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[DE] „Der Schlüssel von Management ist es, Manager los zu werden“

19. Dezember 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

„Der Schlüssel von Management ist es, Manager los zu werden“. So postulierst es Ricardo Semler.

So zitiert Andrew Chakhoyan auf dem World Economic Forum Ricardo Semler, dessen TED Talk sich rasant verbreitet und Begriffe wie “Industrial Democracy” and “Corporate Re-engineering” geprägt hat. Zwar sei für die Mehrzahl der Arbeit immer noch die traditionelle Organisationsstruktur am besten, jedoch könnten die neuen High Tech-Unternehmen in der heutigen VUCA-Welt (Volatility = Unbeständigkeit, Uncertainty = Unsicherheit, Complexity = Komplexität und Ambiguity = Mehrdeutigkeit) die Vorreiter eines nicht hierarchischen Modells werden.

via „The key to management is to get rid of the managers“ –  CIO Kurator 

Auf dem CIO Kurator schreibe ich, dass dies durchaus ein Thema für CIOs ist, die multidisziplinäre Teams bilden müssen, um den Herausforderungen der digitalen Transformation gerecht werden zu können. Aber eigentlich sollten Manager generell darüber nachdenken …


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[DE] Alexa, schalte Dich selbst aus – Wirklich? – Nun auch Thema bei den Tagesthemen

17. Dezember 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema hat es auch in die Tagesschau geschafft, doch noch immer fehlt mir die sachliche und fundierte Diskussion rund um Alexa & Co und deren Speicherung und Verwertung von Daten. Böse gesagt finde ich das etwas blauäugig und ignorant.

ARD-Reporter Christian Feld hat prompt reagiert und geantwortet:

Mehr beim CIOKurator:

Nun hat es Alexa auch in die Tagesschau geschafft. Am 14. Dezember wurde der Beitrag gesendet, der mit hoffnungsschwangeren Satz endet Alexa, schalte Dich selbst aus.
Ich habe mich ja hier im CIOKurator und in meinem Blog DigitalNaiv schon öfters kritisch zum Thema geäußert. Um es vorweg zu nehmen. Ich glaube, dass Systeme wie Alexa & Co nicht aufzuhalten sind und sich durchsetzen werden. Auch ich werde mir einen solchen Assistenten sicher einmal anschaffen und warte – da mein Technikzoo Apple-dominiert ist – auf den HomePod und hoffe auf den doch offenbar etwas sorgsameren Umgang von Apple mit meinen Daten.

via Alexa, schalte Dich selbst aus – Wirklich? – Tagesthemen am 14. Dezember 2017 –  CIO Kurator 


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[DE] Ich bin schuldig – Von der Onlinebestellerei, Führungspraktiken und persönlichem Kaufverhalten

15. Dezember 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Vorab, Euer Ehren: Ich bin schuldig im Sinne der Anklage. Ich bestelle selbst immer wieder bei Amazon. Und das Thema Niedriglöhne und nicht unbedingt erstrebenswerte Arbeitsverhältnisse bei Amazon ist ja auch nicht neu. Jetzt bin ich durch zwei Ereignisse auf das Thema gestoßen.

In der heute SHOW von Oliver Welke gab es einen Beitrag zum Thema Weihnachtssklaverei, Paketdienste und Onlinebestellungen. Natürlich ist hier auch Amazon – die HTML-Seite heisst sinnigerweise https://www.zdf.de/comedy/heute-show/amazon-crime-102.html – mit seinen Tarifen und seiner offensichtlichen Knechtung und Überwachung der Mitarbeiter im Versandhandel – ich benutze bewusst Versandhandel – ein Thema. Das Thema schwelt schon seit Jahren und ist auch wohl dokumentiert. Amazon zahlt den Mitarbeitern den Logistiktarif, die Gewerkschaft verdi fordert den Tarif des Einzel- und Versandhandels.

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Das Video unbedingt anschauen. Laut ZDF Mediathek ist es bis 08.03.2018, 23:00 online. Aus technischen Gründen – es ist wohl nicht auf YouTube verfügbar – kann ich es nicht direkt einbetten. Doch jenseits der Tariffrage – ich komme auf meine Schuld zurück – klagt das Video auch unser Verhalten, das Verhalten der Konsumenten an. Wir kaufen immer mehr Produkte online und das schon seit Jahren. Auch ich habe das und tue das noch viel zu oft aus Bequemlichkeit.

Vom Schreibtisch im Home Office ist schnell etwas bestellt. Man muss sich nicht in das nächste gelegene Geschäft bewegen, um eine Artikel zu suchen, der dann doch nicht da ist. So werden mir Bücher, IT Gadgets, Sportshirts und andere Dinge per Paketdienst ins Haus geliefert und das funktioniert bis auf wenige Ausnahmen – als Home Office-Arbeiter bin ich oft daheim – meist zeitnah und reibungslos.

Gut, aufgrund der Marktdominanz und besagter Praktiken versuche ich und habe ich meine Bestellungen unterdessen eingeschränkt und stärke wo immer es geht den lokalen Einzelhandel, auch wenn dort die Erfahrungen mit Service und Auswahl oft nicht berauschend sind und es durchaus meist mehr Zeit und Benzin kosten kann. Bücher kaufe oder bestelle ich entweder bei der lokalen Buchhandlung oder anderswo und auch bei anderen Artikeln suche ich nach Alternativen. Leider gibt es diese Alternativen nur in sehr beschränktem Maße. Amazon hat hier ein Monopol geschaffen und ob das noch einmal angekratzt werden kann, ist fraglich.

Trotzdem auch hier mein Appell, wirklich zu schauen, was man vor Ort oder auch bei anderen Quellen kaufen kann. Monopole sind gefährlich. Das gilt für Amazon und auch andere Online-, Office- und Internetgiganten, die diese Position unterdessen mehr oder weniger offen ausnutzen. Meine zunehmende Skepsis gegenüber Amazon und Datenschutzbedenken sind übrigens auch der Grund, warum bei mir noch kein Alexa in der Wohnung steht. Und das, obwohl ich neue Gadgets immer gerne und zeitnah ausprobiere.

An den lokalen Einzelhandel und den europäischen Versandhandel kann man nur appellieren, vor allem einen guten Service zu bieten, der möglichst einen fühlbaren Mehrwert gegenüber der Online-Bestellung oder der Bestellung bei Amazon offeriert. Ich weiß, es ist oft problematisch, den Laden offen zu halten, aber ich gehe beispielsweise ganz bewusst zu der Apotheke vor Ort, die auch mittags den Laden offen hält. Fön und kleine technische Geräte kaufe ich bei einer älteren Dame in Eberstadt, wo man seine Geräte auch noch – man mag es kaum glauben – zur Reparatur vorbeibringen kann. Wie lange sie und ihre „Nachfahren“ den Laden noch offen halten kann … Ich drücke die Daumen. Ich weiß, das sind alles nur kleine, hehre Beispiele, ein Tropfen auf den berühmten heißen Stein und das dicke Brett ist nicht gebohrt, aber es fühlt sich gut an und irgendwie muss man ja anfangen.

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Zur Ilustration: Wer weiß im Netz was …

Traurig ist es halt, wenn gerade auch der lokale Einzelhandel den Servicegedanken nicht mehr verfolgt. Der lokale Bad- und Sanitärhandel wollte halt die Leiste meiner Dusche nicht mehr bestellen, weil man dazu in den Katalog schauen, bestellen und nur für schlappe 10 Euro Geschäft macht. Ok, der Laden sieht mich bei größeren Neuanschaffungen sicher nicht wieder und ich habe die Leiste online bestellt. Nicht bei Amazon. Und auch das ein Appell: Man muss kein Amazon sein. Man kann auch in Nischen durchaus heute attraktive Angebote machen, die erfolgreich sein können. Da gibt es sicher noch eine große Chance für Kleinunternehmer mit Phantasie.

Zurück zu Amazon. Das zweite Ereignis ist viel persönlicher und ich bin mir auch gar nicht sicher, ob es hier publiziert gehört. Da es aber anonymisiert ist … Ein Freund in meinem Alter hat enorme Probleme mit einem Vorgesetzten, der ihn wohl bewusst extrem unter Druck setzt. Das hat zu enormen psychischen Problemen mit entsprechenden Aufenthalten geführt.

Nein, er ist nicht Packer am Fließband, sondern in einer mittleren Managerposition. Obwohl er durch seine Problem „geschützt“ sein sollte, wird er wieder pressiert und das Unternehmen bei entsprechendem Angebot auch verlassen. Was soll man auch tun, wenn man jeden Tag mit Schmerzen und Problemen an den Arbeitsplatz gehen soll? Mal schauen, wie es dort weiter geht. Und ich hoffe, er kommt gut raus und findet eine andere adäquate Stelle. Mit Mitte Fünfzig ist das ja auch nicht einfach.

Druck und Unter-Druck-setzen oder gar Mobbing gibt es sicher nicht nur bei besagtem Unternehmen. In jedem Fall und in jedem Unternehmen muss man aber anprangern, wenn Mitarbeiter zu sehr „gedrückt“ werden oder aber auch Manager gehalten werden, immer mehr über das Erträgliche aus den Mitarbeitern herauszuquetschen. Der Gewinnoptimierungs- und Rationalisierungsanspruch ist ja bei allen Unternehmen, gerade börsenbasierten, sehr stark. Doch müssen sich Führungskräfte auch gewissen Grenzen bewusst sein, die man nicht überschreiten sollte. Man könnte auch fast das Wort von der Sorgfaltspflicht für die Mitarbeiter, guter Mitarbeiterführung oder gar dem Vorteil motivierter Mitarbeiter in den Ring werfen, aber machen wir dieses Fass nicht auf.

Fast ist also hier ein Weihnachtsbeitrag erschienen, der ebenso im privaten Block und auch auf dem CIOKurator für die CIOs dieser Republik hätte erscheinen können. Da ich besagtes Video aus der heute SHOW nicht hier einbetten kann, greife ich auf den Klassiker von Charlie Chaplin zurück, den ich kürzlich auch auf dem CIOKurator verwendet habe.


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[DE] Automatisierung mit KI: Wir kommen nicht drum rum …

24. November 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Die nächste Welle der Prozessautomatisierung läuft, diesmal getrieben durch Fachkräftemangel, Technologien der künstlichen Intelligenz und der Notwendigkeit zur latenten Optimierung gerade im Zeitalter der digitalen Transformation. Auf dem CIOKurator habe ich einen Bericht von Tom Davenport kommentiert und mit eigenen Erfahrungen angereichert. Hier meine persönlichen 2 Cents:

Wir kommen um weitere Automatisierung nicht herum. Der Zug geht eindeutig in diese Richtung. Jedoch sollten wir versuchen, nicht die Fehler der Vergangenheit, der ersten Business Process Reengineering-Welle, möglichst nicht wiederholen. Und wir müssen mit einer realistischen Einschätzung an das Thema kognitive Technologien und Automatisierung herangehen. Wir befinden uns noch am Anfang und wir müssen akzeptieren und einberechnen, dass die Systeme nicht von heute auf morgen gleich den Mehrwert liefern, den man sich erhofft und erwartet. Wer jedoch mit Augenmaß an die Projekte herangeht, die notwendige Zeit zur Konzeption und zum Anlernen der kognitiven Systeme investiert, der kann auf jeden Fall deutlichen Nutzen generieren.

via Erleben wir getrieben durch künstliche Intelligenz eine Renaissance von Business Process Reengineering? –  CIO Kurator 


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[DE] Agiles Marketing sein, heisst raus aus Excel-Tabellen, hin zum Kunden

6. November 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Unternehmen als Medienplattformen, so haben es Gunnar Sohn und Winfried Felser formuliert un dies war ja auch Inhalt des Gesprächs mit Gunnar Sohn zum unterdessen rund 6 Monate alten CIOKurator. Zeit für Reflektion nicht nur zum CIOKurator, sondern auch zum generellen Verständnis von Kommunikation in unserem Zeitalter.

Die Querdenker der modernen Kommunikation und Interaktion sprechen über Unternehmen als Medienplattformen, doch die Kommunikationsabteilungen in vielen, vielleicht der Mehrzahl der Unternehmen leben noch in einer ganz anderen Welt: in der Welt der vermeintlich kontrollierten und kontrollierbaren Kommunikation. Dies drückt sich in vielen Facetten aus. Soziale Kanäle werden zentralisiert, da der scheinbare Wildwuchs an Abteilungsleiter- oder Themenkanälen nicht gewünscht wird: „Wir wollen mit einer Stimme sprechen und das können wir am besten über den einzigen und wahren Twitter-und Facebook-Kanal.“

Vor allem Special Interest-Kanäle generieren Nachfrage

Dass damit aber der oft durchaus lebhafte Dialog zu speziellen Themen gekillt wird, ist akzeptiert er oder gewünschter Nebeneffekt. Dabei wird sträflich vernachlässigt, wie wichtig die viel zitierten Special Interest-Kanäle sind. Nur oder gerade dort finden Interessierte genau die Informationen, nach denen sie suchen und im Idealfall sogar den Austausch mit Gleichgesinnten. Globale und generalistische Kanle können dies nicht leisten, binden Interessenten nicht und verkommen viel zu oft zu offiziösen Verkündungsplattformen, die maximal noch im eigenen Unternehmen und von Wettbewerbern gelesen werden. Dabei ist es das Interesse jedes Marketingverantwortlichen sein, für seine Zielgruppe eine möglichst lebendige Plattform zu schaffen, die sich idealerweise zu einer Community, einer Gemeinschaft entwickelt, die in stetigem und regen Dialog steht. Genau ein solcher Dialog sollte eigentlich das Ziel eines Unternehmens, denn so erfährt man am meisten über seine Interessenten und Kunden, bindet bestehende Kunden und hat – indem man seine Expertise zeigt – die Chance, Neukunden zu gewinnen. Was will man als Marketier eigentlich mehr?

Controlettis dominieren Kommunikationsabteilungen 

Doch nur zu oft geht der Zug in eine genau andere Richtung. Der Traum von der kontrollierbaren Kommunikation lebt auch im Zeitalter der sozialen Kanäle weiter. Oder anders gesagt: Die Angst vor negativen Nachrichten und Kommentaren überwiegt, denn das nächste Quartalsende – „the most important Quarter in the history of our company“ – naht unaufhaltsam. Also werden offizielle Pressemitteilungen verschickt, vielleicht wird noch ein offiziöses Unternehmensblog mit gleich gebügelten Nachrichten betrieben und den Mitarbeitern werden Tweets vorgeschrieben, die diese bitte eins zu eines verwenden und retweeten. Fehlanzeige Kommunikation, individuelle Ansprache oder gar gewollter Dialog. Schöne alte Welt der Einwegkommunikation und Beschallung.

Kommunikationsabteilungen leben im vergangenen Jahrtausend

Viele Schaltzentralen in der Unternehmenskommunikation haben die Prinzipien des Zeitalters der sozialen Medien noch immer nicht verstanden und verharren in den Kommunikationsformen der 80er oder 90er Jahre mit Printmedien und mundgerecht geschriebenen, gekauften Advertorials. Über negative Berichte in Blogs und Communitiers, die dann doch meist online erscheinen, regen sich Unternehmensführung, Vertriebsleiter und mancher Marketing Manager auf und glauben das Thema dadurch erledigen zu können, in dem man schweigt und gewisse Influencer auf die schwarze Liste setzt, deren Quellen trocken zu legen versucht. Dass dies gerade heutzutage nicht mehr funktioniert, ja angesichts Facebook, Twitter und den anderen Kanälen nicht funktionieren kann, wird nicht verstanden.

Weit weg vom Unternehmen als Dialogplattform

Wie soll dann ein Unternehmen als Medien- oder Dialogplattform agieren? Kommunikation gerade über die neuen Kanäle wird unterbunden, der Dialog und die Meinungsführerschaft bewusst oder unbewusst anderen überlassen. Statt als Unternehmen selbst besagte Dialogplattformen zu schaffen oder zumindest an ihnen teilzunehmen, wird sich hinter der eigenen, bunten Webseite verschanzt, auf die man mit Paid Media möglichst viel Traffic leitet. Ist ja auch viel einfacher wie ein anstrengender Dialog und eine kontroverse Diskussion.

Es war einmal der Traum vom Markenbotschafter

Auch wenn Otto nun 100 Influencer ausbilden will, scheint mir in Marketing und Kommunikation das Thema Markenbotschafter deutlich abgeflacht zu sein. Vor Jahren wurde noch postuliert, dass man möglichst viele Mitarbeiter als Botschafter des Unternehmens in sozialen Medien und in Communities haben wolle. Doch scheint mir dieses Konzept aus vielerlei Gründen nicht zum Fliegen gekommen zu sein. Den Mitarbeitern fehlte und fehlt die Sicherheit, was sie denn auf Social Media schreiben können. Ihnen fehlt die zugesicherte Rückendeckung des Unternehmens, wenn mal etwas schief gehen sollte (Stichwort Fehlerkultur).

Vor allem aber fehlt ihnen die Zeit, sich in sozialen Kanälen zu engagieren. Nur zu selten wird ein solches Engagement in der Priorität der zu erledigenden Arbeit immer wieder nach unten verschoben.Wenn es im Projekt klemmt oder das Quartalsende naht, sind doch wieder wichtigere Dinge zu erledigen. Kein mir bekanntes Unternehmen hat es bisher in meinem Umfeld geschafft, konsequent in den wichtigsten Communities und auf den relevanten Plattformen Markenbotschafter fest zu etablieren. Dabei liegt hier ein riesiges Umsatz- und Geschäftspotential brach. Wer sich konsequent vernetzt, sich als kompetenter Gesprächspartner positioniert, der bekommt mit, wo was geht, und wird ganz automatisch angesprochen.

Excel und PowerPoint statt mit Kunden kommunizieren

Vielen Mitarbeitern fehlt es – verständlicherweise – zudem an der Lust, das auch noch on top zu machen. Und die Chefs priorisieren es nicht, erkennen es nicht entsprechend an. Nur zu wenige Mitarbeiter sehen es als Chance, den eigenen Marktwert zu steigern. Gerade die Marketingabteilungen, die leuchtendes Vorbild sein müssten,  versagen kläglich: Es ist viel einfacher, sich im eigenen Büro hinter Excel-Tabellen und in PowerPoint-Präsentationen zu verschanzen und sich intern zu beschäftigen, statt draußen am Markt aktiv zu sein. Das ist bequemer und wird auch allseits vom Management toleriert, für mich unverständlicherweise gerade auch in Berufen wie Marketing und Vertrieb, der Aufgabe es ja sein müsste, im Markt zu sein und mit Kunden, Interessenten und den gerade viel beschworenen Influencern zu kommunizieren.

Agil sein, heisst im Markt sein mit dem Ohrt am Kunden

Verfolgt man dann auf der anderen Seite, wie viele Unternehmen von agilen Methoden oder gar Holokratie sprechen und dies auch intern postulieren, dann streben sich mir die Nackenhaare. Ja, agile Arbeitsweisen und Projektmanagement haben nichts mit Unternehmen als Dialog- und Kommunikationsplattformen gemein. Oder vielleicht doch? Vielleicht heisst „Agile“ nicht nur, nach entsprechende Methoden zu arbeiten. Vielleicht gehört es zur Aufgabe des Scrum Masters bei StandUps und Sprints abzufragen, was denn welcher Mitarbeiter am vergangenen Tag oder in den letzten zwei Wochen am Markt getan, mit welchen Kunden und Influencern gesprochen hat. In allen Arbeiten zu agilen Methoden wird auch immer wieder betont, wie unverzichtbar der latente und direkte Kontakt mit seinen Kunden in der Produktentwicklung oder Projektdurchführung ist. Dann sollte man dies gefälligst auch allen Marketiers und anderen „Kundenschnittstellen“ ins Stammbuch schreiben und es dann auch leben.

(Stefan Pfeiffer)

Das Projekt CIOKurator

Der CIOKurator ist der Versuch, eine Informations-, Meinungs- und Dialogplattform für die Zielgruppe CIOs, IT Entscheidungsträger und IT Influencer zu schaffen. Hier sollen die wichtigsten Trends und Themen für CIOs behandelt werden, vom eigenen Selbstverständnis in der digitalen Transformation über die sich veränderte Rolle bis zu technologischen und Managementthemen. Wir experimentieren bewusst mit verschiedenen Formate, mit Live Interviews mit CIOs über Fachgespräche bis hin zu aktuellen technologischen Themen und Trends, die wir aufgreifen und kommentieren. Und ja, es kommen auch immer wieder Themen zur Sprache, die die IBM betreffen und es gibt viel Hintergrundinformation dazu. Jedoch will der CIOKurator keine platte Werbeplattform sein, stattdessen ein Kristallisationspunkt, der Interesse und Lust an der Auseinandersetzung und Diskussion weckt. Genau daran wollen wir, das CIOKuratorium, arbeiten und weiter experimentieren in der festen Überzeugung, dass man solche Dialoglattformen in der heutigen digitalen, von sozialen Kanälen geprägten Welt braucht.


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[DE] Datenschutz endlich ernst nehmen – Privat und in Unternehmen!

23. Oktober 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema Datenschutz und was geschieht mit meinen Daten wird aus meiner Sicht einfach nicht ernst genug genommen. Das gilt für private Nutzung, wo – so scheint es mir – oft gar nicht darüber nachgedacht wird, wer „meine“ Daten besitzt, benutzt oder mit protokolliert. Das gilt aber ebenso für den Unternehmenskontext, wo oft auch lapidar darüber hinweg gegangen wird, dass Daten von Herstellern verwertet werden. Auf dem CIOKurator hatten wir als nur ein Beispiel auch über Windows 10 und seine Datenschutzproblematiken oder auch die Bedenken der EU bezüglich einer Monopolisierung berichtet. Deshalb – und nicht weil ich IBMer bin – begrüße ich, wenn Unternehmen ihre Prinzipien im Umgang mit Daten offen legen!

Hier ein Re-Blogging meines Beitrags vom CIOKurator:

Was geschieht eigentlich mit meinen Daten? Wem gehören sie? Das sind Fragen, die nicht nur privat, sondern auch Unternehmen interessieren sollte. IBM hat jetzt seine Prinzipien und Verantwortlichkeiten transparent veröffentlicht. Die Prinzipien können hier (in englischer) Sprache nachgelesen oder als PDF heruntergeladen werden.

Behandelt werden unter anderem die Aspekte:

1. Datenbesitz und Datenschutz

2. Datenfluss und Datenzugriff

3. Datensicherheit und Vertrauen

4. Daten und künstliche Intelligenz

5. Fertigkeiten im Umgang mit Daten und neue Berufsbilder

Eine solche klare, offene und transparente Kommunikation würde ich mir in dieser einfachen und konsumierbaren Form von manch anderem Unternehmen oder mancher Datenkrake wünschen.

(Stefan Pfeiffer)

 

 


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MULTITASKING KOSTET UNS 40 % UNSERER PRODUKTIVEN ZEIT: WIR BRAUCHEN EINEN NEUEN ARBEITSFLUSS

13. Oktober 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Wir haben das Thema Multitasking und Ablenkung durch E-Mail und unterdessen mehr undmehr andere Nachrichtendienste des Öfteren hier auf dem CIOKurator behandelt. Jetzt haben sich Autoren des World Economic Forums mit dem Thema auseinandergesetzt. Die Zahlen und Fakten sind beeindruckend.

We are accelerating into the age of „connected everything“. There are almost three million apps in one of the world’s leading app stores, many of us check our smart-phones once every 6 minutes and most of us carry our digital devices for 22 hours per day.

via Multi-tasking eats 40% of your day. Here’s how to fight back | World Economic Forum

Viele uns prüfen ihr Smartphone alle 6 Minuten. Es liegt auf dem Nachttisch und wenn es aufleuchtet, „muss“ man sofort schauen, was denn los sein könnte. Und das tun Leute obwohl bekannt ist, wie störend und schädlich dieses Checken für den Schlaf ist. Alles ist mit allem verbunden. Und in Zeiten der smarten Geräte, von Amazon Alexa und Google Assistant wird es immer schlimmer werden. Wie drückt es James Hewitt, der Autor des Beitrags aus: Alles ist im Fluss. Wir lesen nicht mehr Zeitung, sondern konsumieren Feeds und Online-Nachrichten. Wir streamen Musik und Videos. Wir verbringen 60 % unserer Zeit mit irgendeiner Form elektronischer Kommunikation. Wir sind in einer „flow-based economy“, wie er es nennt.

Damit wir besser, schneller, weiter, effizienter werden, schmeissen wir von der IT den Mitarbeitern immer neue Werkzeuge über den Zaun. Nein, seien wir fair. Oft holen sich die Mitarbeiter diese Werkzeuge selbst, weil sie glauben, damit produktiver zu sein. So gibt es dann neben der viel geliebten E-Mail zusätzlich zu den „alten“ Kollaborations-Werkzeugen jetzt auch noch Slack & Co. Wir mailen, chatten, skypen, slacken, whatsappen, meeten online, telekonferenzieren, videokonferenzieren. Es blinkt, piept, vibriert und boingt, auf dem Rechner, dem geliebten Smartphone, dem Tablet und jetzt auch noch auf der Apple Watch. Alles im im Fluss. Alles wird unterbrochen. Bis zu 40 Prozent unserer produktiven Zeit verbringen wir damit, mir Multitasking, obwohl bekannt ist, dass wir Menschen – auch Frauen übrigens – das nicht können.

More than 90% of people multi-task during meetings. 42% of us admit to reading and responding to e-mail in the bathroom. 70% of us check e-mail while watching TV. When we find the opportunity to rest, 34% of us admit to using social media as a form of mental break.

via Multi-tasking eats 40% of your day. Here’s how to fight back | World Economic Forum

Und interessant: Selbst wenn wir unsere Geräte ausschalten, sind die kognitiven Fähigkeiten deutlich reduziert, solange das Smartphone irgendwo in Reichweite ist. Kontrollverlust:

Many of us feel that everyday life is no longer under our control. We have a variety overload. The more activities we choose to engage in, the less time and energy we have for each of them.

via Multi-tasking eats 40% of your day. Here’s how to fight back | World Economic Forum

Zeit, uns selbst Grenzen zu setzen. James Hewitt nennt es eine Grammatik für das digitale Zeitalter. Er fordert Regeln und ein gemeinsames, vereinbartes Verständnis, neue Normen, auf die wir uns einigen sollten:

All Rights with the World Economic Forum and James Hewitt

  • Klarheit darüber, wofür wir welches digitale Werkzeug nutzen. Und man müsse nicht jedes Tool nutzen, nur weil es technisch verfügbar ist.
  • Wir sollten unsere Kommunikation und die Nutzung strukturieren.
  • Bewusst sollten Zeiten eingehalten werden, in denen man „disconnected“ ist. Hewitt nennt es „idle time“, sich im Leer lauf befinden.

Wer schafft es wirklich, zu fest definierten Zeiten in seine E-Mail und auf sein SmartPhone zu schauen, statt die alle 6 Minuten – wie oben genannt – zu glauben, etwas verpasst zu haben? Und was hat das alles mit dem CIO zu tun?

Meine 2 Cents: Die IT und der CIO können und sollten Werkzeuge nicht verbieten, sonst kommen diese – siehe das Beispiel Nutzung von WhatsApp zur Geschäftskommunikation oder von Dropbox zum Teilen von Dateien – durch die Hintertür als Schatten-IT in Unternehmen. Ist es eine Lösung, die E-Mail- und Chatserver zu definierten Zeiten einfach abzuschalten, wie es einige Unternehmen tun? Ich denke nicht, weil ich doch etwas naiv an die eigene kommunikative Selbstbestimmung glaube.

Ich bin aber sicher, dass immer noch ein Riesenpotential in der digitalen Fingerfertigkeit unserer Mitarbeiter schlummert, unsere Mitarbeiter über die „richtige“ Nutzung der Werkzeuge zu unterrichten und ihnen dabei nicht nur mit zu geben, welches Tools am besten für welchen Zweck geeignet ist, sondern ihn auch nahe zu bringen, die Tools bewusst und definiert auch auszuschalten. Und das ist sicher keine Schulung, die ich einmal halte und die Nutzer tun und verstehen es. Es ist eine fortwährende Aufgabe sicher nicht nur der IT. Deren Aufgabe ist primär, die effiziente Nutzung zu vermitteln. Vielmehr sind hier die Führungskräfte gefragt, die ja eigentlich produktive Mitarbeiter haben wollen müssten. (Welche eine Wortkombination.)

Und dies ist für mich eine wesentlich wichtigere oder zumindest genauso relevante Aufgabe, wie agile Projektmanagement- und Arbeitsweisen einzuführen. Die kann man sich nämlich irgendwo hin schmieren, wenn die Kolleginnen und Kollegen eh ständig am multitasken und Nachrichten checken sind.

(Zuerst erschienen auf CIOKurator.)


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Schatten-IT: WhatsApp & Co sind in der Unternehmenskommunikation angekommen …

28. September 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Messenger sind auch in Unternehmen und in der beruflichen Kommunikation angekommen. Das ergibt eine repräsentativen Umfrage der Job-Seite Indeed in Zusammenarbeit mit den Marktforschern von respond unter deutschen 1.980 Arbeitnehmern. Demzufolge nutzen 68 % der Befragten WhatsApp für geschäftliche Kommunikation. Danach folgenden SMS (31 Prozent) und der Facebook Messenger (23 Prozent).

Von für den Unternehmenseinsatz optimierten Messengern oder Konversationswerkzeugen keine Spur (nimmt man mal Skype aus, dass ja auch in einer Business-Version existiert). In dieser Studie tauchen weder Slack noch Microsoft Teams oder HipChat und andere Tools, die ja gerade auch auf dem CIOKurator viel diskuitert werden, auf.

Eine weitere interessante Aussage dieser Umfrage: Demzufolge nimmt die Bedeutung von E-Mail in der geschäftlichen Kommunikation ab. 50 % der Befragten gaben an, dass das E-Mail-Aufkommen deutlich weniger geworden ist.

Meine 4 Cents:

  • Wurden die Profiwerkzeuge wie Slack & Co. einfach nicht abgefragt oder werden sie einfach im Vergleich zu den privat bekannten Messengern wirklich so wenig genutzt.
  • Die Nutzung der Consumer Messenger ist – um es vorsichtig zu formulieren – in vielen Fällen unter Compliance- und Sicherheitsaspekten bedenklich sein. Vertrauliche Inhalte oder kundenbezogene Kommunikation und Information per Messenger geht nicht erst seit GDPR gar nicht.
  • Kommt wirklich langsam Bewegung in die E-Mail-Flut, getrieben durch die Kommunikationspräferenzen der jüngeren Generation und die generelle WhatsAppisierung der Kommunikation?
  • Auch wenn die E-Mails vielleicht weniger werden, so steigt in gleichem, wenn nicht in höherem Maße die Zahl der Nachrichten per Messenger. Das hilft uns wahrscheinlich in der Frage der besseren und tranparenteren Kommunikation nicht wirklich weiter, ja könnte sogar höheren Stress verursachen.

via • Infografik: 52 Prozent der Arbeitnehmer nutzen beruflich Messenger | Statista

(Zuerst erschienen auf ciokurator.com)


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[DE] Digitale Transformation braucht Online Communities – und Community Manager

25. September 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich könnte Dion Hinchcliffe nicht mehr zustimmen: Online Communities sind ein hervorragendes Werkzeug, um Digitalisierung und digitale Transformation voranzutreiben. Interne und externe „Stakeholder“ können eingebunden werden. Wenn konsequent mit der Community gearbeitet wird, entsteht quasi automatisch eine transparente Wissensdatenbank. Transparenz, Kommunikation und Zusammenarbeit sind für mich Eckpfeiler, um digitalen Wandel voran zu bringen.

Diese Infografik visualisiert, welche Komponenten und Aspekte einfliessen können:

Dion fasst auch seine Erfahrungen darüber zusammen, was benötigt wird, um den digitalen Wandel voranzutreiben. Vor allem braucht es meiner Meinung Community Manager – von Dion Facilitation genannt – , die Diskussionen am Leben halten, kanalisieren und leiten, Kollegen und Kollegen unter die Arme greifen. Fähigkeiten eines Community Managers, die auch einem CEO (und CIO) gut zu Gesichte stehen.

Early lessons in using online community for digital change

While the methods and approach we are using to connect together change agents in a community to organize around and realize strategic change are very much still emerging, I can say from experience now that the following is generally required:

  • A community platform. This is a digital forum within which digital change agents will collaborate on and effect change, formulating plans, making joint decisions, and carrying out their efforts, often in very self-organized ways.
  • Facilitation. This is by applying what industry colleagues like Rich Millington refer to as strategic community management, actively facilitating the change process, ensuring those who get stuck get the help they need, and empowering, educating, and orchestrating many points of top-down and bottom-up change across the community, and therefore across the organization.
  • Learning. The community as a whole becomes a massive learning repository, a sort of self-documenting and emergent MOOC for digital transformation adapted to the organization, with lessons learned and best practices culled by facilitators and spread to change agents.
  • Empowerment. A community of transformation spreads knowledge, resources, know-how, and collective energy, enabled by sponsorship, capabilities, staff, and a mandate from the highest levels of the organization.
  • Communications. With rapid change comes an absolute requirement for transparency and clear, open communication. These traits are the natural attributes of an online community, as everyone can see what’s happening and why. As I cited above, this is the top factor for successful transformation.
  • Co-creation. The strongest, swiftest change happens is when there is alignment locally and globally on what needs to be done. Then everyone comes together to put together their ideas and resources to drive digital change.

Source: Using Online Community for Digital Transformation | On Digital Strategy | Dion Hinchcliffe

Kleiner Werbeblock: Wer eines der besten Community-Werkzeuge IBM Connections 60 Tage lang kostenlos austesten will, kann das über diesen Link tun.

(Dieser Beitrag ist zuerst auf CIOKurator erschienen.)


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[DE] Ade One Size fits all: Zusammenarbeit ist per se vielfältig #Collaboration

19. September 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine neue Umfrage von harmon.ie unter 800 Wissensarbeitern, welche Programme sie am Arbeitsplatz auf Computer, Tablet oder Smartphone nutzen: Schockierende 48 Prozent der Anwendungen, die sie nutzen, werden nicht von der IT bereitgestellt. Darunter sind „Klassiker“ wie Dropbox, Google Docs und WhatsApp. 61 Prozent der IT Abteilungen versuchen den Wildwuchs mit einer Cloud Governance Politik Herr zu werden und die Risiken einzudämmen. Studien schätzen, dass ein Drittel aller Services der Schatten IT ein Risiko darstellen.

Durchschnittlich benutzen die Anwender rund 9 Programme. Davon sind zwischen 5 und 9 Anwendungen am Arbeitsplatz ständig offen. Apps haben das Leben nicht unbedingt einfacher gemacht. Ob man nun vom falschen Versprechen der App-Ökonomie sprechen kann, wie der Titel der Studie, lautet, halte ich für fragwürdig. Anwender würden diese Apps nicht herunterladen und freiwillig nutzen, wenn ihnen die IT eine entsprechende Alternative zur Verfügung gestellt hätte.

Klar, man muss zwischen vielen Anwendungen hin und her springen: 43 Prozent der Anwender in Unternehmen sagen, dass sie bei der Erledigung einfacher Arbeiten zwischen zu vielen Apps wechseln müssen. Ist das nun mit den Apps viel schlimmer geworden oder war das nicht immer so?

Ein Portal, in dem alle Informationen, würde nach Einschätzung von 67 Prozent der Befragten die Arbeit erleichtern. Portal, hab ich doch schon mal gehört? Portlets, JSR168, alles mal da gewesen und in Gartner Hype Cycles rauf und runtergebetet. Der Anspruch war schon vor langer Zeit da, möglichst an einem Ort alle Informationen im Überblick zu haben. Intranet- und Arbeitsplatzportale waren und sind eine Ausprägung dieses Anspruchs. Und manches ist im Laufe der Jahre auch schief gegangen. Wer erinnert sich beispielsweise an die Workplace-Strategie des damaligen IBM Lotus General Manager Ambuj Goyal?

Ein weiterer Versuch sind Activity Streams, die angelehnt an das Paradigma der News Feed in Facebook den Anwendern alle für ihnen relevanten Aufgaben und Informationen in einem Nachrichtenstrom zur Verfügung stellen wollten und sollten. In diesem Stream sollten dann auch die Aufgaben gleich direkt erledigt werden können.

Und nun haben nun Konversationswerkzeuge wie Slack* – siehe auch hier die Slack-Debatte -, Microsoft Teams oder Atlassian Stride, in denen insbesondere gruppenbasierte Projekte in Teams bearbeitet werden, einen ähnlichen Anspruch und werden – wie hier von  als Heilsbringer und Zentrum des Collaboration-Universums gepriesen:

Messaging can now become the core of a collaborative canvas that brings together all of the resources needed to co-ordinate enterprise teamwork.

via How messaging upstaged content to win the heart of enterprise collaboration

Alan Lepofsky, Principal Analyst von Constellation Research, ist demgegenüber gar nicht so sicher ist, ob der Ansatz, alle Daten in einem Ort zu präsentieren, unbedingt die Lösung ist:

„While people say they would prefer to have all of their applications in one window, they may not realize that could lead to even more information overload than switching between applications. It’s not the single window that is the magic, it’s the context and the ability to filter and focus on the right information at the right time that leads to improvements.“

via App Fatigue Saps Employee Productivity According to Survey | Fortune.com

Alan macht hier einen wichtigen Punkt. Es wird die Fähigkeit sein, im richtigen Moment die richtigen Informationen im Kontext zur Verfügung zu stellen, die den Unterschied macht. Daran werden sich die Tools – egal ob Slack, Microsoft Teams oder das hoffentlich bald in einer kommerziellen Version erscheinende IBM Watson Workspace – messen lassen müssen.

Slack bietet wie die anderen Anbieter dieser neuen, persistenten Messaging-Dienste** eine Vielzahl von Integrationen, um beispielsweise auf Dokumentenablagen wie Box, Dropbox oder Google Drive zugreifen können, um Projektmanagement-Werkzeuge wie Trello zu nutzen oder Videokonferenz-Systeme wie Zoom zur Kommunikation einzusetzen.

beschwört die Vorteile dieser API Ökonomie und die einfachen Integrationsmöglichkeiten von Werkzeugen wie Slack.

These API connections allow applications to feed alerts and notifications into a messaging platform, using its rich context — including secure identity and access management credentials — to determine who should see that information, or to send back responses and approvals for action. This means people can now interact with applications from within the messaging stream, without having to actually visit each separate application.

via How messaging upstaged content to win the heart of enterprise collaboration

Eine interessante Warnung spricht Art Schoeller Vice President, Principal Analyst von Forrester, bei der Auswahl der Unternehmensplattform aus:

Enterprises looking to standardize their messaging platform for the first time should proceed with caution. It’s easy to select a vendor based on their integration capabilities, and then build or adopt too many functions that make the solution rigid. There is a history of organizations getting too tied to Notes, Sharepoint, or a similar tool and then having a complex implementation with way too many applications and integrations.

via The Quest For The Holy Grail Of Team Messaging Apps: Finding Your Perfect Solution · Forrester

Nicht zu viele Integrationen und nicht zu komplexe Installationen, so kann man ihn interpretieren. Er gibt – man höre und staune – der IT Abteilung auch den Ratschlag, zu schauen, was schon im Einsatz und vor allem akzeptiert ist – siehe oben Thema Schatten-IT – und gegebenenfalls durchaus mehrere Lösungen zuzulassen:

It may not be about finding the perfect solution for all enterprise messaging needs – it’s about finding the solution(s) right for your enterprise.

Und erhöhte Obacht, wenn mal wieder vom Ende von E-Mail gesprochen wird. Auch Slack reitet diese schon bekannte Welle. Kürzlich hat man die Lösung angekündigt, die wesentlich effektiver wie E-Mail ist: Man kommuniziert in sogenannten Kanälen mit Externen, Kunden, Partnern und internen Kollegen und braucht keine E-Mail mehr: Say goodbye to email for work with external vendors, partners, clients, and more, so die vollmundige Ankündigung. So etwas hab ich doch auch schon mal gehört, beispielsweise als wir Gästekonten für Enterprise Social Networks wie IBM Connections einführten und Projektarbeit in der Cloud priesen (und preisen).

Die Realität ist leider bitter, wie auch die Harmon.ie-Studie zugeben muss: E-Mail ist und bleibt derzeit der Platz, in dem Anwender den größten Teil ihres Arbeitstages verbringen. Die Mehrzahl der Befragten sagten, sie würden jeder Stunde fünf mal oder mehr in ihren Posteingang schauen. Man lasse sich diese Aussage mal auf der Zunge zergehen …

Das Thema Zusammenarbeit und Kommunikation, Collaboration und Communication, sollte weiter ganz oben auf der Agenda des CIO stehen. Die unglaubliche Flut an unstrukturierten Informationen, die Anforderungen an Projektarbeit, Prinzipien wie Agile oder Lean schreien nach unterstützender Technologie, die die Zusammenarbeit fördert:

Project management, lean, agile, phase-gate – all work methods that have traditionally been the domain of IT are giving way to more collaborative work environments as virtual teams marry work styles across a digital workplace. In fact, the largest body of work in any organization is the day-to-day, unstructured work that employees do both individually and in teams. From firefighting to informal projects, employees and teams spend a significant amount of time and energy on projects which may or may not be formally tracked.

The CIO is in a unique position to equip teams across the organization with collaborative tools that meet security and technology standards and enable the new virtual, global workforce.

via Putting work and resource management on the CIO agenda where it belongs | CIO

Es ist vornehme Aufgabe des CIO, diese Ansprüche zu erfüllen, gerade im Zeitalter der Digitalisierung. Ja, das ist sicher nicht einfach, da es so viele verschiedenen Kategorien und Funktionalitäten im Enterprise Collaboration-Markt gibt: die gerade genannten Konversationswerkzeuge, Videokommunikation, Enterprise Social Networks, Intranet Portals, Projektmanagement-Werkzeuge, natürlich E-Mail und vieles mehr. Das alte Thema von Enterprise Search hat in diesem Kontext riesige Bedeutung hat. Wie finde ich im Wust meiner Systeme und immer größerer werdender Informationsberge zuverlässig die Informationen, besser noch den Kontext von Informationen, den ich brauche.

Ich glaube, man muss die Vielfalt von Werkzeugen und Kommunikationsformen und -präferenzen akzeptieren, kultivieren und kanalisieren***. Die Ansprüche an den Wandel, die Herausforderungen der digitalen Transformation, virtuelle Teams, vernetzte Geräte und Methoden wie Agile erfordern einen CIO und eine IT, die progressiv und konstruktiv treiben und führen. Das Zeitalter der 5-Jahres-Pläne, der Verbote des One-size-fits-all Ansatzes sind vorbei. Und das ist eine interessante Herausforderung und Chance für den CIO und seine Mitarbeiter.

(Dieser Beitrag wurde zuerst auf dem CIOKurator veröffentlicht)

* Das Team vom CIOKurator arbeitet derzeit mit Slack und IBM Connections, um seine Redaktionsarbeit und seine Projekte – wie das gerade vorgenommene ReDesign – zu managen. Selbst probieren geht über studieren und wir werden wahrscheinlich bald auch das IBM „Konversationswerkzeug“ Watson Workspace austesten und an den Versprechungen messen. Wie uns die Arbeit mit Slack gefällt, ist dann mal Thema eines eigenen Beitrags.

** Persistentes Messaging, was heisst denn das? Im Gegensatz zu den „alten“ Chatprogrammen wie Sametime oder Google Messenger bleibt die Konversationsverlauf „erhalten“. Wenn ich den Kanal oder die Kommunikation öffne, sehe ich die Historie vor mir.

*** Bewusst habe ich das Wort kontrollieren hier nicht verwendet. Da sind wir dann gleich wieder bei der bösen IT-Abteilung, die den Anwendern nicht die Werkzeuge gibt, die sie brauchen. Immer mehr Lösungen können schnell als App und/oder aus der Cloud genutzt werden. Smartphones, Tablet und Web Browser sind gängige, überall verfügbare Zugriffswege. Man kann Pandora kaum wieder in die Büchse zwingen.


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[DE] Die digitale Transformation in der Logistik und die Rolle des CIO – Gespräch mit Holger Rieth

10. September 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Re-blogged von CIOKurator.com, weil einfach tolle Aussagen von Holger Rieth, dem CIO von Stute Logistics, im Interview fallen:

Spannendes Gespräch mit dem CIO Holger Rieth von Stute Logistics. Über autonome Mobilität, die sich zuerst in der Transportbranche durchsetzt; Schwarm-Mobile, die über Plattformen gesteuert werden; Matching-Prinzipien für Speditionen; Robotik und Automatisierung in der Lagerhaltung; digitale Berater, die an der Industrie vorbeireden und eben Dampflok-Heizer, die auf E-Loks saßen.

All das erfahrt Ihr in dem halbstündigen Interview. Anschauen, kommentieren und teilen – das wäre fabelhaft.

Ein ausführlicher Bericht folgt in der nächsten Woche.

Man hört, sieht und streamt sich.


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[DE] Collaboration: Die Welt ist heute vielfältig – und das ist gut so

30. August 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Vorab zur Verortung: Ich habe lange Jahr das Marketing für die Collaboration-Produkte der IBM in Deutschland und zeitweise auch Europa verantwortet, bin also sicher parteiisch. Ob das der Autor dieses Beitrags ist, mag jeder selbst entscheiden. Man lese dazu nur die Informationen, was der Schreiber verantwortet und tut.

Was für eine Artikel, warum Unternehmen Microsoft Office 365 als allseligmachende Kollaborationslösung nehmen sollten. Und das wegen der Globalisierung. Mich schüttelt und schaudert es.

  1. Kosteneinsparungen durch Office 365: Microsoft hat es immer hervorragend geschafft, Kunden mit neuen Tools erst mal anzufüttern. Sind die allerdings auf den Zug gesprungen, wurden und werden die Zügel, Verträge und Lizenzgebühren schnell angezogen. Ob mit „einer“ Lösung von Microsoft hier wirklich Kosten, Deployment-Zeiten etc. optimiert werden, wird einfach mal so in Raum gestellt und sei dahingestellt. Hinsichtlich Kosten verweise ich nur einmal auf die Aussagen zu Microsoft 365 und den wahren Kosten (laut Microsoft): „So gibt Microsoft an, dass pro Euro Umsatz von Microsoft die Partner 9 Euro Umsatz durch eigene Leistungen realisieren.
  2. Das vermeintlich so homogene Office 365 ist in Wirklichkeit nicht homogen, sondern hat diverse funktionale Überschneidungen (Yammer und Microsoft Teams) und unterschiedlichste Ablageorte für Dateien und Dokumente (OneDrive, Sharepoint etc.). Nur mal so von wegen keine Datensilos und Homogenität.
  3. Die neuen analytischen Funktionen von Office 365 sind in Deutschland mit größter Vorsicht zu geniessen bzw. so wegen Überwachung der Mitarbeiter so nicht einsetzbar. Office 365 ist laut DGB mitbestimmungspflichtig.
  4. Im Zeitalter der Apps, von immer mehr Micro Services und der Generation Y, die mit Apps arbeiten will, ist die Zeit monolithischer Lösungen wie Office 365 vorbei. Wer diese Lösung den Anwendern aufzwingen will, fördert nur die Ausbreitung der Schatten IT. Hier sind andere Ansätze und ein anderes Rollenverständnis für die IT Abteilung und den CIO gefragt, wie wir es ja auf dem CIOKurator schon öfters zitiert haben (von unwesentlichen Beratern wie McKinsey, KPMG / Harvey Nash, Deloitte etc.)
  5. Lösungen verschiedener Anbieter einsetzen, heisst nicht automatisch Daten Silos generieren – wie es auf abgebildeten Werbefolien einfach mal so suggeriert wird. Fortschrittliche Kollaboration- und Kommunikationslösungen haben diverse Schnittstellen und tauschen Daten transparent aus.
  6. Und dann noch die Globalisierung heranzuziehen, vielfältige Kulturen und Kommunikationspräferenzen zu zitieren, um für monopolistische Systemwelten zu werben. Nun ja … Was daran – wie in der Überschrift postuliert – logisch ist, geht über mein bescheidenes Hirn.

Schade, dass die geschätzten Denkhandwerker so was einfach mal publizieren.

 

 


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[DE] Damals: Wie Microsoft wurde, was es ist – und ein Ausblick auf heute

17. August 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Nicht nur für in der IT Altgewordene und Historiker eine spannende Lektüre. Auch heutigen Unternehmern sei der Beitrag von  zu Microsofts, vielleicht besser Bill Gates“Gewinnstrategie“ in den Aufbruchjahren empfohlen. Für Leute, die nur Windows und Microsoft Office kennen, ist es kaum vorstellbar.

Wer kennt noch 1-2-3, WordPerfect oder dBase?

Es gab eine Welt davor. Da war nicht Excel die führende Tabellenkalkulation, sondern Lotus 1-2-3 (unter DOS) dominierte den Markt. Auch gab es WordPerfect als führende Tabellenkalkulation, bevor dann Microsoft die Übernahme von WordPerfect durch Novell als Chance nutzte – wobei ich in Erinnerung habe, dass WordPerfect schon vor der Übernahme auf dem absteigenden Ast war. Die Geschichte wiederholte sich x-fach. Access und FoxPro stachen dBase aus. Windows NT setzte sich gegen Novell durch.

Und was war das Rezept, das Rudi Gallist, damals Top-Manager bei Microsoft und dann auch Deutschland-Chef, im Interview schildert:

Denn es war eine ganz klare, wenn auch einfache Strategie: Vorbereitung und Gelegenheit. So hieß das Konzept, das Gallist der bis zum Jahr 2000 im Vorstand von Microsoft war, bis heute bewundert. Und das er heute sicher bei so manchem der neuen Player wie Google, Amazon und Co  wieder erkennt. Das Verrückte war, dass diese Strategie immer und immer wieder aufs neue eingesetzt wurde. Und immer und immer wieder mit Erfolg. …

Auch bei WordPerfect war es im Grunde gar nicht so kompliziert: die Gelegenheit, so erzählt Rudi Gallist, kam als Wordperfect verkauft wurde. Das nutzte der eigentlich deutlich abgeschlagene Konkurrent aus Redmond direkt aus. Der Marktführer Wordperfect konnte sich nicht wehren. Bill Gates gewann.
Und in beiden Fällen – bei Lotus durch die Portierung der Software auf andere Systeme und bei WordPerfect durch den Verkauf – waren die Ressourcen der Unternehmen an der falschen Stelle gebunden.

„Bill Gates hingegen steckte stattdessen mit seinen Entwicklungsteams in Redmond alle Kraft immer frühzeitig in diese Kernprodukte und ihre Weiterentwicklung:“ , erinnert sich Gallist.

via Wie kam Microsoft an die Spitze? Wirtschaftsgeschichte

Und es war einmal, es gab einmal ein Netzwerkbetriebssystem namens Novell, das den Markt beherrschte bis, ja bis Windows NT als trojanisches Pferd kam:

Und das besondere: auch den Kunden war das nicht klar. Windows NT wurden ihnen einfach nur als hochstabiles Enterprise Betriebssystem angeboten. Über Netzwerk-Fähigkeiten redete man nicht. Bis zu dem einen Moment, nachdem der Kunde auf NT migriert hatte.

„Der spannende Moment war die Frage an die Kunden: Und wie vernetzt ihr jetzt eure NT Computer. Da erst begriffen die Leute: Windows NT ist ein Netzwerk-System. Es braucht kein weiteres mehr.“

Rudi Gallist, Ex MS-Chef & Zeitzeuge

via Wie kam Microsoft an die Spitze? Wirtschaftsgeschichte

Wirklich eine extreme spannende Lektüre und interessante Videos, die Christian Spanik vorstellt. Ich habe meine Erfahrungen aus der damaligen Zeit vor rund 7 Jahren zusammengefasst. Als wirkliches Kind der Generation Windows habe ich erlebt, wie sich zuerst MS-DOS, dann Windows als Betriebssystem und danach all die oben genannten Produkte durchgesetzt haben.

Es war einmal: El Dorado für Partner

Und ich habe zuerst als Journalist, der die entsprechenden Programme getestet, und später als Business Partner von Microsoft davon profitiert. Es war eine wahre Goldgräberzeit: Legendäre CeBIT-Partnerstände in Hannover, ein unvergesslicher Windows 3.0-Launch in München (unvergessen, weil ich erstmals und bisher zu letzten Mal in meinem bisherigen Leben den ersten Preis eines Gewinnspiels gewonnen habe).

CeBITPartnerstand

Es war einmal: Es muss auf einem CeBIT Partnerstand bei Microsoft gewesen sein …

Später kam dann der Bruch mit Microsoft, als meinen Kollegen und mir schmerzhaft klar wurde, dass im Zweifelsfall immer Microsoft First gilt, auch wenn man Partner hoher Kategorie ist und die bessere Lösung hat. Bei einer Münchener Versicherung wurden damals öffentliche Ordner von Microsoft Exchange als Dokumentenverwaltung verkauft, obwohl wir als Microsoft-Partner das wirkliche voll in Office und das Microsoft-Backend integrierte Dokumentenmanagement System (DMS) hatten. Das Projekt bei genanntem Versicherer kam übrigens nie zum Fliegen …

Das Prinzip, Anwendungsfelder zu übernehmen, die einmal von Partnern abgedeckt wurden, zieht sich durch diesen Teil der IT-Geschichte. Das gilt dann auch für das Thema oben genannte Thema Dokumentenverwaltung (Stichwort Sharepoint). Sobald es lukrativ wird, schlägt man zu. Und – gerade in Deutschland – wird Microsoft vieles verziehen. Man muss sich nur die Geschichte von Sharepoint anschauen, wo in fast jedem wichtigen Release die Schnittstellen und Funktionen maßgeblich verändert wurden, ohne dass man wirklich großes, öffentliches Murren vernehmen konnte. Es gab und gibt Lösungen, bei denen entwickelte Anwendungen über fast 20 Jahre lauffähig blieben.

Fairerweise muss man bei vielen der oben aufgeführten Beispiele allerdings auch bemerken, dass natürlich die anderen Anbieter – von Lotus über WordPerfect und Novell bis hin zu Ashton Tate und zur IBM – auch gravierende Fehler gemacht haben, die Redmond dann gezielt ausgenutzt hat. Die Fehler waren vielfältig, aber insbesondere Bill Gates und sein Team haben sie erkannt und fokussiert ausgenutzt.

Ein Blick auf heute

Neben dem Wehmut beim Hören und Lesen drängt sich mir natürlich auch die heutige Situation auf. Bleibt bei der Bewegung hin in die Microsoft Cloud noch signifikantes Geschäft für Business Partner übrig, die doch in den vergangenen Jahren in hohem Maße von Dienstleistungen rund um die On Premises-Installationen lebten? Microsoft sagt ja, wie auch unser Kolumnist Axel Oppermann in seinen Berichten von der Inspire 2017 zu berichten weiss.

Auf der Inspire wurde Microsoft 365, ein vor allem auf den Mittelstand abzielendes Bundle  aus Office, Windows, Security und Management-Komponenten, angekündigt. Mit der Fokussierung auf die Cloud, ändern sich auch maßgeblich die Anforderungen an Partner, aber Microsoft macht den interessierten Partnern den Mund durchaus wässrig beziehungsweise lässt die Dollar-Zeichen in der Augen blinken:

(Noch) ist das Partnernetzwerk in der derzeitigen Form für Microsoft unabdingbar: Partner sorgen für Reichweite, für Umsatz, für Exekution, minimieren den Aufwand für Vertrieb und Marktangang. Alle profitieren. …

So gibt Microsoft an, dass pro Euro Umsatz von Microsoft die Partner 9 Euro Umsatz durch eigene Leistungen realisieren. (Anmerkung: Einkäufer und Entscheider in IT-Abteilungen sollten den letzten Satz nochmals lesen.)

via Microsoft Inspire: Ich hab‘ Millionen Legionen hinter mir – Denkhandwerker

Man lasse sich den vorletzten Satz auf der Zunge zergehen: ein Euro Microsoft-Cloud-Umsatz soll 9 Euro Partnerumsatz bedeuten. Ob das jedem Mittelständler, der kaufen soll, so transparent ist oder so transparent kommuniziert werden wird? Und ob jedem Kunden klar ist, dass die Zügel für Lizenzverträge auch mal angezogen werden, wenn nichts mehr zu verlieren ist beziehungsweise ein Kunde so gebunden ist, so daß der Weg zurück nur sehr schwer ist? Gar manches Unternehmen hat hier schon Erfahrungen gemacht, kommuniziert sie aus Schamhaftigkeit aber eher nicht öffentlich.

Und um es hier auch klar zu schreiben: Dies ist nicht nur die Geschichte des Microsoft-Erfolges und seiner Strategie, in der Vergangenheit und heute. Dies ist auch die Geschichte des Scheiterns vieler Marktbegleiter von Microsoft, denen es nicht gelungen ist oder (hoffentlich noch) nicht gelingt, entsprechend valide, alternative Angebote zu unterbreiten.

(Stefan Pfeiffer)

 


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[DE] E-Mail ist die Merkel der geschäftlichen Kommunikation: Unabwählbar

16. August 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema E-Mail, E-Mail-Gefängnis, E-Mail-Flut, außerhalb des Posteingangs leben und im eigentlich bessere Zusammenarbeit und Kommunikation in Unternehmen beschäftigt mich nun schon seit Jahren. Da kommt der Kommentar von Tom Petrocelli auf CMSWire gerade mal wieder recht. Nach seiner Aussage ist und bleibt E-Mail der König der Kommunikation. Und das – muss ich leider zugeben- unumstritten. In Zeiten des Wahlkampfes muss man fast schreiben: E-Mail ist die Merkel der Unternehmenskommunikation. Da weiß man, was man hat.

Keiner liebt eigentlich E-Mail, aber nahezu jeder benutzt sie. Warum? Jeder hat E-Mail. Das gilt gerade in der Kommunikation über Unternehmensgrenzen hinweg, wo es nicht selbstverständlich ist, dass der Adressat im anderen Geschäft das Kollaborationswerkzeug anwenden darf und kann, dass man gerne nutzen möchte. Kenne ich aus meiner eigenen Praxis mit meinen Agenturen, die ich zwar in unser Enterprise Social Network IBM Connections als Gast einladen kann – aber eben mit eingeschränkter Funktionalität. Wer alles nutzen will, soll (auch bei IBM) zahlen.

Und ein weiteres schlagendes Argument: E-Mail ist einfach. Prinzipiell geht es nur um Senden und Empfangen, vielleicht eine Datei anhängen. Das ist es. Eigentlich muss man nicht mehr wissen. Und viele, ja die meisten Anwender machen nicht viel mehr. Ja, vielleicht sortieren sie E-Mails noch in Ordner, um sie leichter wieder zu finden. Das ist es dann aber meistens schon.

Und Tom Petrocelli schreibt: Keiner verweigert sich E-Mail und postuliert das als einen weiteren riesigen Erfolg. Und es stimmt. Ich erlebe es gerade intern in der IBM, wo die Zahl der Werkzeuge zur Zusammenarbeit und Kommunikation nicht weniger wird. Wir haben IBM Verse als E-Mail-Klienten. Und das ist E-Mail der nächsten Generation, im Browser, auf einfache Bedienung optimiert, mit dem Paradigma des persönlichen Aufgabenmanagements  und mit immer mehr Funktionen der künstlichen Intelligenz..

[Randbemerkung: Aufgabenmanagement in IBM Verse – Ich kann Dinge, die ich für jemanden erledigen muss oder Aufgaben, die für mich erledigt werden müssen mit einem Klick mit „Abgabetermin“ markieren.]

Für mich ist das nun seit geraumer Zeit der E-Mail-Klient, aber viele Kolleginnen und Kollegen nutzen weiter den IBM Notes-Klienten, weil sie es so gewohnt sind oder weil ihnen niemand IBM Verse richtig nahe bringt.

Daneben gibt es für Instant Messaging oder neudeutsch Chatten IBM Sametime. Zu Chatprogrammen – so nützlich sie während Telefonkonferenzen zur Absprache sind – habe ich persönlich ein gespaltenes Verhältnis. Nur zu oft nerven mich die unterbrechenden, nervig blinkenden Nachrichten. Diese ganze Blink- und Aufpopperei ist eh ein Gräuel.

Rund 10 Jahre lang gehört auch IBM Connections, das Enterprise Social Network der IBM, zu meinen Alltagswerkzeugen. Es ist und war für mich das zentrale Tool zur Zusammenarbeit. In Communities kann ich Personen- oder Projektgruppen zusammenbringen und mit ihnen Informationen teilen. Die Funktionalität und die Zahl der Module sind breit und mächtig: von der Community über den Blog zum Forum und dem Dateimanagement und vielen anderen Modulen.

Die Funktionalität ist – wie sich im Alltag zeigt – zu breit für den normalen Anwender. [Verweis zurück auf die einfache Bedienung von E-Mail.] Wenn man aber die Communities für den Zweck richtig konfiguriert und  vor allem die Benutzer nicht an die Hand nimmt, Community Manager inthronisiert, die coachen, helfen und motivieren. Dann funzt es übrigens auch mit der Zusammenarbeit und dem „Output“.

Unterdessen sind eine Reihe weiterer Werkzeuge zur Zusammenarbeit hinzugekommen. Durch die Allianz der IBM mit Box – wir bieten die Produkte ja auch als IBM an – steht das Tool zur Dokumentenverwaltung allen IBM’ern zur Verfügung. Es erfährt auch durchaus Akzeptanz, denn Dateien teilen und gemeinsam im Zugriff haben, ist nicht nur in der IBM eine tägliche Aufgabe.

[Randbemerkung: Dass man Dateien auch in IBM Connections sehr gut verwalten kann, sei auch erwähnt. Aber offensichtlich sind hier die Optionen zu breit – siehe mein Video – und damit verwirrend, wenn man sie nicht erklärt.]

Und seit geraumer Zeit ist auch Slack als Konversationswerkzeug hinzugekommen. Konversationen sind wohl auch der richtige Begriff, um die Funktionalität zu beschreiben. In Themen- oder Projektkanälen – oder auch in der 1:1 Kommunikation – hat man Unterhaltungen nachvollziehbar („persistent“) im Zugriff. Wir nutzen Slack auch im CIO Kuratorium, um Themen zu sammeln oder uns abzusprechen, wann durch wen welcher Beitrag erscheinen wird und soll.

[Randbemerkung: Dabei muss ich zugeben, dass ich mich mit Slack noch nicht so richtig anfreunden kann, da die Zahl der Teams und Kanäle schnell unübersichtlich wird. Meine Präferenz geht doch eher zu strukturierteren Werkzeugen wie IBM Connections. Interessant wird es, im CIO Kuratorium dann vergleichsweise einmal IBM Watson Workspace zu nutzen, sobald das Tool generell verfügbar ist.]

Alle genannten Werkzeuge können mehr oder weniger mit allen anderen. Box ist in IBM Verse integriert. Slack hat ebenfalls dorthin eine Schnittstelle und so weiter. Integrationen, um bei unserem Merkel-Vergleich zu bleiben Koalitionen sind also möglich, ja eigentlich sogar unausweichlich, denn vielleicht sind die Zeiten der absoluten Mehrheit vorbei. Schon bei E-Mail gibt es CDU und CSU, zwar eine Union, aber doch zwei „Parteien“. Fragt sich also im Unternehmenskontext, wie bunt denn die Koalition werden soll und darf, damit weiter vernünftig regiert werden kann.

Ein Jamaica-Koalition mit E-Mail, Content Services und Konversationswerkzeug? Chat und Enterprise Social Network gehen in die Opposition. Diese Frage muss sich jedes Unternehmen (unabhängig von den hier genannten individuellen Werkzeugen, die in der IBM zum Einsatz kommen) stellen, dabei Anwendungsfälle (wofür will ich die Tools mit wem nutzen), Kommunikationspräferenzen von Mitarbeiter und Generationen sowie auch IT-Aspekte wie Management, Sicherheit und Compliance-Anforderungen in Betracht ziehen. Keine einfache Aufgabe.

Nur eines scheint sicher: Nein, nicht die Rente, aber bis auf weiteres regiert Merkel, äh E-Mail.

(Stefan Pfeiffer)


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[DE] „Ädscheil“ hin, agile her – Zuerst (parallel) müssen wir unsere Hausaufgaben machen

11. August 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Auf dem CIO Kurator habe ich mir angeregt durch einen Beitrag von Andreas Seitz im Manager Magazin Gedanken um den aktuellen Agilitätswahn gemacht:

ch weiß, ich bin jetzt nicht management-konform, aber dieser Beitrag von Andreas Seitz spricht mir in vielerlei Beziehung aus dem Herzen. Auch ich habe den Eindruck, dass mal wieder eine Sau durchs Dorf getrieben wird, statt an die Ursachen zu gehen. Und um es vorweg zu sagen: Ich glaube an die Prinzipien, die beispielsweise in dieser Infografik behandelt werden, aber einerseits müssen sie wirklich gelebt werden und andererseits galten und gelten sie meiner Meinung nach auch bevor und jenseits der Agile-manie.

via „Ädscheil“ hin, agile her – Zuerst (parallel) müssen wir die Hausaufgaben erledigen –  CIO Kurator 

Mehr „drüben“.


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