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Apple HomePod: Macht DataPrivacy dann doch den Unterschied?

23. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ein interessanter Beitrag auf ZDNet, warum der Apple HomPod doch noch Chancen haben könnte. Apple legt größeren Wert auf Datenschutz – ich habe auf CIOKurator bereits berichtet: Apple setzt dagegen auf eine differenzierten Datenverwertung. Über die vergangenen Jahre hat man sich wohl geweigert, identifizierbare persönliche Daten auf den Servern zu speichern. Private Daten sollen privat und unberührt durch staatliche Institutionen oder Werbetreibende und Apple selbst bleiben. 

Laut Steve Ranger könnte das ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal und die Chance für Apple sein, verlorenen Boden wieder aufzuholen. Ob dadurch das Problem mangelnde Innovationskraft von Apple gelöst wird, sei dahingestellt.

To my mind, that leaves one way for Apple to get ahead in the smart speaker market: by placing a much higher priority on privacy. Apple can do this because it makes a bigger profit margin on its hardware, whereas its main rivals turn user interactions from their lower-cost devices into business opportunities — Amazon hopes you’ll buy more stuff through your Echo, and Google can target you with more advertising. Attention to privacy is a tactic Apple has used with the iPhone to great success – highlighting how it uses end-to-end encryption for iMessage for example. …
Apple faces a tough battle to break into a market with established companies offering cheaper products. But if it can convince enough people that it can do a better job of protecting privacy than its rivals, then it could still capture the premium and privacy-conscious segment of the smart home market. Apple may be late to the game, but it still has a shot or two in its locker.

via Apple HomePod: Late, and pricey, but this smart speaker could still have one advantage over its rivals | ZDNet

Schauen wir mal, ob es genügt den riesigen Vorsprung von Amazon mit Alexa und Echo annähernd aufzuholen.

Schauen wir, ob die Endanwender wirklich so sensibel in puncto Datenschutz sind. Nur zu oft gewinnt man nicht diesen Eindruck.

Und schauen wir mal, ob und welchen Einfluss das im Unternehmensmark hat, wo gerade in den USA Alexa for Business blauäugig hochgejubelt wird.

(Stefan Pfeiffer)

Amazon, Google, Facebook & Co.: Und man kann sie doch zügeln …

20. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ein wertvoller Beitrag, den Ulrich Schäfer auf Sueddeutsche.de veröffentlicht. Es geht um die auch hier schon oft vermeintliche Allmacht und Unangreifbarkeit der großen amerikanischen Internetgiganten. Oft entsteht der Eindruck des Fatalismus. Geht nicht, sind eh schon zu mächtig, hört man allenthalben. Mehr als  nur ein Hauch von Resignation schwingt da bei dem Einen oder Anderen mit.

In seinem Essay widerspricht Schäfer und das vollkommen zu Recht. Hoffnung macht … Europa.

Tatsächlich lassen sich die Digitalkonzerne sehr wohl einhegen. Und ausgerechnet Europa weist dabei die Richtung. Die EU-Staaten haben damit begonnen, dem wilden, ungezügelten Internetkapitalismus Made in USA etwas entgegenzusetzen: einen eigenen Ordnungsrahmen. Noch existiert dieser Rahmen erst in Fragmenten, noch fehlen wichtige Verbindungsstücke, noch werden die einzelnen Elemente zu zögerlich zusammengefügt. Aber: Ein Anfang ist gemacht.

via Facebook, Google und Co.: Fangt die Tech-Konzerne ein! – Wirtschaft – Süddeutsche.de

Auch das Kartellamt zeigt Profil – wie nicht viele deutsche andere deutschen Behörden, die doch einknicken oder nicht gegenwärtig sind, wie wichtig es ist, Kante zu zeigen. Das Drama rund um Linux in der Stadt München zeigt, wie gerade auch die großen Parteien vor Lobbyisten und Konzernen einknicken. Da können EU-Experten noch so mahnen und gar von Drogendealer-Modellen sprechen. Lieber folgt man dann den Empfehlungen des engen Microsoft-Alliierten Accenture zur Ablösung von Open Source und Einführung von Windows. Ein Schelm …

Schäfer zitiert Kartellamtschef Andreas Mundt:

Und nun legen sich die deutschen Wettbewerbshüter auch noch mit Facebook an, weil das Unternehmen Daten in viel zu großem Stil sammelt und dabei, kritisiert Kartellamtschef Andreas Mundt, „ein echtes Profiling, fast im kriminaltechnischen Sinn“ betreibt: Facebook sammelt von Followern und anderen Internetnutzern nicht bloß Informationen aus dem sozialen Netzwerk selbst, sondern auch aus anderen Quellen; und zwar, ohne darüber zu informieren. Die Kartellwächter schrecken auch nicht davor zurück, sich mit scheinbar übermächtigen Gegnern anzulegen: Dass ein Konzern wie Facebook „eine globale Geschäftsstrategie verfolgt, kann ja nicht dazu führen, dass wir die Hände in den Schoss legen“, sagt Andreas Mundt.

via Facebook, Google und Co.: Fangt die Tech-Konzerne ein! – Wirtschaft – Süddeutsche.de

Chapeau, Herr Kartellamtschef für die klaren Worte und das Handeln. Und ja, das Thema ist angesichts nationaler und europäischer Rangeleien und Zuständigkeiten sicher nicht einfach. Und ja, die Macht der Konzerne nimmt zu, in ihrem Börsenwert und bei den Anwendern:

Laut der Unternehmensberatung PwC kaufen 90 Prozent aller Deutschen, die Online-Shops nutzen, auch bei Amazon ein, und 90 Prozent nutzen hierzulande die Suchdienste von Google.

via Facebook, Google und Co.: Fangt die Tech-Konzerne ein! – Wirtschaft – Süddeutsche.de

Alles nicht so schlimm. Der Konkurrenzkampf zwischen Unternehmen wird es schon richten, glaubt man Verfechtern des freien, ungezügelten Wettbewerbs wie Alexander Armbruster, der am 20. Januar in der FAZ schreibt:

Andererseits ist auch die den großen Tech-Konzernen gerne zugewiesene Allmacht eine Übertreibung. Infolge nicht nur des Fortschritts in der Künstlichen Intelligenz sind sie einander sogar härtere Wettbewerber geworden – im Bereich der digitalen Assistenten, Cloud-Angeboten, Musik- und Videodiensten oder mobilen Betriebssystemen. Manchen mag die Moral des Silicon Valley befremden, der großes Zutrauen in die Problemlösungsfähigkeit von Technologie, Wissenschaft und dem Wettstreit um die besseren Produktideen zugrunde liegt. Bedrohlich ist sie nicht, im Gegenteil.

Eine aus meiner Sicht befremdliche Wahrnehmung, wenn man die monopolartige Stellung einiger Konzerne in durchaus kritischen Segmenten wie Online Shopping, Suche, soziales Netzwerken oder Betriebs- und Office-System sieht.

Alles nicht so schlimm, denn Monopole sind ja sogar gut, glaubt man dem deutschstämmigen PayPal-Mitgründer Peter Thiel, der „ausschließlich in der Wissenschaft und dem stetig technologischen Fortschritt der Schlüssel zum gesellschaftlichen Wohlstand“ sieht und die europäischen, insbesondere Bedenkenträger und „Regulierungswahnsinnigen“ scharf kritisiert. Wettbewerb zwischen unter Unternehmen führe nur dazu, dass die entsprechenden Unternehmen sich ausschließlich auf Profit konzentrierten anstatt großen Ideen hinterherzujagen. Eine steile These, die aus den Monopolen entstehende Macht besagter Konzerne mal so einfach ignoriert.

Bei aller Zustimmung, dass wir technologischen Fortschritt brauchen und konstruktiv gestalten müssen, schließe ich mich gerne Schäfer an, der die Behörden zum Handeln in vier Bereichen auffordert: gegen die Monopolmacht vorgehen, das Thema Datenschutz regeln, auf Bruch von Gesetzen prüfen und das Thema Steuerflucht adressieren:

Nötig ist ein Eingriff immer dann, wenn gegen Gesetze verstoßen wird, sei es im Wettbewerbs-, Steuer-, Sozial- oder Datenrecht ….

Das Ziel muss es sein, dem Wild-West-Prinzip, das anfangs im Internet galt, jenes Prinzip entgegenzusetzen, das sich in Europa seit Jahrzehnten bewährt haben: das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft.

via Facebook, Google und Co.: Fangt die Tech-Konzerne ein! – Wirtschaft – Süddeutsche.de

Leider scheint es aber am politischen Willen und in vielen Parteien oft auch an der digitalen Kompetenz zu fehlen. Gerade in den großen Parteien, die ja auch gegen ein Lobbyisten-Verzeichnis sind … Stattdessen wird beispielsweise im „Ausschuss Digitale Agenda“ ja-wie-soll-man-es-denn-nennen? (Ursprünglich wollte ich herumdilettiert schreiben.)

(Stefan Pfeiffer)

 

 

 

[DE] SPD, hör die Signale: Wir brauchen eine konstruktive Vision für eine digitale Gesellschaft!

19. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Wohl gebrüllt, Löwe. Sascha Lobo fordert die SPD auf, sich endlich dem Thema Technologie und digitale Gesellschaft zu widmen – und sich dort zu differenzieren. Das Dilemma der SPD und vieler Gewerkschafter und Betriebsräte fast er hier schön zusammen.

Die SPD sollte doch die Partei der Arbeit sein – aber das Arbeitsbild der SPD stammt auch 2018 noch aus dem 20. Jahrhundert. Es ist nicht auf eine Weiterentwicklung des Arbeitsbegriffs ausgerichtet, sondern auf eine Eingemeindung der Digitalisierung in den alten Arbeitsbegriff. Das Netz wirkt auf Arbeit gleichzeitig im besten und im schlechtesten Sinne flexibilisierend, … Die SPD empfiehlt dagegen Tarifverträge … In einer Zeit, in der nicht viele Leute wissen, ob es ihren Job in zehn Jahren noch so gibt. Und ihre Chefs auch nicht.

Source: SPD, her mit der Vision für eine digitale Gesellschaft! – SPIEGEL ONLINE

Ich weiß, man kann und sollte SPD, Gewerkschaften und Betriebsräte sicher nicht in einen Topf werfen. Trotzdem scheint mir die Geisteshaltung oft sehr verwandt, was ja auch bei vielen gemeinsamen Wurzeln und Werten nicht wirklich verwundert. So ist das auch hier zitierte Beispiel E-Mail-Verbot, das wohl die Porsche-Betriebsräte fordern, für mich ein Beispiel, wie man versucht, mit den falschen, gestrigen Mitteln heutige reale Probleme zu lösen, statt sich mit dem Wandel auseinanderzusetzen und ihn zu gestalten. Sascha stellt die Herausforderungen der Digitalisierung in den Zusammenhang mit der SPD Geschichte, mit Lasalle und dem Godesberger Programm.

Die dringend benötigte, zugkräftige Vision – die Linke nicht verschreckt, aber Konservativen ausreichend attraktiv erscheint – könnte nur die Vision einer stabilen digitalen Gesellschaft in einer europäischen, liberalen Demokratie sein. Es wäre eine progressive Vision, die digitalen Fortschritt nicht primär als Regulierungsfrage, Bedrohung oder bloß als weiteres Instrument im Werkzeugkoffer betrachtet, sondern als Chance. Es würde in dieser Vision formuliert, wie im digitalen 21. Jahrhundert Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität konkret aussehen und wie sie für alle erreicht werden könnten.

Source: SPD, her mit der Vision für eine digitale Gesellschaft! – SPIEGEL ONLINE

Die SPD sollte die jetzigen Herausforderungen endlich als Chance begreifen, sich zu differenzieren und konstruktive Vorschläge für die Gestaltung der digitalen Gesellschaft machen. Die Betonung liegt auf konstruktiv, nach vorne blickend – nicht mit Verboten und Rezepten der „alten“ Arbeitsgesellschaft. Dann hätte sie sicher bei vielen Wählern wieder eine Chance.

Aber vielleicht liege ich ja komplett daneben und Axel Oppermann hat Recht: Die 28-Stunden-Woche und das E-Mail-Verbot müssen umgehend her!

(Stefan Pfeiffer)

[DE] Alexa, nicht nur Apple hat ein Problem …

18. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema Amazon Alexa beschäftigt mich schon geraume Zeit hier im Blog oder auch unter Unternehmensaspekten auf CIOKurator. Sascha Lobo prangert die Herausforderungen auf Spiegel Online an. Und jetzt bringt der Stern diesen Bericht unter der Überschrift: „Warum Alexas Übermacht Apple vor echte Probleme stellt“

Apple verpasst den AnschlussObwohl der Konzern mit Siri die Sprachsteuerung erst in den Massenmarkt gebracht hat, droht er nun den Anschluss zu verlieren. Gegenüber Alexa und Google Assistant hat Homekit nämlich einen gewaltigen Nachteil: Während die beiden Sprachassistenten oft direkt im Gerät verbaut sind, braucht man für Homekit immer ein zusätzliches Gerät, etwa ein iPhone oder den kommenden Lautsprecher Homepod.

via Warum Alexas Übermacht für Apple zum Problem wird | STERN.de

Apple will wohl vor allem Hardware verkaufen. Die Motive von Google und Amazon sind andere:

Das kann eine Firma wie Apple, die auf den Verkauf von Geräten angewiesen ist, nicht gut finden. Amazon und Google ist es dagegen egal. Sie wollen mit ihren Sprachassistenten einfach in so viele Haushalte wie möglich. Aus verschiedenen Gründen: Google will mit den gesammelten Nutzerdaten Werbung verkaufen. Amazon will Kunden per Sprachsteuerung im eigenen Internetkaufhaus shoppen lassen. Tatsächlich zeigt eine aktuelle Studie, dass 22 Prozent der Kunden über ihren Echo oder Home einkaufen. Je mehr Nutzer, desto besser. Ganz egal, mit welchem Gerät.

via Warum Alexas Übermacht für Apple zum Problem wird | STERN.de

22 Prozent kaufen über Amazon Echo und Home bereits ein. Da bekommt die Definition von Sascha über Alexa als omnipräsenten Dauerverkäufer die notwendige realistische Perspektive.

Das CIO Magazin Neuseeland bringt es unter der Überschrift „Why Amazon is the new Microsoft“ unter eine breitere Perspektive. Alexa wird zum neuen Windows:

The symbolism is timely; it was at CES this week that Amazon became the new Microsoft.

Microsoft rose to dominance by controlling the operating system that the majority of people and businesses used.

Amazon is now doing something similar with Alexa. While Alexa isn’t even close to becoming as important as Windows, it is becoming the operating system of the post-PC, post-smartphone future.

While today we do our work on laptops and smartphones, in the future we’ll do much more work via virtual assistants (and augmented reality).

By the time that happens, Amazon will already own the operating system.

Source: Why Amazon is the new Microsoft – CIO New Zealand

(Stefan Pfeiffer)

[DE] Wider dem Schwachsinn vom E-Mail-Verbot über Nacht und Wochenende

17. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Kommentar & Meinung: Nein, es geht hier sicher nicht um Betriebsrat-Bashing. Es gibt viele innovative Betriebsräte, aber es gibt auch die von gestern:

Noch mehr Regeln! Neulich war in der FAZ zu lesen, dass der Porsche Betriebsrat die regelhafte Löschung von Emails fordert, die in der Freizeit versendet worden sind: „Mailkonten von Mitarbeitern sollten im Zeitraum zwischen 19 Uhr und 6 Uhr sowie am Wochenende und im Urlaub gesperrt werden, sagte Hück.“ (FAZ 2017) Irgendwie gut gemeint, könnten wir uns selbst glauben machen.

Source: Zuviele Regeln verhindern gesundes & sinnvolles Arbeiten. – Dr. A. Zeuch

Ich kann immer wieder nur den Kopf schütteln, wenn ich so was wie vom Porsche Betriebsrat lese. Statt zu gestalten, versuchen sie, zu verbieten, was nicht zu verbieten ist. Sie glauben an Reglementierung, statt den eigenverantwortlichen und selbst entscheidenden Arbeitnehmer zu fördern und ihm ihn strategischen Fragen zu helfen und zu unterstützen. Und dann auch den Arbeitgebern und Chefs, die zu viel einfordern, ständige Verfügbarkeit aller zeit und allerorten, heftigst auf die Finger klopfen.

Ja, und Andreas Zeuch bringt auch die Problematik in seinem Beitrag auf den Punkt. Man mag manchmal nicht an den selbstbestimmten Arbeitnehmer glauben:

Zum agilen und selbstorganisierten Mindset passt es andererseits, dass die Betroffenen selbst entscheiden, wann sie Mailen und wann nicht, mithin: Wann sie arbeiten und wann nicht. Dumm nur, dass eben nicht nur nicht alle, sondern noch ziemlich viele Menschen von dieser inneren Haltung Lichtjahre entfernt sind. Sie haben es einfach nicht gelernt. Oder sie wollen es nicht – was völlig ok ist, schließlich umfasst das Recht auf Selbstbestimmung auch das Recht, fremdbestimmt arbeiten zu wollen.

Source: Zuviele Regeln verhindern gesundes & sinnvolles Arbeiten. – Dr. A. Zeuch

Trotzdem: Für mich gehört zu unseren Errungenschaften – auch erkämpft durch die Gewerkschaften -, dass wir als Arbeitnehmer wo irgend möglich unsere Arbeit selbst bestimmen können.

Deshalb: Wohl den Unternehmen, die Betriebsräte haben, die für Erhalt von Arbeitsplätzen, soziale Arbeitsbedingungen, flexible Arbeitszeiten. Home Office, Inklusion, Gleichberechtigung und Familienfreundlichkeit kämpfen. und genau dort ihre Rolle sehen und ihr Gewicht in die Waagschale werfen.

(Stefan Pfeiffer)

 

[DE] Mit Alexa erobert Amazon geräusch- und protestlos unser Heim – und platziert den omnipräsenten Dauerverkäufer

14. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Weihnachten 2017 markiert den Durchbruch der Stimme als Interface für die digitale Welt. Die Folgen werden so tiefgreifend sein wie beim Smartphone, …

via Sprachsteuerung im Alltag: Ohne geht es nicht mehr – Kolumne

Sascha Lobo bringt es in seiner Kolumne auf Spiegel Online auf den Punkt. Wir opfern einen weiteren Teil unserer Privatsphäre der Bequemlichkeit. Wie ich hier schon öfters geschrieben habe, geben viele von uns Facebook, Google und Amazon mehr oder weniger gedankenlos unsere Daten im Tausch gegen „das“ soziale Netzwerk, eine scheinbar konkurrenzlose Suche und eine komfortable, hochpersonalisierte Onlineshopping-Erfahrung.

Nun kommt die nächste Stufe: Mit Alexa erobert Amazon das Smart Home – und das eher geräusch- und protestlos – wenn man das bei einem „smarten“ Lautsprecher sagen darf. Lobo schreibt von „Voice Commerce“, vom ständig präsenten und verkaufsbereiten Dauerverkäufer.

„Du hast keine Milch mehr im Kühlschrank. Darf ich die gleich liefern?“

„Vor vier Jahren hast Du die lila Boots gekauft. Sind sie noch dicht? Morgen schneit es und Du solltest warme, wasserdichte Schuhe haben. Nicht wahr?“

Schuhe, Schuhe, wir wollen mehr Schuhe.

Schon heute machen uns Spotify oder Soundcloud die besseren Musikvorschläge. Und Alexa und Co. beziehungsweise die Algorithmen dahinter werden immer schlauer. Offenbar ein Weg ohne Umkehr:

Heute stehen Kinder zu Recht verständnislos vor Bildschirmen, die sich erdreisten, keine Touchscreens zu sein oder wenigstens gestengesteuert. Bald wirken Alltagsgeräte, mit denen man nicht sprechen kann, ähnlich gestrig.  …

Das Netz wandele sich in eine Sprech- und Videolandschaft, manuelle Texteingabe werde zum Sonderfall. … Die Plattformkonzerne, die heute für so viele das Netz sind, erobern die älteste Kommunikationsform der Menschheit: das Gespräch. Und alle machen mit. Alexa regiert Deutschland.

via Sprachsteuerung im Alltag: Ohne geht es nicht mehr – Kolumne

Um es nochmals klar zu schreiben: Gegen Sprachsteuerung ist nichts zu sagen. Im Gegenteil. Es ist der nächste Schritt, „Geräte“ beziehungsweise das Netz komfortabel und „natürlich“ zu bedienen. Gerade das Smart Home. Und ich habe zumindest immer bewundert, wenn Spock und Kirk mit dem Bordcomputer auf dem Raumschiff Enterprise parlieren.

Doch es gibt einen Unterschied zwischen diesem freundlichen Helfer und Alexa. Die entscheidende Frage bei Alexa & Co. ist, wie viel Selbstständigkeit, Eigenverantwortlichkeit und Datenhoheit – gibt es die überhaupt noch – wir aufgeben und für welchen Preis. Und müssen wir wirklich dem omnipräsenten Dauerverkäufer unsere Tür ständig offen halten? Alexa, halt einfach die Klappe.

Und als Schmankerl Scotti, der versucht mit dem Computer zu sprechen: Erhöhte Obacht bei 0:58 …:

(Stefan Pfeiffer)

[DE] Fehlende Kritikfähigkeit „der“ Journaille: Zu viel des Lobes über geplante neue Facebook-Newsfeed

12. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Man kann eigentlich nur erstaunt sein, wie positiv die geplanten Änderungen im Facebook-Newsfeed seien. Zuckerberg gebe den Anwendern mehr soziales Netzwerk und weniger Werbung und Meinung.

Facebook hat Medien und Unternehmen zumindest teilweise von sich abhängig gemacht. 2018 könnte das Jahr sein, in dem sich alle Seiten wieder voneinander lösen und auf die eigenen Stärken besinnen. …

Wenn sich Nachrichtenseiten in Zukunft weniger an ihrer Performance in sozialen Netzwerken orientieren müssen, können sie nach neuen, innovativen Wegen suchen, die Leser mit gutem Journalismus zu erreichen. Wenn Werbetreibende merken, dass Clickbait nicht mehr ankommt, rücken im besten Fall die Produkte wieder in den Vordergrund. Und wenn Facebook sich von der Idee verabschiedet, der weltgrößte Meinungsmultiplikator sein zu wollen, kann es wieder das machen, was es schon immer am besten konnte: ein soziales Netzwerk sein. Es ist besser so.

via Facebook: Lass uns doch einfach wieder Freunde sein! | ZEIT ONLINE

Mir auch die Sichtweise des ZEIT-Reporters deutlich zu blauäugig. Wird Facebook wirklich seine sprudelnde Einnahmequelle so aufgeben oder nur disversifizieren:

Facebook trieb diese Entwicklung aktiv voran. Es köderte die Medien und Unternehmen mit dem Versprechen von mehr Reichweite und neuen Vermarktungsmöglichkeiten, von personalisierter Werbung und mehr Aufmerksamkeit – und die folgten den Rufen nur zu gerne. Likes, Shares und Follower wurden zur Währung einer neuen Aufmerksamkeitsökonomie, aus Inhalten wurde Content, und Geschäftsmodelle stiegen und fielen mit den Entscheidungen des Netzwerks. Medien und Unternehmen wurden zur Laborratten des Newsfeed-Algorithmus.

via Facebook: Lass uns doch einfach wieder Freunde sein! | ZEIT ONLINE

Und natürlich bleibt – weniger Werbung im Newsfeed hin oder her – auch die Macht über die persönlichen Daten der Anwender: 

„Es kann nicht sein, dass ein Privatunternehmen ein Monopol über unsere persönlichen Daten besitzt und sie einfach weiterverkaufen kann.“

Die gibt Herr Zuckerberg nicht so einfach auf. Mir wäre etwas mehr Kritikfähigkeit und Distanz gerade der sogenannten kritischen Journaille sehr angebracht. Ja, vielleicht wird die Newsfeed wieder „entwerbter“. Ja, aber Facebook ist trotzdem ein Monopolist unserer Daten. Und das bleibt anprangernswert.

[DE] Von wegen Bye Bye: Vertrieb braucht Marketing als Sparringspartner auf Augenhöhe

11. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Silke Hermann und Niels Pflaeging haben in Heft 1/2018 der Zeitschrift #acquisa einen lesenswerten Beitrag unter der Überschrift Bye-bye Marketingabteilung! geschrieben. Sie analysieren scharf Missstände, die auch aus meiner Sicht heute in vielen Marketingorganisationen und im generellen Verständnis der Marketingprofession vorherrschen.

Ich liebe einige Aussagen:

Was sich heute beobachten lässt, ist: Die meisten Marketingbereiche in Unternehmen haben sich zu mit Spezialisten und Experten bestückten Spezialabteilungen im Innendienst entwickelt.

Innendienst ist hier das Stichwort. Wie viele Marketiers verschanzen sich hinter Excel-Reports und Powerpoint-Präsentationen für ihr Management und sind nicht im Dialog mit den Kunden? Wie viele Marketiers werden in genau diese Rolle durch interne Organisationstrukturen und Nomenklatura getrieben?

Ich höre schon die Fanfaren: Ja, aber Erfolgsmessung, eine klare Metrix und Erreichen der Zielvorgaben sind unverzichtbar. Meine Antwort: Gegessen. Aber wie viel Zeit sollte eine Marketier auf Reporting verwenden und wie viel Zeit sollte er im Markt bei Kunden und Interessenten verbringen? Und stimmen unsere Messparameter wirklich? Wie bewerten wir wirklich eher weiche Begriffe wie Influencer Marketing, Share of Voice? Wie wichtig sind wirklich Kundenkontakte jenseits von Click-Through-Rates? Wie wertvoll sind über das Web gewonnene Adressen (meist falsch eingegebene Daten, da die meisten Interessenten nur ungerne Registrierungsformulare mit ihren wirklichen Daten ausfüllen), die man dann von Call Centern meist erfolglos abtelefonieren lässt? Ist der derzeit viel diskutierte Net Promotor Score ein Ausweg aus der Messbarkeitsproblematik oder auch nur kurzzeitiger Hype?

Zentrale, hierarchische Steuerung könne, so Silke und Niels, heutzutage nicht mehr funktionieren. Marketing arbeite, plane und analysiere in einer Scheinwelt, weit weg von dem wirklichen Marktgeschehen

Zwischen Marketing als steuernder Funktion, von Märkten abgewandt und vorwiegend im analytisch-technokratischen Modus agierend, und der wahren Komplexität der Märkte tut sich eine Kluft auf.

Silke und Niels fordern in Folge eine konsequente Dezentralisierung des Marketings und eine Verortung des entsprechenden Personals in den Einheiten, die direkt im Kundenkontakt sind. Die entsprechenden Profit Center bekommen demnach die Marketingressourcen direkt zugeordnet. Dies sei in unserem digitalem Zeitalter mit hoher Dynamik und sich latent ändernden Märkten absolut angebracht:

Letztlich geht es darum, die Marketingfunktion in die Wertschöpfungsstruktur zurück zu integrieren – dorthin, wo marktzugewandte Handlungsfähigkeit und Expertise tatsächlich realisierbar sind – statt Marketing in Formeller Struktur als mechanistische Abteilung zu betreiben, entkoppelt von Wertschöpfung und bürokratisch-technokratisch agierend.

Ich höre meinen ehemaligen Vertriebsleiter Dr. Thomas Zeizel laut zustimmend jubilieren.

Nur ein Teil des Marketings – beispielsweise generelle Brand Awareness, Flaggschiffveranstaltungen etc. – verbleiben in dem von Silke und Niels postulierten Pfirsich-Modell in einem kleinen Marketingzentrum:

Übergang von Budgets, zentralen Umlagen, Allokationen oder Standardkosten auf eine Wertschöpfungsrechnung, in der Gewinn stets in der Peripherie verbleibt, und das Zentrum für seine werthaltigen Leistungen von der Peripherie bezahlt wird.

Silke und Niels postulieren auch den Abschied von  steuerungsbezogener Rollen wie Produktmanager, Kampagnenmanager oder Business Developer, Und da fängt es bei mir an zu zwicken.

Mein Grundverständnis als Marketiers war und ist sei jeher, dass ich eng mit dem Vertrieb imeist n Person des Vertriebsleiters zusammengearbeitet habe. Wir haben unser gemeinsames Produkt- und Lösungsportfolio erfolgreich zu verkaufen. Der Marketingplan und die entsprechenden Taktiken werden demzufolge immer zusammen abgesegnet.

Das ist und war nicht immer einfach, denn natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen und auch Ziele mit unterschiedlichem Zeithorizont. Für den Vertriebsleiter, in Silkes und Niels Bild der Leiter des Profit Centers, ist meiner Erfahrung nach meist das nächste Quartal das wichtigste in der Geschichte des Unternehmens (und oft auch seiner Laufbahn). Das spiegelt sich auch in den von ihm oder ihr geforderten, oft kurzfristigen Maßnahmen wieder. Und natürlich ist das persönliche Betütteln und Bewirten von Entscheidungsträgern in nettem Ambiente immer die erfolgreichste Methode, so viele Vertriebler. Das ganze Online-Gedöns taugt und nutzt eh nichts (aber natürlich muss man unsere Produkte auf Google finden …).

Ich überspitze bewusst, denn natürlich sind viele Profit Center-Leiter durchaus auch strategische Denker. Trotzdem glaube und fordere ich die Rolle des Marketing Managers als Sparringspartner auf Augenhöhe, der mit dem Vertrieb die Maßnahmen kontrovers diskutiert, die mittel- und langfristige Perspektive im Blick hat und auch die Macht hat, einen zeitgemäßen Marketingmix durchzusetzen. Marketing gerade an der Kundenschnittstelle muss auch mit neuen Technologien und Plattformen experimentieren dürfen. Gartner spricht von 10 Prozent „Spielgeld“, das im Marketingtopf sein sollte.

Im Zweifelsfall sollte, ja müsste er sogar ein Vetorecht haben, wenn Gelder falsch investiert werden sollen. Ja, dieser Marketier muss dann auf jeden Fall seine Kunden und seinen Markt kennen, mit ihnen ständig im Kontakt und Dialog sein, online in sozialen Medien und in Netzwerken, in Blogs und relevanten Foren, bei Kundenbesuchen, auf Veranstaltungen. Ein guter Marketier ist ein Kommunikator, der zuhört, mitdiskutiert und Gespräche „hostet“.

Und damit man mich richtig versteht: Unter beim Kunden sein, meine ich nicht, dass Marketiers nur auf Events herum stehen. Es geht um wirkliche Dialog, um Interaktion mit den Kunden reden. Nicht umsonst bin ich beispielsweise ein großer Freund von Kundenvereinigungen und -beiräten, mit denen sich Marketing und Vertrieb regelmässig trifft und austauscht, um Feedback direkt vom Kunden und Interessenten zu bekommen. In der Produktentwicklung ist es heute durch die Einbindung der Kunden über agile Methoden möglich, Produkte oder Dienstleistungen passgenauer zu entwickeln. Das sind die Stellen, an denen ein Marketing Manager aktiv sein muss und sich engagieren sollte. Und ja, daneben – nicht als im Zentrum der Tätigkeit – muss edie Infrastruktur vorhanden und betrieben werden, die Webseite, die Organisation von Events und auch das wirklich notwendige Reporting geleistet werden.

Eine ganz kleine Anmerkung zum Thema Marketingbudget aus der Praxis: Jeder Marketing Manager, der in Abstimmung mit seinem Profit Center-Leiter sein Portfolio, seine Kunden und seinen Markt kennt, hat sehr schnell ein Jahresgerüst an Marketingtaktiken beisammen. Dazu gehören Events, an denen man – natürlich abgestimmt mit dem Vertrieb – präsent sein muss. Das mag die eigene Kundenveranstaltung(en) sein. Das können regelmäßige Kommunikationsmaßnahmen sein. Für viele dieser Taktiken – nicht nur, aber insbesondere Events – ist eine Planung und Budgetierung sogar über 12 Monate hinaus sinnvoll und nötig, sonst klappt es einfach nicht. Nur mit Kurzfristbudgetierung und -planung klappt es ganz sicher auch nicht.

Mein (Zwischen)Fazit, liebe Silke und lieber Niels: Ich bin in vielerlei Beziehung bei Euch und teile Eure Ansichten, dass Marketing raus aus dem Innendienst hin zum Kunden muss. Hier ist in den vergangenen Jahren viel schief gelaufen. Die Idee flexibler, schnellerer, eigenverantwortlicher Einheiten hat einen nicht zu unterschätzenden Charme. Jedoch glaube ich – wie könnte es anders sein – weiterhin an die Rolle eines Marketing Managers, der zusammen und voll integriert mit dem Vertrieb als akzeptierter Partner auf Augenhöhe Marketing „macht“ und über das aktuelle Quartal hinweg denkt. Ich weiß, man macht eigentlich nur in die Hose, aber mein Glaube stirbt zuletzt, dass diese Rolle geschäftlich sehr sinnvoll ist und gelebt werden muss.

Vorletzte Randbemerkung: Wir scheren hier natürlich Marketing über einen Kamm. Es gibt natürlich Unterschiede zwischen Marketing im B2C oder B2B und in verschiedensten Branchen. Aber die generelle Diskussion um die Rolle von Marketing ist sinnvoll.

Letzte Randbemerkung: Laut Facebook-Eintrag von Silke und Niels kann man bei Christoph Pause von acquisa das Heft kostenlos anfordern: christoph.pause@acquisa.de

(Stefan Pfeiffer)

 


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[DE] New Work? Oder die Rückkehr der wilden Enten und das Imperium schlägt zurück

5. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema Arbeitsplatz der Zukunft oder Digital Workplace beschäftigt mich nun wirklich geraume Zeit. Den Begriff „New Work“ wage ich nach der letzten Diskussion im Facebook Video Chat von Gunnar Sohn gar nicht mehr benutzen. Diese Diskussion, aber auch die Beiträge von Katharina Krentz zu ihrer Arbeitsumgebung, der Bericht von Siegfried Lautenbacher zu den Herausforderungen von Sabine Kluge bei Siemens oder auch die leidige Diskussion um die Abschaffung der Heimarbeitsplätze bei IBM treiben mich dann doch zu diesem Kommentar. Der sich betroffen fühlende Hund bellt.

Im Videochat, den Gunnar Sohn gehostet hat, ging mir – man verzeihe mir die klare Sprach – tierisch auf den Senkel, dass die fast nur ausschließlich anwesenden Freiberufler glauben, denen, die in Unternehmen Dinge zu verändern suchen (Stichwort Change Management), erklären zu müssen, dass sie viel expliziter und öffentlicher mit ihren Bemühungen, den Erfolgen und Misserfolgen umgehen müssten. Das war der Moment, in dem mir die Haare ausfielen und ich alle die, die mühsam Veränderungen mit viel persönlichem Einsatz und unter latentem internen Beschuss treiben als Robin Hoods in Unternehmen bezeichnet und verteidigt habe.

Und zu dieser Aussage stehe ich: Dies sind die Jedi Ritter, die sich jeden Tag bemühen und unter latentem Beschuss der Bürokratie und der Nomenklatura Dinge hoffentlich zum Positiven im Unternehmen zu ändern. Zwar „ermächtigt“ von dem ein oder anderen Vorgesetzten, kämpfen sie doch ständig mit eingefahrenen Strukturen und vor allem Machtverhältnissen, die mit Klauen und Zähnen verteidigt werden. Welcher „Middle Manager“ hört beispielsweise gerne, dass seine Stelle an Macht verlieren oder gar verschwinden könnte? Welche konzernweite Richtlinie und Initiative setzt dann einfach mal die Großraumbüros durch, statt Projekträume für agiles Arbeiten zu schaffen und vielleicht gar den Mitarbeitern trotzdem irgendwie und irgendwo sein privates Eckchen zu lassen, wo die Fotos der Lieben oder sonstige Devotionalien stehen? Und wie viele Mitarbeiter haben Angst davor, dass ihr Wissen und damit ihre Stelle durch neue Management- und Projektmethoden obsolet wird? Das haben wir doch schon immer so gemacht …

Katharina_Krentz

Katharina Krentz auf Facebook mit dem Wunsch nach einem festen Anker im Büro.

Kluge Unternehme leisten sich „Wild Ducks“, wie es bei uns in der IBM heißt. IBM-Chef T.J. Watson Jr. sagte in den 60er Jahren: “We are convinced that any business needs its wild ducks. And in IBM, we try not to tame them.” Aber natürlich existieren trotzdem die angedeuteten Widerstände.

In der von Gunnar moderierten Runde wurde dann auch gefordert, dass die besagten Jedi-Ritter, Robin Hoods und Change Agents doch nicht nur ihre Projekte an und für sich, sondern auch deren reale Ergebnisse öffentlich machen und entsprechende Fragen beantworten sollten. Wie blauäugig ist das denn? Nur selten wird ein Unternehmen das Ergebnis von Change-Initiativen wirklich mit harten Falten publik machen. Die Änderung könnte einen potentiellen Wettbewerbsvorteil öffentlich machen. Man könnte frühere Versäumnisse offenlegen. Und so was geht eh nur über die offizielle Pressestelle 😉 Hier bitte ich auch den entsprechenden Journalisten und Nachfragenden um das entsprechende Verständnis.

Um es nochmals klar zu sagen: Die besagten Wild Ducks tanzen bereits auf der Rasierklinge. Sie und ihre Stelle sind immer unter oft heftigem internem Beschuss. Dass die Wild Ducks, die über ihre Projekte in der Öffentlichkeit berichten, ist schon positiv und sollte ihnen helfen, die Arbeit voran zu treiben. Wie sagt Gunnar immer so schön: Wir spielen über Bande. Der Journalist bekommt eine interessante Story, der Change Agent öffentliche Anerkennung und Unterstützung.

IBM_Wild_Ducks_-_About_IBM_Wild_Ducks_Podcasts

Die Arbeit als Change Agent oder Wild Duck ist erfüllend, sehr oft aber auch frustrierend. Ob dann der Weg in die Eigenständigkeit für jeden der richtige ist, wage ich zu bezweifeln. So kam es ein bisschen im Videochat rüber. Ich zolle denen Respekt, die diesen Schritt gehen, fordere aber auch explizit diesen Respekt gegenüber den Wild Ducks, die im Unternehmen verändern wollen und dabei nicht aufgeben, ein.

[Und ein kleiner Tipp an die Wild Ducks: Man kann befragenden Journalisten und Analysten durchaus sagen, dass man über gewisse Dinge und Zahlen nicht reden darf. Das wird meiner Erfahrung nach immer akzeptiert.]

Mir seien noch einige Bemerkungen zum Dogmatismus erlaubt. Ich zitiere Wikipedia:

Unter einem Dogma (altgr. δόγμα, dógma, „Meinung, Lehrsatz; Beschluss, Verordnung“[1]) versteht man eine feststehende Definition oder eine grundlegende, normative Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich festgestellt wird.

Wir haben derzeit im Markt einige interessante Entwicklungen. Rund um John Stepper haben sich in der Working Out loud-Initiative viele Vordenker und –wirker von „New Work“ – ich benutze den Begriff doch nochmals – versammelt, die sich in regelmäßigen Runden austauschen. Die Initiative finde ich empfehlens- und unterstützenswert (was ich ja auch z.B. getan habe, indem ich für das Treffen auf der re:publica 2017- hier der Live-Mitschnitt – natürlich den IBM / Design Offices-Stand zur Verfügung gestellt habe). Doch muss es erlaubt sein, auch Prinzipien, Vorgehen und Aussagen der Initiative in Frage zu stellen. Genau das gehört dazu. Und man darf das auch, wenn man selbst nicht der Initiative angehört, sondern sie nur beobachtet. Hier ein entsprechender Beitrag auf dem CIOKurator. Versucht man kritischen Geistern den Mund oder die Fragen zu verbieten, so erweckt man plötzlich den Eindruck des Sektenhaften.

Ähnliche bedenkliche Entwicklungen sehe ich auch rund den Hype über agile Projektmethoden (Link zu den „agilen“ Beiträgen auf dem CIOKurator und zum Thema Agiles Marketing hier, das mir natürlich sehr am Herzen liegt). Viele der Leitsätze und agilen Methoden sind absolut begrüßenswert und sollten sogar eine Selbstverständlichkeit in der täglichen Projektarbeit sein. Sie können zu einem deutlich ziel- und ergebnisorientiertem Arbeiten führen. Wenn jedoch die Theorie zum Dogma erhoben wird, können genau gegenteilige Effekte eintreten. Für mich ist das Thema Co-Location, alle Projektmitarbeiter sollen an einem Ort in einem Raum arbeiten, ein solches Dogma. Es entspricht nicht der Struktur und Arbeitsweise in einem weltweit operierenden Unternehmen, wo Experten und Wissensträger an vielen Orten verteilt sitzen. Wer dann aber Co-Location als Dogma durchzusetzen versucht, schadet dem Unternehmen mehr, als es nutzt. Stattdessen gilt es quer zu denken: Wie kann ich beschriebene gemeinsame Projektarbeit durch moderne Technologien unterstützen und so die erhofften Ergebnisse simulieren.

Beides sind für mich klassische Beispiele, wo Menschen Theorien einen Wahrheitsanspruch verleihen und das ist fast immer falsch. Das ihrige tragen dann dazu Berater bei, wenn sie nach Schema und Vorlage F bestimmte Management- und Prozessprinzipien in Unternehmen durchdrücken, ohne links und rechts zu denken und besagte Flexibilität besitzen, um die angestrebten Ziele doch zu erreichen. Querdenkende Berater, die von außen in ein Unternehmen kommen, können wichtige Impulse setzen und Change voranbringen. Markus Reif plädiert in seinem lesenswerten Beitrag zur Digitalen Transformation für das Einbeziehen externer Berater: „Sie können keine Transformation mit Bordmitteln machen. Im laufenden Geschäft auch noch eine Veränderung zu managen, ist nahezu unmöglich. Sie brauchen entweder ein designiertes Team Ihrer besten Leute … oder externe Unterstützung …“

Oft sind die erwähnten Wild Ducks natürliche Verbündete der Berater. Oft aber bremsen die Berater diese auch aus und führen zu deren Frustration – wahrscheinlich auch umgekehrt. Und wenn Berater Mitglieder von Zirkeln wie Working out loud oder Promotoren agiler Methoden sind, muss man sich auch deren Motivation – nämlich Beratungsaufträge zu bekommen – klar vor Augen führen. Das ist übrigens Negatives, sondern ein ganz berechtigtes Interesse. Wenn durch sie neue Impulse und Ideen und besagtes Querdenken in Projekte kommen, sind sie extrem nützlich und wertvoll.

Meine 2 Cents: Ich bin überzeugter Pragmatiker in der Umsetzung von Projekten. Gerne schaue ich mir neue Ansätze wie Agile an, rate aber jedem dazu, nicht dogmatisch zu werden und nicht die eigenen Ziele und Werte aus dem Auge zu verlieren. Man kann und sollte vielen neue Ansätze positiv gegenüberstehen, sie nicht gleich ablehnen, nur weil sie neu sind, aber auch den gesunden Menschenverstand einschalten, wann und wie man sie anwendet

Ich bin In-Frage-Steller von scheinbar heiligen Kühen oder aus meiner Sicht sinnfreier Methoden und Messsystemen. Dabei ist mir wohl gegenwärtig, dass man gewisse Praktiken offenbar nicht ändern kann. Die Metrix – nicht die Matrix – lebt scheinbar für immer, auch wenn sich die Welt rund herum rasant verändert und Methoden und Messgrößen von früher obsolet führt. Ich habe darüber schon des Öfteren berichtet. Das Imperium schlägt immer zurück.

Ich bewundere diejenigen, die gehen, ein Unternehmen verlassen, wenn für sie das Fass zum Überlaufen gebracht wurde. Letztlich muss man diese Konsequenz ziehen, wenn man nur noch mit negativen Gefühlen auf der Arbeit ist. Also, Chapeau für den Mut, in die Selbstständigkeit zu wechseln und viel Erfolg.

Ich bitte aber auch um Respekt für diejenigen, die im Unternehmen bleiben und dort Veränderungen zu treiben suchen. Sie verdienen diesen Respekt, da sie sich von einer Mehrheit abheben, die nur noch mehr oder weniger blind mittrottet und sich meist ins Privatleben zurückgezogen hat (oder blind nach Unternehmensschema die Karriereleiter erklimmt). Unter dieser Mehrheit befinden sich viele, die auch mal verändern wollten, aber resigniert haben. Schade, aber der Wunsch nach sicherem Einkommen ist sicherlich nicht despektierlich zu behandeln, wie es in gar mancher Diskussion durchkommt.

Jedi Ritter, Robin Hoods, Wild Ducks sollten entsprechend geachtet und unterstützt werden. Sie sind – wie kann ich persönlich es anders schreiben – Katalysatoren, die enorm wichtig sind. Sie nehmen dafür manche Anfeindung in Kauf, sagen dem normalen Karriereweg (entsprechender Schulterklappen und Besoldung) ade und tanzen auf der Rasierklinge, gerade auch wenn sie in die Öffentlichkeit gehen, die sie einerseits brauchen, deren Wirkung aber auch ein Risiko darstellt. Ich zolle noch heute meinem ehemaligen Kollegen Wild Dueck Gunter Dueck Respekt für dessen seiltänzerische seine Performance. Deshalb bitte ich um den sorgsamen, respektvollen und durchdachten Umgang miteinander.

Für mich persönlich kann ich nur sagen: Solange ich in meinem Unternehmen das Gefühl habe, mit meinen Projekten Dinge verändern und vorantreiben zu können, solange „das Unternehmen“ (beziehungsweise unterstützende Chefs und Sponsoren) mir das erlaubt, finde ich durchaus Spaß und Befriedigung im Job in einem großen Konzern. Und manchmal sich selber nicht zu ernst nehmen, ist ein guter Ratschlag.


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„Es kann nicht sein, dass ein Privatunternehmen ein Monopol über unsere persönlichen Daten besitzt und sie einfach weiterverkaufen kann“

30. Dezember 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Interview mit dem Historiker Niall Ferguson schliesst sich quasi nahtlos an den gestrigen Bericht zur Geiz-ist-geil- und Kostenlosmentalität im Umgang mit Google, Facebook & Co an. Auch Ferguson prangert die Monopolisierung an. Früher hätte man das Wettbewerbsrecht verschärft. Das könne man heute vergessen:

Im Gegensatz dazu gibt es für die Tech-Riesen aus dem Silicon Valley heute keinerlei Regulierung. Hier gilt einzig und allein das Prinzip, dass der Gewinner alles erhält. So haben ein paar Unternehmen eine Monopolstellung erreicht, die ihnen unvergleichliche Dominanz verschafft. Google als Suchmaschine, Amazon im E-Commerce, Facebook unter den sozialen Netzwerken – und jeder, der von Wettbewerbsrecht spricht, wird ausgelacht. Die Politik wird Amazon oder Google nicht aufspalten, das können Sie vergessen.

via Soziale Netzwerke: Facebook zerstört die Demokratie | ZEIT ONLINE

Ferguson fürchtet um unsere Daten. Ferguson fürchtet gar um die westliche Demokratie:

Kurz gefasst haben wir also zwei Firmen, Google und Facebook, die den globalen Werbemarkt bestimmen und zugleich auch die Macht haben, den öffentlichen Raum zu dominieren. Das ist ein Zustand, der langfristig nicht aufrechterhalten werden kann. Es kann nicht sein, dass ein Privatunternehmen ein Monopol über unsere persönlichen Daten besitzt und sie einfach weiterverkaufen kann. Das ist schlicht und einfach verrückt. Genauso wie die Tatsache, dass Facebook durch seinen Newsfeed der mit Abstand größte Herausgeber von Nachrichten in der Geschichte der USA ist. Das ist desaströs für den Fortbestand der westlichen Demokratie.

via Soziale Netzwerke: Facebook zerstört die Demokratie | ZEIT ONLINE

Über Amazon habe ich mich ja kürzlich geäußert. Ich glaube, dass man auch hier ganz persönlich etwas tun kann und muss. Die Google-Suche zu nutzen oder nicht zu nutzen, ist wohl auch eine Frage der Selbstdisziplin. Ich werde es in der kommenden Zeit mal mit Alternativen versuchen und hoffe, erfolgreich zu sein.

Keine Alternative zu Facebook?

Doch frustrierenderweise gibt es – zumindest wohl für meine Generation – keine wirkliche Alternative zu Facebook, wenn man sich weltweit mit Freunden vernetzen und austauschen will. Und ich zitiere meinen Kollegen Gunnar Sohn zur Resonanz auf Livevideo-Übertragungen: Größere Interaktion und Resonanz gäbe es nur auf Facebook. Führt man beispielsweise entsprechende Gespräch auf Google Hangout, passiert an Livediskussion und Interaktion nicht viel.

Gibt es also zumindest privat also keine Alternative, wenn man seine Kontakte pflegen, sich vernetzen und mit Freunden weltweit in Kontakt bleiben will? Auch beruflich scheint Facebook fast konkurrenzlos, wenn man Interaktion und eine Livediskussion möchte. Was meint Ihr?

Eigenes Verhalten ändern und bei Bedarf Kante zeigen

Und ist es wirklich so wie Ferguson befürchtet („.., je größer der Blödsinn, umso größer die Chance, dass er viral geht.“), dass automatisch die Polarisierer diesen neuen öffentliche Raum beherrschen müssen? Haben wirklich nur polarisierende und radikale Meinungen Weiten- und Breitenwirkung? Pessimismus gegenüber neuen Medien (Zeitung, Radio, Fernsehen) hatten wir schon in der Vergangenheit und ja, es gibt auch in der Vergangenheit genug Beispiele, wie Medien missbraucht wurden.

Trotzdem möchte ich daran glauben, dass eine moderne Öffentlichkeit möglich sein muss, in der zwar kontrovers gestritten wird, aber die auch den humanen und demokratischen Werten verbunden bleibt. Wir können und dürfen die modernen Massenmedien nicht Radikalen überlassen. Genau das sollten wir auch aus der Vergangenheit gelernt haben. Deshalb bedarf es an den verschiedensten Stellen Regularien und Gesetze. Deshalb müssen Plattformen wie Facebook zur Selbsthygiene verpflichtet werden. Und deshalb muss jeder einer aufstehen und wenn notwendig auch dort Kante zeigen.

(Stefan Pfeiffer)

 

 


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[DE] Das Experiment CIOKurator oder B2B Technologiemarketing in 2017 – und hoffentlich darüber hinaus

29. Dezember 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Die (am Ende des Beitrags sichtbare) Infografik, die ich die Tage zum Thema Marketing von B2B-Technologien, also für den professionellen Einsatz in Geschäften zwischen Unternehmen gefunden habe, ist für mich eine Bestätigung dessen, was wir hier beim CIOKurator versuchen – und deshalb auch ein kleines Jahresendgeschenk. Es geht in der Infografik darum, wie man mit Inhalten Käufer von Technologien – in unserem Fall den CIO, die Ebene drunter und die sogenannten Beeinflusser (Influencer) – erreichen kann und sollte. Es  sind auch viele Wahrheiten enthalten, die manche Messkriterien und Metrix sowie manches Marketingmanagement in Frage stellen.

Nicht falsch verstehen: Metrix muss sein, aber sie muss Sinn machen und vor allem dem Verhalten des entsprechenden potentielles Käufers gerecht werden, aber …

  • Ein Interessent konsumiert erst einmal durchschnittlich fünf mal Informationen, bevor er mit einem Vertriebsmitarbeiter sprechen will.
  • Interessenten wollen werthaltige Information und kein Werbegeblubbere des Herstellers. Sie wollen sich bilden, informieren, um sich auf einen potentiellen Kauf vorzubereiten. Dabei honorieren sie Fachinformation.
  • Ob die deutschsprachigen CIOs wirklich schon so rührig in den sozialen Medien und LinkedIn sind, wage ich einmal zu bezweifeln. Andere Quellen sagen, dass die bevorzugte Informationsquelle des CIO noch immer der E-Mail-Newsletter sei.
  • Professionelle Technologiekäufer wollen, dass man schnell mit seinen Informationen auf den Punkt kommt und die Informationen richtig und wahr sind.
  • Die Interessenten hassen es, sich registrieren zu müssen, um an Informationen zu kommen. 59 Prozent füllen ein Registrierungsformular mit falschen Informationen aus, denn 40 Prozent wollen nicht hinterher mit SPAM zugemüllt oder  gleich vom Vertrieb angerufen werden. Der Zwang zur Registrierung führt zur Ablehnung.

Was ist aber heute die gängige Praxis und wie wird der Erfolg von Marketingkampagnen und Maßnahmen meist gemessen? Man will möglichst schnell die Adresse des potentiellen Käufers haben, um den möglichst schnell anrufen zu können. Ob es nun Paid Media – Banner und Anzeigen auf LinkedIn und auf Webseite -, Newsletter oder die Webseiten des Unternehmens sind: Nur wenige haben die Geduld den Interessenten in der Informations- und Lernphase erst einmal “in Ruhe zu lassen”, besser ungestört die hoffentlich wertvollen Informationen konsumieren zu lassen. Der Druck schnell Resultate nachweisen zu können, ist so groß, dass dann doch wieder zügig eine Registrierung angefordert wird. Und dann wundert man sich, wenn die Mitarbeiter des Telefonvertriebs sehr schnell in die offene Faust der potentiellen Käufer laufen und abgewimmelt werden.

Dialog und werthaltige Information statt Registrierungsformular

Die Idee des CIOKurators steht quer zu der gängigen Metrix im Raum. Wir versuchen hier, aktuell über Trends und Technologien zu informieren, sowie sachlich, aber auch kontrovers zu diskutieren. Ja, die Verbundenheit zur IBM ist da und wird auch nicht verleugnet, aber hoffentlich überwiegt die Fachlichkeit und Kompetenz, die unsere Interviewpartner und Autoren rüber bringen. Die Zugriffszahlen auf die Videointerviews mit Andrea Martin, der IBM Chief Technology Officerin für Deutschland, Österreich und der Schweiz, scheinen ein Beispiel zu sein, dass das geht. Registrierungsformulare sind – bis auf die Anmeldung, Infos vom CIOKurator per E-Mail zu erhalten – eine NoGo. Wenn wir auf Inhalte verlinken, die eine Registrierung erfordern, versuchen wir immer schon in unserem Text darauf hinzuweisen. Ist das einmal nicht der Fall, bitte melden, dann fügen wir einen entsprechenden Hinweis hinzu.

Wir werden weiter hier experimentieren, mit neuen Formaten und Inhalten. Der Anspruch des CIOKurators, für den CIO und seine “Leute” relevante Themen auszuwählen, zu kuratieren und zu kommentieren, bleibt unser Leitmotiv auch in 2018. Und wenn etwas pressiert, wollen wir schnell und flexibel reagieren, so wie es auf offiziellen Unternehmenswebseiten oft schwierig und mit langsamer Geschwindigkeit geschieht oder geschehen kann. Das Experiment geht erst einmal (und hoffentlich noch sehr lange) weiter. Der CIOKurator ist für mich auch Ausdruck eines neuen Verständnisses von Marketing und Unternehmenskommunikation. Social Media Listening ist ja schon lange in aller Munde. Ich möchte es auf generelles Zuhören auf das, was im relevanten Markt publiziert und diskutiert wird, erweitern. Und wenn man beim Zuhören etwas Relevantes und Interessantes findet, kann man es kuratieren, kommentieren und kommunizieren.

Jenseits von Pressemitteilung und Werbeblabla – Die relevanten Inhalte liegen auf der Strasse

Was meine ich damit und ich ziehe natürlich das Beispiel IBM und den CIOKurator heran: Jeden Tag finde ich in den Medien, der Presseschau, in meinem RSS Reader, auf Blogs, in Communities, in meinen E-Mail-Newslettern oder über meine Talkwalker Alerts, die das Netz nach bestimmten Stichworten durchsuchen, wichtige, werthaltige Informationen für “meine” Zielgruppe den CIO. Manchmal sind diese Informationen IBM-bezogen, manchmal sind es es einfach neutrale Fachartikel. Diese hier interessant, flüssig und auch unterhaltsam aufzubereiten, ist dann der Anspruch der Autoren des CIOKurators.

Ein Beispiel: Derzeit erscheinen unzählige Beiträge zum Thema EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO oder GDPR) und dieses Thema ist ganz sicher für den CIO wichtig. Wenn wir also auf aus unserer Sicht wertvolle Informationen stoßen, publizieren und kommentieren wir sie hier. Und natürlich weisen wir ganz uneigennützig auch auf die Informations- und Veranstaltungsangebote der IBM in diesem Umfeld hin, die die geschätzten Leser dann nutzen oder nicht nutzen können. Es gibt unzählige solcher inhaltlichen Beispiele und es mangelt nicht an relevanten Quellen. Jedoch muss der Aufwand des Monitorings, des Zusammenfassens und Kommentierens betrieben werden und da sind wir bei der Rolle des Marketiers oder des Unternehmenskommunikators als Kurator, der im Dialog mit seinen Interessenten tritt und sich nicht hinter Excel-Tabellen verschanzt oder lediglich werbliche Pressemitteilungen rausfeuert. Ja, das erfordert eine neue Rollenbeschreibung und ein Umdenken im Marketingmanagement.

Nicht nur angesichts EU-DSGVO: Neues Marketingverständnis nötig

Aus meiner Sicht wird ein solch neues Verständnis prägend sein für das Marketing der kommenden Jahre, denn die oben schon zitierte Datenschutzgrundverordnung zwingt die Marketingabteilungen zum Umdenken und zu neuen Dialog- und Kommunikationsformen, in denen das schnelle Abgreifen der Kundendaten nicht mehr wie gehabt funktionieren kann und wird. Auch hier – so ist die datengetriebene Welt von heute nun einmal – werden wir zu einer Metrix kommen müssen, wie wir dieses neue dialogorientierte Marketing messen. Ob der derzeit viel diskutierte Net Promotor Score eine relevante Messgröße sein könnte, ist zu diskutieren und für Kommentare bin ich sehr dankbar.

 


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[DE] Geiz ist geil: Bereit für E-Mail, Social Media und Internetsuche zu zahlen?

28. Dezember 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Bewusst oder meist unbewusst: Wir produzieren immer mehr Daten über uns, unsere Freunde und unsere Vorlieben online, in Google Mail, auf Facebook, Twitter & Co, in WhatsApp und anderen Messengern oder auf Amazon und in anderen Online Shops. Unmerklich entstehen an vielerlei Stellen Datenprofile mit unseren Präferenzen. Google weiß, was wir suchen, Amazon, was wir kaufen. Diese Daten sind nicht mehr privat. Wir geben sie im Tausch gegen kostenlose Services. Bewusst oder unbewusst.

Diesem Thema widmet sich ein bemerkenswerter Beitrag von Nathalie Nahai und
Tomas Chamorro-Premuzic und sie stellen die Frage, was wir bereit wären zu zahlen, um alle bisher von uns generierten und gespeicherten Daten zurück zu kaufen. Was wäre es uns wert, wenn diese Daten 100 Prozent privat und sicher wären? Und ich füge hinzu: Würden wir für diese kostenlosen Services wie für E-Mail, Social Media und Internetsuche zahlen? Keine kostenlosen Onlineservices mehr … Was wären uns unsere Daten wirklich wert?

Ich stelle die Frage bewusst im Konjunktiv, denn ich vermute, der Zug ist bereits abgefahren. Wir werden kostenlose E-Mail wohl nicht mehr gegen ein kostenpflichtiges System austauschen. Alternativen zu Facebook, die auf Datenschutz setzen wollten wie Ello, sind gescheitert beziehungsweise führen ein Schattendasein. Unsere „Freunde“ (nach Facebook-Definition) sind nun einmal auf Facebook. Und auch wenn es durchaus Alternativen zur Google-Suche gibt. Wer nutzt sie wirklich? Wir googlen halt. Nicht umsonst hat es dieser Begriff als Verb in unseren Wortschatz geschafft.

[Und um es klar zu sagen: Ich bin auch exakt des oben beschriebenen Verhaltens auf E-Mail, Social Media und in der Suche schuldig.]

Also akzeptieren wir die Werbung auf Facebook und Google und hoffen, dass nichts Schlimmeres mit unseren Daten gemacht wird. Auf Personalisierung wollen wir aus Komfortgründen natürlich auch nicht verzichten, von personalisierten Kaufempfehlungen bis hin zur automatischen Übermittlung meines Standorts an Mytaxi. Bequemlichkeit siegt. Wer will schon wirklich die Nutzungsbedingungen einer neuen App oder der genannten Anbieter lesen. Und wer versteht wirklich, was dort über die Nutzung unserer Daten steht?

Dass im Netz, besonders in sozialen Netzen ein Profil über uns entsteht, dass auch durch unsere Arbeitgeber recherchierbar ist, nehmen wir als Kollateralschaden mit in Kauf. Wir haben ja nichts zu verbergen. Und wir denken eigentlich auch nicht über den digitalen Fingerabdruck nach, wenn wir ehrlich sind.

Hellhörig werden wir nur dann, wenn es zu größeren Datenpannen kommt, Kreditkartendaten abgegriffen oder privat Fotos gehackt und missbraucht werden. 500 Millionen Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten wurden schon 2014 bei Yahoo gehackt. [Auf Yahoo hatte ich übrigens mein erstes E-Mail-Konto … Kann auch CompuServe gewesen sein.] Equifax ist ja weit weg und dort haben Deutsche ja keine Adressen. Also machen wir einfach weiter, denn kostenlos ist gut oder Geiz ist geil oder wir denken nicht drüber nach oder sind zu bequem … oder … oder … Der Tauschhandel ich gebe Dir meine Daten und Du mir Deine Services funktioniert. Fair oder unfair.

Die Mehrzahl von uns wird Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit – nochmals ich bekenne mich explizit auch schuldig – nicht ablegen. Aber wir brauchen mehr Klarheit und Transparenz, welcher Anbieter wie unsere Daten verwendet. Und das darf nicht in verklausulierten, juristendeutschen Nutzungsbedingungen stehen. Der Gesetzgeber – lieber in der EU wie nur in Deutschland – ist gefordert, ein Register – ich habe es an anderer Stelle Datenverwertungsregister genannt – gesetzlich einzufordern, in denen die Unternehmen, die unsere Daten speichern, nutzen und monetarisieren, in allgemein verständlicher Sprache offenlegen müssen, was mit ihnen geschieht.


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[DE] Apple: “It just works” reicht nicht mehr – Wo bleibt die Innovation?

23. Dezember 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich bin ein Apple-Fan. Seit nunmehr einigen Jahren nutze ich ein MacBook auf der Arbeit. Zuerst war es ein “Own Device”. Jetzt gibt es MacBooks auch als möglichen Standardrechner bei der IBM. Und was mich zu Beginn fasziniert hat war, dass der Rechner einfach funzte. Ich war Windows XP gewohnt, wo ich beim Hochfahren in Ruhe mir erst einmal einen Kaffee kochen konnte. Auch die anderen Apple-Geräte, die hinzu kamen, überzeugten mich. Zuerst hatte ich mal einen iPod (der es immer noch tut), dann diverse iPhones (iPhone 3, iPhone 4s, iPhone6, jetzt iPhone X, also immer ein Generationssprung dazwischen) und eine Time Capsule für das Backup.

Und wie es Apple sicher gerne sieht, kamen dann Apple TV, iPad und Apple Watch hinzu. Ich warte mehr oder weniger sehnsüchtig auf dem HomePod, liebäugele aktuell mit den schnurlosen EarPods und überlege, ob ich meine privaten Daten statt in der Cloud vielleicht doch besser auf einer neuen TimeCapsule speichern sollte. Nur ein Windows-Rechner – ein Lenovo Yoga 2 – ist verblieben und der nervt mich mit seinen ständigen Updates ungemein. Ich bin happy. “It just works”, wie es Steve Jobs gesagt hat.

Doch unterdessen bröckelt der Glaube an Apple – und das nicht erst seit der ungeheuerliche Nachricht, dass Apple iPhones mit älteren Batterie bewusst heruntergetaktet habe.

Mehr lesen auf „It just works“ – Aber das Vertrauen in Apple bröckelt: Wo bleibt die Innovation? –  CIO Kurator 


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[DE] Knowledge Management: Herausforderungen sind weiter gleich, künstliche Intelligenz als Chance?

22. Dezember 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Und ewig grüßt das Murmeltier, wenn man sich dem Thema Knowledge Management nähert. Das Thema beschäftigt uns seit Jahrzehnten und wir sind aus meiner Wahrnehmung nicht so wirklich weitergekommen. Auf CIOKurator habe ich den Beitrag des ehemaligen IBM CTO Kristof Klöckner aufgegriffen und kommentiert:

Diese Woche haben wir hier schon über das Thema Suche beziehungsweise effizientes Finden von Informationen, die sich in verschiedenen Systemen und Informationssilos befinden, berichtet – eine Thematik die meist mehr schlecht als recht gelöst und wenig sexy ist. Und nun komme ich noch mit einem anderen Dauerbrenner, der uns schon und noch immer beschäftigt: Knowledge Management oder deutsch Wissensmanagement. Kristof Klöckner, ehemaliger CTO and General Manager, Technology, Innovation & Automation bei den IBM Global Technology Services, widmet sich auf Forbes dem Thema.
Die grundlegenden Herausforderungen haben sich nicht geändert, wie Klöckner feststellt

via Künstliche Intelligenz als Hoffnung für erfolgreiches Knowledge Management? –  CIO Kurator 


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[DE] Endlich finden statt suchen – Ungehobener Schatz Suche in und für Unternehmen

21. Dezember 2017 Posted by Stefan Pfeiffer

Wir schreiben und diskutieren viel und kontrovers über den neuen digitalen Arbeitsplatz, den Digital Workplace. Welche Tools sind die richtigen? Wie sollte die Akzeptanz gesteigert werden? Auch die Diskussion rund um Büro versus Heimarbeitsplatz gehört dazu. Dabei vernachlässigen wir aus meiner Sicht einen scheinbar banalen, aber extrem wichtigen Punkt, eine entscheidende Technologie: eine Google-ähnliche einfache, leistungsfähige und zuverlässige Such-, besser Finden-Funktion:

Users expect search to produce good quality results and a Google-like search experience in the enterprise. However, according to McKinsey, they spend almost 20 percent of their time searching for information. Searchable records as a result of the right enterprise search strategy can reduce time spent looking for information by about a third.

via Digital Workplace Success Relies on Strong Search

spricht in einem Beitrag von „Corporate Amnesia“, von Unternehmensamnesie und den damit verbundenen Verlusten – und hebt dabei sehr stark auf Mitarbeiter ab, die das Unternehmen verlassen und deren Wissen verloren geht. Das ist nur ein Aspekt. Wie viele existierende Informationen finden wir heutzutage nicht trotz vermeintlich moderner Werkzeuge?

Sicher, das Thema ist technologisch nicht banal. Eine Suche im Intranet mag noch realisierbar sein. Sobald aber auch die viel zitierten Legacy-Systeme hinzukommen, sobald Sicherheits- und Zugriffsrechte wird es komplex. Wenn man dann noch von fortschrittlicheren Funktionen träumt, wie beispielsweise nicht nur den eigentlichen Suchbegriff, sondern den Kontext anzuzeigen, steigert sich nochmals die Komplexität. Und natürlich oder leider ist Suche ein alt bekanntes Thema und technologisch nicht en vogue. Da beschäftigt man sich lieber mit Blockchain, Internet of Things und anderen (auch wichtigen) Themen.

Dabei läge in einer effizienteren Suche durchaus ein großes Potential, wie die McKinsey-Zahlen oben verdeutlichen. Bleibt für mich die Frage, ob kognitive Funktionen und Systeme der künstlichen Intelligenz beim besseren Finden relevanter Informationen im richtigen Kontext und Moment helfen werden. Das Versprechen ist da, alleine es fehlt meist noch die Umsetzung.

(Der Beitrag ist zuerst auf dem CIOKurator erschienen.)


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