Einstellung der Außenspiegel, Sitzheizung, Klima, eben all die Dinge, die im konventionellen Fahrzeug über diverse Schalter im Cockpit gesteuert wurden. Natürlich konnte ich in der einen Stunde nicht alles ausprobieren, aber alle wesentlichen Dinge habe ich problemlos gefunden. Nur einige Funktionen meines iPhones – zum Beispiel meine Podcast-Liste – habe ich nicht zum Laufen gebracht, aber auch keine große Zeit in die Suche darauf investiert. Auch müsste ich sicher noch austesten, wie die Sprachsteuerung für die verschiedenen Funktionen genutzt werden kann. Geht bestimmt, aber mein Fokus lag mehr auf dem Fahrerlebnis.

Mit dem Wagen bin ich dann von Frankfurt nach Bad Homburg zum Kronenhof gefahren – in Erinnerung an gute alte Zeiten, wo ich dort mit den Kollegen:innen der FileNet Mittag gegessen habe. Die Navigation hat reibungslos funktioniert, die eingebauten Assistenzsysteme haben eingegriffen oder gewarnt, wenn ein Abstand etwas enger wurde oder man sich einem Fahrzeug genähert hat. Insgesamt ein sanftes Dahingleiten im Tesla mit der schon zitierten Möglichkeit, schnell auch mal zu beschleunigen. Hohe Geschwindigkeiten bin ich auf der Strecke nicht gefahren, aber davon verabschiede ich mich eh generell immer mehr.

Das Raum-, Fahr- und Sitzgefühl war insgesamt sehr positiv, auch wenn das Holzige in meinem Testwagen nicht mein Geschmack ist. Ich bin eher der Alu-Chrom-Fan. Gefühlt hat man viel Platz. Hinten sitzt man auch angenehm und der Kofferraum ist mehr als angemessen. Nicht so gut gefallen mit die Türgriffe. Da habe ich es gerne solider und traditionell. Negativ aufgefallen ist mir der Blick durch den Rückspiegel. Die Ausmaße des Tesla sind nicht sehr gut abzuschätzen, aber beim rückwärts Fahren werden dann ja auch die Kameras aktiviert.

In der einen Stunde habe ich keine Zeit damit verbracht, die Tesla Super-Charger auszuprobieren, was sicherlich auch einfach einmal eine Erfahrung wäre. Auch kann ich nicht wirklich die Software und deren hochgelobten ständige Verbesserungen einschätzen. Verarbeitung und Spaltmaße habe ich – wie auch beim ID.3 – ebenfalls nicht begutachtet, so mir Dinge dort überhaupt auffallen würden. Für eine tiefergehende Beurteilung müsste man den Tesla eine Weile fahren. Es ist ein erster, positiver Eindruck, den ich in der Kürze der Zeit gewonnen habe.

Nach der Stunde bin ich dann wieder in meinen A4 eingestiegen, um nach Hause nach Darmstadt zu fahren. Und im Vergleich zum gerade gefahrenen Tesla ist mir sofort aufgefallen, dass die Lenkung des Audi direkter anzusprechen und der Wagen etwas „brettiger“ auf der Straße zu liegen scheint. Natürlich sticht das total andere Cockpit und die verschiedenartige Bedienung in die Augen. Es ist halt nicht das typische Cockpit, wie ich es in den letzten Jahren von meinen Fahrzeugen gewohnt bin. Nun habe ich mir als Luxus vor 4 Jahren das virtuelle Cockpit im A4 gegönnt, bin in der Beziehung verwöhnt. Allerdings gab es zu meiner Zeit noch das MMI-Rad (und keinen Touchscreen), mit dem der deutlich kleinere mittig angebrachte Screen des A4 zu bedienen ist. Die neuen A4 setzen da unterdessen auch auf Touch-Bedienung.

Was ist nun in Beziehung auf Cockpit und Screens mein Zwischenfazit? Der riesige Tesla-Monitor ist mir etwas zu unübersichtlich und hektisch, gerade wenn auch die Fahrzeuge rund um einen herum ständig eingeblendet werden. Der Blick nach halbrechts ist etwas gewöhnungsbedürftig (aber wahrscheinlich eben wirklich nur Gewohnheit). Das Cockpit und die Bedienung des A4 repräsentiert die herkömmliche Weise: Viele Informationen, die angezeigt werden, Schalter und Knöpfe für Klima und andere Funktionen.

Mein Favorit: Der kleine Screen im Cockpit des ID.3 oder gar das Head-Up-Display projeziert auf die Scheibe, wo die wirklich notwendigen Informationen angezeigt werden. Daneben dann in der Mitte einen Screen zur Bedienung der anderen Funktionen. Nur ein erster Eindruck, aber nach meinem derzeitigen Gefühl die gefühlt beste Lösung.

Würde ich den Tesla Model 3 fahren? Ja, als Dienstwagen würde ich ihn ohne weiteres für 3 bis 4 Jahre nehmen. Gerne sogar. Und unterdessen VW und anderen die Chance geben, deren Software reifen zu lassen. Tesla-Fahrer, besonders die mit IT-Affinität, loben ja immer wieder die Over-The-Air-Updates mit neuen Funktionen. Das will VW ja jetzt auch bieten und hier ist ein Bereich, wo man dann sozusagen live nachvollziehen kann, ob die Wolfsburger zu einem Autohersteller und Softwareexperten werden – was ja erklärtes Ziel ist. Ich habe allerdings auch gewisse Bedenken, wenn ich immer wieder lese, dass man über die Software neue Dienste anbieten wolle. Da sehe ich dann schon die Euro-Zeichen in den Augen vieler Autohersteller. Was wird also eine ständige, kostenlose Verbesserung sein und für was werden die Konzerne irgendwann zur Kasse bitten? Auch das wird ein spannendes Thema.

Wäre mir der Tesla Model 3 im Vergleich zum voll ausgestatteten ID.3 mit großer Batterie und Reichweite die rund 60 Euro im Monat oderdie knapp 3.000 Euro mehr auf 4 Jahre wert? Ich weiß es nicht. Und noch bleibt Zeit zum Überlegen.

(Stefan Pfeiffer)

Der Traum von der proaktiven, bürgerfreundlichen Verwaltung oder wenn das Kindergeld automatisch nach Geburt gezahlt würde

22. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Seit mehr als einem Jahr moderiere ich jetzt fast jeden Dienstag das IBM Livestudio Magazin und berichte dort mit Kunden, Partnern, Influencern und IBM’ern aus der Welt von Hybrid Cloud und KI, aus der Welt der IBM. Ich lerne immer wieder neue spannende Themen kennen, von Quantum Computing bis zur Generalüberholung und Wiederverwendung von gebrauchter Hardware als Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Besonders spannend ist es für mich natürlich, wenn Themen behandelt werden, für die ich mich ganz persönlich interessiere. Das sind beispielsweise Digitalisierung im Gesundheitswesen oder auch Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung. Diese Woche hatte ich wieder das Glück, zu letzterem Thema ein Gespräch führen zu dürfen, fast in Anschluss zu meinem ganz persönlichen Rant, der die Tage erschienen ist.

Peter Kuhn von Fortiss, der Landesforschungsinstitut des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme, und meine Kollegin Felizitas Müller aus dem IBM Watson Center in München. Mit den beiden durfte ich mich über ihr Projekt zur proaktiven Verwaltung unterhalten, einem innovativen Ansatz, der die Bürger:innen als Kunde:innen in den Mittelpunkt stellt. Die Idee ist Services so zu gestalten, dass sie sehr einfach genutzt oder gar automatisch geleistet werden. Ein Beispiel ist das Kindergeld, das in einem solchen Szenario gar nicht beantragt werden muss, sondern automatisch nach der Geburt eines Kindes an die Eltern ausgezahlt wird. Die Daten über die Geburt und Erziehungsberechtigte scheinen vorzuliegen, so dass wohl kein Grund gegen eine solche Automatisierung spricht.

Genug der Vorrede, einfach mal rein hören.

Ich habe den Eindruck, dass es sehr viele Prozesse und Verfahren gibt, die deutlich einfacher und benutzerfreundlicher abgewickelt werden könnte. Das wird ja auch im Onlinezugangsgesetz, kurz OZG, gefordert, das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet ihre Leistungen über entsprechende Verwaltungsportale den Bürger_innen bis Ende 2022 auch digital anzubieten.

Der Prototyp, den die in der seit 2019 bestehende Kooperation zwischen fortiss und IBM entstanden ist, ist nur ein Beispiel, wie so etwas komfortabel funktionieren kann. Hier wird er auch nochmals näher erläutert. Technologien wie Infobots, komfortable Formularschnittstellen, bei denen die Daten schon vor ausgefüllt sind, und Integration in die vorhandenen Bestandssysteme können dabei Bausteine für solche deutlich komfortablere und bürgerfreundlichere Lösungen sein. Es mag zwar keine Sprunginnovation à la SPRIN-D sein, aber es wäre ein sichtbarer und vor allem für die Bürger:innen direkt erfahrbarer Fortschritt.

Nur müssen diese dann auch von den öffentlichen Verwaltungen angenommen und vor allem möglichst zügig umgesetzt werden. Da scheint es mal wieder zu hapern. Das Team hat die Lösung dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie vorgestellt – und wartet auf eine positive Antwort. Und vielleicht gibt es ja auch außerhalb von Bayern Interessenten. Gerne stelle ich den Kontakt zu Felizitas und Peter her. Ich glaube fest daran, dass wir solche Lösungen dringend brauchen. Und in unserem privaten Videocast/Podcast #9vor9 werden in den kommenden Wochen auch mit dem Verantwortlichen der Digitalstadt Darmstadt genau auch über solche Themen sprechen, denn mehr Digitalisierung in der Verwaltung bleibt für mich ganz persönlich ein Herzensthema.

(Stefan Pfeiffer)

Der Lars flauscht mit Twitter und der Stefan grantelt über Digitalisierung in Deutschland – #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

20. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute (am 20.4.2021) bei #9vor9 der flauschige Lars Basche und der grantige Stefan Pfeiffer mit den Themen Weiterentwicklung von Twitter und dem Digitalisierungsdrama in Deutschland – und das im hoffentlich funktionierendem neuen Design*. Lars hat einen Blick auf seine Heimat in den sozialen Medien, auf Twitter geworfen, und einige der geplanten technischen Verbesserungen von Audio à la Clubhouse über Communities und Newsletter bis zur Monetarisierung über Superfollower vorgestellt. Weitere finden sich hier hinter der Paywall im Social Media Watchblog.

Mich treiben dabei primär zwei Gedanken um: Was passiert mit den Videofunktionen von Twitter, die bisher über Periscope zur Verfügung stehen und die wir ja auch für #9vor9 nutzen. Und werde ich auch meine letzte Heimat in den sozialen Medien durch die anstehende Monetarisierung potentiell verlieren? Twitter beziehungsweise eine durchaus von mir selbst gebaute Blase – aktiv folge ich über eine Twitter-Liste den Leuten, die ich schätze – ist nachdem ich Facebook mehr oder weniger verlassen habe und mir LinkedIn zu viel reines Business und Promotions und deutlich zu wenige Inhalte und Diskussionen bietet (nur meine Erfahrungen, der Klaus sieht das anders) der Ort, an dem ich mich noch immer täglich aktiv austausche. Wäre schade. Und kleiner Scherz am Rande: Nein, wir planen noch nicht, #9vor9 auf Twitter kostenpflichtig zu machen.

Nach unserem Gespräch habe ich dann den Tweet von Michael Kroker zu 15 Jahre Twitter und die Infografik gefunden, die ich hier mal einbaue:

Wie Lars ja auch wortgewaltig dargestellt hat, will Twitter ja jetzt richtig wachsen. Seien wir gespannt.

Ebenfalls heute bin ich über den Social Media Watchblog auf die Überschrift Facebook macht Ernst in Sachen Audio gestoßen. Der vollständige Beitrag ist wieder hinter einer Paywall.

Facebook hat eine Reihe neuer Audio-Features vorgestellt. Darunter ein Tool, um Audio aufzunehmen, ein neues Audio-Posting-Format mit dem Namen Soundbites, einen Clubhouse-Klon für Facebook und Messenger sowie eine weitgreifende Partnerschaft mit Spotify, die den Konsum von Podcasts und Musik innerhalb von Facebook ermöglicht.

Facebook macht Ernst in Sachen Audio | Facebook soll Pläne für ein Kinder-Instagram beerdigen | TikTok finanziert NowThis-Serie

Social Audio war ja Thema in unserem Gespräch mit Julia. Hier werden wir wohl auch bald mal nachlegen müssen.

Also gab mir Lars schon einen Anlasse, zu granteln. Viel lauter grantel(t)e ich ja auch schon eine Weile und die Tage über das Versagen der deutschen Politik und öffentlichen Verwaltung in der Digitalisierung. Kürzlich habe ich in einem Beitrag einige Artikel und Tweets der vergangenen Monate heraus gesucht, bei dem einem nur die Haare zu Berge stehen können. Scheinbar geht es kaum oder nur quälend langsam voran. Stattdessen werden beziehungsweise wurden in der Ära Merkel immer mehr Beamte eingestellt. Und nein, lieber Flausch-Lars Basche, die arbeiten nach meiner Einschätzung eben genau nicht an der Digitalisierung. Da gibt es ganz andere Vermutungen. Ein böswilliger Schelm und Grantler, wer Pöstchengeschachere vermutet.

Da es sonst keiner tut (🤨), zitiere ich einfach mal selbst:

Nach Jahren des digitalen Stillstands, gar Rückschritts scheint ein radikaler Schnitt, ein Neuanfang notwendig. Die jetzigen Regierungsparteien haben es offensichtlich versäumt, die digitale Transformation in der öffentliche Verwaltung nennenswert nach vorne zu bringen. Das können wir uns seit langem nicht mehr leisten.

Unsere scheinbare oder offensichtliche Unfähigkeit zur Digitalisierung in Deutschland dokumentiert in einigen Tweets – und meine 2 Cents dazu – StefanPfeiffer.Blog

Das Thema wird uns auf jeden Fall in den kommenden Wochen noch bleiben, kommunal, regional und bundesweit. Wir werden mit Gästen über die Digitalstadt Darmstadt oder die Digitalisierungsbemühungen generell sprechen.

Bis dahin viele Grüße vom Grantel-Stefan


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

*Nachdem es im Gespräch mit Sabine und Alexander technisch gerumpelt hat: Wir haben heute erstmals (hoffentlich erfolgreich) mit den Scenes Ecamm experimentiert, die eine Menge an Möglichkeiten zur Gestaltung bieten.

Unsere scheinbare oder offensichtliche Unfähigkeit zur Digitalisierung in Deutschland dokumentiert in einigen Tweets – und meine 2 Cents dazu

19. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Mir sind in den vergangenen Wochen verschiedene Tweets und Berichte aufgefallen, die sehr kritisch zum Thema Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung Stellung nehmen. Viele Tweets und dahinter liegende Berichte frustrieren einfach nur. Und sie schreien sicher nach tiefergehenden Analysen und vor allem Umsetzungsvorschlägen, wie wir Digitalisierung vorantreiben. Nicht zur Demotivation, sondern einfach als Stoffsammlung zur Diskussion.

Der von mir sehr geschätzte Rafael Laguna de Verra wird wie folgt zu bestehenden Gesetzen und Vorgaben zitiert: Sie behindern, blockieren oft den digitalen Fortschritt. Sind sie vielleicht in dieser Zeit überholt und müssten dringend modernisiert werden?

Handelsblatt und heise online berichten über das Gutachten des Wissenschaftliche Beirat des Wirtschaftsministeriums: eine schonungslose Analyse des Versagens. Der gesamte Bericht kann hier heruntergeladen werden:

Und zur gleichen Studie folgendes Zitat von heise online:

Und ein Zitat aus dem Fazit des Berichts:

Digitale Transformation muss mit einer Reform von Organisationen und Prozes- sen einhergehen. Etablierte Gesetze und Organisa- tionsweisen müssen auf ihre Eignung in einer digi- talen Welt hin überprüft und reformiert werden. Dazu sind einfache Verwaltungsabläufe, auch im föderalen Kontext, sowie klare politische und unter- nehmerische Führung notwendig.

Digitalisierung in Deutschland – Lehren aus der Corona-Krise

Ein gewisses i-Tüpfelchen setzt dann für mich diese Aussage von Peter Altmaier: Wenn wir es nicht hinbekommen, dann holen wir uns ein Team aus Estland … Einfach mal reinhören.

Die NZZ analysiert in einem Bericht das Wachstum an Beamten in der Minsterialbürokratie: In der Amtszeit von Kanzlerin Angela Merkel seien rund 4600 zusätzliche Stellen geschaffen worden. Für wen? Zur stärkeren Digitalisierung hat es offensichtlich nicht beigetragen.

Von den Autorinnen:en werden auch Doro Bär und Jörg Müller-Lietzkow kritisch ins Visier genommen, die ja kürzlich in der FAZ ein neues Superressorts für Digitalthemen gefordert haben:

Ein Superressort mit neuen Stellen? Oder sollen Beamte aus den anderen Ressorts dorthin wechseln? Da stellt sich natürlich dann wieder die Frage, ob nicht frischer Wind und externe Kompetenz gefragt wären – die aber dann hoffentlich nicht an besagten Vorgaben, Gesetzen, an föderalen Strukturen und Blockaden oder bewusstem Aussitzen verzweifeln.

Persönlich sehr frustrierend finde ich, dass gerade der Bund seine Mittel nicht in von den US-Herstellern unabhängige Lösungen für die öffentliche Verwaltung investiert und stattdessen dreistellige Millionenbeträge beispielsweise an Microsoft überweist …

… und gar die Zukunft der öffentlichen Verwaltung auf Basis Microsoft finanzieren will.

Können wir in Europa oder Deutschland es wirklich nicht? Sind es nur die IT-Spezialisten, die fehlen?

Oder ist es nur Bequemlichkeit? Auf jeden Fall würde eine solche Investition neben höherer digitaler Souveränität sowohl Arbeitsplätze schaffen und sichern wie auch höhere digitale Kompetenz in Deutschland kreieren. Bund, Länder, europäische Institutionen tun es aber nicht. Aus Bequemlichkeit? Da Microsoft und Konsorten so geschicktes Lobbying betreiben? Oder weil sie es deutschen IT-Experten nicht zutrauen, denn zu viele, fast alle öffentlichen IT-Projekte sind gescheitert.

Nein, mehr Aufträge an Berater ist nicht die automatische und logische Konsequenz.

Die könne, müssen wahrscheinlich mit einbezogen werden, aber es braucht vor allem ein anderes Vorgehen, weg vom klassischen IT-Projekt im Wasserfallmodell hin zu agileren Projektmanagement- und Realisierungsmethoden. Das geht. Auch in der öffentlichen Verwaltung. Ich glaube, dass es durchaus mit unabhängigem Projektmanagement und entsprechendem Personal klappen könnte. SPRIN-D, die Bundesagentur für Sprunginnovation, könnte ein Vorbild sein.

Leider scheinen Weckrufe wie die von Peter Ganten oder Rafael Laguna de Verra zwar nicht ungehört, aber ohne daraus resultierendes Handeln zu verhallen.

Ich bin in dieser Tweet- und Quellensammlung bewusst nicht auf aktuelle Themen wie die Vernetzung der Gesundheitsämter mir Sormas, das teilweise herrschende Anmeldechaos bei Impfungen, auf die oft zu unrecht kritisierte Cornona-Warn-App oder die aktuellen Diskussionen um die Luca-App eingegangen. Dies sind nur fatale Fanale eines jahrelang heraufbeschworenen digitalen Versagens in der öffentlichen Verwaltung.

Nach Jahren des digitalen Stillstands, gar Rückschritts scheint ein radikaler Schnitt, ein Neuanfang notwendig. Die jetzigen Regierungsparteien haben es offensichtlich versäumt, die digitale Transformation in der öffentliche Verwaltung nennenswert nach vorne zu bringen. Das können wir uns seit langem nicht mehr leisten.

(Stefan Pfeiffer)

Auto-Mobil: Von Sonderlocken und Schnickschnack, Leasing und dem E-Auto als Dienstwagen

18. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Nun haben wir Mitte April 2021 und der Termin, an dem das Leasing meines Dienstwagens endet, nähert sich unaufhaltsam. Im Juli ist es so weit. Noch immer ist unklar, wie es weiter geht: Wird der Vertrag verlängert, weil ich natürlich in Corona-Zeiten bei weitem nicht die dienstlichen Kilometer gefahren bin, wie zu normalen Zeiten? Gibt es aus genannten Gründen oder auch wegen Einsparungen keinen neuen Dienstwagen?

Oder wird mir wieder ein Dienstwagen angeboten? Besteht gar die Option, ein E-Auto als Dienstwagen zu nehmen? In der Gebrauchtwagenbörse habe ich zwei Tesla Model 3 gefunden, allerdings ist der monatliche Mitarbeiteranteil exorbitant hoch. Mein jetziger A4 würde beim Mitarbeiteranteil deutlich weniger zu Buche schlagen. Die geringere Besteuerung bei Privatfahrten und bei der Fahrt zwischen Arbeitsstätte und Wohnung scheinen mir kein finanzielles Argument zu sein, u.a. da ich im Homeoffice arbeite. Dabei wäre ein E-Auto aus dem Fahrzeugpool durchaus eine Option für die kommenden Monate und Jahre. Ich werde weiter recherchieren und bei Neuigkeiten hier informieren. Und wer hier mehr weiß und Tipps zum Thema E-Auto als Dienstwagen geben kann, ich bin sehr dankbar dafür.

Oder steige ich gar auf einen Privatwagen um und schaffe ein E-Auto an? Jenseits der bei Männern natürlich besonders beliebten Frage nach Modell und Ausstattung, stellt sich natürlich die Finanzierungsfrage: Kauft man ein E-Auto, least man den Wagen oder entscheidet man sich gar für ein Auto-Abo, etwas was Autopapst Ferdinand Dudenhöffer auch in meinem Gespräch mit ihm im IBM Livestudio als das künftige Finanzierungsmodell postuliert.

Auch angesichts der Dynamik im Markt werde ich – falls ich mich für einen Privatwagen entscheide – leasen – oder abonnieren. Einerseits wegen der einmaligen Investstion, andererseits wegen Technik und Reichweite der E-Autos, den sich derzeit ständig deutlich weiter zu entwickeln scheinen. Auch kommen immer neue Modelle auf den Markt, hoffentlich auch im Markt für Kompaktwagen.

Hier ein Vergleich der Modelle, die für mich derzeit in Frage kommen. Einerseits der Volkswagen ID.3, den ich auch schon Probe gefahren habe. Von der Größe her reicht mir das der Golf-Klasse entsprechende Modell vollkommen aus. Ich fahre sehr selten mit 4 Personen und selbst da reicht Platzangebot vollkommen aus. Zudem fahre ich im Vergleich zu früher deutlich weniger lange Strecken. Statt bis nach München oder Hannover (adé Cebit) geht es heutzutage dienstlich maximal bis Ehningen bei Stuttgart, nach Köln/Düsseldorf oder nach Nürnberg, also einfache Strecke bis zu 250 – 275 Kilometer. Trotzdem würde ich auch aufgrund der Praxisberichte beim ID.3 für die größere der verfügbaren Batterien und damit die größere Reichweite optionieren.

Die lieben Extralocken und der Schnickschnack am Auto

Batterie und Reichweite sind ein Argument, aber natürlich kommt auch das Kind im Manne und der Technikfreak bei einer Entscheidung für einen Wagen ins Spiel. Ich stehe auf Technik, entsprechende Spielereien wie ein Head-up Display oder das virtuelle Cockpit in meinem A4. Selbstverständlich bieten die neuen E-Autos und auch der ID,3 auch solche Schmankerl vom besagten Head-up Display bis zu vielfältigen Assistenzsystemen, beispielsweise für Spurwechsel oder Notbremsung. Ganz ehrlich stellt sich hier manchmal die Frage, ob diese Extras sein müssen, ob sie wirklich wichtigen Mehrwert bringen. Oder geht es auch ohne große Einschränkungen ohne solche Extras? Was sind die wirklich notwendigen, wichtigen Funktionen? Anklappbare Außenspiegel, abblendbarer Innenspiegel, beheizbare Vordersitze, elektrischer Heckklappe, LED Scheinwerfer mit automatischer Lichtschaltung? Das muss natürlich jede:r im Endeffekt selbst entscheiden.

Ausgeschnitten aus der Tabelle ID.3 Ausstattungsvergleich von Volkswagen. Hier wird einigermaßen deutlich, welche Sonderlocken in den voll ausgestatteten Linien enthalten sind.

Der Unterschied zwischen dem rein funktionalen Fahrzeug und dem „Schnickschnacker“ wird analog zum ID.3 auch beim ID.4, dem neuen SUV von Volkswagen, deutlich. Der ID.4 in der Variante Pro Performance Lite verzichtet auf viele Extras (ohne Rückfahrkamera, Assistenten, abgedunkelter Seitenscheibe hinten), hat aber die „fahrnotwendige“ Ausstattung und kostet im 48-Monats-Leasing 405 €/Monat*. Der entsprechende ID.4 mit allen Sonderlocken kommt in der von mir erstellten Konfiguration dagegen auf 510 €/Monat. Ähnlich verhält es sich mit einem „naggischen“ VW Pro S oder einen voll ausgestatteten ID.3 Pro S Tour: 361 €/Monat versus 491 €/Monat für48 Monate Laufzeit.

Leasingraten im Vergleich – Oder gar Auto im Abonnement?

Hier der Preisvergleich der konfigurierten Fahrzeuge, jeweils kalkuliert auf 15.00 Kilometer Fahrleistung im Jahr, 48 Monate, 6.000 bis 6.500 Euro (Tesla) Anzahlung, was der staatlichen Förderung für E-Autos entspricht:

Interessant ist es in diesem Zusammenhang, auch noch die Preise für Auto-Abonnements beispielhaft am VW ID.3 hinzuzufügen. Der wird von Volkswagen Financial Services im Abo Special für 488 €/Monat angeboten. Im Vergleich zu Leasing sind die Laufzeiten für ein Abo deutlich kürzer (in genanntem Fall 6 Monate Mindestlaufzeit, danach monatliche Kündigung). Hierbei handelt es sich allerdings um die 58 kW Version und die Ausstattung des Wagens kann variieren.

Autoabonnements sollte man auf jeden Fall künftig nicht aus dem Auge verlieren. Im Vergleich zu Leasing sind Zulassung, Steuern, Versicherungen, Wartung & Verschleiß, Reifenwechsel für das Auto im Preis bereits enthalten. Lediglich die Kosten für die Betriebsstoffe kommen oben drauf. Da er mir optisch aufgefallen ist, habe ich auch einmal die Preise für den Volvo XC40 Recharge heraus gesucht: Hier kommt man auf einen Preis von 699 Euro/Monat.

Hier ein kleiner Vergleich der technischen Eckdaten, der selektierten E-Autos.

Noch einige Anmerkungen zu den ausgewählten und verglichenen Fahrzeuge. Den Volkswagen ID.4 konnte ich vergangene Woche beim Autohändler sehen, mich hinein setzen. Das ist auf jeden Fall ein „Schiff“, ein vollwertiger Familienwagen, wertig verarbeitet mit sehr viel Platz und großem Kofferraum. Mir ist er etwas wuchtig, zu groß, obwohl in der Länge auf Niveau meines jetzigen A4. Schaut man auf den Preis für die Pro Performance Lite-Variante, so ist er aber durchaus eine valide Option.

Der Tesla Model 3 war bei mir eigentlich mit der Annahme „nicht mein Designempfinden, zu teuer und vielleicht auch zu groß „außen vor. Beim Design musste ich an meinenFahrten mit dem Model S denken, der mir gefühlt zu amerikanisch-chromig-glänzend war. Da ich aber viel Gutes von Alex, Detlef und auch Richard Gutjahr gehört und gelesen habe, werde ich ihn dieser Tage mal Probe fahren, nur eine Stunde, aber ich werde zumindest einen Eindruck gewinnen.

Zum ID.3 habe ich mich hier im Blog ja schon geäußert und er war/ist eigentlich meine erste Option, zumindest wenn wir ein Fahrzeug privat leasen sollten. Das Thema, ob und welches Fahrzeug ich künftig fahren werde, wird mich sicher in der kommenden Zeit weiter begleiten. Gerade auch das Thema Elektromobilität ist ja auch extrem spannend – inklusive der Diskussion über Ausstattung und Schnickschnack 😄.

Bei aller Begeisterung für E-Mobilität drängt sich mir aber bei einem Preisvergleich noch immer der Eindruck auf, das Verbrenner von den Herstellern noch immer preislich deutlich günstiger – egal ob Privat- oder Dienstwagen – angeboten werden – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

(Stefan Pfeiffer)

*Preise und Angebote ändern sich natürlich ständig. Der Preis bezieht sich auf ein von mir im April 2021 konfiguriertes Beispielfahrzeug