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Ein Jahr IBM Livestudio Magazin: Vom #WirVsVirus- Hackthon zum Gutenbot der Universitätsmedizin Mainz

16. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich hatte am gestrigen 15. Dezember die Freude, mit Dr. Christian Elsner, dem CFO der Universitätsmedizin Mainz, und meinem IBM-Kollegen Thorsten Gau über die digitalen Lösungen zu sprechen, die man zusammen unterdessen implementiert hat. Lösungen, die gerade in den jetzigen Zeiten von Covid-19 besonders relevant sind, vom Chatbot bis zur organisatorischen Unterstützung eines Covid-Testzentrums. Hier unser Gespräch:

Gutenbot beantwortet am Telefon oder im Chat Fragen zu Covid-19

Das beginnt mit dem Gutenbot, einem Chatbot, der Fragen zu COVID19 am Telefon oder online im Chat beantwortet. Der Bot ist ein Ergebnis des #WirVsVirus-Hackathon, über den ich in meinem ersten IBM Livestudio Magazin zu der Pandemie berichtet hatte. Der Bot wurde dort in 3 Tagen entwickelt und live geschaltet. Danach hat ihn das Fachpersonal der Unimedizin trainiert, mit den richtigen und wichtigen Antworten „gefüttert“, so dass in 8 Wochen ein ausgerieftes System verfügbar war, das unterdessen schon von mehr als 50.000 Nutzeranfragen bearbeitet hat. Jeder kann den Gutenbot hier auf der Webseite der Unimedizin ausprobieren.

Vom mobilen Check-In in die Klinik bis zur organisatorischen Unterstützung des Covid-19 Testzentrums

Ich war selbst Patient der Universitätsmedizin Mainz und erinnere mich noch daran, wie ich die Formulare zur stationären Aufnahme vor Ort in Mainz in der Klinik ausfüllen musste. Auch dort haben Christian Elsner und sein Team angesetzt. Ziel ist es ein zumindest weitgehendes mobiles Check-In in der Klinik zu ermöglichen. Eigentlich für die Pflegeanamnese entwickelt, wurde die App für die Anforderungen von Covid-19 umgebaut.  Nun bietet sie einen Covid-Fragebogen als mobile App, dessen Ergebnisse dann im IT-System eingespeichert werden. Mit der Open-Source-App können Daten über alle Kliniken hinweg erhoben werden.

Darüber hinaus ist mit GCS /Kompass eine App entwickelt worden, die für Studien zu COVID-19 genutzt wird. In der Gutenberg COVID-19 Studie werden bevölkerungsbasierte Daten im Raum Mainz-Bingen zur Verbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen und zur COVID-19-Erkrankung erhoben

Und wir haben über die Testzentrum-App für COVID-19 gesprochen. Mit dieser App lässt sich die „Test-Logistik“ abwickeln, beispielsweise die Terminvergabe. Positive Tests sollen jetzt – wenn die Patienten einwilligen – direkt an die Covid-Warn-App weitergegeben werden können. Die App funktioniert dabei sehr einfach, und hat so nur eine niedrige Zugangsschwelle.

Hybride Cloud als Betriebsmodell – Datenschutz nach DSGVO als Eckpfeiler

All diese Lösungen laufen in der IBM Cloud und man hat natürlich größten Wert auf Datenschutz (Stichwort DSGVO) gelegt. Thorsten Gau hat in dem Gespräch auch sehr plastisch dargestellt, wie wichtig hier die Fähigkeiten einer hybriden Cloud ist, in der die Betreiber entscheiden können, wo welche Lösung und welche Daten gehalten werden, in der Public Cloud oder in der privaten Cloud im Rechenzentrum der Klinik.

Auch im Gesundheitswesen (und der öffentlichen Verwaltung) können schnell IT-Lösungen umgesetzt werden …

Jenseits der notwendigen technischen Fragen ist mir vor allem eine Aussage von Christian Elsner im Gedächtnis geblieben. Er betont, wie wichtig das gemeinsame, agile Arbeiten an diesen Lösungen war und ist. Die Hackathons – er hat auch schon #WirvsVirus seit 2017 entsprechende Events organisiert – haben hier als Katalysator und Motivator gewirkt, aus denen dann besagte (und noch weitere) Lösungen entstanden sind. Für mich zeigt, dass man durchaus im Gesundheitswesen und in der öffentlichen Verwaltung schnell und effizient umsetzen kann, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen und das richtige Team kollaborativ zusammen arbeiten.

… wenn die Motivation und das Team stimmen (und Unterstützung bekommen)

Ich hoffe, dass ich im kommenden Jahr Christian Elsner und Thorsten Gau zu weiteren Lösungen befragen darf. Beispielsweise ist auch eine sichere Messenger-Lösung in Arbeit. Die gemeinsam erarbeiteten Apps sind übrigens nicht nur an der Universitätsmedizin Mainz im Einsatz. Sie werden auch von weiteren Kliniken genutzt und Christian Elsner und Thorsten Gau freuen sich über jeden Kontakt, der Interesse an einer Zusammenarbeit hat.

IBM Livestudio Magazin: Einige Highlights

Das Gespräch mit Christian Elsner und Thorsten Gau hat etwa 30 Minuten gedauert. Wer Interesse hat, einfach rein schauen oder hören. Danach kommt (ab ca. 31:20) dann ein kleiner rund 7 minütiger Zusammenschnitt einiger Highlights und Themen des IBM Livestudio Magazins in 2020. Unter anderem zu sehen sind

  • mein Kollege David Faller zu agiler Projektarbeit,
  • Ulrich Strack von Ritter Sport zu Homeoffice,
  • „Autopapst“ Professor Ferdinand Dudenhöffer zur deutschen Automobilindustrie,
  • Ulrike Meyer von Willenbrock zu künstlicher Intelligenz,
  • FDP-Bundestagsabgeordneter Mario Brandenburg zur Arbeit der KI Enquete-Kommission,
  • Sascha Pallenberg vom Daimler zum Umgang mit Technologien,
  • Lena-Sophie Müller von der Initiative D21 zu Lernplattformen und Digitalisierung an den Schulen,
  • Anna Hupperth von #WirVsVirus zum Hackathon,
  • Ingolf Wittmann dazu, wie Quantum Computing durch ein Gespräch zwischen Angela Merkel und Ginni Rometty nach Deutschland kommt,
  • Kim Dressendörfer zum wichtigen Thema Frauen in der IT und
  • einen kleinen, nicht ganz so ernsten Ausschnitt aus dem „Fußball-Talk“ zwischen IBM CTO Heinz-Joachim Schmitz und mir. Danach kommen noch einige kleine Outtakes von 2020.

Wir hätten natürlich viele, viele weitere Ausschnitte auswählen können. Alle Aufnahmen sind übrigens hier in Magazin-Form oder auch als Einzelgespräch verfügbar. Mir hat trotz der angespannten Situation, in der wir derzeit leben, das Livestudio Magazin sehr viel Spaß gemacht. Ich habe viel gelernt, viele interessante Menschen und Experten kennenlernen dürfen. Und natürlich hoffe ich, dass wir 2021 weitermachen dürfen.

In der Ausgabe vom 15. Dezember hat sich für mich auch in schöner Weise ein Kreis geschlossen. In der ersten Sendung, damals noch komplett alleine im Homeoffice produziert, durfte ich mit Anna Hupperth und meinen Kollegen Max Dargatz und Florian Scheil über den #WirVsVirus-Hackathon sprechen. Das war ein Gänsehautmoment für mich. Der Talk mit Christian Elsner darüber, was unter anderem daraus entstanden ist, rundet für mich das Jahr ab.

An der Stelle möchte ich natürlich bei allen Gästen bedanken, die ins Livestudio gekommen sind. Und lieben Dank auch an das Content Board unter Vorsitz von Markus Lyschik, an die Kolleginnen und Kollegen, die mit mir zusammen die Themen festlegen und die Interviewpartner identifizieren. Begonnen hatte ich die Produktion alleine, doch schnell kam auch Unterstützung durch unsere Agenturen hinzu, sonst hätte ich das auch nicht durchgehalten. Und da ist es mir eine Herzensangelegenheit zum Jahresabschluss danke zu sagen an Janine Herbst, Verena Krebs, Yvonne Zirkelbach, Jörg Lenuweit und nicht zuletzt Lars Basche von der Agentur Archetype, die mir beim Skripten, bei den Vorgesprächen und den Interviews geholfen haben. Besonderen Dank auch an Michael Jung und Sönke Dannemann von Live Directors, die seit April die Technik betreuen. 

Hat sehr viel Spaß mit Euch gemacht. Bleibt gesund und bis bald, hoffe ich.

(Stefan Pfeiffer)

Digitalthema bei #9vor9: Salesforce und Slack: Geheiratet ist schnell, aber wird es eine glückliche Ehe?

8. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich habe mich ja hier im Blog schon zur angestrebten Übernahme von Slack durch Salesforce geäußert, doch mussten wir das Thema dann doch nochmals heute bei #9vor9 entsprechend aufgreifen. Lars hat insbesondere die US-Techpresse beobachtet, die sehr stark auf die Konkurrenz Microsoft und Salesforce abheben und als Motivation für Slack die Chance sehen, endlich von Unternehmenskunden wahrgenommen zu werden. Ob es dann wirklich „Hochzeit im Himmel“ kommen wird (Zitat Salesforce-Chef Marc Benioff) oder besser zu einer funktionierenden Ehe wird man erst sehen müssen. Geheiratet ist ja mal schnell, aber zusammen glücklich leben und – um im Bild zu bleiben – sich zu vermehren eine andere Frage.

Ich bin heute früh in meinem Posteingang auf eine Beitrag auf Welt unter Überschrift „Microsoft vs. Slack – die große Niederlage der kleinen Klugen“ gestoßen. Der Bericht geht in Richtung dessen, was auch ich schon hier im Blog geschrieben habe. Die Großen machen die innovativen Kleinen platt, sobald diese gefährlich werden, entweder dadurch, dass sie selbst entsprechende Produkte auf den Markt werfen oder aber die Kleinen kaufen:

Denn Microsoft konnte im Kampf gegen Slack zu einem alten Trick greifen: Der Bündelung von Software, der Trick, der einst schon dem Internet Explorer zum Sieg über Netscape verhalf. Teams wurde einfach zu einem Teil des Software-Pakets Office 365 gemacht, für das Zehntausende Firmen bereits Abonnements abgeschlossen haben.

Prompt sahen diese potenziellen Kunden keinen Anlass mehr, noch zusätzlich an Slack zu zahlen.

Microsoft vs. Slack – die große Niederlage der kleinen Klugen – WELT

Die Autoren nennen in ihrem Beitrag nicht nur Microsoft, sondern zählen auch andere Übernahmen auf. Erwähnenswert aus meiner Sicht ist noch, dass es Google – dem jenseits von Open Source einzig verbliebenen halbwegs ernsthaften Office-Konkurrenten – nie gelungen ist, sich wirklich im Messenger- und Videokonferenzmarkt zu etablieren. Und in puncto Open Source bleibt die schon erwähnte Krux, dass sich kein wirkliches Konsortium hinter eine solche Plattform stellt und diese gerade betreibt. Schade.

Noch zwei Randnotizen von meiner Seite: Im Feuilleton der FAZ bin ich auf einen Beitrag von Niklas Maak gestoßen, der fordert Rechenzentren in die Innenstädte zu holen und sie so visibler für die Bevölkerung zu machen. Er fordert, die Rechenzentren in die Städte zu holen:

Auch als symbolischer Kulturort wäre eine solche sichtbare, zentrale Serverfarm wichtig. Statt die Bürger mit noch einem halbmilliardenteuren Museumsrenommierbau oder noch einem nostalgischen Schlossimitat ruhigzustellen, wäre es die Aufgabe des Staats, etwas Neues zu bauen, das all die unverständlichen, aber das Leben mehr als alles andere prägenden Technologien sichtbar und verständlich macht: einen Hybrid aus Data Center, Bibliothek und Museum der Zukunft, eine neue Bildungseinrichtung, in der Schüler, aber eben auch Politiker lernen können, wer die Chips für Künstliche Intelligenz, die Plattformen, die Cloud und die Algorithmen kontrolliert, wie wir analysiert, vorausberechnet und überwacht werden, was Hoheit über die eigenen Daten eigentlich bedeutet, was passiert, wenn man sie verliert, wie man sie zurückerlangt und welche neuen Formen partizipativer Demokratie dann möglich wären.

Serverfarmen: Holt die Rechner ins Zentrum der Stadt!

Ein teilweise überspitzter, aber interessanter Beitrag. Die Idee halte ich im Grunde für eine sehr gute. Und fast daran anschließend: In einem Wilsberg-Krimi wurde am 27.11.2020 das Thema Fake News und Cyber Mobbing behandelt, zwar etwas grob gebürstet, aber immerhin. Und die Auseinandersetzung mit dem Thema ist ja auch wichtig. Schließlich hat Lars noch das Thema, dass ich die verschiedenen sozialen Plattformen immer mehr ähneln, auf die Tagesordnung gebracht, aber das soll in einer gesonderten Sendung tiefer behandelt werden.

Wir – Lars und ich – wünschen eine gute Woche. Bleibt gesund.

(Stefan Pfeiffer)

P.S. Und hier noch der Beweis, was Lars alles gelesen hat und wie exzellent er auf die heutige Sendung vorbereitet war:

Hier noch ein paar Links, die ich hatte bei der Slack/Salesforce Geschichte:

Künstliche Intelligenz in die Breite bringen, Datenräume und mehr – Gespräch mit Andrea Martin & Mario Brandenburg von der Enquete-Kommission

3. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Diesen Dienstag waren die Ergebnisse der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ des Deutschen Bundestages Thema im IBM Livestudio Magazin, das ich jeden Dienstag moderiere. Zu Gast waren zwei Mitglieder der Kommission, der FDP -Bundestagsabgeordnete Mario Brandenburg und Andrea Martin, die „Chefin“ des IBM Watson Centers in München.

Ich publiziere das Gespräch hier nochmals, weil aus meiner Sicht viele interessante Aspekte behandelt werden. Zuerst einmal hat es gar nichts mit KI zu tun, sondern Andrea und Mario plaudern aus dem Nähkästchen und berichten, wie eine solche Kommission arbeitet. Auch das finde höchst interessant.

Danach tauchen wir dann in die Thematik ab und sprechen beispielsweise über den möglichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen, eine Arbeitsgruppe in der Andrea mit gearbeitet hat (und ein Thema, das mich ganz besonders bewegt). Natürlich geht es dabei auch um die sensible Frage des Datenschutzes und der möglichen Freigabe von Daten in der Therapie zum Beispiel als Assistenzsystem für den Arzt, aber auch in der Forschung. Ohne Daten, ohne Datenspende kein Forschung, aber natürlich müssen diese Daten geschützt, anonymisiert, pseudonymisiert werden. Die Corona Datenspende-App des RKI ist ein solches Beispiel, das viel zu wenig bekannt ist.

An diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig die Diskussion um Datennutzung und europäische Datenräume ist und das sicher nicht nur im Gesundheitswesen Auf dem Digitalgipfel wurde ja auch diese Woche beispielsweise über den Datenraum Mobilität gesprochen, ein Thema, mit dem sich Mario Brandenburg besonders auseinandersetzt. Deutsche Unternehmen wie BMW, Bosch, SAP und die Deutsche Telekom wollen künftig Daten austauschen, um die Produktion von Autos schneller und günstiger zu machen. Die europäische GAIA-X-Initiative spielt natürlich bei solchen Diskussionen eine Rolle, ist potentiell Host solcher Datenräume.

In der Diskussion rund um Datenräume, Datennutzung und auch GAIA-X sind wir ganz sicher noch nicht am Ende und das könnte und sollte auch nochmals Thema im Livestudio oder auch bei #9vor9 sein.

Erwähnen möchte ich auch die Schlussbemerkung von Mario Brandenburg, dass die Ergebnisse der Enquete-Kommission besser bekannt gemacht werden müsste, um die Diskussion um den Einsatz von KI voran zu treiben. Dafür wurden wohl leider keine Mittel und kein Programm vorgesehen. Schade, denn 800 Seiten werden sich nur sehr wenige durchlesen (und auch ich habe mir dann doch verkniffen, die 800 Seiten in der Sendung vorzulesen). Ein einfachere Präsentation der Ergebnisse, eine Management Summary und viele andere Kommunikations-, Publikations- und Diskussionsformate wäre jetzt eigentlich angesagt.

Aber vielleicht klappt es wirklich mal nach der Corona-Krise mit einer Sendung aus einem Pfälzer Weinberg, wo wir das Thema bei einer Schorle gemeinsam diskutieren. Das wäre mal ein anderer Sendeort und eine andere Form der Präsentation. Ich drücke die Daumen, dass wir es umsetzen.

(Stefan Pfeiffer)

Salesforce will Slack kaufen: Ändert das die Machtverhältnisse im Office- und Collaboration-Markt?

2. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Nun ist also die Übernahme angekündigt: Salesforce will den Messengerdienst Slack für mehr als 27 Milliarden Dollar übernehmen. Damit schlüpft Slack unter das Dach eines großen und erfolgreichen Softwareriesen, der angesichts der Wahrnehmung der GAFAM*-Konzerne als Anbieter von „nur“ Unternehmens-Software etwas unter dem Radar fliegt, ist aber sehr erfolgreich.

Salesforce als einer groeßn Konkurrenten von SAP hat in den vergangenen Jahren sicher eine Erfolgsgeschichte geschrieben und Cloud sowie SaaS (Software as a Service) geprägt, bevor viele andere auf diesen Zug aufgesprungen sind. Was sich nun Salesforce und Marc Benioff von der Übernahme versprechen, mögen klügere, analytische Köpfe kommentieren.

Slack stand – und steht? – für den „Best-of-breed“-Ansatz. Unternehmen sollen sich die besten Produkte aussuchen und diese kombinieren können. Box-CEO Aaron Levie sieht in dem Kauf eine Bestätigung dieses Konzepts.

Most importantly, this is massive validation of the modern, best-of-breed enterprise software stack. It creates even more choice in the ecosystem for the future of work.

Salesforce, Slack, and the future of work | Box Blog

Diesem Ansatz steht … Microsoft mit alle seiner Macht im Office- und Collaboration-Markt gegenüber. Hier heißt das Konzept alles aus einer Hand, dadurch natürlich eng integriert und vermeintlich kostengünstig. Die meist installierte Office-Suite, de-facto-Standard in der Mehrzahl der Unternehmen, wird um Funktionen erweitert, Kunden werden mit neuen Produkten und Funktionen angefüttert, die dann als weiteres Office-Produkt als Teil einer Suite in Unternehmen Einzug halten.

Es sind nicht immer die funktional besten Produkte, aber sie gibt es erst mal „für umme“ zum Testen und dann quasi automatisch als Erweiterung der Office-Suite. Microsoft Teams – der Slack-Konkurrent – ist das letzte Beispiel. Und schier der Marktmacht, vermeintlichen einfacherem Management wird das Produkt in den Markt gedrückt. Slack hat diese Marktmacht in den vergangenen Jahren spüren müssen. Box, Zoom und andere sind andere „Best-of-breed“-Anbieter, die sich dieser Marktmacht gegenüber sehen.

Werden nun die Karten im Collaboration-Markt neu gemischt? Eher nicht, aber Slack hat mit Salesforce nun eine stärkeres Unternehmen hinter sich. Die Dominanz von Microsoft gerade im Office-Markt bleibt besteht und wird weiter ausgespielt. Das gilt auch für den Schul- und Bildungsbereich frei nach dem Motto, das funktioniert wenigstens und die paar Daten, die da abfließen spielen keine große Geige. Und ja, die Schüler:innen gewöhnen sich an die Produkte und wollen sie vielleicht später auf der Arbeit nutzen wollen. So what?

Was kann man da antworten? Und ich überrasche vielleicht den:die eine:n und andere:n, die mich kennen: Besser eine Schule nutzt das Microsoft Office-Ökosystem in diesen Zeiten für den Unterricht und Digitalisierung, als dass sie gar nicht digitalisieren. Die Schande ist, dass es nicht gelingt eine valide, potentiell auf Open-Source-Lösungen basierende Alternative aufzubauen und anzubieten. Eine solche Alternative könnte meiner Ansicht nur durch „die“ deutsche, öffentliche Verwaltung, vielleicht gar die EU gestützt werden. Leider sehe ich das nicht. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. So wird es hier und da kleine gallische Dörfer geben, aber das große römische Reich macht im Office- und Collaboration-Markt alles platt. Schade.

(Stefan Pfeiffer)

* GAFAM = Google (aka Alphabet), Apple, Facebook, Amazon, Microsoft

„Alte“ Beiträge zu Slack & Konsorten:

Nicht nur netzpolitik.org fordert: Black Friday-Käufe bei Amazon ausfallen lassen

27. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Bei Amazon steppen mal wieder die Arbeitnehmer. Verdi ruft zum Streik auf, um endlich einen Tarifvertrag durchzusetzen. Und das vor dem kaufrauschigen Black Friday. Geht Amazon etwa die Düse, wie netzpolitik.org schreibt? Hat man Angst, dass Organisationen wie Fridays for Future oder Greenpeace zum Streik aufrufen. Ach ja, auch sind NachrichtUnd Amazonen durchgesickert, dass Amazon seinen Mitarbeitern nachspioniert. Das hauseigene Global Security Operations Center dokumentiert detailliert, wer streikt – und sucht Nachwuchs mit Geheimdiensterfahrung. Und in den sozialen Medien wird genau ge-monitor-t, welche Amazon-Mitarbeiter:innen sich kritisch äußern. Deshalb fordert netzpolitik.org:

Dann machen wir Amazon doch mal einen Gefallen und tun genau das: Am Besten einfach mal mitstreiken und den Black Friday als Konsument:innen ausfallen lassen. Es gibt noch Alternativen zu Amazon, wir sollten dort besser kaufen, damit wir morgen auch noch Alternativen haben.

bits: Amazon befürchtet Boykott, den kann man ihm schenken

Und was mir (nicht nur, aber gerade) heute extrem negativ aufgefallen ist: Ach so immer superkritisch tuende Geister, promoten gerade jetzt zum Blackfriday Amazon-Angebote. Wegen der paar Cent Provision als Amazon Affiliate? Heute wieder mal im Angebot: Microsoft 365 Family für 50 nur Euro statt 99 Euro. Kaufen! Jetzt! Ich kann nur den Kopf schütteln. Einerseits den Ausstieg aus der Facebook-Welt mit Instagram, WhatsApp und Facebook postulieren, andererseits Amazon unterstützen? Scheint mir etwas inkonsequent und unglaubwürdig.

Zum Black Friday bei Michael Kroker:

Auch in Deutschland spielt der Black Friday seit einige Jahren eine wichtige Rolle, vor allem vorangetrieben durch Marketingaktionen des weltgrößten Internet-Händlers Amazon, der gleich eine ganze „Black-Friday-Woche“ mit Sonderangeboten ausgerufen hat.

Einzelhandel & E-Commerce: Die 20 wichtigsten Fakten zu Black Friday 2020 | Kroker’s Look @ IT

(Stefan Pfeiffer)

Nachtrag: Am gestrigen Abend (26.11.2020) gab es mit Frank und Falk noch eine Diskussion auf Twitter. Wer möchte, kann dort den Schlagabtausch verfolgen:

Die Digitalthemen bei #9vor9: Der Medienstaatsvertrag und Datenschutz rund um die Corona Warn App und das Gesundheitswesen

25. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Unsere Digitalthemen in dieser Sendung: Lars hat den Medienstaatsvertrag auf der Agenda, der – längst überfällig – den alten Rundfunkstaatsvertrag ablöst. Hier wird unter anderem die Verantwortlichkeit von Medien wie etwa Online-Streamingdiensten geregelt. Der Medienstaatsvertrag richtet sich vor allem an so genannte „Medienintermediäre“ wie Facebook oder Google, die Inhalte weiter verbreiten. Die müssen jetzt Inhalte gemäß der geltenden journalistischen Grundsätze auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Geklärt ist nun auch, ob und wann Streamer eine Rundfunklizenz benötigen. Demzufolge brauchen Streams, die der Meinungsbildung dienen und mehr als 20.000 gleichzeitige Nutzer über einen durchschnittlichen Zeitraum von 6 Monaten haben eine Rundfunklizenz. Weitere Details wie die Angabe eines inhaltlich Verantwortlichen oder zur journalistischen Sorgfaltspflicht auf Webseiten findet man hier.

Konkurrenz zum geplanten EU Digital Services Act?

Zur Lektüre empfohlen: Dieser Beitrag von der FAZ, der auf Vorbehalte der EU-Kommission wegen des geplanten Digital Services Act eingeht und den Medienstaatsvertrag als nationalen Alleingang rügt. Auch netzpolitik.org spricht von einer nationalen Extrawurst. Rechtsanwalt Jan Kalbhenn schreibt dagegen im Social Media Watchblog (kostenpflichtig) von einer europa- und weltweiten Vorreiterrolle und auch unser Lars haben den Vertrag eher begrüßt.

„Mein“ Thema der Woche ist einmal mehr Datenschutz, diesmal im Zusammenhang mit der Corona Warn App und der elektronischen Patientenakte. Von vielen Politikern, beispielweise Winfried Kretschmann und Markus Söder, hört man dieser Tage die Forderung, den Datenschutz in und rund um die Corona Warn App aufzuweichen, damit diese einen höheren Wirkungsgrad in der Pandemiebekämpfung erziele. Ein Argumentationsstrang, den man dabei oft hört (und der mich etwas erregt): Bürger:innen gäben ihre Daten ja auch einfach so an Facebook, Google, Amazon und Co. Dann könnten sie diese auch für den quasi guten Zweck der Pandemiebekämpfung zur Verfügung stellen. Ein bisschen einfach diese Pseudoargumentation.

Google und Facebook haben meine Daten – warum nicht auch die Corona Warn App?

Viele Datenschützer halten natürlich dagegen. Der ehemalige Datenschutzbeauftragte Peter Schaar weist darauf hin, wie wichtig das Thema Datenschutz für die Akzeptanz von Corona Warn Apps sei. Hier verzeichne die deutsche Lösung die höchsten Download-Zahlen.

Unterdessen hat auch der aktuelle Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber erneut in diese Kerbe geschlagen. Er schreibt von einer steilen These, die meist nicht belegt sei. Corona-Bekämpfungsmaßnahmen gelängen nur dann, wenn ein ausreichend großer Teil der Bevölkerung sie freiwillig akzeptierten. Datenschutz erzeuge das notwendige Vertrauen in die Maßnahmen.

Apropos Vertrauen: Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat gerade untersucht, was Deutsche, Schweizer und Österreicher daran hindert, die jeweiligen Apps zu installieren. Demzufolge haben 31 Prozent der Deutschen trotz besagten Datenschutzes immer noch genau dort Bedenken. Und 21 Prozent der Befragten fürchten Überwachung. Weitere Details hier auf heise online.

Peter Schaar weist in seinem Beitrag – wie viele andere – auf mögliche und notwendige Erweiterungen der deutschen Corona Warn App wie einer besseren Erkennung von Infektionsclustern und das Versenden entsprechender Warnungen an Nutzer, der tieferen Integration in die Test-Infrastrukturen oder auch der Möglichkeit, freiwillig ein Kontakttagebuch zu führen. Den Vorschlag, einfache Armbänder zu entwickeln, die die Funktionalität der Corona Warn App auch Personen, die kein Smartphone haben. zur Verfügung stellt, finde ich übrigens sehr charmant. Fragt sich nur, wie kurzfristig das ginge.

Ist Datenschutz immer absolut oder kann es Zwischenschritte geben?

Kann und sollte man bei der Corona Warn App eine klare Haltung bezüglich des notwendigen Datenschutzes haben, so stellt sich mir diese Frage beim Thema der elektronischen Patientenakte anders. Die Akte soll ja jetzt zum 1. Januar 2021 für alle gesetzlich Versicherten eingeführt werden. Jedoch haben hier Datenschützer wie Ulrich Kelber Bedenken. Er warnt vor der Version 1.1. der elektronischen Patientenakte, die nicht DSGVO-konform sei. Erst die Version 2.0, die für Anfang 2022 geplant ist, soll dann den notwendigen umfassenden Datenschutz auch für potentiell stigmatisierende Informationen bieten. Im Beitrag von heise online wird gemunkelt, dass der Bundesdatenschutzbeauftragte dier Version 1.1. stoppen könnte.

Und genau hier bin ich gespalten, gerade auch aus meiner Perspektive als Patient, der erlebt hat, wie heute noch immer Informationen zwischen Ärzten und Krankenhäusern ausgetauscht werden: per Fax, Telefon und DVD. Hier sei auch nochmals auf den Podcast des Handelsblattes mit Dr. Jens Baas verwiesen. In #9vor9 habe ich deshalb auch die Frage gestellt, ob man trotz der Bedenken die Pateintenakte genehmigen und nutzen solle mit dem klaren Versprechen, dass zum 1.1.2022 der umfassende Datenschutz realisiert wird. Darf man also die elektronische Patientenakte (ePA) quasi als bundesweiten Feldtest betreiben, wohl wissentlich, dass es noch Schwächen gibt?

Ich möchte eine elektronische Patientenakte, damit ich besser behandelt werde

Ich bin hier bei TK-Chef Jens Baas und dem Gebot, dass ich als Patient:in der Nutzung meiner Daten in der ePA (und darüber hinaus anonymisiert zum Beispiel für Forschung) explizit zustimmen muss. Und ich glaube, dass wir auch beim Datenschutz Zwischenlösungen, auch einmal statt schwarz-weiß einen Hellgrauwert akzeptieren müssen, solange dann weiß gewaschen wird. Oder gibt es nur den absoluten Datenschutz. Anders herum: Datenschutz sollte und darf kein totaler Roadblocker und endloser Verzögerer oder Bremser für Digitalisierung sein. Hier sollten durchaus Zwischenschritte möglich sein, solange das Ziel des sauberen Datenschutzes nicht nur im Visier bleibt, sondern realisiert wird. Hier spielen Datenschützer für mich die wichtige Rolle des Aufpassers, aber eben nicht des Blockierenden. Vielleicht trügt ja auch mein Eindruck, aber im Bereich Gesundheitswesen wünsche ich mir aus ganz persönlichem Interesse als Patient die bessere Nutzung meiner Daten, die mir gehören, damit ich besser behandelt werde.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

Reingehört in Handelblatt Disrupt mit TK-Chef Jens Baas: Es ändert sich im Gesundheitswesen so wenig, weil zu viele Leute zu gut mit dem alten System leben

20. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine neue Hörempfehlung: der Handelsblatt Disrupt Podcast mit dem Chef der Techniker Krankenkasse Dr. Jens Baas im Gespräch mit Sebastian Matthes vom Handelsblatt. Jens Baas kenne ich aus dem IBM Livestudio. Dort hat er sich 2018 auf der Cebit mit dem damaligen IBM Deutschland-Chef Matthias Hartmann über die elektronische Gesundheitsakte unterhalten, bei der IBM unterstützen durfte. Es geht um die Digitalisierung und den Stand des Gesundheitswesens und der Krankenkassen. Für mich klare, deutliche Aussagen, vom Thema – natürlich – zweite Welle bis hin zu den Gründen, warum es im Gesundheitswesen so langsam mit der Digitalisierung voran geht.

Eine Aussage: Es ändert sich so wenig, weil zu viele Leute zu gut mit dem alten System leben, von den Ärzten über die Kassen bis zu Patientenverbänden und der Pharmaindustrie. Immer wird – oft erfolgreich – versucht, die eigenen Interessen zu schützen. Und gar mancher, der Datenschutz schreit, meint – so Baas – in Wirklichkeit Schutz der eigenen Interessen und damit einhergehend Angst vor Transparenz. Jens Baas bringt viele praktische Beispiele, wirkliche Augenöffner.

Mich beschäftigt das Thema ja schon geraume Zeit und ich möchte als Patient die Möglichkeit, die Chance haben, meine Daten, meine Patientenakte für meine Ärzte frei geben können. Es ist und bleibt für mich unfassbar, dass noch immer viele Informationen per Fax oder auf DVDs ausgetauscht werden, wie ich es selbst erleben musste. Heute noch – so Baas – verbringen viele Ärzte einen großen Teil ihrer Zeit damit, Befunden hinterher zu telefonieren.

Und ja, das Thema Datenschutz muss immer wieder kritisch beleuchtet werden. Gerade hat ja der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber davor gewarnt, dass dass Version 1.1. der elektronischen Patientenakte (ePA), die zum 1.1.2021 eingeführt werden soll, nicht DSGVO-konform sei. Erst mit der für Januar 2022 geplanten Version 2.0 der ePA hätten die Versicherten die volle Hoheit über ihre Daten. Hier kommt es derzeit zu Auseinandersetzungen, deren Ergebnis noch nicht abzusehen ist. Doch stellt sich mir die Frage, ob man nicht hier ein Jahr Überbrückungszeit mit einem zum 11.2022 garantierten Datenschutz akzeptieren könnte, ja sollte?

Baas fordert in dem Podcast eine offene Diskussion, wer Patientendaten wann und wofür nutzen kann. Erst wenn der Patient seine Daten explizit frei gibt, erst dann dürften sie in vereinbartem Umfang genutzt werden. Hier sind wir wieder an dem von mir angesprochenen Punkt. Ich möchte über meine Patientendaten bestimmen, aber ich möchte vor allem überhaupt einmal die Möglichkeit haben, basierend auf meiner bewussten Entscheidung meine Patientendaten und -befunde mit meinen Ärzten vollumfänglich teilen können.

Das Gespräch mit Jens Baas dauert bis ca. 34:41. Eine halbe Stunde, die sich lohnt.

https://handelsblatt-digitaldisrupt.podigee.io/feed/mp3

Unten eingeblendet eine Infografik von der Techniker Krankenkasse, was im quasi „Vorgänger“ einer elektronischen Patientenakte, TK-Safe, der mit Unterstützung der IBM entwickelten elektronischen Gesundheitsakte an Informationen hinterlegt werden kann:

Grafik aus der Presse-Mediathek der TK – Alle Rechte liegen bei der TK

#Reichweitenangst, E-Mobilität und E-Auto – Unser Thema bei #9vor9 – Diesmal mit Sascha Pallenberg

19. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Diese Woche – vor dem Autogipfel – hatten wir Sascha Pallenberg, Head of Digital Transformation beim Daimler, zu Gast bei #9vor9. Als Digitalthemen hätten wir viele Themen wählen können: Homeoffice, Datenschutz und -sicherheit, die Corona-Warn-App und generell das Verhalten rund um Covid-19. Doch auf meinen Wunsch haben wir uns für E-Mobilität und E-Autos entschieden, auch weil bei mir Mitte kommenden Jahres eine Entscheidung ansteht. Der Leasingvertrag meiner Firmenwagen-Reiserennmaschine – Begriff geklaut bei Dahlmann & Gutjahr im T-Online Ladzeit Podcast – läuft aus, so nicht eine Verlängerung angesichts der Corona-Zeit durchgeführt wird. Momentan steht der Wagen ja meist. Hier der Link zu unserem Gespräch* (und dann weitere Gedanken):

Prost, lieber Lars.

Und wir haben dann auch viele Aspekte behandelt: Sascha konnte über die Situation in Taiwan berichten und mich hat dabei beruhigt, dass auch dort nicht alles glänzt. Auch hier gibt es Diskussionen um die Ladesäuleninfrastruktur.

Doch viele wichtiger: Es geht nicht nur um E-Autos. Es geht um einen umfassenderer Begriff von E-Mobilität, der gedacht und geplant werden muss. Dazu zählen das Fahrrad, das E-Bike, vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel und vor allem nach der Pandemie auch wieder Sharing-Modelle. Das sollten wir bei allen Diskussionen nicht aus dem Auge verlieren.

Beim Thema Hybrid-Fahrzeuge bin ich persönlich nicht bei Lars und Sascha. Ich sehe eher kritisch, ob die Elektrooption wirklich so oft genutzt wird. Meine Tendenz geht eher in Richtung reines E-Auto – oder mit Ferdinand Dudenhöffer zu sprechen, nicht Hosenträger und Gürtel, entweder oder. Und das Thema #Reichweitenangst wird sich hoffentlich bald entschärfen, besonders dann, wenn man sich mal sein Fahrverhalten anschaut, beispielsweise mit der entsprechenden EQ-Ready App von Mercedes, die Sascha erwähnt hat. In der Regel fahren die meisten nicht die Langstrecken, sondern Entfernungen die locker mit einem E-Auto zu bewältigen sind. Wenn dann noch daheim eine Wallbox zum Laden vorhanden ist, scheint nicht viele gegen ein E-Auto zu sprechen.

Und auch wenn Sascha schon eine Brockhaus-Sammlung zum Thema neue Batterien und mehr Reichweite hat und das ganze eher süffisant beobachtet: Ich finde die aktuelle Meldung darüber, dass deutsche Fraunhofer-Institute haben gemeinsam mit der The Netherlands Organisation eine Akkutechnologie entwickelt, die weit größere Reichweiten und weit kürzere Ladezeiten erlaubt, durchaus bemerkenswert. Auch das Thema Brennstoffzelle wird behandelt, die derzeit – so Sascha und viele Experten – wohl nur für LKW geeignet ist.

Dieses und noch viel mehr in unserem Video- und Podcast. Und hier auch die versprochenen Show Notes:

  • Meine Hörempfehlung für diejenigen, die sich schlau machen wollen: Der T-Online Ladzeit Podcast von Don Dahlmann und Richard Gutjahr. Hervorragend für den Einstieg geeignet. Der Podcast ist natürlich auch auf allen bekannten Podcast-Plattformen verfügbar.
  • Und hier geht es zu Saschas (und Sarah Yvonne Elssers) neuem Spaßprojekt STBNHCKR, dem Podcast für Home Offices und digitale Transformation. Einfach mal reinhören und Fitness- und Ernährungstipps berücksichtigen!

Und ja, ich werde diesen Freitag den neuen Volkswagen ID.3 mal Probe fahren und bin sehr gespannt. Angeschaut habe ich ihn mir schon einmal vergangene Woche. Lesen kann man derzeit sehr viele darüber, auch gerade in der FAZ, natürlich wieder mit der unausweichlichen Bemerkung zu … Reichweite:

Wer Strecke machen will, fährt vielleicht Tacho 110, setzt den Tempomat, dann reguliert der ID3 schön adaptiv die Geschwindigkeit und schont den Akkuvorrat. Wer so fährt, muss mit rund 20 kWh auf 100 Kilometer rechnen, das bedeutet bei einer 58-kWh-Batterie 250 Kilometer effektive Reichweite. Hoffentlich ist dann eine flinke Ladesäule in der Nähe.

Fahrbericht Elektroauto Volkswagen ID3 1st Plus

Und auch Boris Schmidt muss natürlich auf Schweissnähte und Verarbeitung eingehen. Mal schauen, was mein Eindruck sein wird. So, und hier geht es zum Podcast:

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

* Wir bitten die mangelhafte Tonqualität zu entschuldigen. Skype hat derzeit offensichtlich Echoprobleme in Kombination mit Ecamm. Wir werden wohl kommende Woche auf den neue Interview Mode von Ecamm umsteigen und hoffe, dass dann die Tonprobleme der Vergangenheit angehören.

Homeoffice-Allerlei: Die Weber von heute sind die besser verdienenden Wissensarbeiter, die Heimarbeit verrichten, und kein Privatleben mehr haben?

10. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Es wird mal wieder Zeit für ein Homeofiice-Allerlei, denn natürlich sind wieder viele neue Studien und Berichte erschienen. Der Digitalverband Bitkom, Interessenvertretung von mehr als 2.700 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, hat eine repräsentativen Befragung von mehr als 1.000 Personen in Deutschland durchführen lassen und titelt plakativ, dass 56 Prozent der Befragten dem von Hubertus Heil angestrebte Recht auf Homeoffice kritisch gegenüber stünden. Jedoch gibt es wohl einen Altersunterschied:

Während die Gruppe der 16- bis 29-Jährigen das Vorhaben mit 51 Prozent mehrheitlich begrüßt, überwiegt in den Altersgruppen ab 30 Jahren die Ablehnung mit 58 Prozent. …
… Viele befürchten eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Arbeitnehmern: Für jeden zweiten Befragten (48 Prozent) spricht gegen ein Recht auf Homeoffice die Ungerechtigkeit gegenüber Kollegen, deren Tätigkeit nicht für Homeoffice geeignet ist. Unter den Gegnern des Rechts auf Homeoffice sagen dies sogar 63 Prozent.

Mehrheit gegen Recht auf Homeoffice | Bitkom e.V.

Neue Zwei-Klassen-Gesellschaft?

Zwei-Klassen-Gesellschaft? Das klingt ja schon fast nach einer Neiddebatte, die hier bewusst geschürt wird. Und natürlich wird der Bitkom-Vorsitzende Achim Berg zitiert, dass die Entscheidung über Homeoffice beim Arbeitgeber liegen müsse. Als Interessenverband digitaler Arbeitgeber wundert mich das einerseits nicht, andererseits hätte ich gerade von einem Digitalverband mehr Offenheit und fortschrittliches Denken erwartet. Apropos Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die gibt es sicherlich nicht erst seitdem mehr im Homeoffice gearbeitet wird. Die Diskussion darum wird offensichtlich jetzt bewusst geschürt.

Daheim wird weniger gearbeitet?

Ach ja, noch eine entsprechend Aussage, die in der Pressemitteilung zitiert werden muss: „Jeder Dritte (32 Prozent) meint, Kollegen im Homeoffice würden weniger arbeiten, …“ Da gibt es Studien – und nicht nur Meinungsäußerungen -, die das genau das Gegenteil belegen. Eine Analyse von Atlassian, Anbieter von Kollaborationslösungen, unter Anwender:innen dieser Werkzeuge zeigt, dass quer über alle Länder die Mitarbeiter:innen mehrt arbeiten. In Deutschland – so die Analyse – wird demnach im Schnitt 30 Minuten länger gearbeitet. Man fängt 15 Minuten früher an und hört demnach 14 Minuten später auf.

Deutschen gelingt es besser, die Grenze von Arbeit und Privatleben zu ziehen

Mut macht, dass die Deutschen es wohl im Vergleich zu anderen Ländern besser schaffen Arbeits- und Privatleben voneinander zu trennen:

In Deutschland fällt es den Berufstätigen weniger schwer, die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen, als in den anderen untersuchten europäischen Ländern.

Studie: Homeoffice bedroht Work-Life-Balance, ist aber gut für Frauen | heise online

Frauen seien im und durch Homeoffice selbstbewusster und … wer Karriere machen wolle, sei mehr im Büro, wer sich eher auf die Familie konzentriere, mehr daheim. Meine 2 Cents: Gesichtsmassage und Flurfunk hat wohl noch keiner Karriere geschadet.

Der klassische Büroangestellte ist ein Auslaufmodell

Das Handelsblatt wiederum formuliert sehr pointiert …

Der klassische Büroangestellte, der Tag für Tag zur Arbeit pendelt, ist ein Auslaufmodell; ein Relikt des 20. Jahrhunderts, als noch Kontrolle vor Vertrauen ging und Einzelleistungen vor Kollaboration standen.

Die Pandemie zerstört dieses anachronistische Bild gerade heftiger, als es jede technische Innovation der vergangenen Jahre geschafft hat.

Homeoffice und Corona: Büroangestellte werden zum Auslaufmodell

… weist aber auch auf die Risiken im Bereich Unternehmenskultur und -führung hin. Auch hier wieder Hinweis auf die malochenden Mitarbeiter in der Produktion und die besser verdienenden Wissensarbeiter, die sich dort vielleicht einen faulen Lenz machen? Letztere Bemerkung stammt von mir, nicht vom Handelsblatt.

Mehr oder weniger produktiv?

Die im Homeoffice Arbeitenden selbst sind laut einer vom Handelsblatt in Auftrag gegebenen Befragung gespalten, ob sie dort produktiver oder weniger produktiv sind:

Demnach glauben 39 Prozent, sie seien produktiver, 4 Prozent, sie seien weniger produktiv. Wichtig der Hinweis am Ende des Beitrags, dass Büros nicht verschwinden würden, sondern sich (hoffentlich) mehr zu Begegnungs- und Dialogstätten entwickeln würden.

Sind die im Homeoffice arbeitenden besser Verdienenden nun die Weber des 19. Jahrhunderts?

Historische Vergleich sind beliebt. Auch ich ziehe hier und da solche Vergleiche, Weimarer Republik und Bundesrepublik und was auch immer. Als jemand, der Geschichte studiert hat, greife ich natürlich gerne auf historische Erfahrungen zurück. Doch manchmal hinken diese Vergleiche auch. So im Beitrag von Ralph Bollmann in der FAZ, der die Geschichte(n) erzählt, wie die Weber und andere das Recht erkämpft hätten, eben nicht daheim zu arbeiten.

Auch er schürt wieder die Sozialneid-Debatte von den sozial abgesicherten Wissensarbeitern und davon, dass an Errungenschaften der Moderne aufs Spiele setze:

Die Geschichtsvergessenheit, mit der die Homeoffice-Befürworter von heute entscheidende Errungenschaften der Moderne aufs Spiel setzen, ist bemerkenswert. Die Vorstellung von Freizeit und Privatheit etwa ist durch die Trennung von Wohnen und Arbeiten überhaupt erst entstanden. Dasselbe gilt für den geregelten Achtstundentag und die gewerkschaftliche Organisation, die in den meisten historischen Fällen an eine gemeinsame Betriebsstätte gebunden war.

Als das Ende der Heimarbeit erkämpft wurde

Hier wird einfach mal so über eine Kamm geschert, die Zeit der Industrialisierung mit dem heutigen digitalen Zeitalter gleichgesetzt, die soziale Unsicherheit vor den Reformen des 19. Jahrhunderts mit einem Sozialstaat von heute in einen Topf geworfen. Folgt man dem Artikel, so sieht man uns alle in das Elend und die Armut der damaligen Zeit zurückfallen. Das Ende des Privatlebens wird quasi postuliert.

Lebensumstände und Gesetzgebung von heute sind nicht mit dem 19. Jahrhundert vergleichbar

Und natürlich werden geschätzte Historiker von Wehler bis Kocka herangezogen. Aber nochmals: Heimarbeit im 19. Jahrhundert, die Weber von damals sind nicht mit den Heimarbeitern von heute vergleichbar. Das sind ja eh – folgt man andererseits Bollmann – die Besserverdiener. Lebensumstände und Gesetzgebung von heute sind nicht mit dem 19. Jahrhundert vergleichbar. Für mich ist dieser Beitrag ein Zeichen, wie man historische Vergleiche nicht durchführen sollte. Und natürlich kein Wort über Pendlerzeiten, Umweltschutz, Chancen und Risiken in der Kinderbetreuung. Differenziert betrachten geht anders.

Und von den Gegnern des Homeoffice wird natürlich auch die Rückkehr der Stechuhr, der Arbeitszeiterfassung postuliert. Es werde zu einer verschärfte Pflicht zur Aufzeichnung der täglichen Arbeitszeit kommen, nicht nur während der Arbeit daheim, sondern auch im Büro. Genau dazu führe der Heil’sche Gesetzentwurf.

Freies Wirtschaften, freie Unternehmen, aber keine freie Wahl des Arbeitsortes

Es ist schon sehr auffallend, wie diejenigen, die für sich unternehmerische Freiheiten und liberales Wirtschaften postulieren, genau diese Rechte denjenigen, die freiwillig Homeoffice machen wollen, genau dieses Recht, die eigene Arbeit, den eigenen Arbeitsort selbst zu bestimmen, nicht zugestehen. Es geht hier auch um Freiheit und es gibt meiner Wahrnehmung genug Arbeitende, die weiter im Büro arbeiten wollen. Es gibt aber auch sehr viele Arbeitnehmer:innen, die mehr ins Homeoffice wollen. Und mir scheint, die Mehrheit will mehr Flexibilität, ein hybrides Modell von Büro und Homeoffice, das eben genau dem 21. Jahrhundert, dem digitalen Zeitalter entspräche. Genau dieses Modell gilt es konstruktiv zu entwickeln, statt mit falschen Vergleichen zu arbeiten und Futterneiddebatten zu schüren.

(Stefan Pfeiffer)

Das verwendete Bild stammt von der Webseite des Schauspiels Stuttgart zu deren Aufführung von „Die Weber“

Robuste, überlebensfähige Unternehmen digitalisieren – Unser Gespräch mit Peter Collenbusch zum Bitkom Digital Office Index bei #9vor9

3. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute – am 3. November 2020 – war Peter Collenbusch zu Gast bei Lars und mir bei #9vor9, den Digitalthemen der Woche. Peter ist Vorsitzender des Kompetenzbereichs „Digital Office“ beim Digitalverband Bitkom und ein Kollege von mir. Anlass der Einladung war der neue Digital Office Index 2020, den der Bitkom vor kurzem veröffentlicht hat.

[Wir bitten die Tonstörungen, das Echo im heutigen #9vor9 zu entschuldigen. Es scheint Probleme mit den Skype-Verbindungen gegeben zu haben. Nach dem ersten Drittel wird der Ton dann besser. Sehr schade und nochmals sorry.]

Wir sind in unserem Gespräch auf einige Aspekte der Befragung und insbesondere auf die Lehren durch und in der aktuellen Pandemie eingegangen. Die Befragung ist ja genau in den Zeitraum nach dem ersten Lockdown gefallen. Die Pandemie hat uns auf bittere Art und Weise gelehrt, wie wichtig es ist, seine Prozesse, seine Arbeit – dort wo es möglich ist – digitalisiert zu haben. Man könnte fast sagen, dass nur Unternehmen und Verwaltungen, die in hohem Maße digitalisiert haben, resiliente, sprich robuste und im Endeffekt überlebensfähige Organisationen sind.

Die Präsenz im Internet, die eigen Website hat durch die Krise eine noch höhere Bedeutung bekommen und wird zu interaktiven Plattform, zur Drehscheibe, in der Kunden:innen oder Bürger:innen mit den jeweiligen Organisation nicht nur in Kontakt treten können, sondern wo sie auch Geschäftsprozesse anstoßen und abwickeln können.

Chatbots können auf dieser Website dann helfen, um Routineabfragen abzufangen und den Sachbearbeitern:innen mehr Zeit für den Service und die Bearbeitung zu geben. Immerhin hat laut Befragung jedes vierte Unternehmen bereits Chatbots im Einsatz. Großes Verbesserungspotential besteht aber noch immer in der Prozessautomatisierung.

Die Pandemie hat auch gezeigt, wie wichtig die Cloud als Backbone, als Basis der Unternehmens-IT ist (und wie wichtig ein gutes Netz – Stichwort Breitbandausbau – aber das war nicht Bestandteil der Studie) ist. Die allseits diskutierten Videokonferenzsysteme wurden und werden heutzutage mehr oder weniger ad hoc in der Cloud gebucht und konsumiert.

In unserem Gespräch haben wir noch einige weitere Ergebnisse der Befragung behandelt: Warum sind die großen Unternehmen die Vorreiter, wo doch kleinere Organisationen eigentlich viel schneller sein könnten? Wie sieht es in der öffentlichen Verwaltung aus?

Ich bin (eigentlich) kein Freund des Wortes „Agile“, da hier nur zu oft die plakative Sau durch das Dorf getrieben werden. Aber im Fall dieser Krise ist der Begriff vielleicht angebracht, denn wie Peter hervorragend herausgearbeitet hat, musste die IT hier schnell und flexibel reagieren. Eine Lehrstunde, wie Projekte heute und künftig abgewickelt werden müssen!

Wer sich weiter informieren möchte, kann hier den Studienbericht herunter laden. Wir – Lars und ich – bedanken uns auf jeden Fall bei Peter für das lebhafte Gespräch. Gerne mal wieder. Zum Abschluss noch diese Grafik, die wir dann zeitlich nicht mehr behandeln konnten:

(Stefan Pfeiffer)

75 Prozent unbekannt: Erst wenn wir wissen, wo Infektionsherde sind, erst dann können wir gezielter steuern und lockern

2. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Gibt es denn noch ein anderes Thema außer Corona? Wohl eher nicht. Und das liegt aus meiner Sicht auch an einer gefährlichen Mixtur von Unvernunft, Dummheit, Ignoranz, Randale, Polizeifeindlichkeit, auf-nichts-verzichten-wollen und ich habe bestimmt das ein oder andere vergessen. Beim Doc habe ich dann gezwitschert – und man verzeihe mir den Typo_ „Ich habe gerade den Eindruck, dass 15 – 20 % der (deutschen) Bevölkerung den Wellenbrecher torpedieren und alle weiter in die braune Masse reiten.

Und es ist eben keine homogene Gruppe, wie man dem Newsletter von Captain Cork (ein Newsletter rund um Wein) entnehmen kann:

„Der Captain flanierte heute durch seinen Kiez (Berlin-Charlottenburg) und traute seinen Augen nicht. Da saßen junge, gut gekleidete Leute dicht an dicht in den engen Lokalen an der trendigen Kantstraße und freuten sich des Lebens. Von wegen bildungsferne Corona-Ignoranten in den Problembezirken. Der Wahnsinn findet mitten im klimabewegten und iphonebewehrten Fortschrittsmilieu statt. Ähnliches berichtet auch mein Mitverkoster, Journalist und Buchautor Rainer Balcerowiak, aus seinem Kiez (Moabit). Ich zitiere aus Rainers Facebook-Post: Die türkischen und arabischen Cafés sind rappelvoll. Abstandsregeln gelten hier wohl nicht, weder drinnen noch draußen. In und vor allem vor den hippen Cafés in den Seitenstraßen sieht es nicht viel besser aus. Und von der seit gestern geltenden Maskenpflicht auf der Turmstraße scheint niemand etwas gehört zu haben.“

💀😷🙈 Irrsinn vor der Sperrstunde 💩😷🙀 – Captain Cork, VINOLetter, 1.11.2020

Und der Wahnsinn und der Hass ist nicht weit weg, eben nicht nur an der Hauptwache in Frankfurt, sondern auch „dahoam“:

In Darmstadt-Eberstadt wurde am Samstagnachmittag ein Polizeiwagen mit Knallkörpern beworfen. … Laut einem Polizeisprecher war gegen 17 Uhr der Einsatzzentrale im Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt gemeldet worden, dass in der Kirchtannensiedlung Böller gezündet würden. Als eine Streifenwagenbesatzung eine Gruppe von etwa 100 Personen über Lautsprecher auf Verstöße gegen die Corona-Verordnung hingewiesen habe, sei der Polizeiwagen mit Böllern beworfen worden.

Mit Unterstützung von weiteren Streifenwagenbesatzungen seien daraufhin 23 überwiegend minderjährige Personen vorläufig festgenommen worden. Bei einer Person fanden die Beamten Knallkörper. Alle Personen wurden nach Feststellung der Identitäten wieder nach Hause entlassen. Die Beamten des Streifenwagens wurden nicht verletzt. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs.

Randale in Frankfurt und Darmstadt | Rhein-Main

Dazu Dirk Roebers:

Mein Gefühl sagt mir, dass wir unsere Chance verspielen, die Welle zu brechen, wir die Zahlen vielleicht durch die Einschränkungen der kommenden 4 Wochen runter bekommen, es aber danach wieder zu einem Swing-back kommen wird. Eine endlose Geschichte, weil es an Disziplin und Einsicht fehlt? Ich kann Künstlerinnen und Künstler verstehen, ich kann Sportlerinnen und Sportler verstehen. Ich verstehe die Existenzängste der Selbständigen und vieler anderer, der Restaurant- und Kneipenbesitzer:innen. Aber ich sehe die Alternative nicht.

Australien scheint die Pandemie durch einen monatelangen Lockdown in den Griff bekommen zu haben. Es steht zu befürchten, dass wir vor uns hin wurschteln und wieder schneller lockern werden. Auch hier gibt es den Kantönligeist genannt Bundesländerli – und Wahlkampfgeist. Wie findet man die Balance zwischen vielleicht berechtigter Kritik an einzelnen Punkten der Einschränkungen und einer andererseits notwendigen Eindämmung der Ansteckungszahlen? Wie verhindert man wieder einen Flickenteppich an Regelungen und zu schnelle Lockerungen?

Nochmals zur Erinnerung:

  1. Wir müssen schauen, dass wir die Intensivstationen und die Krankenhäuser nicht überfordern. Das ist eine der wesentliche Parameter, vielleicht der wichtigste Parameter.
  2. Wir wissen bei 75 Prozent derjenigen, die sich anstecken nicht, wo sie sich anstecken. Wie viele stecken sich wirklich in Restaurants, im Nahverkehr, in Fitnessstudios, in Theater und Kinos oder in Schulen und Kitas an?

Die hohe Dunkelziffer macht es schwierig, gezielt Beschränkungen einzuführen. Genau deshalb gibt es eine Gießkanne von Einschränkungen. Und offensichtlich sind wir in der Nachverfolgung derzeit überfordert. Hier muss einfach durch ein Bündel von Massnahmen von der Corona-Warn-App, die jeder nutzen sollte, bis hin zu einer vernünftigen Digitalisierung der Gesundheitsämter und Praxen eine Menge passieren. Erst wenn wir wissen, wo Infektionsherde sind, erst dann können wir gezielter steuern, finde ich. Dafür scheint bei großen Teilen der Bevölkerung das Verständnis zu fehlen.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von J Garget auf Pixabay

Der Weg zum eGovernment: Mehr Standardprozesse automatisieren und sich um die Bürger:innen kümmern – Talk mit Lena-Sophie Müller von der Initiative D21

28. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Das war gestern ein spannender Livestreaming-Vormittag. Mit Lars habe ich #9vor9 „gemacht“ und eines unserer Themen war die mangelhafte Digitalisierung in Gesundheitsämtern, die Johnny Haeusler exemplarisch aufgrund der Erfahrungen seiner Familie anlässlich einer Corona-Infektion beschrieben hat. Das war quasi eine Steilvorlage für den Talk mit Lena-Sophie Müller, der Geschäftsführerin der Initiative D21, die gerade zum zehnten Mal den eGovernment Monitor 2020 für Deutschland, Österreich und die Schweiz vorgestellt hat. Hier unser Gespräch:

Im IBM Livestudio Magazin sind wir auf die Ergebnisse eingegangen, die auch meine Kollegin Monika Ziegler auszugsweise auf dem IBM Think Digital Summit vom 20. Oktober 2020 vorgestellt hat. Es entwickelte sich ein munteres Gespräch – unterbrochen vom Paketboten, der mir unbedingt etwas ausliefern wollte und trotz Schild, nicht zu klingeln, das dann dreimal tun musste.

Mehr Nutzung eGovernment-Angebote werden genutzt, aber gerade in Deutschland noch viel Potential

Generell ist die Nutzung von eGovernment-Angebote gestiegen, am stärksten in Deutschland von 40 auf 54 Prozent. Allerdings liegen wir Deutschen weiterhin hinter der Schweiz 60 Prozent) und vor allem Österreich 72 Prozent). Und welchen Einfluss hat die Pandemie auf die Nutzung von Services? Ein Schelm, der dabei denkt, dass nun alle online gehen. Zwar sind die Bürger:innen aufgeschlossener, aber Covid-19 hatte so gut wie keine Auswirkungen auf Art und Umfang der aktuellen Nutzung.

Das Bild ist auch laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland zwiegespalten. Demnach haben etwa die Hälfte aller Städte und Gemeinden nach Meinung der Befragten neue digitale Services eingeführt, doch nur etwa jeder Fünfte hat solche Möglichkeiten genutzt. Ob das wirklich eine Umstellung von null auf digital ist?

Und welche Dienste und Services nutzen die Bürger:innen? Es sind wohl vor allem Informationsdienste. Man schaut nach, wann das Amt geöffnet hat, oder lädt sich ein Formular herunter. Es sind wohl nicht wirklich Verwaltungsprozesse, die derzeit über die Webseiten der Verwaltungen abgewickelt werden. Diese müssen erst einmal digital abgebildet, möglichst optimiert werden. Und das muss in einer benutzerfreundlichen Weise geschehen. Die angebotenen Verwaltungsservices müssen sich an der Bedienung eines iPhones oder eines Android-Telefons messen lassen.

Suchmaschinenoptimierung für die Webseiten der öffentlichen Verwaltung

Zusätzlich gilt es natürlich auch, die Angebote generell bekannt zu machen. Viele Dienste seien einfach nicht allgemein bekannt, meinte Lena im Talk. Und sicherlich ein interessanter Punkt: Die öffentliche Verwaltung muss beispielsweise auch Suchmaschinenoptimierung betreiben, damit Bürger:innen die Dienste finden. Meistens wird nämlich einfach danach im Web gesucht.

Doch scheint auch die Bereitschaft der Bürger:innen nicht durchgängig ausgeprägt zu sein. Viele wollen doch Behördengänge beibehalten. Gewohnheit siegt oder wie die Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, Professor Kristina Sinemus es formulierte: Viele Bürger:innen wollen den direkten Kontakt im Rathaus. Doch hier gibt es Unterschiede, so Lena – , fünf idealtypische verschiedene Nutzer:innen-Typen, die im eGovernment Monitor auch beschrieben werden.

Standardprozesse automatisieren – und dann mehr für die Bürger:innen da sein

Ein Umdenken ist auf jeden Fall angebracht. Mehr Prozesse digitalisieren und automatisieren, um dadurch mehr Zeit für die Bürger zu haben, denn es scheint zumindest nach Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom so zu sein, dass analoge Behördengänge viel Zeit kosten:

Zweieinhalb Stunden pro Behördenbesuch. Das kann sicher oft schneller und effizienter gehen und man nähert sich dem Bild, das Professor Sinemus in der Diskussion auf dem Think Summit skizziert hat: Statt Laufmappen abzuhaken sitzt im Rathaus ein:e Sachbearbeiter:in, der:die sich direkt Auge in Auge um die Fragen der Bürger:innen kümmert. Mit einem solchen Bild, digitale Prozesse auf der einen Seite, Bürgernähe auf der anderen Seite könnte ich mich durchaus anfreunden. Routineprozesse automatisieren und bei wichtigen Fragen wie Kinderbetreuung oder Pflege, wo persönliche Ansprache gefragt ist, direkt helfen. Einig waren sich Lena und ich dabei, dass es hier aber noch viel zu tun gibt, muss oft mehr Geschwindigkeit aufgenommen werden.

Professor Sinemus: Open Source und Kooperation als Prinzip von digitaler Verwaltung

Professor Sinemus plädierte auf dem Think Summit auch für einen breiteren Open Source-Gedanken. Man solle nicht nur an die technischen Schnittstellen denken, sondern generell ein System der Schnittstellen, der Kooperation miteinander entwickeln und pflegen, Methoden wie Design Thinking einsetzen. Mehr Anwendungen, mehr Wissen miteinander über die Grenzen der Bundesländer miteinander teilen, standardisieren, so wie es im auf Onlinezugangsgesetz (OZG) vorgesehen ist. Und das in Kooperation mit der Wirtschaft.

IBM Chef Gregor Pillen: Locked-In-Situationen vermeiden

Doch was kann die Wirtschaft, die Industrie leisten? IBM Chef Gregor Pillen betont die Notwendigkeit offener Plattformen, das Vermeiden von Locked-In-Situationen, damit kein Land, keine Gemeinde eine Lösung aufbaue, aus der sie nicht mehr heraus komme oder in der sie möglicherweise die Souveränität über ihre Daten nicht mehr im Griff habe. Schon lange unterstütze IBM Open Source und mit Kauf von Red Hat hat dies im Unternehmen noch größere Bedeutung bekommen. Insbesondere mit Red Hat Open Shift pusht man eine Containerplattform für hybride und Multicloud-Umgebungen, die dabei helfen soll, beschriebene Locked-In-Szenarien zu vermeiden.

Offene, kooperative Plattformen sind gerade auch für die öffentliche Verwaltung wichtig. Da waren sich alle Teilnehmer der Diskussion auf dem Think Summit einig und die Bundestagsabgeordnete Nadine Schön nannte das Beispiel Bildung, wo auch noch ein weiter Weg zu gehen sei. Hier macht es unser föderales System oftmals schwer, sich auf bundesländer-übergreifende Lösungen und Standards zu einigen und diese zu leben. Dies zeige sich gerade jetzt in der Pandemie. Lerninhalte und -angebote dürften nicht an Ländergrenzen enden.

Besonderer digitaler Handlungsbedarf in der Bildung

Doch ist das Thema Bildung und Digitalisierung sicher nicht nur eine Frage der Plattform, von möglichst interoperablen Schul-Clouds. Hier kommen sicher viele Aspekte hinzu, wie sie Lena dann auch ausgeführt hat. Das reicht von der Ausstattung von Schulen und Lehrer:innen über die digitalen Kenntnisse der Lehrer:innen bis hin zur Internet-Anbindung der Schüler:innen. Corona habe wie ein Brennglas die Defizite sichtbar gemacht, eigentlich für ein Industrieland wie Deutschland. Eine Professionalisierung sei gerade in diesem Bereich notwendig und hier könne man durchaus von der Wirtschaft lernen. Dieser Themenkomplex ist sicherlich eine eigenständige, tiefer gehende Diskussion wert.

Es sind noch einige Themen, die ich gerne mit Lena besprochen hätte, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir planen eine Fortsetzung des Gesprächs und werden das dann auch rechtzeitig bekannt geben. Herzlichen Dank an Lena-Sophie Müller. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich auf unsere nächste Runde, in hoffentlich naher Zukunft.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Andreas Lischka auf Pixabay

Digitalthemen bei #9vor9: US-Justizminiserium versus Google – Und die Corona-Warn-App hilft doch (hier und da)

27. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Und heute waren wir erstmals mit #9vor9 gleichzeitig live auf LinkedIn, auf YouTube und Twitter. Geht doch, selbst für einen Nicht-Techniker wie mich. Aber viel wichtiger. Was waren denn unsere Digitalthemen der Woche? Lars hat die Kartellklage des US-Justizministeriums gegen Google auf der Agenda. Die Juristen werfen Google vor, wettbewerbsfeindlich zu agieren, um sein Monopol in der Internetsuche und die sprudelnden Anzeigen- und Werbeeinnahmen abzusichern.

Google-Suche: Einfach zu gut?

Google argumentiert, man sei einfach so gut und komfortabel. Die Benutzer:innen würden deshalb die Suchmaschine nutzen. Unternehmen wie Mozilla mit den Browser Firefox nehmen dann auch gerne die rund 500 Millionen US-Dollar, auch um die eigenen wirtschaftlichen Probleme zu bewältigen. Aber auch Apple hält gerne die Hand dafür auf, dass Google als Standard auf den iPhones und iPads eingestellt ist. Das soll sich Google zwischen 8 und 12 Millarden US-Dollar kosten lassen, denn wer verändert schon diese Voreinstellungen?

Die Datenmacht von Google und Konsorten wächst

Und die Datenmacht von Google wächst auch deshalb immer weiter, ein Thema, dem sich Viktor Mayer-Schönberger und Thomas Ramge nicht nur in ihrem Kommentar in der Wiener Zeitung widmen. Das führt dann auch zu meinem Digitalthema der Woche:

Die Apps sollen einerseits Menschen informieren, wenn sie mit einem Infizierten Kontakt hatten. Eine Reihe von Staaten möchte aber auch in anonymisierter Form über die Tracing-App Informationen über die regionale Infektionsdynamik bekommen, um viel zielgenauere örtlich und zeitlich begrenzte Maßnahmen zu wählen.

Schumpeters Albtraum – Wiener Zeitung Online

Apple und Google haben die Macht auch über Corona-relevante Daten, Macht über Bewegungsdaten der Nutzer:innen. Und sie geben diese Daten nicht in anonymisierter Form an die europäischen Regierungen und Forschungsinstitutionen heraus, so der Kommentar. Google und Apple pochen – Ihr lest richtig – auf Datenschutz. Genau diese Daten brauche man aber, in diesem Fall zur Bekämpfung der Pandemie. Generell braucht man die anonymisierten Daten, um als Europa wettbewerbs- und innovationsfähig zu sein, so auch die Thesen von Mayer-Schönberger und Ramge in ihrem neuen Buch Machtmaschinen.

[Und ich verlinke hier bewusst nicht zu Amazon. Man kann das Buch auch heutzutage bei seiner Buchhandlung bestellen.]

Johnnnys Sohn hat die Corona-Warn-App geholfen

Ich hatte aber das Thema Corona-Warn-App und Digitalisierung der Verwaltung heute auf der Agenda, weil mich der Beitrag von Johnny Haeusler über die zwei Wochen seiner Familie in Corona-Quarantäne beeindruckt hat. Im Beitrag werden viele Erfahrungen geteilt und Johnny fordert dazu auf, die App zu nutzen, denn …

Ich kann es nicht oft genug betonen: Unser Sohn war völlig symptomfrei. Er hat sich keinen Moment unwohl gefühlt und wäre also nicht auf die Idee gekommen, sich infiziert zu haben. Hat er aber. Allein durch die Warnung in der App hat er auf einen Test bestanden, der dann positiv ausfiel. Hätte ihn die App nicht gewarnt, hätte er keinen Test machen lassen und sich nicht in Quarantäne begeben. Er hätte daher möglicherweise mehr Leute angesteckt.

Die App ist nicht perfekt und könnte noch viele Verbesserungen vertragen, aber korrekt und vor allem von möglichst vielen Menschen benutzt, kann sie enorm hilfreich sein. Bitte benutzt sie.

Erkenntnisse aus zwei Wochen Corona-Quarantäne mit der Familie « SPREEBLICK

Ja, am – laut Söder – „zahnlosen Tiger“ muss weiter entwickelt werden, aber das Beispiel zeigt, dass sie durchaus auch jetzt schon Nutzen bringt, Ansteckungen verhindern kann.

Funktionalität der Corona-Warn-App ausbauen?!

Parallel dazu wird die Diskussion geführt, die Funktionalität der Corona-Warn-App zu erweitern, beispielsweise um ein Kontakttagebuch, das die Nachverfolgung von Kontakten leichter machen soll – ein Problem, mit dem die Gesundheitsämter gerade massiv zu kämpfen haben. Politiker wie Karl Lauterbach fordern, dass es den Nutzer:innen möglich sein solle, weitere Daten freizugeben, um potentiell Infizierte finden und warnen zu können. Was für Daten können das ein? Bewegungsdaten, die momentan nicht übermittelt werden dürfen. Die Diskussion wird sicher weiter gehen.

Pandemiebekämpfung mit Faxlisten und Papier

Zurück zu Johnny Haeussler und seinen Erfahrungen. Neben alle praktischen Tipps fand ich natürlich den Paragraphen zur mangelhaften Digitalisierung in den Gesundheitsämtern erschreckend.

Laut Aussage einer Mitarbeiterin müssen auf dem Gesundheitsamt Berge von Papierlisten abgearbeitet werden, es werden Faxe hin- und hergeschickt und Telefonnummern sind besetzt (oder eben gerade nicht, haha). Der positiv getestete Sohn hat heute, am 22.10., Briefpost vom Gesundheitsamt bekommen mit den Infos zu Quarantäne, in die er sich bis zum 17.10. begeben muss. Also bis fünf Tage vor Erhalt des Briefes. Als der Brief ankam, lag sein Test 14 Tage zurück, das Ergebnis 12 Tage.

Erkenntnisse aus zwei Wochen Corona-Quarantäne mit der Familie « SPREEBLICK

Ganz offensichtlich ist es zumindest in diesem Gesundheitsamt nicht gelungen, in den vergangenen Wochen und Monaten digitaler zu werden. Hat man den etwas ruhigeren Sommer einfach verpennt, auch wenn schon damals vorauszuahnen war, dass die Kontaktverfolgung im Herbst eine große Aufgabe werden könnte? Und ich bin 100 Prozent bei ihm: Hier muss endlich und schnell mehr passieren.

(Stefan Pfeiffer)

Corona bremst auch mal Digitalisierung und wie wichtig Security und Softwarequalität sind und werden – Die Digitalthemen bei #9vor9

20. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Hier nun unsere Digitalthemen der Woche mit Lars Basche und mir: Lars zitiert den „Digital Transformation Index 2020“ von Dell, der kürzlich erneut durchgeführt wurde und führt aus, wie Corona Digitalisierung treibt und bremst. Dabei ist Sicherheit einer der wesentlichen Aspekte und mancher macht privat, mancher als Unternehmen so seine Erfahrungen mit entsprechenden Angriffen.

Security als große, größte (?) Herausforderung der Digitalisierung in Corona-Zeiten?

Die Zahl der Angriffe nimmt zu und auch Unternehmen aus der IT-Branche wie die Software AG sind nicht gefeit, was natürlich in meiner Heimat Darmstadt-Eberstadt – ich wohne maximal 500 Meter von der Software AG weg – zu Diskussionen bei meiner Physiotherapeutin führt. Sicherheit und Datenschutz müssen ganz oben auf der Agenda bleiben, privat und in Unternehmen und wie be- und versprochen verweisen wir auf dieses Booklet mit Security-Checklisten von heise.

Lars hebt noch einen anderen Aspekt ab: Unterdessen haben Unternehmen auch wirtschaftliche Ängste, ja Existenzängste, die die Digitalisierung bremsen:

Aber die Pandemie beschleunigt die Digitalisierung nicht nur: Auf Platz 4 der größten Hindernisse bei der digitalen Transformation stehen wirtschaftliche Gründe – die spielten 2016 und 2018 noch keine Rolle.

Studie: Wie Corona die digitale Transformation beschleunigt – und ausbremst | heise online

Bei mir steht das Thema Softwarequalität im Vordergrund: Die Health-Anwendung meiner Apple Watch Serie 3 tut es nicht mehr korrekt. Ursache sind wohl das neue Betriebssystem watchOS7 (unterdessen schon als 7.0.2 draußen) und iOS14. Doch nicht nur ich beschwere mich, dass meine Daten verloren gegangen sind. Es sind wohl Tausende von Anwendern.

Softwarequalität bei der Apple Watch: Diese Fehler dürfen einfach nicht passieren

Und die von Apple empfohlene Lösung, die Watch zu entkoppeln, Watch und iPhone komplett neu aufzusetzen tut es – zumindest bei mir – nicht wirklich. Sehr frustrierend und sehr bedenklich, wenn man beobachtet, wie Apple ja gerade rund um die Watch auf das Thema Gesundheit abhebt. So geht es auf jeden Fall nicht. Das schafft kein Vertrauen.

Gesundheitsdaten sind zu wichtig – Softwarequalität muss stimmen, sonst geht Vertrauen verloren

Nochmals: Jenseits des persönlichen Ärgers geht es um mehr. Das Thema Gesundheitsdaten ist hochsensibel. Da darf ein solcher Fehler nicht passieren. Da dürfen keine Daten einfach so mal verloren gehen. Und da darf Apple nicht einfach nur schweigen, gerade wenn man sich selbst so positioniert. Ich möchte hier ausdrücklich betonen, dass ich ein Freund der Digitalisierung im Gesundheitswesen bin. Genau deshalb bin ich gerade ziemlich sauer auf Apple.

Softwarequalität spielt allenthalben eine wichtige Rolle. Im c’t uplink Podcast nehmen die Redakteure die Software des neuen Volkswagen ID.3 aufs Korn und geben einen sehr negatives Urteil ab. VW könne keine Software. Man habe eine nicht fertige Lösung auf den Markt gebracht. Wieder frustrierend für mich, der ich darüber nachdenke, Mitte kommenden Jahres einen ID.3 anzuschaffen.

Softwarequalität und Security waren wichtig und werden immer wichtiger

Quintessenz: Softwarequalität und Security waren wichtig und werden immer wichtiger, da Software in alle Lebensbereiche vordringt, in die persönliche Gesundheit, das eigene Heim (Stichwort Smart Home), in Homeoffice oder in persönliche Mobilität. Hier kommen große Herausforderungen auf uns zu, denen wir uns stellen müssen. Unbedingt, mit Qualität und Bedacht.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

* Eigentlich wollten Lars und Stefan heute auf parallel auf LinkedIn, YouTube und Twitter/Periscope senden. Das ging aus technischen Gründen bzw. mangelnder technischer Kompetenz von Stefan in die Hose. Streaming-Gott Gunnar fehlt hat. Aber wir glauben, dass wir den Fehler gefunden haben und kommende Woche dann parallel live sein werden.

(Stefan Pfeiffer)

Reingehört in den t-online Ladezeit – Podcast: „Eigentlich schlägt Elektro heute schon jeden Verbrenner“

16. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Und wieder in einen (für mich) neuen Podcast reingehört und eine Hörempfehlung aussprechend: t-online Ladezeit mit Don Dahlmann und Richard Gutjahr erscheint wöchentlich in einer Länge um die 20 Minuten. Wer sich wie ich gerade für das Thema E-Auto und Mobilität interessiert, für den ist dieser Podcast nützlich. Gestern – am 14. Oktober – ist gerade die 6. Folge rund um den Kostenvergleich zwischen E-Auto und Verbrenner erschienen.

Ehrlicher Kostenvergleich E-Auto gegen Verbrenner – es gibt einen klaren Sieger t-online Ladezeit

Schonen E-Autos wirklich den eigenen Geldbeutel? Dieser Frage gehen die E-Mobilitätsexperten Don Dahlmann und Richard Gutjahr in dieser Folge des Podcasts „t-online Ladezeit“ nach. Sie schauen ganz genau hin, wenn es um Geld geht: In welchen Bereichen kann man Kosten sparen und in welchen nicht? Wer ist unterm Strich teurer – Verbrenner oder E-Auto? Die beiden Autojournalisten rechnen vor, wie groß die Unterschiede bei Versicherung, Steuern oder Wartung sind und fragen: Wo liegen E-Autos eigentlich bei Wiederverkaufswert und Verbrauch? Dahlmann und Gutjahr schöpfen aus eigenen Erfahrungen, liefern Zahlen und Fakten aus aktuellen Studien und verraten nebenbei, wie viele Teile eigentlich in einem Motor stecken.
  1. Ehrlicher Kostenvergleich E-Auto gegen Verbrenner – es gibt einen klaren Sieger
  2. Ladekarten-Chaos – das ist das größte Ärgernis für E-Autofahrer
  3. Strom tanken – wie man E-Autos günstig oder kostenlos laden kann
  4. Reichweitenangst – kommt man mit einem E-Auto weit genug?
  5. Brauche ich ein E-Auto? Das sind die Vor- und Nachteile

Die beiden dröseln die verschiedenen Kostendimensionen wie Versicherung, Steuern, Wartung oder Verbrauch auf und das Ergebnis wundert nicht wirklich.

Mittlerweile sind Elektro und Verbrenner eigentlich auf Augenhöhe [Anm.: bei den Anschaffungskosten], … Bei der Kfz-Steuer sieht es wirklich so aus, dass Elektro unschlagbar günstig ist, weil es einfach keine Kfz-Steuer bis 2030 gibt. Bei der Versicherung gibt es bei beiden keinen Vor- oder Nachteil: … Der Kraftstoff: ganz klarer Punkt für Elektro. Also, einen knappen Tausender gespart im Jahr bei 15.000 Kilometern Fahrt. Das nimmt man gerne mit. Werkstatt und Wartung, geht ebenfalls an Elektro: 30, 35 Prozent weniger. Und der Wertverlust, haben wir gerade eben festgestellt: Auch die größte Wiederverkaufs-Datenbank Deutschlands sagt, Elektroautos gehen immer noch besser weg. Also man kriegt mehr für sein Geld, für seinen alten, als für einen Verbrenner. Das heißt also, eigentlich schlägt Elektro heute schon jeden Verbrenner.

t-online Ladezeit – Podcast

Und“ Möge der Saft mit euch sein“ als ein schönes elektro-automobiles Schlusswort von Richard. Auf jeden Fall eine Quelle, die ich bei meiner persönlichen Entscheidung und auch für meine Auto-Mobil-Beiträge hier im Blog immer wieder heranziehen werde.

P.S. Nachdem dieser Beitrag schon fertig war, bin ich auf einen Bericht auf heise gestoßen, in dem Leaseplan andere Kosten rechnet:

Einen Elektro-Pkw der Kleinwagen- und der Kompaktklasse zu unterhalten, ist monatlich 10 Euro teurer als der Unterhalt eines Diesels und 26 Euro teurer als der eines Benziners. Das hat der Autoleasing-Spezialist Leaseplan für seinen jüngsten „Car Cost Index“ errechnet.

Elektroautos im Unterhalt fast so günstig wie Benziner und Diesel | heise online

Mal schauen, was Richard und Don dazu meinen

P.P.S. Randbemerkung; Sehr schön, dass der Podcast immer auch als Transkript vorhanden ist (siehe Zitat oben). Kostet leider was auf Podigee (0,10 € pro Minute). Schade, sonst wäre es auch was für unseren #9vor9 Podcast.